William Halse Rivers Rivers

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W. H. R. Rivers

Schule und Studium

William Halse Rivers Rivers (*12. März 1864 Chatham; †4. Juni 1922 Cambridge) war ein begabter Schüler der schon an der Tonbridge School Auszeichnungen in Alten Sprachen und für seine Gesamtleistung erhielt.[1] Er hätte entsprechend einer Familientradition an der Universität von Cambridge studieren sollen, da er aber während seines letzten Schuljahres an Typhus erkrankte, konnte er sich nicht um ein Stipendium bewerben und seine Familie konnte sich das Studium in Cambridge finanziell nicht leisten.[2] So schrieb sich Rivers 1882 an der Universität von London zum Medizinstudium ein und arbeitete am St.Barthälomäus Krankenhaus. Das er sein Studium 1886 im Alter von 22 Jahren abschloss, macht ihn bis heute zum jüngsten Absolventen dieses Studienganges an der Universität von London.[3] Nach seinem Abschluß fuhr Rivers als Schiffsarzt nach Nord-Amerika und Japan.

Ärztliche Arbeit vor dem 1.Weltkrieg

Nach seiner Rückkehr nach England arbeitete Rivers zuerst als Arzt am Krankenhaus in Chichester (1887 - 1889), doch dann ging er zurück an das St.Bartholomäus Krankenhaus in London und zu jener Zeit entwickelte sich sein Intresse für die Psychologie. Er veröffentlichte erste Forschungsarbeiten und wurde Mitglied der Neurological Society of London. Rivers unterbrach seine Tätigkeit in England um nach Deutschland zu reisen, wo er Deutsch lernte und sich in Jena mit experimenteller Psychologie und Philosophie befasste. Rivers gab bereits Vorlesungen an der Universität London in experimenteller Psychology als er 1893 eine ihm angebotene Lehrstelle an der Universität Cambridge annahm.[4] Er bereitete sich darauf mit Arbeit bei Emil Kraepelin in Heidelberg. Rivers besonderes Forschungsinteresse, über das er auch in Cambridge lehren sollte, galt in dieser Zeit den Sinnesorganen; er arbeitete als Forscher besonders an den Teilbereichen: Farbsehen, optische Illusionen, Geräuschreaktionen und Wahrnehmungsprozesse. Rivers muss die Arbeit an der Universiät in Cambridge sehr gereitzt haben, denn nicht nur lehrte er so an zwei Universitäten, seine Arbeitsbedingungen in Cambridge waren sehr lange äußerst unzureichend. Erst 1912 baute C.S.Myers mit Geld aus seinem privaten Vermögen ein Forschungslabor. 1904 war Rivers einer der Mitbegründer und Co-Herausgeber des British Journal of Psychology.

Die Torres Strait Expedition

Rivers wissenschaftliches Ansehen wuchs stetig. 1898 brachte ihn Alfred Cort Haddon dazu als Anthropologe mit C.S.Myers und William McDougall seinen ehemaligen Studenten, die als seine Assistenten für ihn arbeiteten, an der Forschungsreise zur Torres Strait teilzunehmen. Rivers untersuchte das Farbsehen der Einheimischen und stellte fest, dass sich dieses nicht von dem der Europäer unterschied. Aber er machte eine linguistisch interesante Beobachtung, nämlich, dass die Torres Strait Einwohner sprachlich nicht zwischen dem Blau des Himmels, dem Blau des Meeres und der tiefsten Dunkelheit unterschieden. Rivers begann auch genealogische Zusammenhänge aufzuzeichnen, die deutliche Unterschiede in ihren Gruppierungen zu den europäischen Klassifizierungen zeigten.[5] Im Detail mögen uns die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit heute überholt und unzutreffend erscheinen, aber dies war das erste Mal, das Anthropologen nicht auf der Grundlage von Büchern ihre Erkenntnisse entwickelten. Die Reise war damit bahnbrechend für die Anthropologie.[6] Rivers war 1900 nochmals an Untersuchungen zum Farbsehen dann aber in Ägypten beteiligt.

1907 - 08 reiste Rivers für Forschungen mit ethonologischem Schwerpunkt zu den Salomonen Inseln und anderen Inseln in Polynesien, genau so wie er 1914 nach Melanesien reiste, von wo er im März 1915 nach Europa zurückkehrte.[7]

Der 1.Weltkrieg

Rivers arbeitete im Royal Medical Corps als Arzt im Craiglockhart Krankenhaus bei Edinburgh. Er behandelte in diesem Krankenhaus Soldaten, deren Leiden man mal als Shell Shock, mal als Kriegsneurose bezeichnet und die nach heutigen Maßstäben am ehesten in den Bereich einer Posttraumatischen Belastungsstörung gehört, bezeichnete. Seine Behandlungsmethode war in doppelter Hinsicht ungewöhnlich für die Zeit, denn einerseits sah er entgegen dem vorherschenden Denken der Zeit in den Leiden der Soldaten eine reale Krankheit und nicht Feigheit und er ermutigte sie auch über ihre Erlebnisse im Krieg zu reden, statt sie zu ertragen und zu schweigen. Er wußte, dass er seinen Patienten eine Rückkehr in den Kriegsdienst nicht automatisch ersparen konnte, aber wollte ihren Willen nicht brechen. Rivers sah in den Leiden seiner Patienten den Ausdruck des Selbsterhaltungstriebs eines jeden Lebewesens und gründete seine Behandlung auf der Psychoanalyse, die er als einer der ersten Ärzte in Groß Britannien als Methode anwendete.[8]

Siegfried Sassoon und Wilfred Owen waren seine prominentesten Patienten im Craiglockhart Krankenhaus.

Nachkriegszeit

Seine Position an der Universität Cambridge hatte Rivers im Krieg aufgegeben und er übernahm nur die speziell für ihn geschaffene Position des Praelector of Natural Science Studies, die er nach eigenem Gutdünken mit Leben füllen konnte. Er stimmte zu als Kandidat der Labour Partei in der Parlamentswahl 1922 anzutreten, starb aber vor der Wahl.




  1. Tonbridge School (October 1878). "Skinners’ Day".in: The Tonbridgian: S.334–335.
  2. L. E. Shore "W. H. R. Rivers". The Eagle (1922): S.2–12.
  3. Richard Slobodin, W. H. R. Rivers: Pioneer Anthropologist and Psychiatrist of the "Ghost Road" Sutton Publishing, Strout 1997. ISBN 0750914904.
  4. [[1]] Rivers, William Halse Rivers in: J.A. Venn und J. Venn, Alumni Cantabrigienses, Cambridge University Press, 10 Bde, 1922–1958 hier der online Zugriff am 29.01.2011
  5. Guy Deutscher, Through the Language Glass. How Words Colour your World, William Heinemann, London 2010 ISBN 978-0-434-01690-7
  6. Keith Hart, The place of the 1898 Cambridge Anthropological Expedition to the Torres Straits (CAETS) in the history of British social anthropology in: Science as Culture (1998) online verfügbar
  7. W.H.R. Rivers, History of Melanesian Society, 2 Bde. Cambridge, 1914
  8. W.H.R. Rivers, The Repression of War Experience The Lancet, 2.Februar 1918