„Hepatitis E“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Kleinkram, akt. Übersichtsarbeit
Zeile 1: Zeile 1:
{{Vorlage:Infobox ICD
{{Infobox ICD
| BREITE =
| BREITE =
| 01-CODE = B17.2
| 01-CODE = B17.2
| 01-BEZEICHNUNG = Akute Virushepatitis E
| 01-BEZEICHNUNG = Akute Virushepatitis E
Zeile 7: Zeile 7:
Die '''Hepatitis E''' ist eine [[Viren|virale]], [[Infektionskrankheit|infektiöse]] [[Hepatitis]] beim Menschen, die durch das Hepatitis-E-Virus (HEV) verursacht wird. Besonders bei Überschwemmungen in Südostasien während der [[Monsun]]zeit kann sich Hepatitis E zu einer [[Epidemie]] entwickeln, da sie durch Wasser übertragen wird und auch im Zusammenhang mit Tieren als [[Erregerreservoir|Reservoir des Erregers]] steht. In gemäßigten Breiten kommt sie nur vereinzelt als importierte Reiseerkrankung oder als sporadische [[Infektion]] unbekannter Quelle vor. Ein [[Impfstoff]] ist in der [[Volksrepublik China]] seit April 2012 zugelassen.
Die '''Hepatitis E''' ist eine [[Viren|virale]], [[Infektionskrankheit|infektiöse]] [[Hepatitis]] beim Menschen, die durch das Hepatitis-E-Virus (HEV) verursacht wird. Besonders bei Überschwemmungen in Südostasien während der [[Monsun]]zeit kann sich Hepatitis E zu einer [[Epidemie]] entwickeln, da sie durch Wasser übertragen wird und auch im Zusammenhang mit Tieren als [[Erregerreservoir|Reservoir des Erregers]] steht. In gemäßigten Breiten kommt sie nur vereinzelt als importierte Reiseerkrankung oder als sporadische [[Infektion]] unbekannter Quelle vor. Ein [[Impfstoff]] ist in der [[Volksrepublik China]] seit April 2012 zugelassen.


[[Datei:Hepatitis E virus.jpg|thumb|right|200px|Virionen des Hepatitis-E-Virus]]
[[Datei:Hepatitis E virus.jpg|miniatur|Virionen des Hepatitis-E-Virus]]


== Erreger ==
== Erreger ==
Der Erreger ist das Hepatitis-E-Virus (HEV). Es handelt sich um ein unbehülltes Einzel(+)-Strang [[Ribonukleinsäure|RNA]]-Virus von 32–34&nbsp;nm Größe. Früher als Teil der Familie [[Caliciviridae]] betrachtet, wird ihm inzwischen die [[monotypisch]]e Familie der [[Hepeviridae]] zugesprochen (Emerson et al., 2004). Mehrere humanpathogene Subtypen des HEV sind beschrieben worden Die Erkrankung tritt meist in [[Ikterus|anikterischer]] Form auf und wurde erstmals 1980 in Indien entdeckt. Es wird diskutiert, ob das HEV eine [[Zoonose]] ist, da ähnliche Viren auch bei Schweinen, Affen, Rehen, Mäusen und Schafen nachgewiesen werden konnten. Neuere Untersuchungen <ref>Wichmann, O., Schimanski, S., Koch, J., Kohler, M., Rothe, C., Plentz, A., Jilg, W. and Stark, K. (2008): Phylogenetic and case-control study on hepatitis E virus infection in Germany. Journal of Infectious Diseases 198, 1732-1741. </ref> bringen den Verzehr von Wildschweinfleisch/Innereien mit Erkrankungen in Verbindung und zeigen, dass rund 15 % der Wildschweine in Deutschland das Hepatitis E-Virus tragen <ref>Schielke, A., Sachs, K., Lierz, M., Appel, B., Jansen, A. and Johne, R. (2009): Detection of hepatitis E virus in wild boars of rural and urban regions in Germany and whole genome characterization of an endemic strain, Virology Journal 6, 58.</ref>.
Der Erreger ist das Hepatitis-E-Virus (HEV). Es handelt sich um ein unbehülltes Einzel(+)-Strang [[Ribonukleinsäure|RNA]]-Virus von 32–34&nbsp;nm Größe. Früher als Teil der Familie [[Caliciviridae]] betrachtet, wird ihm inzwischen die [[monotypisch]]e Familie der [[Hepeviridae]] zugesprochen (Emerson et al., 2004). Mehrere humanpathogene Subtypen des HEV sind beschrieben worden Die Erkrankung tritt meist in [[Ikterus|anikterischer]] Form auf und wurde erstmals 1980 in Indien entdeckt. Es wird diskutiert, ob das HEV eine [[Zoonose]] ist, da ähnliche Viren auch bei Schweinen, Affen, Rehen, Mäusen und Schafen nachgewiesen werden konnten. Neuere Untersuchungen<ref>O. Wichmann, S. Schimanski, J. Koch, M. Kohler, C. Rothe, A. Plentz, W. Jilg, K. Stark: ''Phylogenetic and case-control study on hepatitis E virus infection in Germany.'' In: ''The Journal of infectious diseases.'' Band 198, Nummer 12, Dezember 2008, S.&nbsp;1732–1741, {{ISSN|0022-1899}}. {{DOI|10.1086/593211}}. PMID 18983248.</ref> bringen den Verzehr von Wildschweinfleisch/Innereien mit Erkrankungen in Verbindung und zeigen, dass rund 15 % der Wildschweine in Deutschland das Hepatitis E-Virus tragen.<ref>A. Schielke, K. Sachs, M. Lierz, B. Appel, A. Jansen, R. Johne: ''Detection of hepatitis E virus in wild boars of rural and urban regions in Germany and whole genome characterization of an endemic strain.'' In: ''Virology journal.'' Band 6, 2009, S.&nbsp;58, {{ISSN|1743-422X}}. {{DOI|10.1186/1743-422X-6-58}}. PMID 19442307. {{PMC|2689194}}.</ref>


== Vorkommen ==
== Vorkommen ==
Die Hepatitis E ist die zweithäufigste Hepatitis in Nordafrika und Vorderasien, speziell im [[Sudan]] und [[Irak]]. Die Zahl der Hepatitis-E-Fälle steigt in den letzten Jahren an. Im Jahr 2009 wurden für Deutschland 106 Erkrankungen gemeldet.<ref>http://www.bfr.bund.de/cm/208/hepatitis_e_virus_in_deutschen_wildschweinen.pdf</ref>
Die Hepatitis E ist die zweithäufigste Hepatitis in Nordafrika und Vorderasien, speziell im [[Sudan]] und [[Irak]]. Die Zahl der Hepatitis-E-Fälle stieg in den letzten Jahren an. Im Jahr 2009 wurden für Deutschland 106 Erkrankungen gemeldet.<ref>http://www.bfr.bund.de/cm/208/hepatitis_e_virus_in_deutschen_wildschweinen.pdf</ref>
2007 und 2008 waren die Mehrzahl der in derselben Größenordnung liegenden Neuerkrankungen durch in Deutschland heimische Virusstämme verursacht.<ref name=ed49/2008>Epidemiologisches Bulletin des RKI Nr. 49/2008 verfügbar als [http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2008/Ausgaben/49_08.pdf?__blob=publicationFile pdf]</ref>
2007 und 2008 waren die Mehrzahl der in derselben Größenordnung liegenden Neuerkrankungen durch in Deutschland heimische Virusstämme verursacht.<ref name=ed49/2008>Epidemiologisches Bulletin des RKI Nr. 49/2008 verfügbar als [http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2008/Ausgaben/49_08.pdf?__blob=publicationFile pdf]</ref>
2011 wurden in Deutschland 238 Fälle gemeldet und für das Jahr 2012 bis August bereits 206 Infektionen registriert. <ref>Robert-Koch-Institut, SurvStat-Abfrage, http://www3.rki.de/SurvStat/QueryForm.aspx</ref> Die meisten Erkrankungen waren nach Auslandsreisen in [[Endemie]]gebiete aufgetreten.
2011 wurden in Deutschland 238 Fälle gemeldet und für das Jahr 2012 bis August bereits 206 Infektionen registriert. <ref>Robert-Koch-Institut, SurvStat-Abfrage, http://www3.rki.de/SurvStat/QueryForm.aspx</ref> Die meisten Erkrankungen waren nach Auslandsreisen in [[Endemie]]gebiete aufgetreten.
Zeile 21: Zeile 21:


== Klinischer Verlauf ==
== Klinischer Verlauf ==
Die Erkrankung hat eine [[Inkubationszeit]] von 30 bis 40 Tagen und ist klinisch nicht von der [[Hepatitis A]] zu unterscheiden. Sie ist jedoch schwerer im Verlauf, in 0,5 bis 4 % der Fälle sogar tödlich. Besonders Schwangere sollten nicht in Endemiegebiete reisen, da eine Infektion während der [[Schwangerschaft]] mit einer [[Letalität|Sterblichkeit]] von rund 25 % bei der werdenden Mutter verbunden ist.<ref>{{Literatur|Autor=A. Kumar et al.|Titel=Hepatitis E in pregnancy|Jahr=2004|Sammelwerk=International Journal of Gynecology & Obstetrics|Nummer=85(3)|Seiten=240–304|Online=[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15145258?dopt=Abstract Abstract]}}</ref> Nach [[Organtransplantation]] kann die Hepatitis E in eine chronische Verlaufsform übergehen<ref>{{Literatur|Autor=Nassim Kamar et al.|Titel=Hepatitis E Virus and Chronic Hepatitis in Organ-Transplant Recipients|Jahr=2008|Sammelwerk=New England Journal of Medicine|Nummer=358|Seiten=811–817|7=|Online=[http://content.nejm.org/cgi/content/abstract/358/8/811 Artikel]}}</ref> und zur [[Leberzirrhose]] führen.<ref>{{Literatur|Autor=Rene Gerolami et al.|Titel=Chronic Hepatitis E with Cirrhosis in a Kidney-Transplant Recipient|Jahr=2008|Sammelwerk=New England Journal of Medicine|Nummer=358|Seiten=859–860|Online=[http://content.nejm.org/cgi/content/full/358/8/859 Abstract]}}</ref> Des Weiteren hat eine HEV-Infektion immunologische Folgen: Die Anzahl der CD4-T-Zellen war in einer Studie der Universitätsklinik Toulouse, die im Februar 2008 abgeschlossen wurde, signifikant niedriger, wenn sich eine chronische Hepatitis-E-Erkrankung in den Patienten manifestierte.<ref>http://www.antikoerper-online.de/news/3/324/Hepatitis+E+Virus+und+chronische+Hepatitis+bei+Patienten+mit+Organtransplantat.htm</ref>
Die Erkrankung hat eine [[Inkubationszeit]] von 30 bis 40 Tagen und ist klinisch nicht von der [[Hepatitis A]] zu unterscheiden. Sie ist jedoch schwerer im Verlauf, in 0,5 bis 4 % der Fälle sogar tödlich. Besonders Schwangere sollten nicht in Endemiegebiete reisen, da eine Infektion während der [[Schwangerschaft]] mit einer [[Letalität|Sterblichkeit]] von rund 25&nbsp;% bei der werdenden Mutter verbunden ist.<ref>A. Kumar, M. Beniwal, P. Kar, J. B. Sharma, N. S. Murthy: ''Hepatitis E in pregnancy.'' In: ''International journal of gynaecology and obstetrics.'' Band 85, Nummer 3, Juni 2004, S.&nbsp;240–244, {{ISSN|0020-7292}}. {{DOI|10.1016/j.ijgo.2003.11.018}}. PMID 15145258.</ref> Nach [[Organtransplantation]] kann die Hepatitis E in eine chronische Verlaufsform übergehen.<ref>N. Kamar, J. Selves, J. M. Mansuy, L. Ouezzani, J. M. Péron, J. Guitard, O. Cointault, L. Esposito, F. Abravanel, M. Danjoux, D. Durand, J. P. Vinel, J. Izopet, L. Rostaing: ''Hepatitis E virus and chronic hepatitis in organ-transplant recipients.'' In: ''The New England journal of medicine.'' Band 358, Nummer 8, Februar 2008, S.&nbsp;811–817, {{ISSN|1533-4406}}. {{DOI|10.1056/NEJMoa0706992}}. PMID 18287603.</ref> und zur [[Leberzirrhose]] führen.<ref>R. Gérolami, V. Moal, P. Colson: ''Chronic hepatitis E with cirrhosis in a kidney-transplant recipient.'' In: ''The New England journal of medicine.'' Band 358, Nummer 8, Februar 2008, S.&nbsp;859–860, {{ISSN|1533-4406}}. {{DOI|10.1056/NEJMc0708687}}. PMID 18287615.</ref> Des Weiteren hat eine HEV-Infektion immunologische Folgen: Die Anzahl der CD4-T-Zellen war in einer Studie der Universitätsklinik Toulouse, die im Februar 2008 abgeschlossen wurde, signifikant niedriger, wenn sich eine chronische Hepatitis-E-Erkrankung in den Patienten manifestierte.<ref>http://www.antikoerper-online.de/news/3/324/Hepatitis+E+Virus+und+chronische+Hepatitis+bei+Patienten+mit+Organtransplantat.htm</ref>


== Therapie ==
== Therapie ==
Eine kausale Therapie der Hepatitis-E-Infektion ist bisher nicht bekannt. Die Therapie beschränkt sich auf symptomatisch-unterstützende Maßnahmen.<ref>Gerd Herold et al. : ''Innere Medizin'', Köln, 2012, S. 525f</ref>
Eine kausale Therapie der Hepatitis-E-Infektion ist bisher nicht bekannt. Die Therapie beschränkt sich auf symptomatisch-unterstützende Maßnahmen.<ref>Gerd Herold et al. : ''Innere Medizin'', Köln, 2012, S. 525f.</ref>


== Impfung ==
== Impfung ==
Ein [[Impfstoff]] befindet sich in klinischer Erprobung. Die Effektivität konnte im März 2007 in einer [[Klinische Studie#Phasen einer Arzneimittelstudie|Phase-2-Studie]], die in [[Nepal]] durchgeführt wurde, nachgewiesen werden.<ref>{{Literatur|Autor=Mrigendra Prasad Shrestha et al.|Titel=Safety and Efficacy of a Recombinant Hepatitis E Vaccine|Jahr=2007|Sammelwerk=New England Journal of Medicine|Nummer=356|Seiten=895–903|Online=[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez?cmd=retrieve&db=pubmed&list_uids=17329696&dopt=AbstractPlus Abstract]}}</ref><ref>PMID 17329696</ref> 2010 konnte in einer chinesischen Studie mit 56.302 Geimpften und einer ebenso großen [[Kontrollgruppe]] statistisch die Signifikanz des Impfstoffs nachgewiesen werden. Von den geimpften Personen erkrankte in zwölf Monaten niemand an der Erkrankung, während 15 Personen der Kontrollgruppe erkrankten.<ref> Zhu FC, Zhang J, Zhang XF, Zhou C, Wang ZZ : ''Efficacy and safety of a recombinant hepatitis E vaccine in healthy adults: a large-scale,randomised, double-blind placebo-controlled, phase 3 trial.'', Lancet. 2010 Sep 11;376(9744):895-902. PMID 20728932</ref> Der Impfstoff erhielt als HEV 239 in der [[Volksrepublik China]] im April 2012 die Zulassung.<ref>A Proffitt : ''First HEV vaccine approved''
Ein [[Impfstoff]] befindet sich in klinischer Erprobung. Die Effektivität konnte im März 2007 in einer [[Klinische Studie#Phasen einer Arzneimittelstudie|Phase-2-Studie]], die in [[Nepal]] durchgeführt wurde, nachgewiesen werden.<ref>M. P. Shrestha, R. M. Scott, D. M. Joshi, M. P. Mammen, G. B. Thapa, N. Thapa, K. S. Myint, M. Fourneau, R. A. Kuschner, S. K. Shrestha, M. P. David, J. Seriwatana, D. W. Vaughn, A. Safary, T. P. Endy, B. L. Innis: ''Safety and efficacy of a recombinant hepatitis E vaccine.'' In: ''The New England journal of medicine.'' Band 356, Nummer 9, März 2007, S.&nbsp;895–903, {{ISSN|1533-4406}}. {{DOI|10.1056/NEJMoa061847}}. PMID 17329696.</ref> 2010 konnte in einer chinesischen Studie mit 56.302 Geimpften und einer ebenso großen [[Kontrollgruppe]] statistisch die Signifikanz des Impfstoffs nachgewiesen werden. Von den geimpften Personen erkrankte in zwölf Monaten niemand an der Erkrankung, während 15 Personen der Kontrollgruppe erkrankten.<ref>F. C. Zhu, J. Zhang, X. F. Zhang, C. Zhou, Z. Z. Wang, S. J. Huang, H. Wang, C. L. Yang, H. M. Jiang, J. P. Cai, Y. J. Wang, X. Ai, Y. M. Hu, Q. Tang, X. Yao, Q. Yan, Y. L. Xian, T. Wu, Y. M. Li, J. Miao, M. H. Ng, J. W. Shih, N. S. Xia: ''Efficacy and safety of a recombinant hepatitis E vaccine in healthy adults: a large-scale, randomised, double-blind placebo-controlled, phase 3 trial.'' In: ''Lancet.'' Band 376, Nummer 9744, September 2010, S.&nbsp;895–902, {{ISSN|1474-547X}}. {{DOI|10.1016/S0140-6736(10)61030-6}}. PMID 20728932.</ref> Der Impfstoff erhielt als HEV 239 in der [[Volksrepublik China]] im April 2012 die Zulassung.<ref>Allison Proffitt: ''First HEV vaccine approved.'' In: ''Nature Biotechnology.'' 30, 2012, S.&nbsp;300–300, {{DOI|10.1038/nbt0412-300a}}.</ref>
Nature Biotechnology 30, 300 (2012) ; [http://www.nature.com/nbt/journal/v30/n4/full/nbt0412-300a.html doi:10.1038/nbt0412-300a] PMID 22491267</ref>


== Einzelnachweise ==
== Literatur ==
* J. H. Hoofnagle, K. E. Nelson, R. H. Purcell: ''Hepatitis E.'' In: ''The New England journal of medicine.'' Band 367, Nummer 13, September 2012, S.&nbsp;1237–1244, {{ISSN|1533-4406}}. {{DOI|10.1056/NEJMra1204512}}. PMID 23013075.
<references/>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{RKI|http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HepatitisE/HepatitisE.html}}
{{RKI|http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HepatitisE/HepatitisE.html}}

== Einzelnachweise ==
<references />


{{Gesundheitshinweis}}
{{Gesundheitshinweis}}

Version vom 30. September 2012, 12:10 Uhr

Klassifikation nach ICD-10
B17.2 Akute Virushepatitis E
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Hepatitis E ist eine virale, infektiöse Hepatitis beim Menschen, die durch das Hepatitis-E-Virus (HEV) verursacht wird. Besonders bei Überschwemmungen in Südostasien während der Monsunzeit kann sich Hepatitis E zu einer Epidemie entwickeln, da sie durch Wasser übertragen wird und auch im Zusammenhang mit Tieren als Reservoir des Erregers steht. In gemäßigten Breiten kommt sie nur vereinzelt als importierte Reiseerkrankung oder als sporadische Infektion unbekannter Quelle vor. Ein Impfstoff ist in der Volksrepublik China seit April 2012 zugelassen.

Virionen des Hepatitis-E-Virus

Erreger

Der Erreger ist das Hepatitis-E-Virus (HEV). Es handelt sich um ein unbehülltes Einzel(+)-Strang RNA-Virus von 32–34 nm Größe. Früher als Teil der Familie Caliciviridae betrachtet, wird ihm inzwischen die monotypische Familie der Hepeviridae zugesprochen (Emerson et al., 2004). Mehrere humanpathogene Subtypen des HEV sind beschrieben worden Die Erkrankung tritt meist in anikterischer Form auf und wurde erstmals 1980 in Indien entdeckt. Es wird diskutiert, ob das HEV eine Zoonose ist, da ähnliche Viren auch bei Schweinen, Affen, Rehen, Mäusen und Schafen nachgewiesen werden konnten. Neuere Untersuchungen[1] bringen den Verzehr von Wildschweinfleisch/Innereien mit Erkrankungen in Verbindung und zeigen, dass rund 15 % der Wildschweine in Deutschland das Hepatitis E-Virus tragen.[2]

Vorkommen

Die Hepatitis E ist die zweithäufigste Hepatitis in Nordafrika und Vorderasien, speziell im Sudan und Irak. Die Zahl der Hepatitis-E-Fälle stieg in den letzten Jahren an. Im Jahr 2009 wurden für Deutschland 106 Erkrankungen gemeldet.[3] 2007 und 2008 waren die Mehrzahl der in derselben Größenordnung liegenden Neuerkrankungen durch in Deutschland heimische Virusstämme verursacht.[4] 2011 wurden in Deutschland 238 Fälle gemeldet und für das Jahr 2012 bis August bereits 206 Infektionen registriert. [5] Die meisten Erkrankungen waren nach Auslandsreisen in Endemiegebiete aufgetreten.

Übertragung

Der Übertragungsweg ist per Kontaktinfektion beziehungsweise Schmierinfektion fäkal-oral und über das Wasser möglich. Die Transmission von Person zu Person (Tröpfcheninfektion) ist nicht nachgewiesen, so dass eine Verbesserung der sanitären Situation sowie das Aufkochen des Wassers beziehungsweise eine chemische Desinfektion die Krankheit verdrängt.

Klinischer Verlauf

Die Erkrankung hat eine Inkubationszeit von 30 bis 40 Tagen und ist klinisch nicht von der Hepatitis A zu unterscheiden. Sie ist jedoch schwerer im Verlauf, in 0,5 bis 4 % der Fälle sogar tödlich. Besonders Schwangere sollten nicht in Endemiegebiete reisen, da eine Infektion während der Schwangerschaft mit einer Sterblichkeit von rund 25 % bei der werdenden Mutter verbunden ist.[6] Nach Organtransplantation kann die Hepatitis E in eine chronische Verlaufsform übergehen.[7] und zur Leberzirrhose führen.[8] Des Weiteren hat eine HEV-Infektion immunologische Folgen: Die Anzahl der CD4-T-Zellen war in einer Studie der Universitätsklinik Toulouse, die im Februar 2008 abgeschlossen wurde, signifikant niedriger, wenn sich eine chronische Hepatitis-E-Erkrankung in den Patienten manifestierte.[9]

Therapie

Eine kausale Therapie der Hepatitis-E-Infektion ist bisher nicht bekannt. Die Therapie beschränkt sich auf symptomatisch-unterstützende Maßnahmen.[10]

Impfung

Ein Impfstoff befindet sich in klinischer Erprobung. Die Effektivität konnte im März 2007 in einer Phase-2-Studie, die in Nepal durchgeführt wurde, nachgewiesen werden.[11] 2010 konnte in einer chinesischen Studie mit 56.302 Geimpften und einer ebenso großen Kontrollgruppe statistisch die Signifikanz des Impfstoffs nachgewiesen werden. Von den geimpften Personen erkrankte in zwölf Monaten niemand an der Erkrankung, während 15 Personen der Kontrollgruppe erkrankten.[12] Der Impfstoff erhielt als HEV 239 in der Volksrepublik China im April 2012 die Zulassung.[13]

Literatur

Vorlage:RKI

Einzelnachweise

  1. O. Wichmann, S. Schimanski, J. Koch, M. Kohler, C. Rothe, A. Plentz, W. Jilg, K. Stark: Phylogenetic and case-control study on hepatitis E virus infection in Germany. In: The Journal of infectious diseases. Band 198, Nummer 12, Dezember 2008, S. 1732–1741, ISSN 0022-1899. doi:10.1086/593211. PMID 18983248.
  2. A. Schielke, K. Sachs, M. Lierz, B. Appel, A. Jansen, R. Johne: Detection of hepatitis E virus in wild boars of rural and urban regions in Germany and whole genome characterization of an endemic strain. In: Virology journal. Band 6, 2009, S. 58, ISSN 1743-422X. doi:10.1186/1743-422X-6-58. PMID 19442307. PMC 2689194 (freier Volltext).
  3. http://www.bfr.bund.de/cm/208/hepatitis_e_virus_in_deutschen_wildschweinen.pdf
  4. Epidemiologisches Bulletin des RKI Nr. 49/2008 verfügbar als pdf
  5. Robert-Koch-Institut, SurvStat-Abfrage, http://www3.rki.de/SurvStat/QueryForm.aspx
  6. A. Kumar, M. Beniwal, P. Kar, J. B. Sharma, N. S. Murthy: Hepatitis E in pregnancy. In: International journal of gynaecology and obstetrics. Band 85, Nummer 3, Juni 2004, S. 240–244, ISSN 0020-7292. doi:10.1016/j.ijgo.2003.11.018. PMID 15145258.
  7. N. Kamar, J. Selves, J. M. Mansuy, L. Ouezzani, J. M. Péron, J. Guitard, O. Cointault, L. Esposito, F. Abravanel, M. Danjoux, D. Durand, J. P. Vinel, J. Izopet, L. Rostaing: Hepatitis E virus and chronic hepatitis in organ-transplant recipients. In: The New England journal of medicine. Band 358, Nummer 8, Februar 2008, S. 811–817, ISSN 1533-4406. doi:10.1056/NEJMoa0706992. PMID 18287603.
  8. R. Gérolami, V. Moal, P. Colson: Chronic hepatitis E with cirrhosis in a kidney-transplant recipient. In: The New England journal of medicine. Band 358, Nummer 8, Februar 2008, S. 859–860, ISSN 1533-4406. doi:10.1056/NEJMc0708687. PMID 18287615.
  9. http://www.antikoerper-online.de/news/3/324/Hepatitis+E+Virus+und+chronische+Hepatitis+bei+Patienten+mit+Organtransplantat.htm
  10. Gerd Herold et al. : Innere Medizin, Köln, 2012, S. 525f.
  11. M. P. Shrestha, R. M. Scott, D. M. Joshi, M. P. Mammen, G. B. Thapa, N. Thapa, K. S. Myint, M. Fourneau, R. A. Kuschner, S. K. Shrestha, M. P. David, J. Seriwatana, D. W. Vaughn, A. Safary, T. P. Endy, B. L. Innis: Safety and efficacy of a recombinant hepatitis E vaccine. In: The New England journal of medicine. Band 356, Nummer 9, März 2007, S. 895–903, ISSN 1533-4406. doi:10.1056/NEJMoa061847. PMID 17329696.
  12. F. C. Zhu, J. Zhang, X. F. Zhang, C. Zhou, Z. Z. Wang, S. J. Huang, H. Wang, C. L. Yang, H. M. Jiang, J. P. Cai, Y. J. Wang, X. Ai, Y. M. Hu, Q. Tang, X. Yao, Q. Yan, Y. L. Xian, T. Wu, Y. M. Li, J. Miao, M. H. Ng, J. W. Shih, N. S. Xia: Efficacy and safety of a recombinant hepatitis E vaccine in healthy adults: a large-scale, randomised, double-blind placebo-controlled, phase 3 trial. In: Lancet. Band 376, Nummer 9744, September 2010, S. 895–902, ISSN 1474-547X. doi:10.1016/S0140-6736(10)61030-6. PMID 20728932.
  13. Allison Proffitt: First HEV vaccine approved. In: Nature Biotechnology. 30, 2012, S. 300–300, doi:10.1038/nbt0412-300a.