„Gluten“ – Versionsunterschied

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'''Gluten''' [{{IPA|gluˈteːn}}]<ref name="dudol">mit betonter Endsilbe, siehe Duden: Eintrag [http://www.duden.de/rechtschreibung/Gluten Gluten].</ref> (aus [[Latein|lat.]] ''glūten''<ref name="latein">Mit langer betonter erster und kurzer zweiter Silbe, siehe [[Lateinische Aussprache#Betonungsregeln]].</ref> „[[Leim]]“), '''Kleber''' oder '''Klebereiweiß''', ist ein Sammelbegriff für ein [[Stoffgemisch]] aus [[Proteine]]n, das im Samen einiger Arten von [[Getreide]] vorkommt.
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Wenn Wasser zu [[Mehl|Getreidemehl]] gegeben wird, dann bildet das Gluten beim [[Anteigen]] aus dem Mehl eine gummiartige und elastische Masse, nämlich den [[Teig]]. Der Kleber hat für die Backeigenschaften eines Mehls eine zentrale Bedeutung. Bestandteile des Glutens können jedoch bei Menschen mit entsprechender Veranlagung zu [[Glutensensitivität]] beziehungsweise [[Zöliakie]] führen, einer entzündlichen Erkrankung der [[Darmschleimhaut]] mit weitreichenden gesundheitlichen Folgen.
Wenn Wasser zu [[Mehl|Getreidemehl]] gegeben wird, dann bildet das Gluten beim [[Anteigen]] aus dem Mehl eine gummiartige und elastische Masse, nämlich den [[Teig]]. Der Kleber hat für die Backeigenschaften eines Mehls eine zentrale Bedeutung. Bestandteile des Glutens können jedoch bei Menschen mit entsprechender Veranlagung zu [[Glutensensitivität]] beziehungsweise [[Zöliakie]] führen, einer entzündlichen Erkrankung der [[Darmschleimhaut]] mit weitreichenden gesundheitlichen Folgen. Die durch Glutenkonsum entstehende spezielle [[Darmflora]] ist ein Faktor bei der Entwicklung von [[Hyperglykämie]] und [[Diabetes mellitus|Typ-1-Diabetes]].<ref name="DOI10.1371/journal.pone.0078687">Eric V. Marietta, Andres M. Gomez u.&nbsp;a.: ''Low Incidence of Spontaneous Type 1 Diabetes in Non-Obese Diabetic Mice Raised on Gluten-Free Diets Is Associated with Changes in the Intestinal Microbiome.'' In: ''PLoS ONE.'' 8, 2013, S.&nbsp;e78687, {{DOI|10.1371/journal.pone.0078687}}.</ref>


== Aufbau ==
== Aufbau ==

Version vom 15. November 2013, 11:01 Uhr

Gluten [gluˈteːn][1] (aus lat. glūten[2]Leim“), Kleber oder Klebereiweiß, ist ein Sammelbegriff für ein Stoffgemisch aus Proteinen, das im Samen einiger Arten von Getreide vorkommt.

Wenn Wasser zu Getreidemehl gegeben wird, dann bildet das Gluten beim Anteigen aus dem Mehl eine gummiartige und elastische Masse, nämlich den Teig. Der Kleber hat für die Backeigenschaften eines Mehls eine zentrale Bedeutung. Bestandteile des Glutens können jedoch bei Menschen mit entsprechender Veranlagung zu Glutensensitivität beziehungsweise Zöliakie führen, einer entzündlichen Erkrankung der Darmschleimhaut mit weitreichenden gesundheitlichen Folgen. Die durch Glutenkonsum entstehende spezielle Darmflora ist ein Faktor bei der Entwicklung von Hyperglykämie und Typ-1-Diabetes.[3]

Aufbau

Der Kleber setzt sich aus den beiden Osborne-Fraktionen[4] Prolamine (löslich in einer 70-prozentigen Ethanollösung) und Gluteline (im Alkalischen löslich) zusammen, wobei es sich (im Gegensatz zu Enzymen und anderen Cytoplasmaproteinen) um Reserveproteine (Speicherproteine im Samen, Wurzel- und Sprossknollen) handelt. Im Weizen werden sie als „Gliadine“ (Prolaminfraktion) und „Glutenine“ (Glutelinfraktion) bezeichnet und in die Untergruppen „hochmolekulare“ Gliadine und „niedermolekulare“ Gliadine sowie „mittelmolekulare“ Glutenine (ω1,2-Gliadine) und „niedermolekulare Glutenine“ (α- und β-Gliadine) unterteilt. Prolamine und Gluteline kommen im Weizen in einem Verhältnis von etwa 1:1 vor und stellen mit rund 80 % die mengenmäßig größte Proteinfraktion dar.

Lebensmitteltechnologische Bedeutung

In Verbindung mit Wasser bildet Gluten sogenanntes Klebereiweiß. Dieses bildet das Teiggerüst bei Brot und Gebäcken. Nur aus Mehlen mit Gluten kann Brot in Form eines Laibs (im Unterschied zu Fladenbrot) gebacken werden. Die Menge an Gluten ist für die Backfähigkeit („Gashaltefähigkeit“) von Weizenmehlen ausschlaggebend. Gluten ist dehnbar und sorgt im Weizenteig auf der Gare dafür, dass das Gärgas (Kohlendioxid) gehalten wird und somit das Gebäck aufgehen kann. Im fertigen Gebäck sorgt das geronnene Klebergerüst dafür, dass das Gebäck seine Form behält.

Die Aufgabe des Müllers besteht darin, Weizenpartien so zu mischen, dass die Kleberqualität für die Herstellung von Brot und Kleingebäck optimal ist. Im handelsüblichen Weizenmehl liegt der Klebergehalt in der Trockensubstanz bei ungefähr 13 %. Da trockener Kleber das Zwei- bis Dreifache seines Eigengewichts an Wasser aufnehmen kann, liegt der wasserhaltige Klebergehalt in Teigen dann bei etwa 30–35 %.

Im Labor wird Kleber ausgewaschen, indem ein Teig mit Kochsalzlösung gespült wird, bis die Iodprobe anzeigt, dass im Auswaschwasser keine Stärke mehr vorhanden ist. Zurück bleibt der kaugummiartige Kleber. Die Eigenschaften des Klebers (dehnbar-elastisch oder bockig-kurz) werden hauptsächlich durch die Sorteneigenschaften des Weizens vorgegeben. Die Kleberqualität kann im Labor durch verschiedene Untersuchungen (Dehnungsprüfung mit dem Extensographen oder Glutenindex mit dem Glutomatic-Gerät[5]) festgestellt werden.[6]

Beim Auswaschen des Klebers verändert sich die Eiweißzusammensetzung, weil insbesondere die essentielle Aminosäure Lysin teilweise zusammen mit der Stärke entfernt wird. Die biologische Wertigkeit vermindert sich dadurch von 69 % (bei Weizenvollkornmehl)[7] auf 38 % (bei Weizengluten).[8]

Getreide mit hohem Glutengehalt sind Weizen, Dinkel, Roggen, Kamut, Emmer, Einkorn und Hartweizen. Hafer und Gerste haben einen niedrigen Anteil an Klebereiweiß. Getreidearten wie Teff, Hirse, Mais und Reis sowie Pseudogetreide wie Quinoa, Amarant und Buchweizen sind glutenfrei. Gluten ist Bestandteil von Lebensmitteln, die aus entsprechendem Getreide hergestellt wurden, und es bildet den Hauptbestandteil für Seitan, einen auch als Weizenfleisch angebotenen Fleisch-Ersatz.

Glutenfreies Mehl wird im Handel angeboten; es verhält sich jedoch anders als glutenhaltiges Mehl. So nimmt glutenfreies Mehl zum Beispiel mehr Wasser auf. Die Mengenangaben für einzelne Zutaten können daher von klassischen Rezeptangaben abweichen. Backwaren ohne Gluten gelingen oftmals nicht so luftig und saftig wie mit herkömmlichem Mehl, denn Gluten sorgt beim Backen auch für gute Porenbildung und eine feste Krume.

Ebenfalls im Handel angeboten wird glutenfreies Bier.

Literatur

  • Wilfried Seibel (Hrsg.): Warenkunde Getreide – Inhaltsstoffe, Analytik, Reinigung, Trocknung, Lagerung, Vermarktung, Verarbeitung. Agrimedia, Bergen Du 2005, ISBN 3-86037-257-2.

Einzelnachweise

  1. mit betonter Endsilbe, siehe Duden: Eintrag Gluten.
  2. Mit langer betonter erster und kurzer zweiter Silbe, siehe Lateinische Aussprache#Betonungsregeln.
  3. Eric V. Marietta, Andres M. Gomez u. a.: Low Incidence of Spontaneous Type 1 Diabetes in Non-Obese Diabetic Mice Raised on Gluten-Free Diets Is Associated with Changes in the Intestinal Microbiome. In: PLoS ONE. 8, 2013, S. e78687, doi:10.1371/journal.pone.0078687.
  4. T. B. Osborne: The chemistry of the protein-bodies of the wheat kernel. Part I. The protein soluble in alcohol and its glutaminic acid content. In: American Journal of Physiology. Bethesda Md 13.1905, 1, 35-44. ISSN 1040-0605.
  5. Durchführung des Gluten-Index (PDF-Datei; 325 kB).
  6. Burghard Kirsch: Müllereitechnologie Werkstoffkunde. Zusammensetzung, Untersuchung, Bewertung und Verwendung von Getreide und Getreideprodukten. Bayerischer Müllerbund, München 7. Auflage 2012. ISBN 978-3-9812436-3-5.
  7. Nährwertangaben gemäß Bundeslebensmittelschlüssel für Weizenvollkornmehl – siehe unter Sonstiges.
  8. dito für Weizengluten – siehe unter Sonstiges.