Zufluchtskirche
Zufluchtskirchen waren bestehende Gotteshäuser in evangelischen Landesteilen, die in der Nähe der damaligen Grenze zu katholischen Gebieten in Schlesien lagen und den evangelischen Schlesiern dieser Gebiete nach der Enteignung ihrer evangelischen Kirchen (1654–1668) Aufnahme und religiöse Zuflucht gewährten. In diese etwa 95 Kirchen wandten sich evangelische Schlesier, denen in ihrer Heimat die freie Religionsausübung fortan verwehrt war, d. h., sie gingen auf Kirchfahrt. Es gab
- Zufluchtskirchen auf brandenburgischem Gebiet
in Großburg (Borek Strzeliński), einer ehemals brandenburgischen Enklave bei Strehlen, südlich von Breslau; außerdem in Polnisch-Nettkow (Nietków), Buckow (Buków), Griesel (Gryżyna), Leitersdorf (Sycowice), Palzig (Pałck), Schönborn (Kępsko) und Selchow (Żelechów).[1]
- Zufluchtskirchen auf sächsischem Gebiet
in Gebhardsdorf (Giebułtów), Marklissa (Leśna), Meffersdorf (Unięcice, jetzt Teil von Pobiedna), Ober-Wiesa (Wieża), Rengersdorf (Stankowice), Volkersdorf (Wolimierz), Siegersdorf (Zebrzydowa) und Sächsisch-Haugsdorf (Nawojów Łużycki) am Queis in der Oberlausitz.
- Zufluchtskirchen auf polnischem Gebiet
in Weigmannsdorf (Wygnańczyce), Fraustadt (Wschowa), Schlichtingsheim (Szlichtyngowa), und Schlemsdorf (Szemzdrowo).
- Zufluchtskirchen auf dem Gebiet der evangelischen schlesischen Fürstentümer
in Altenlohm (Stary Łom), Harpersdorf (Twardocice) (jetzt Ruine) und Probsthain (Proboszczów) bei Goldberg und Schreibendorf (Sarby) im Kreis Strehlen.
20. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den 1960er Jahren eigens für Vertriebene und Flüchtlinge errichtete Kirchengebäude in der Bundesrepublik Deutschland.
- Zufluchtskirche (Berlin)
- Zufluchtskirche (Füchtenfeld), Füchtenfeld
- Zufluchtskirche (Dünsen), Dünsen
- Kirche zur Zuflucht (Rockenau)
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Grenzkirche
- Schlesische Friedenskirchen
- Rezesskirche
- Schlesische Gnadenkirchen
- Toleranzkirche
- Schlesische Bethäuser
- Liste der Grenz- und Zufluchtskirchen Schlesiens
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Günther Grundmann: Der evangelische Kirchenbau in Schlesien. Frankfurt/Main 1970.
- Reiner Sörries: Von Kaisers Gnaden – Protestantische Kirchenbauten im Habsburger Reich. Böhlau Verlag, Köln 2008, ISBN 978-3-412-20154-8, S. 29–32, 108–110.
- Lars-Arne Dannenberg, Matthias Donath, Eike Thomsen, [Übers. Wojciech Wagner]: „Herr, Gott, du bist unsere Zuflucht für und für“ – Grenz- und Zufluchtskirchen Schlesiens. „W Tobie, Panie, moja ucieczka” – Śląskie kościoły graniczne i ucieczkowe. Via-Regia-Verlag, Olbersdorf 2012, ISBN 978-3-944104-01-0.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ F. G. Eduard Anders: Historische Statistik der Evangelischen Kirche in Schlesien. Korn, Breslau 1867, S. 30 (Digitalisat).