Zugang zu Megalithanlagen

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Urdolmenzugänge
Dolmenzugänge und Ganggrabgrundriss
Ganggrabzugänge und Seelenloch

Der Zugang zu Megalithanlagen ist ein architektonisches Konstruktionenmerkmal, das bis in die Benennung durchschlägt. Die Zugangsgestaltung hat den Zweck den Kultbau so zu verschließen, dass auch nach längerer Zeit der Zugang zum Innenraum möglich ist (um Rituale durchzuführen). Dazu benutzten die Bauschulen der nordischen Megalitharchitektur, der Wartberg-Kultur und der Horgener Kultur einige Varianten, die sich auch im internationalen Megalithgebiet so oder wenig verändert wiederfinden.

Wie ausgefeilt die Lösungen im Einzelnen auch waren, allen war das Bestreben gemein, die Anlage so verschließen zu können, dass das erneute Öffnen unter schwierigen aber von der Nutzergemeinde handhabbaren Bedingungen möglich war.

Es können im Wesentlichen die folgenden Formen unterschieden werden:

bei Urdolmen (oberes Bild)

  • 1. kein Zugang
  • 2. von oben
  • 3. halbhoher Endstein
  • 4. der trägerhohe Halbstein (mit Gang)

bei Dolmen (außer Nr. 4)

  • 5. der eingewinkelte Zugang
  • 6. zusätzlich jeweils der vorgebaute Gang

bei Ganggräbern (unteres Bild)

  • 7. der spitzwinkelige Durchgang
  • 8. der Türsturz
  • 9. der vor ein so genanntes Portal gesetzte (niedrigere) Gang

bei Galeriegräbern und Steinkisten

  • 10. das runde (oder ähnlich geformte) Seelenloch.

Die Variante 7 hat ihren Schwerpunkt im schwedischen Bohuslän (Dolmen von Haga). Die den Zugang bildenden Steine wurden so gewählt oder zugearbeitet, dass sie gemeinsam einen dreieckigen Eingang bilden (oben links). Diese spezielle, den Türsturz ersetzende Form, findet sich auch in der Region Languedoc-Roussillon, z.B. beim Dolmen von Banelle, der bei Saint-Hippolyte-du-Fort im südfranzösischen Département Gard liegt.

Der Türsturz, bei dem ein Überlieger über zwei niedrigeren Tragsteinen den Abstand zur Deckenplatte ausgleicht, und über einen Trilithen-Durchgang den zumeist nur kriechenden Zugang ermöglicht (oben mitte), kommt im gesamten Bereich der nordischen Megalitharchitektur zum Einsatz.

Bei portalartigen Öffnungen in der Kammerwand, die z. B. durch Weglassen eines Tragsteins entstehen, (unteres Bild oben und rechts unten), sorgt ein vorgesetzter Gang für die Reduzierung des Zugangsquerschnittes. Ein Beispiel für diese Konstruktionsart sind die Sieben Steinhäuser. Derartige "Kammern ohne (nachzuweisenden) Gang" werden auch in den Niederlanden und Schleswig-Holstein gefunden. Dabei entscheidet, letztlich die Zugangsseite bzw. die Größe ob ein Ganggrab oder ein Dolmen angenommen wird (J. Roß). In den Niederlanden (Drenthe), wo diese Form häufig anzutreffen ist, bezeichnet man ganglose Anlagen als Portalgräber, die ansonsten als Portal tomb eine Unterart der Megalthik auf den Britischen Inseln bilden und baulich nichts mit den Anlagen in der Drenthe gemein haben.

Der Variante 7 steht das so genannte Seelenloch nahe (unten links), das durch Auspicken der Frontplatte oder wie im Bild gezeigt von zwei Platten einen runden Zugang schafft. Die Platten bestanden dabei aus einem Material, das eine Bearbeitung mit zeitgerechten Mitteln/Methoden zulässt. Diese Variante kommt in Mitteleuropa in den Anlagen der Wartbergkultur und der Horgener Kultur in Baden-Württemberg und der Schweiz vor. Einige schwedische so genannte megalithische Steinkisten haben ebenfalls Seelenlöcher. Der Name entstand aufgrund der irrigen Annahme die Löcher wären in der Absicht entstanden, die Seele des Verstorbenen (in der Vorstellung der Erbauer) entweichen zu lassen. Bei bronze- und eisenzeitlichen Anlagen auf Sardinien und auf der Iberischen Halbinsel ist eine ähnliche auch enge, hier aber bodennahe, und apsidenartige, (absatzförmige) Öffnung mit eingelassener Verschlussplatte zu finden.

Ein weiteres Merkmal ist, dass sich im Bereich des ebenerdigen Zugangs ein so genannter Schwellenstein findet. Er trennt den profanen Gang von dem sakralen Raum. In einigen Fällen dient er dazu die Verschlusseinrichtung (Platte) zu stützen. Bei manchen eingesenkten Urdolmen und beim Portal tomb ist er so hoch, dass er als halbhoher Endstein, einen oberhalb liegenden Zugang ermöglicht und somit Teil des Kammermantels ist.

Siehe auch

Literatur

  • Jürgen E. Walkowitz: Das Megalithsyndrom. Europäische Kultplätze der Steinzeit. Beier & Beran, Langenweißbach 2003, ISBN 3-930036-70-3 (Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. 36).