„Kopf“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Grey nurse shark 2.jpg|mini|links|Kopf eines [[Sandtigerhai]]s mit sichtbarer Mundöffnung, Augen, Nasen- und Ohröffnung]]
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Alle Wirbeltiere sind in Kopf, Rumpf und Schwanz gegliedert, wobei sich der Kopf durch den Besitz eines [[knorpel]]igen oder [[Knochen|verknöcherten]] [[Schädel]]s auszeichnet. Der Kopf der Wirbeltiere ist eine evolutionäre Neuerung gegenüber den schädellosen [[Chordatiere]]n, nur sein hinterster Abschnitt ist von den vordersten Rumpfsegmenten abgeleitet. Der überwiegend aus von Zellen der [[Neuralleiste]] abgeleitete Schädel kann in den das Gehirn schützenden [[Neurocranium|Hirnschädel]] (Neurocranium), den der Nahrungsaufnahme und ursprünglich der Atmung über [[Kieme]]n dienenden [[Gesichtsschädel]] (Viscerocranium) mit dem [[Kiefer (Anatomie)|Kiefer]] bei [[Kiefermäuler]]n, sowie aus dem [[Bindegewebe]] gebildeten [[Deckknochen]] ([[Dermatocranium]]) unterteilt werden. Im und am Wirbeltierkopf sind die Mundöffnung und zahlreiche Sinnesorgane konzentriet: [[Nase]], [[Augen]], [[Ohr]]en mit [[Lagesinn]], [[Geschmackssinn]]. Ursprünglich und auch heute noch bei [[Fische]]n trägt der Kopf die Kiemen und ist gegenüber dem Rumpf relativ unbeweglich. Bei den [[Landwirbeltiere]] (Tetrapoda) weist der Kopf dagegen eine Reihe von Neuerungen auf: Eine innere Nasenöffnung ([[Choane]]) ermöglicht es, die Nase zusätzlich zum Riechen für das Einatmen einzusetzen; [[Tränendrüse]]n befeuchten die Augen und eine fleischige [[Zunge]] dient der Nahrungsverarbeitung und trägt Geschmackssinnesorgane. Bei den [[Amnioten]] kommt die Ausbildung eines verlängerten Halses und eine erhöhte Beweglichkeit des Kopfes durch die Entwicklung des [[Atlas (Halswirbel)|Atlas]]-[[Axis (Halswirbel)|Axis]]-Gelenks hinzu. [[Säugetiere]] haben zudem am Kopf sichtbare äußere [[Ohrmuschel]]n und eine ausgeprägte [[mimische Muskulatur]], die eine komplexe Bewegung des Gesichts ([[Mimik]]) über die Kiefer- und Augenbewegungen hinaus erlaubt. <ref>{{Literatur| Herausgeber=Wilfried Westheide, Reinhard Rieger| Titel=Spezielle Zoologie. Teil 2: Wirbel- oder Schädeltiere| Seiten=32-48, 54, 304, 441| Auflage=3| Verlag=Spektrum Akademischer Verlag| Ort=München| Jahr=2011| ISBN=978-3-642-55435-3}}</ref>
Alle Wirbeltiere sind in Kopf, Rumpf und Schwanz gegliedert, wobei sich der Kopf durch den Besitz eines [[knorpel]]igen oder [[Knochen|verknöcherten]] [[Schädel]]s auszeichnet. Der Kopf der Wirbeltiere ist eine evolutionäre Neuerung gegenüber den schädellosen [[Chordatiere]]n, nur sein hinterster Abschnitt ist von den vordersten Rumpfsegmenten abgeleitet. Der überwiegend aus von Zellen der [[Neuralleiste]] abgeleitete Schädel kann in den das Gehirn schützenden [[Neurocranium|Hirnschädel]] (Neurocranium), den der Nahrungsaufnahme und ursprünglich der Atmung über [[Kieme]]n dienenden [[Gesichtsschädel]] (Viscerocranium) mit dem [[Kiefer (Anatomie)|Kiefer]] bei [[Kiefermäuler]]n, sowie aus dem [[Bindegewebe]] gebildeten [[Deckknochen]] ([[Dermatocranium]]) unterteilt werden. Im und am Wirbeltierkopf sind die Mundöffnung und zahlreiche Sinnesorgane konzentriet: [[Nase]], [[Augen]], [[Ohr]]en mit [[Lagesinn]], [[Geschmackssinn]]. Ursprünglich und auch heute noch bei [[Fische]]n trägt der Kopf die Kiemen und ist gegenüber dem Rumpf relativ unbeweglich. Bei den [[Landwirbeltiere]] (Tetrapoda) weist der Kopf dagegen eine Reihe von Neuerungen auf: Eine innere Nasenöffnung ([[Choane]]) ermöglicht es, die Nase zusätzlich zum Riechen für das Einatmen einzusetzen; [[Tränendrüse]]n befeuchten die Augen und eine fleischige [[Zunge]] dient der Nahrungsverarbeitung und trägt Geschmackssinnesorgane. Bei den [[Amnioten]] kommt die Ausbildung eines verlängerten Halses und eine erhöhte Beweglichkeit des Kopfes durch die Entwicklung des [[Atlas (Halswirbel)|Atlas]]-[[Axis (Halswirbel)|Axis]]-Gelenks hinzu. [[Säugetiere]] haben zudem am Kopf sichtbare äußere [[Ohrmuschel]]n und eine ausgeprägte [[mimische Muskulatur]], die eine komplexe Bewegung des Gesichts ([[Mimik]]) über die Kiefer- und Augenbewegungen hinaus erlaubt. <ref>{{Literatur| Herausgeber=Wilfried Westheide, Reinhard Rieger| Titel=Spezielle Zoologie. Teil 2: Wirbel- oder Schädeltiere| Seiten=32-48, 54, 304, 441| Auflage=3| Verlag=Spektrum Akademischer Verlag| Ort=München| Jahr=2011| ISBN=978-3-642-55435-3}}</ref> Bei jungen Wirbeltieren ist der Kopf häufig im Vergleich zum Körper vergrößert, was als Teil des [[Kindchenschema]]s auch als Merkmal junger Tierer Tiere fungiert.


==== Mensch ====
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Der Kopf des [[Mensch]]en entspricht grundsätzlich dem Säugetierkopf, stellt aber auf Grund des [[Bipedie|aufrechten Gangs]] bei normaler Körperhaltung das obere Ende des Körpers dar. Die Augen sind wie bei allen [[Primaten]] nach vorne ausgerichtet und der, das große Gehirn schützende, Gehirnschädel ist gegenüber dem Gesichtsschädel stark vergrößert und überragt diesen auch auf der Vorderseite des Kopfes, so dass ein insgesamt runder Kopf ohne hervorstehende [[Schnauze]], sondern mit einem realtiv flachen, nach vorne weisendes [[Gesicht]] gebildet wird. Der Kopf ist dabei bereits bei Neugeborenen so groß, dass er den Geburtsvorgang deutlich erschwert. Neben den [[Achselhöhle]]n und dem [[Schambehaarung|Schambereich]] ist der Kopf der einzige Bereich des menschlichen Körpers, der eine dichte [[Haar|Behaarung]] aufweist, die in das [[Haupthaar]] und bei Männern das [[Barthaar]] unterteilt werden kann. <ref>{{Literatur| Herausgeber=Wilfried Westheide, Reinhard Rieger| Titel=Spezielle Zoologie. Teil 2: Wirbel- oder Schädeltiere| Seiten=540| Auflage=3| Verlag=Spektrum Akademischer Verlag| Ort=München| Jahr=2011| ISBN=978-3-642-55435-3}}</ref>
Der Kopf des [[Mensch]]en entspricht grundsätzlich dem Säugetierkopf, stellt aber auf Grund des [[Bipedie|aufrechten Gangs]] bei normaler Körperhaltung das obere Ende des Körpers dar. Die Augen sind wie bei allen [[Primaten]] nach vorne ausgerichtet und der, das große Gehirn schützende, Gehirnschädel ist gegenüber dem Gesichtsschädel stark vergrößert und überragt diesen auch auf der Vorderseite des Kopfes, so dass ein insgesamt runder Kopf ohne hervorstehende [[Schnauze]], sondern mit einem realtiv flachen, nach vorne weisendes [[Gesicht]] gebildet wird. Der Kopf ist dabei bereits bei Neugeborenen so groß, dass er den Geburtsvorgang deutlich erschwert. Neben den [[Achselhöhle]]n und dem [[Schambehaarung|Schambereich]] ist der Kopf der einzige Bereich des menschlichen Körpers, der eine dichte [[Haar|Behaarung]] aufweist, die in das [[Haupthaar]] und bei Männern das [[Barthaar]] unterteilt werden kann. <ref>{{Literatur| Herausgeber=Wilfried Westheide, Reinhard Rieger| Titel=Spezielle Zoologie. Teil 2: Wirbel- oder Schädeltiere| Seiten=540| Auflage=3| Verlag=Spektrum Akademischer Verlag| Ort=München| Jahr=2011| ISBN=978-3-642-55435-3}}</ref>


Kulturell wird der Kopf häufig als zentrales Merkmal des Menschen betrachtet. Dies drückt sich zum Beispiel in stehenden [[Redewendung]]en aus, bei denen der Kopf [[Pars pro toto|stellvertretend]] für den gesamten Menschen oder das einzelne Individuum steht (z.B. „Pro-Kopf“, „die besten Köpfe“). Auch den Köpfen von Feinden wurde oft eine besondere Bedeutung zugemessen, was sich unter anderem in der Hinrichtung durch Abtrennen des Kopfes vom restlichen Körper ([[Enthauptung]] oder Köpfen) und der Zurschaustellung des abgetrennten Kopfes bis hin zur [[Kopfjagd]] in manchen Kulturen äußert.
Kulturell wird der Kopf häufig als zentrales Merkmal des Menschen betrachtet. Dies drückt sich zum Beispiel in stehenden [[Redewendung]]en aus, bei denen der Kopf [[Pars pro toto|stellvertretend]] für den gesamten Menschen oder das einzelne Individuum steht (z.B. „Pro-Kopf“, „die besten Köpfe“). Auch den Köpfen von Feinden wurde oft eine besondere Bedeutung zugemessen, was sich unter anderem in der Hinrichtung durch Abtrennen des Kopfes vom restlichen Körper ([[Enthauptung]] oder Köpfen) und der Zurschaustellung des abgetrennten Kopfes bis hin zur [[Kopfjagd]] in manchen Kulturen äußert. Bei menschlichen Darstellungen spielt der Kopf ebenfalls eine große Rolle, wobei er abhängig vom Kulturkreis entweder besonders betont oder stark abstrahiert dargestellt wird. Kinder beginnen den Menschen gewöhnlich als [[Kopffüßler]] ohne Rumpf darzustellen, möglicherweise weil Kopf und Gliedmaßen als wichtigste Elemente des Menschen wahrgenommen werden. Auch später wird der Kopf noch überprpportional groß dargestellt. Während der Kopf in der westlichen [[Bildende Kunst|bildenden Kunst]] meist eine zentrale Rolle spielt, kann seine Darstellung in anderen Kulturen mehr oder weniger stark [[Tabu]]isiert sein. So ist fehlr der Kopf bei den frühesten Menschendarstellungenhäufig häufig oder ist bis hin zu einem einfachen Strich abstrahiert. <ref>{{Literatur| Autor=Rolf Oerter| Titel=Der Mensch, das wundersame Wesen: Was Evolution, Kultur und Ontogenese aus uns machen| Seiten=274-276| Verlag= Springer Spektrum| Ort=Wiesbaden| Jahr=2014| ISBN=9783658033224}}</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 3. Mai 2015, 16:43 Uhr

Kopf eines Grünen Leguans mit gut erkennbarer Mundöffnung und Ansammlung verschiedener Sinnesorgane (Auge, Nase, Ohren)

Der Kopf (auch das Haupt; lat. caput; altgr. κεφαλή kephalē) ist der vordere Bereich eines Tierkörpers, der der Nahrungsaufnahme und der Orientierung bei der Bewegung dient. Im Gegensatz zu einem mehr oder weniger klar definierten Kopfende ist ein eigentlicher Kopf deutlich vom restlichen Körper, dem Rumpf abgesetzt. Befindet sich zwischen Kopf und Rumpf eine deutliche Einschnürung, wird diese als Hals bezeichnet. Am Kopf befinden sich gewönlich die Mundöffnung mit Mundwerkzeugen sowie wichtige Sinnesorgane und im Inneren des Kopfes befinden sich wesentliche Teile des Zentralnervensystems (ZNS).

Evolution des Kopfs

Kopfende des Fadenwurms Ancylostoma braziliense mit Mundöffnung
Spriggina flounensi mit möglichem Kopf

Der evolutionäre Prozess bei dem am Vorderende eines Tieres zunehmend eine eigene Region definiert wird, in der sich Sinnesorgane, Mundöffnung und Zentralnervensystem sammeln, wird als Cephalisation bezeichnet. sessile oder radiärsymmetrische Tiere, wie Schwämme und viele Hohltiere oder Stachelhäuter, besitzen oft kein definiertes Vorderende und somit auch keinen Kopf. Mit der Ausprägung einer bevorzugten Fortbewegungsrichtung und einer aktiven Nahrungsaufnahme entstand ein Körperende, das zuerst mit neuen Umweltreizen in Kontakt kommt, so dass die Ansammlung verschiedener Sinnesorgane an diesem Ende einen evolutionären Vorteil mit sich brachte. Ein Kopf in diesem Sinne findet sich bei einigen Hohltieren, wie den Süßwasserpolypen (Hydra) und bei den meisten Bilateria, ein deutlich abgestezter eigentlicher Kopf tritt vor allem bei Weichtieren, Gliederfüßern und Wirbeltieren auf. Neben der Bündelung der Wahrnehmung sind häufig auch die Möglichkeiten zur Manipulation der Umwelt im Kopfbereich gebündelt, so die Werkzeuge zur Aufnahme und Zerkleinerung von Nahrung.[1] In Folge dieser Ansammlung von Strukturen, die einer nervösen Steuerung bedürfen, kommt es parallel zur Cephalisation auch zu einer Ansammlung des Nervensystems im Kopfbereich bis hin zur Bildung eines Gehirn, ein Vorgang der als Cerebralisation bezeichnet wird.[2] Die ältesten Fossilien, die eine bilaterale Symmetrie aufweisen sind bereits aus der Ediacara-Fauna bekannt, so zum Beispiel Spriggina. Allerdings ist bei diesen Tieren oft nicht sicher, ob es sich bei dem abgestzten Ende tatsächlich um einen Kopf oder um ein Anheftungsorgan handelt.[3] Die Organisation des Körpers entlang der Körperachse und die daraus folgende Unterteilung in Kopf und Rumpf wird durch Hox-Gene gesteuert. Gene, die mit den das Kopfende bei höheren Tieren festlegenden Genen verwandt sind, finden sich bereits bei Hydra und teilweise sogar bei Schwämmen.[4]

Köpfe verschiedener Tiergruppen

Weichtiere (Mollusca)

Kopf von Arion lusitanicus mit Augen auf Stielen und Fühlern

Während der Kopfbereich bei Weichtieren immer zentrale Teile des Nervensystems beinhaltet, ist er nur bei den Schnecken und Kopffüßern als eigener, die Augen tragender Körperteil abgesetzt, während ein definierter Kopf bei den Muscheln wahrscheinlich sekundär verloren gegangen ist. Bei Schnecken trägt der Kopf ein Paar Fühler, die Augen, die an der Basis der Fühler oder auf eigenen Stielen sitzen, und häufig weitere Tenatakel, die den Mundraum umgeben (Labialtentakel). Der Kopf der Schnecken geht in ganzer Breite in den Fuß über, kann aber durch einen verengten Hals vom Rest des Körpers abgesetzt sein. Bei den Kopffüßern sind Kopf, Arme und Trichter zu einer vom Rest des Körpers abgesetzten Einheit, dem Cephalopodium zusammengefasst, das der Fortbewegung und dem Beutefang dient. Die Kopffüßer weisen die am weitesten entwickelte Cerebralisation und die höchstentwickelten Augen aller wirbellosen Tiere auf und ihr Gehirn ist, analog zum Schädel der Wirbeltiere durch eine knorpelige Kapsel geschützt. [5]

Gliederfüßer (Arthropoda)

Kopf und Halsschild eines weiblichen Hirschkäfers mit gut sichtbaren Mandibeln, Augen und Antennen

Bei den Gliederfüßern ist die Kopfbildung in mehreren Schritten verlaufen. Ursprünglich sind mit dem Acron, dem vordersten Körperabschnitt wahrscheinlich zwei Segmente verschmolzen, das Praeantennalsegment, dessen Gliedmaßen möglicherweise zum Labrum wurden und das Antennen tragende 2. Segment. Später verschmolz erst ein weiteres Segment, das die 2. Antennen trägt, und dann noch einmal drei weitere Segmente mit dem Kopf, die primär Laufbeine trugen. Die Ganglien der ersten drei Segmente wurden dabei zum Oberschlundganglion, die der folgenden drei zum Unterschlundganglion. Ein Kopf mit Antennen und drei Laufbeinpaaren ist bei den Trilobiten erhalten. Bei den Kieferklauenträgern ist der Körper in einen Vorderkörper (Prosoma) und einen Hinterkörper (Opisthosoma) unterteilt, wobei der sieben oder acht Segmente umfassende Vorderkörper die Sinnesorgane, Mundwerkzeuge und Laufbeine trägt. Bei den Mandibulata ist der Kopf ein einheitlicher Körperabschnitt (Tagma) bei dem die Laufbeine zu Mundwerkzeugen (Mandibeln und Maxillen bzw. Labium) wurden. Bei manchen Krebstieren ist dieser Kopf allerdings mit dem Thorax zu einem Cephalothorax verschmolzen. Bei Insekten werden beim Kopf folgende Abschnitte unterschieden: Clypeus (Kopfschild), Vertex (Scheitel), Genae (Wangen), Occiput (Hinterkopf).[6]

Wirbeltiere (Vertebrata)

Kopf eines Sandtigerhais mit sichtbarer Mundöffnung, Augen, Nasen- und Ohröffnung

Alle Wirbeltiere sind in Kopf, Rumpf und Schwanz gegliedert, wobei sich der Kopf durch den Besitz eines knorpeligen oder verknöcherten Schädels auszeichnet. Der Kopf der Wirbeltiere ist eine evolutionäre Neuerung gegenüber den schädellosen Chordatieren, nur sein hinterster Abschnitt ist von den vordersten Rumpfsegmenten abgeleitet. Der überwiegend aus von Zellen der Neuralleiste abgeleitete Schädel kann in den das Gehirn schützenden Hirnschädel (Neurocranium), den der Nahrungsaufnahme und ursprünglich der Atmung über Kiemen dienenden Gesichtsschädel (Viscerocranium) mit dem Kiefer bei Kiefermäulern, sowie aus dem Bindegewebe gebildeten Deckknochen (Dermatocranium) unterteilt werden. Im und am Wirbeltierkopf sind die Mundöffnung und zahlreiche Sinnesorgane konzentriet: Nase, Augen, Ohren mit Lagesinn, Geschmackssinn. Ursprünglich und auch heute noch bei Fischen trägt der Kopf die Kiemen und ist gegenüber dem Rumpf relativ unbeweglich. Bei den Landwirbeltiere (Tetrapoda) weist der Kopf dagegen eine Reihe von Neuerungen auf: Eine innere Nasenöffnung (Choane) ermöglicht es, die Nase zusätzlich zum Riechen für das Einatmen einzusetzen; Tränendrüsen befeuchten die Augen und eine fleischige Zunge dient der Nahrungsverarbeitung und trägt Geschmackssinnesorgane. Bei den Amnioten kommt die Ausbildung eines verlängerten Halses und eine erhöhte Beweglichkeit des Kopfes durch die Entwicklung des Atlas-Axis-Gelenks hinzu. Säugetiere haben zudem am Kopf sichtbare äußere Ohrmuscheln und eine ausgeprägte mimische Muskulatur, die eine komplexe Bewegung des Gesichts (Mimik) über die Kiefer- und Augenbewegungen hinaus erlaubt. [7] Bei jungen Wirbeltieren ist der Kopf häufig im Vergleich zum Körper vergrößert, was als Teil des Kindchenschemas auch als Merkmal junger Tierer Tiere fungiert.

Mensch

Anatomie des menschlichen Kopfes

Der Kopf des Menschen entspricht grundsätzlich dem Säugetierkopf, stellt aber auf Grund des aufrechten Gangs bei normaler Körperhaltung das obere Ende des Körpers dar. Die Augen sind wie bei allen Primaten nach vorne ausgerichtet und der, das große Gehirn schützende, Gehirnschädel ist gegenüber dem Gesichtsschädel stark vergrößert und überragt diesen auch auf der Vorderseite des Kopfes, so dass ein insgesamt runder Kopf ohne hervorstehende Schnauze, sondern mit einem realtiv flachen, nach vorne weisendes Gesicht gebildet wird. Der Kopf ist dabei bereits bei Neugeborenen so groß, dass er den Geburtsvorgang deutlich erschwert. Neben den Achselhöhlen und dem Schambereich ist der Kopf der einzige Bereich des menschlichen Körpers, der eine dichte Behaarung aufweist, die in das Haupthaar und bei Männern das Barthaar unterteilt werden kann. [8]

Kulturell wird der Kopf häufig als zentrales Merkmal des Menschen betrachtet. Dies drückt sich zum Beispiel in stehenden Redewendungen aus, bei denen der Kopf stellvertretend für den gesamten Menschen oder das einzelne Individuum steht (z.B. „Pro-Kopf“, „die besten Köpfe“). Auch den Köpfen von Feinden wurde oft eine besondere Bedeutung zugemessen, was sich unter anderem in der Hinrichtung durch Abtrennen des Kopfes vom restlichen Körper (Enthauptung oder Köpfen) und der Zurschaustellung des abgetrennten Kopfes bis hin zur Kopfjagd in manchen Kulturen äußert. Bei menschlichen Darstellungen spielt der Kopf ebenfalls eine große Rolle, wobei er abhängig vom Kulturkreis entweder besonders betont oder stark abstrahiert dargestellt wird. Kinder beginnen den Menschen gewöhnlich als Kopffüßler ohne Rumpf darzustellen, möglicherweise weil Kopf und Gliedmaßen als wichtigste Elemente des Menschen wahrgenommen werden. Auch später wird der Kopf noch überprpportional groß dargestellt. Während der Kopf in der westlichen bildenden Kunst meist eine zentrale Rolle spielt, kann seine Darstellung in anderen Kulturen mehr oder weniger stark Tabuisiert sein. So ist fehlr der Kopf bei den frühesten Menschendarstellungenhäufig häufig oder ist bis hin zu einem einfachen Strich abstrahiert. [9]

Einzelnachweise

  1. Michael H. Stoffel: Funktionelle Neuroanatomie für die Tiermedizin. Enke, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8304-1155-0, S. 15.
  2. Cerebralisation in der Onlineversion des Lexikon der Biologie
  3. Paul Selden, John Nudds: Evolution of Fossil Ecosystems. 2. Auflage. Academic Press, London, Waltham, San Diego 2012, ISBN 978-0-12-404637-5, S. 17–18.
  4. Brigitte Galliot, David Miller: Origin of anterior patterning how old is our head? In: Trends in Genetics. Band 16, Nr. 1, 2000, S. 1–5.
  5. Wilfried Westheide, Reinhard Rieger (Hrsg.): Spezielle Zoologie. Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, München 2007, ISBN 978-3-8274-1575-2, S. 335,353–355.
  6. Wilfried Westheide, Reinhard Rieger (Hrsg.): Spezielle Zoologie. Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, München 2007, ISBN 978-3-8274-1575-2, S. 441 f., 464, 479, 555, 643.
  7. Wilfried Westheide, Reinhard Rieger (Hrsg.): Spezielle Zoologie. Teil 2: Wirbel- oder Schädeltiere. 3. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, München 2011, ISBN 978-3-642-55435-3, S. 32–48, 54, 304, 441.
  8. Wilfried Westheide, Reinhard Rieger (Hrsg.): Spezielle Zoologie. Teil 2: Wirbel- oder Schädeltiere. 3. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, München 2011, ISBN 978-3-642-55435-3, S. 540.
  9. Rolf Oerter: Der Mensch, das wundersame Wesen: Was Evolution, Kultur und Ontogenese aus uns machen. Springer Spektrum, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-03322-4, S. 274–276.

Weblinks

Commons: Kopf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Kopf – Zitate
Wiktionary: Kopf – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen