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Waldohreule

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Waldohreule
Waldohreule
Waldohreule
Waldohreule (Asio otus)
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Vorlage:Classis: Vögel (Aves)
Vorlage:Ordo: Eulen (Strigiformes)
Vorlage:Familia: Eigentliche Eulen (Strigidae)
Vorlage:Genus: Ohreulen (Asio)
Vorlage:Species: Waldohreule (A. otus)

Die Waldohreule (Asio otus) ist eine Vogelart, die zu den Eigentlichen Eulen (Strigidae) gehört. Sie ist neben dem Waldkauz (Strix aluco) eine der häufigsten Eulen in Mitteleuropa.

Aussehen

Die Waldohreule ist mit einer Körperlänge von etwa 36 cm etwa taubengroß und damit kleiner als der Waldkauz. Sie hat verglichen mit dem Waldkauz auch eine wesentlich schlankere Gestalt. Auffallende große Federohren kennzeichnen diese Art, die allerdings nicht immer sichtbar sind, da die Waldohreule die Stellung der Federohren auch verwendet, um ihrer Stimmung zum Ausdruck zum bringen. Die Federohren haben keine Funktion in Zusammenhang mit der Hörleistung der Eule. Zur Verstärkung der Hörleistung dient vielmehr der bei der Waldohreule sehr auffällige Gesichtsschleier.

Die Waldohreule zeichnen ein deutlich erkennbarer Gesichtsschleier sowie Federohren aus

Die Augenfarbe der Waldohreule zeigt ein leuchtendes Orangegelb. Das Gesicht wird in der Mitte durch eine auffällig hervorstehende Stirnbefiederung geteilt. Insgesamt verfügt die Waldohreule über eine sehr vielfältige Mimik, die durch die Sellungen der Ohren sowie durch die Verengungen des Gesichtsschleiers zustande kommt. Je nach Öffnungsgrad der Augen kann sich der imposante Gesichtsausdruck nochmals verstärken.

Die Flügel sind relativ schlank und laufen nach vorne spitz aus. Die Spannweite beträgt bei ausgewachsenen Exemplaren etwa 95 cm. Die Männchen wiegen zwischen 220 und 280 Gramm, die Weibchen sind mit einem Gewicht zwischen 250 und 370 Gramm etwas schwerer.

Die Gefiederfärbung bei Waldohreulen kann sehr variabel sein. Allgemein überwiegen bei den Weibchen dunkle, rostbraune Farbtöne, die Männchen sind dagegen in ihrer Gefiedergrundfärbung etwas heller. Bei ihnen ist das Gefieder überwiegend ockerfarben bis graubeige. Die Färbung des Gefieders trägt erheblich zur Tarnung bei; ruhende Vögel im Geäst werden meist nicht entdeckt. Selbst im so genannten "Eulenkloster" des Kölner Zoos, in dem mehrere Waldohreulen in einem Freifluggehege gehalten werden, übersehen viele Besucher die im Geäst sitzenden Eulen.

Verbreitung, Zugverhalten und Unterarten

Verbreitungsgebiet

Verbreitungsgebiet

Die Waldohreule ist eine Eule der offenen Kulturlandschaft. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Großbritannien und Irland über Frankreich und Spanien bis an die marokkanische Atlantikküste. Auf dem afrikanischen Kontinent kommt sie auch im Atlasgebirge sowie in den Bergwäldern Äthiopiens vor. Sie ist außerdem auf den Azoren sowie den Kanaren beheimatet.

In östlicher Richtung erstreckt sich das Verbreitungsgebiet quer durch Eurasien bis nach Japan und Sachalin. Sie ist auch im Himalaya, in China sowie in der Mongolei beheimatet. Auch in weiten Bereichen Nordamerikas ist diese Eulenart zu finden. Ihr nördliches Verbreitungsareal reicht bis in die Zone des Borealen Nadelwaldes.

Datei:Strix aluco Waldohreule dunkel2.jpg
Mit halb geschlossenen Augen und gesenkten Federohren dösende Waldohreule, dunklere Gefiederfärbung

Unterarten

Im Verbreitungsgebiet werden derzeit fünf Unterarten unterschieden:

  • Asio otus otus ist die Nominatform, die in Mitteleuropa beheimatet ist.
  • Asio otus canariensis lebt auf den Kanaren. Diese Unterart ist deutlich kleiner.
  • Asio otus wilsonianus und Asio otus tuftsi sind beide in Nordamerika beheimatet.
  • Asio otus abyssinicus ist in Ostafrika heimisch. Sie wird von manchen Autoren als eigenständige Eulenart angesehen.

Zugverhalten der Waldohreule

Asio otus ist in der Regel ein sogenannter Teilzieher. Waldohreulen, die normalerweise im nordöstlichen Verbreitungsgebiet des Europäischen Kontinents leben, ziehen während des Winterhalbjahrs in Richtung Südwesten. Um den Winter besser zu überstehen, halten sich die Vögel bevorzugt im Umfeld von größeren Städten und Ortschaften auf. Hier findet sich auch in der kalten Jahreszeit noch genügend Nahrung. Waldohreulen, die in klimatisch begünstigten Regionen leben, zeigen nahezu kein Zugverhalten.

Lebensraum

Die Waldohreule benötigt vor allem offenes Gelände mit niedrigem Pflanzenwuchs. Sie ist deswegen vor allem in Gebieten zu finden, die einen hohen Anteil an Dauergrünflächen ausweisen sowie in der Nähe von Mooren. Sie kann stellenweise auch im Hochgebirge vorkommen, sofern dort genügend Beute zur Verfügung steht.

Wälder bieten der Waldohreule nur dann hinreichend Lebensraum, wenn diese entsprechend licht bebaumt sind und ausreichend Freiflächen für die Jagd vorhanden sind. Den Waldrand nutzt die Waldohreule dagegen als Ruheplatz während des Tages sowie als Brutrevier. Sie zieht dabei Nadelbäume vor, die ihr ausreichend Deckung bieten und in denen sich alte Nester von Krähen und Elstern befinden. Stehen solche Waldränder nicht zur Verfügung, weicht sie auch in kleinere Gehölzgruppen oder Hecken aus.

Territorialverhalten

Die Waldohreule zeigt nur ein gering ausgeprägtes Territorialverhalten. Im Winter finden sich gelegentlich Schlafgemeinschaften von Waldohreulen zusammen, die bis zu 200 Exemplare umfassen können und bei denen die Vögel nur einen geringen Individualabstand halten. Die dabei aufgesuchten Schlafbäume werden mitunter über viele Jahre hinweg genutzt. In Einzelfällen ist die Nutzung von bestimmten Schlafbäumen seit mehr als einhundert Jahren belegt. Im Winterquartier kann es auch zu Vergesellschaften mit anderen Eulenarten, insbesondere der Sumpfohreule (Asio flammeus), kommen. Die Waldohreule zeigt dabei keine Aggressionen gegenüber anderen Arten. Dies gilt sogar während der Fortpflanzungszeit, wo Fälle belegt sind, dass Waldohreule und Sumpfohreule in größerer Nähe miteinander brüten.

Datei:Strix aluco Pfahlhaltung 1.jpg
Waldohreule mit heller Gefiederfärbung in typischer "Pfahlstellung"

Die Waldohreule duldet Artgenossen auch in ihrem Jagdrevier und zeigt ein Territorialverhalten nur in der unmittelbaren Umgebung des Brutplatzes. Das unmittelbare Brutrevier wird durch Gesänge und durch einen Imponierflug gekennzeichnet, bei dem die Waldohreule die Flügel unter dem Körper zusammenklatscht. Bei ausreichendem Nahrungsangebot, können die Brutplätze der Waldohreulen sehr nahe beieinander liegen. Für eine 15 Quadratkilometer große Fläche in Schleswig-Holstein, die offenbar ideale Lebensbedingungen bot, wurden 18 Brutnester nachgewiesen.

Stimme

Während der Brutzeit ruft das Männchen in sekundenkurzem Abstand ein dumpfes und monotones "huh". Dieser Ruf wird etwa alle zwei bis acht Sekunden wiederholt. Das Weibchen antwortet auf diese Rufe in ähnlich monotoner Weise mit "üüiü" oder "uijo". Während der Balz lässt das Weibchen auch ein an das Betteln der Jungeulen erinnerndes "chwää" oder "chwän" erklingen; vom Männchen ist insbesondere bei Beuteübergaben an das Weibchen ein kräftiges "chwü" oder "chrööj" zu hören.

Zu den Lautäußerungen gehören auch Fauchen und Schnabelknappen, die vor allem der Feindabwehr dienen. Das Repertoire an Alarmrufen ist sehr groß - der Alarmruf, den die Eulen von sich geben, wenn man sich beispielsweise dem Horst zu sehr nähert, ist ein bellendes oder kläffendes "uäk.uäk" sowie ein miauendes "kjiiiiauu".

Die Ästlinge der Waldohreule, wie die Jungeulen genannt werden, die zwar bereits die Nistmulde verlassen haben, aber noch auf die Fütterung durch die Elternteile angewiesen sind, können über Stunden während der Nacht ein lautes Fiepen erklingen lassen. Es ist so auffallend, dass bei Bestandskontrollen von Waldohreulen gelegentlich systematisch diese Rufe registriert werden.

Jagd und Beutetiere

Jagdweise

Die Waldohreule jagt vorzugsweise während der Dämmerung und in der Nacht. Die Tagesstunden werden nur dann zur Jagd genutzt, wenn die Beute knapp ist (z.B. im Winter). Vor dem Jagdbeginn putzt die Waldohreule sich ausgiebig das Gefieder, jagt dann zwei bis drei Stunden, legt eine Ruhepause ein, die bis weit nach Mitternacht dauert. Anschließend jagt sie nochmals intensiv bis in die Morgendämmerung hinein. Mit diesem Aktivitätsmuster jagen die Eulen insgesamt etwa 5 bis 6 Stunden pro Tag intensiv.

Waldohreulen sind hervorragende Flieger. Im geräuschlosen Flug fällt vor allem der sehr langsame Flügelschlag und der dicke Kopf auf.

Der Flug wirkt leicht und schwebend, zum Teil luftig-gaukelnd, jedoch nicht völlig "lautlos". Die Flugbahn ist gradlinig, auch durch Baumkronen oder dichtes Stangenholz, was ein reaktionsschnelles Manövrieren voraussetzt...Auch umkreist es den Horstplatz in engen Schleifen, vollführt dazu - selbst in der Voliere - erstaunliche "Girlanden" und rasante Zickzackrouten auf engstem Raum. Beim Pirschflug wechseln Ruderflug - mit nur flachem Flügelschag - und kurze Gleitstrecken; auch rüttelt die Eule über Beute oder über Nestfeinden." (Mebs & Scherzinger, S. 234)

Der Suchflug erfolgt relativ dicht über dem Boden, wobei die Waldohreule ihre Beute mit den Ohren"erlauscht". Nimmt sie potentielle Beuteorganismen wahr, verharrt sie im "Rüttelflug" und inspiziert die Lokalität, an der sie die Beute vermutet.

Die Ansitzjagd, bei der die Eule von einer Warte aus nach Mäusen lauscht, gehört gleichfalls zum Jagdverhalten der Waldohreule. Um Insekten zu jagen, begibt sie sich direkt auf den Boden und liest dort mit ihrem Schnabel die Wirbellosen auf. Um Maikäfer zu fangen, klettert sie geschickt durch das dichte Geäst der Bäume.

Beutetiere

Feldmaus - Microtus arvalis

Die Hauptbeute der Waldohreule sind Mäuse. Im Mittelmeergebiet sind es vorwiegend Echte Mäuse, die von der Waldohreule erjagt werden. In den übrigen Teilen Europas sind es überwiegend Wühlmäuse, wobei hier die Feldmaus überwiegt. Auch kleinere Singvogelarten zählen zum typischen Beutespektrum. Mit am häufigsten erbeutet werden Sperlinge und Grünlinge.

Anders als beispielsweise die Sperbereule, die gleichfalls bevorzugt von Mäusen lebt, aber gegebenenfalls die bis zu 500 g schwere Schneehühner und Haselhühner erjagen kann, sind die langen und schmalen Zehen der Waldohreule für schwerere Beute als Mäuse und Kleinvögel ungeeignet. Die Waldohreule ist jedoch innerhalb dieser Begrenzung durchaus flexibel in ihrer Beutewahl und bejagt besonders intensiv die Mausarten, die in ihrem Revier besonders häufig vorkommen. Sie ist in Ausnahmefällen sogar in der Lage, ihre Jungen nur mit Kleinvögeln als Beute großzuziehen.

Fortpflanzung

Balz

Waldohreulen werden gegen Ende ihres ersten Lebensjahres fortpflanzungsfähig und leben monogam in einer sogenannten Saisonehe. Die Paare bilden sich mitunter schon unter den Vögeln einer winterlichen Schlafgemeinschaft. Typischer ist es jedoch, dass das Männchen im zeitigen Frühjahr durch Paarungsrufe versucht, ein Weibchen in sein Revier zu locken.

Zur Balz zeigt das Männchen einen Imponierflug, bei dem die weißen Flügelunterseiten signalhaft präsentiert werden und bei dem die Flügel gelegentlich unter dem Körper zusammengeklatscht werden. Dieses Flügelklatschen zeigt auch das Weibchen während der Flugbalz in der Nähe zum potentiellen Brutplatz. Zur Anpaarungsphase und zur Balz gehört auch ein intensives Rufen, wie bereits im Absatz "Stimme" beschrieben. Diese Rufe erklingen als Wechselgesänge.

Wie bei den anderen europäischen Eulen weist auch hier das Männchen mit leisen Rufen das Weibchen auf den potentiellen Nistplatz hin. Die Waldohreule unterscheidet sich jedoch von den anderen europäischen Arten durch einen spezifischen Bewegungsablauf, der so bei keiner Art zu beobachten ist:

Das Männchen lässt sich mit V-förmig steil gehobenen Flügeln zu diesem Platz gleiten, lockt mit leisen "huh"- oder "bu.bu.bu"-Silben und dreht sich in steif vorgebeugter Haltung gegen das Weibchen: die Federohren sind aufgerichtet ("Bocksgesicht"), die Flügel werden über Rückenniveau angehoben, letztlich "winkend" auf- und abgeführt; die Eule streckt sich zuletzt in den Fersen zu einer merkwürdigen Buckelhaltung. Mitunter zittern auch die horizontal gehobenen Schwanzfedern. Das paarungswillige Weibchen fliegt nahe zum Männchen, mitunter auf denselben Baumstumpf, durck sich flach nieder, hebt die Flügel schlaff an und den Schwanz auffordernd in die Horizontale. So starren die Partner - oft aus nächster Nähe - an. Das Männchen springt letztlich aus der "Bockshaltung" direkt auf den Rücken des Weibchens (dabei oft noch eine Drehung um 180 Grad vollführend) und kopuliert unter langsamen Flügelschlag …. (Mebs & Scherzinger, S. 261f)

Brut

Die Waldohreule nutzt bevorzugt verlassene Nester von Greifvögeln und Krähen als Nistmulde. Das "Ausschießen" von Krähen- oder Elsternestern kann daher zum Verlust ganzer Waldohreulen-Bruten führen. Auch Bodenbruten sind für die Waldohreule bereits belegt, sie stellen jedoch eine Ausnahme dar.

Der Brutbeginn für Waldohreulen liegt in Mitteleuropa normalerweise zwischen Ende März und Mitte April. Das Weibchen brütet bereits ab dem ersten Ei und legt mit einem durchschnittlichen Legeabstand von zwei Tagen durchschnittlich vier bis sechs Eier. Ist aufgrund einer Mäusegradation das Beuteangebot sehr reichlich vorhanden, dann kann das Gelege ausnahmsweise auch bis zu acht Eier umfassen. Das Weibchen verlässt während der Brutphase und während der ersten Tage der Jungeulen nur für kurze Unterbrechungen die Nistmulde. Die Küken schlupfen nach einer Brutdauer von 27 bis 28 Tagen und werden von dem Weibchen während ihrer ersten Tage intensiv gehudert. Das Weibchen schneidet aus der vom Männchen herangebrachten Beute kleine Stückchen und füttert sie den Jungeulen unter gluckenden Fütterungslauten. Sind die Nestlinge älter als vierzehn Tage, dann hockt das Weibchen tagsüber am Nistmuldenrand oder in nächster Nähe. Sowohl Männchen als auch Weibchen beteiligen sich an der Verteidigung der Brut. Erst wenn die Jungeulen das Nest verlassen und als Ästlinge in den Baumkronen hocken, beteiligt sich das Weibchen an der Beuteversorgung.

Die Jungeulen

Die frisch geschlüpften Küken wiegen nur 16 Gramm; ihr feines dünnes Dunenkleid lässt jedoch bereits die später so auffälligen Federohren erkennen. Das Dunenkleid wird später durch ein hellbraunes Zwischenkleid ersetzt, bei dem die jungen Waldohreulen eine auffällige, schwarze Gesichtsmaske tragen. Die Jungeulen verlassen mitunter schon im Alter von drei Wochen die Nistmulde und klettern in die Baumkronen, wo sie in möglichst wenig einsichtbaren Geäst verbleiben. Junge Waldohreulen sind geschickte Kletterer, die zum Klettern Krallen, Schnabel und Flügel einsetzen. Bereits im Alter von 10 Wochen können die Jungeulen in der Lage sein, selbständig Mäuse zu erjagen. Die Elternvögel füttern jedoch ihren Nachwuchs bis mindestens zur 11. Lebenswoche.

Selbständig gewordene Jungeulen verlassen das Brutgebiet und legen auf der Suche nach neuen geeigneten Lebensräumen gelegentlich mehrere hundert Kilometer zurück. Aufgrund von Beringungsfunden konnte man nachweisen, dass Wanderungen aus mitteleuropäischen Gebiet bis nach Portugal vorkommen. Die bisher maximal belegte Wanderungsstrecke von Jungeulen beträgt 2.140 Kilometer. Typischer ist jedoch eine Wiederansiedelung in einem Radius von 50 bis 100 Kilometer um den Horstbereich.

Fressfeinde und Feindverhalten

Die relativ kleine Waldohreule gehört zu den Beutetieren des Uhu. Auch größere Greifvogelarten jagen hin und wieder Waldohreulen. So werden insbesondere die in den offenen Horsten brütenden Waldohrweibchen häufig durch den Mäusebussard angegriffen. Auch Marder können vor allem den jungen, noch nicht flugfähigen Küken gefährlich werden.

Der Gefährdung durch Fressfeinde versuchen Waldohreulen vor allem durch ihre Tarnung zu entgehen, die ihre Gefiederfärbung bietet. Auch die brütenden Weibchen, die besonders gefährdet sind, ducken sich tief in ihre Nistmulde. Waldohreulen verfügen ausserdem über ein Repertoire an Drohgebärden, die einen Fressfeind so beeindrucken können, dass er wieder abzieht. Ähnlich wie ein Uhu in einer ausweglosen Situation fächert auch die Waldohreule ihre Flügel zu einem Flügelrad auf und vergrößert damit optisch ihr Erscheinungsbild. Gleichzeitig faucht sie laut und knappt mit dem Schnabel. Dieses Verhalten beherrschen bereits die jungen Ästlinge. Bei akuter Gefahr klettern diese meist in höhere Bereiche der Bäume. Werden sie bis dahin weiter verfolgt, springen gegebenenfalls sogar zu Boden.

Menschen und andere Beutegreifer, die sich dem Horst zu sehr annähern, werden gelegentlich durch spezielle Verhaltensweisen abgelenkt. In der Vogelkunde bezeichnet man dieses Verhaltensmuster auch als "Verleiten". Hierbei täuscht die Eule dem Angreifer eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit vor, in dem sie ihre Flügel schlaff herabhängen lässt. Diese Verleitung geht soweit, dass sie sich unter lauten Alarmrufen flügelschlagend von einem Ast herabtrudeln lässt, um den potentiellen Angreifer vom Nest abzulenken.

Lebenserwartung

Von den Jungeulen eines Jahres übersteht nur jede zweite Eule ihr erstes Lebensjahr. Waldohreulen fallen besonders häufig dem Verkehr zum Opfer. Nahezu jede zweite tot aufgefundene Waldohreule starb, weil sie bei ihren Jagden mit Autos und Eisenbahnzügen kollidierte. In freier Natur lässt sich bisher aufgrund von Beringungsfunden ein Höchstalter von 28 Jahren nachweisen.

Bestandsentwicklung

Der Bestand an Waldohreulen ist vor allem vom Aufkommen von Mäusen abhängig. Haben die Mäuse nur geringe Zuwachsraten, dann kommt es im Waldohreulenbestand zu erheblichen Schwankungen. Der Gesamtbestand in Europa wird jedoch auf etwa 200.000 Brutpaare geschätzt. Für Österreich und die Schweiz schätzt man, dass ca. 2.500 bis 3.000 Brutpaare dort ihren Lebensraum haben, für Deutschland wird die Zahl der Brutpaare mit ungefähr 32.000 Brutpaaren veranschlagt.

Bestandsrückgänge sind insbesondere auf die intensivere Nutzung landwirtschaftlicher Flächen zurückzuführen. Ähnlich wie bei anderen mitteleuropäischen Eulenarten ist die wichtigste Schutzmaßnahme die Erhaltung von strukturreichen, naturnahen Landschaften.

Noch nicht hinreichend untersucht ist die Frage, ob die Waldohreule in einigen ihrer Lebensräumen durch den Waldkauz verdrängt werden kann. Untersuchungen in den Niederlanden zeigen eine Abnahme der Waldohreulen, wenn die Anzahl der im Gebiet vorhandenen Waldkäuze ansteigt. Hierbei spielen sicherlich auch Faktoren wie Nahrungs- und Brutplatzkonkurrenz eine Rolle.

Literatur

Datei:Waldohreneule 2.jpg
Waldohreule, Vivarium in Darmstadt
  • Jürgen Nicolai: Greifvögel und Eulen, Kompaß Naturführer, Gräfe und Unzer Verlag, München 1987, ISBN 3774238057
  • Theodor Mebs, Wolfgang Scherzinger; Die Eulen Europas - Biologie, Kennzeichen, Bestände, Kosmos Verlag, Stuttgart 2.000, ISBN 3-440-07069-7
Das Buch von Mebs und Scherzinger umfassend die Lebensweise der dreizehn in Europa vertretenen Eulen wieder. Mit insgesamt 396 Seiten wird kein Lebensaspekt der Eulen ausgelassen.
  • John A. Burton (Hrsg); Eulen der Welt - Entwicklung - Körperbau - Lebensweise, Neumann-Neudamm Verlag Melsungen, 1986, ISBN 3-7888-0495-5
  • Wolfgang Epple; Eulen - Die geheimnisvollen Vögel der Nacht, Gräfe und Unzer Verlag, 1994, ISBN 3-7742-1790-4
Verglichen zu dem Buch von Mebs und Scherzinger ist dies eher das Buch für "Euleneinsteiger" - es ist bewußt so einfach geschrieben, dass es auch für Kinder und Jugendliche geeignet ist.

Weblinks

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