„Mehrpolbasierte Modellbildung“ – Versionsunterschied

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Als '''mehrpolbasierte Modellbildung''' bezeichnet man in der [[Mechatronik]] eine einheitliche Darstellung von technischen Systemen mit multidisziplinärem Charakter (Multidomänensysteme). Ausgehend von der Modellbildung mit konzentrierten Ersatzelementen, sowie allgemeiner Erhaltungs- und Bilanzgesetze, können Systemmodelle mit leistungserhaltenden Verschaltungsgesetzen gebildet werden (elektroanaloge Netzwerke,<ref>{{Literatur|Autor=Rüdiger G.Ballas, Günther Pfeifer und Roland Werthschützky|Titel=Elektromechanische Systeme der Mikrotechnik und Mechatronik: Dynamischer Entwurf – Grundlagen und Anwendungen|Auflage=2|Verlag=Springer|Jahr=2009|Seiten=11|ISBN=978-3540893172}}</ref> Verallgemeinerte Netzwerke in der Mechatronik<ref>{{Literatur|Autor=Jörg Grabow|Titel=Verallgemeinerte Netzwerke in der Mechatronik|Auflage=1|Verlag=Oldenbourg Wissenschaftsverlag|Jahr=2013|Seiten=I|ISBN=978-3486712612}}</ref>). Ein klassisches Beispiel für reine elektrische Systeme sind die [[Kirchhoffsche Regeln|kirchhoffschen Netzwerke]]. Historisch geht diese Form der Modellbildung auf James Clerk Maxwell zurück. Er entwickelte 1873 sehr detaillierte mechanische Analogien zu den elektrischen Phänomenen. In seiner Impedanzanalogie verknüpfte er
Als '''mehrpolbasierte Modellbildung''' bezeichnet man in der [[Mechatronik]] eine einheitliche Darstellung von technischen Systemen mit multidisziplinärem Charakter (Multidomänensysteme). Ausgehend von der Modellbildung mit konzentrierten Ersatzelementen, sowie allgemeiner Erhaltungs- und Bilanzgesetze, können Systemmodelle mit leistungserhaltenden Verschaltungsgesetzen gebildet werden (elektroanaloge Netzwerke,<ref>{{Literatur |Autor=Rüdiger G.Ballas, Günther Pfeifer und Roland Werthschützky |Titel=Elektromechanische Systeme der Mikrotechnik und Mechatronik: Dynamischer Entwurf – Grundlagen und Anwendungen |Auflage=2 |Verlag=Springer |Datum=2009 |ISBN=978-3-540-89317-2 |Seiten=11}}</ref> Verallgemeinerte Netzwerke in der Mechatronik<ref>{{Literatur |Autor=Jörg Grabow |Titel=Verallgemeinerte Netzwerke in der Mechatronik |Auflage=1 |Verlag=Oldenbourg Wissenschaftsverlag |Datum=2013 |ISBN=978-3-486-71261-2 |Seiten=I}}</ref>). Ein klassisches Beispiel für reine elektrische Systeme sind die [[Kirchhoffsche Regeln|kirchhoffschen Netzwerke]]. Historisch geht diese Form der Modellbildung auf James Clerk Maxwell zurück. Er entwickelte 1873 sehr detaillierte mechanische Analogien zu den elektrischen Phänomenen. In seiner Impedanzanalogie verknüpfte er
erstmals die [[Kraft]] und die [[elektrische Spannung]] als analoge Größen.<ref>{{Literatur|Autor=Robert H. Bishop|Titel=Mechatronics: An Introduction|Verlag=CRC Press|Jahr=2005|Seiten=8.4|ISBN=1420037242}}</ref>
erstmals die [[Kraft]] und die [[elektrische Spannung]] als analoge Größen.<ref>{{Literatur |Autor=Robert H. Bishop |Titel=Mechatronics: An Introduction |Verlag=CRC Press |Datum=2005 |ISBN=1-4200-3724-2 |Seiten=8.4}}</ref>


== Allgemeines ==
== Allgemeines ==
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<math>\delta E = i \ \delta q</math>
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Der Quantitätsbegriff reicht jedoch noch nicht aus, um alle Energieformen eindeutig zu charakterisieren. Bei Energieformen an denen feldartige Größen beteiligt sind, existiert kein einfacher mengenartiger Zusammenhang. Dazu wird der Begriff der Quantitätsgröße mit den nachfolgenden Regeln auf den Begriff der [[extensive Größe|extensiven Größe]] erweitert.
Der Quantitätsbegriff reicht jedoch noch nicht aus, um alle Energieformen eindeutig zu charakterisieren. Bei Energieformen an denen feldartige Größen beteiligt sind, existiert kein einfacher mengenartiger Zusammenhang. Dazu wird der Begriff der Quantitätsgröße mit den nachfolgenden Regeln auf den Begriff der [[Extensive Größe|extensiven Größe]] erweitert.


=== Bildungsregeln ===
=== Bildungsregeln ===
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== Übersichtsdarstellung ==
== Übersichtsdarstellung ==
Die Bildungsgesetze für die Systemvariablen sowie die konstituierenden Gesetze für die Netzwerkbauelemente können sehr anschaulich gemeinsam in einem einfachen Übersichtsschema dargestellt werden.[[File:Bildungsgesetz.png|Bildungsgesetz der Systemvariablen |border|centre|frameless|350x350px]]
Die Bildungsgesetze für die Systemvariablen sowie die konstituierenden Gesetze für die Netzwerkbauelemente können sehr anschaulich gemeinsam in einem einfachen Übersichtsschema dargestellt werden.[[Datei:Bildungsgesetz.png|Bildungsgesetz der Systemvariablen|rand|zentriert|rahmenlos|350x350px]]


== Historie ==
== Historie ==
Die früheste mechanisch-elektrischen Analogie geht auf [[James Clerk Maxwell]]<ref>{{Literatur|Autor=Malcom C Smith|Titel=Synthesis of mechanical networks: the inerter|Herausgeber=IEEE Transactions on Automatic Control|Band=47|Nummer=10|Jahr=Oktober 2002|Seiten=1648–1662}}</ref> zurück. In seinen Überlegungen verknüpfte er erstmals die mechanische Kraft und die elektrische Spannung als analoge Größen, ohne jedoch den Impedanzbegriff zu verwenden. Dieser wurde erst 1886 von [[Oliver Heaviside]]<ref>{{Literatur|Autor=Oliver Heaviside|Sammelwerk=ELECTRICAL PAPERS|Band=VOL. II |Verlag=MACMILLAN AND CO. AND LONDON|Ort=London|Jahr=1894|Seiten=166 }}</ref> geprägt, lange nach Maxwells Tod. Die Idee der komplexen Impedanz wurde dann von [[Arthur E. Kennelly]]<ref>{{Literatur|Autor=Frederick V Hunt|Titel=Electroacoustics: the Analysis of Transduction, and its Historical Background|Herausgeber=Harvard University Press|Verlag=OCLC 2042530|Jahr=1954}}</ref> 1893 eingeführt. Ab 1900 gehörte die mechanisch-elektrische Analogie dann zu den Standard-Analyse-Verfahren.<ref>{{Literatur|Autor=Heinrich Barkhausen|Titel=Das Problem Der Schwingungserzeugung Mit Besonderer Berücksichtigung Schneller Elektrischer Schwingungen|Verlag=August Pries Leipzig|Ort=Göttingen|Jahr=1907}}</ref> Mit der Entwicklung der Analogrechentechnik ab 1923 erhielten die Analogiebeziehungen durch [[Vannevar Bush]]<ref>{{Internetquelle|url=https://ub.fnwi.uva.nl/computermuseum//vbush_tbl.php|titel=Vannevar Bush's Differential Analyzer|sprache=en|zugriff=2015-07-05}}</ref> erneut einen Aufschwung. 1931erschien von Walter Hähnle<ref>{{Literatur|Autor=Walter Hähnle|Titel=Wissenschaftliche Veröffentlichungen aus dem Siemens-Konzern|Sammelwerk=XI. Band Erstes Heft (abgeschlossen am 12. März 1932)|Band=XI. Band Erstes Heft|Nummer=1,11|Verlag=Springer-Verlag Berlin Heidelberg|Jahr=1932|Seiten=1–23|ISBN=978-3-642-98853-0}}</ref> fast zeitgleich mit [[Floyd A. Firestone]]<ref>{{Literatur|Autor=Floyd A Firestone|Titel=A new analogy between mechanical and electrical systems|Sammelwerk=Journal of the Acoustical Society of America|Nummer=4|Jahr=1932–1933|Seiten=249–267}}</ref> ein umfassender Beitrag zur Darstellung von elektromechanischen Gebilden durch rein elektrische Schaltbilder. Das Konzept dieser beiden Veröffentlichungen stützte sich maßgeblich auf die FU-Analogie. Die Einführung der FI-Analogie wurde 1955 durch Horace M. Trent<ref>{{Literatur|Autor=Busch-Vishniac, J. Ilene|Titel=Electromechanical Sensors and Actuators|Verlag=Springer Science & Business Media|Jahr=1999|ISBN=038798495X}}</ref> vorgeschlagen. Trent verwendet erstmals lineare graphische Verfahren zur Darstellung von elektromechanischen Netzen. Letztlich führte diese mathematische Darstellung 1960 durch [[Henry M. Paynter]]<ref>{{Literatur|Autor=Henry M. Paynter|Titel=Analysis and Design of Engineering Systems|Herausgeber=MIT Press|Verlag=OCLC 1670711|Jahr=1961}}</ref> zu den bis heute sehr erfolgreich angewendeten [[Bondgraphen]]. Unter Barkhausen etablierte sich [[Walter Reichardt|Reichardt]], [[Wolfgang Kraak|Kraak]] und [[Arno Lenk|Lenk]] erfolgreich die Dresdner Schule der Akustik<ref>{{Internetquelle|url=http://ela1969.de/Texte/Html/dd-akust.htm|titel=Die Dresdner Schule der Akustik in den Jahren bis 1990|datum=|sprache=de|zugriff=2015-07-05}}</ref> Hier erschien 1971 erstmals von Arno Lenk ein Lehrbuch.<ref>{{Literatur|Autor=Arno Lenk|Titel=Elektromechanische Systeme: Systeme mit konzentrierten Parametern|Band=1|Auflage=1|Verlag=VEB Verlag Technik|Ort=Berlin|Jahr=1971}}</ref> über Elektromechanische Systeme. Eine ähnlich umfangreiche Betrachtungsweise ist 1979 bei [[Peter E. Wellstead]]<ref>{{Internetquelle|url=http://www.control-systems-principles.co.uk/ebooks/Introduction-to-Physical-System-Modelling.pdf|titel=Introduction to Physical System Modelling|autor=Peter E. Wellstead|hrsg=Control Systems Principles|sprache=en|zugriff=2015-07-04}}</ref> zu finden. Wellstead verwendet neben der mehrpolbasierten Modellbildung auch erstmals den Lagrange Formalismus und die Port-Hamilton-Darstellung.
Die früheste mechanisch-elektrischen Analogie geht auf [[James Clerk Maxwell]]<ref>{{Literatur |Autor=Malcom C Smith |Hrsg=IEEE Transactions on Automatic Control |Titel=Synthesis of mechanical networks: the inerter |Band=47 |Nummer=10 |Datum=2002-10 |Seiten=1648–1662}}</ref> zurück. In seinen Überlegungen verknüpfte er erstmals die mechanische Kraft und die elektrische Spannung als analoge Größen, ohne jedoch den Impedanzbegriff zu verwenden. Dieser wurde erst 1886 von [[Oliver Heaviside]]<ref>{{Literatur |Autor=Oliver Heaviside |Titel= |Sammelwerk=ELECTRICAL PAPERS |Band=VOL. II |Verlag=MACMILLAN AND CO. AND LONDON |Ort=London |Datum=1894 |Seiten=166}}</ref> geprägt, lange nach Maxwells Tod. Die Idee der komplexen Impedanz wurde dann von [[Arthur E. Kennelly]]<ref>{{Literatur |Autor=Frederick V Hunt |Hrsg=Harvard University Press |Titel=Electroacoustics: the Analysis of Transduction, and its Historical Background |Verlag=OCLC 2042530 |Datum=1954}}</ref> 1893 eingeführt. Ab 1900 gehörte die mechanisch-elektrische Analogie dann zu den Standard-Analyse-Verfahren.<ref>{{Literatur |Autor=Heinrich Barkhausen |Titel=Das Problem Der Schwingungserzeugung Mit Besonderer Berücksichtigung Schneller Elektrischer Schwingungen |Verlag=August Pries Leipzig |Ort=Göttingen |Datum=1907}}</ref> Mit der Entwicklung der Analogrechentechnik ab 1923 erhielten die Analogiebeziehungen durch [[Vannevar Bush]]<ref>{{Internetquelle |url=https://ub.fnwi.uva.nl/computermuseum//vbush_tbl.php |titel=Vannevar Bush's Differential Analyzer |sprache=en |zugriff=2015-07-05}}</ref> erneut einen Aufschwung. 1931erschien von Walter Hähnle<ref>{{Literatur |Autor=Walter Hähnle |Titel=Wissenschaftliche Veröffentlichungen aus dem Siemens-Konzern |Sammelwerk=XI. Band Erstes Heft (abgeschlossen am 12. März 1932) |Band=XI. Band Erstes Heft |Nummer=1,11 |Verlag=Springer-Verlag Berlin Heidelberg |Datum=1932 |ISBN=978-3-642-98853-0 |Seiten=1–23}}</ref> fast zeitgleich mit [[Floyd A. Firestone]]<ref>{{Literatur |Autor=Floyd A Firestone |Titel=A new analogy between mechanical and electrical systems |Sammelwerk=Journal of the Acoustical Society of America |Nummer=4 |Datum=1932–1933 |Seiten=249–267}}</ref> ein umfassender Beitrag zur Darstellung von elektromechanischen Gebilden durch rein elektrische Schaltbilder. Das Konzept dieser beiden Veröffentlichungen stützte sich maßgeblich auf die FU-Analogie. Die Einführung der FI-Analogie wurde 1955 durch Horace M. Trent<ref>{{Literatur |Autor=Busch-Vishniac, J. Ilene |Titel=Electromechanical Sensors and Actuators |Verlag=Springer Science & Business Media |Datum=1999 |ISBN=0-387-98495-X}}</ref> vorgeschlagen. Trent verwendet erstmals lineare graphische Verfahren zur Darstellung von elektromechanischen Netzen. Letztlich führte diese mathematische Darstellung 1960 durch [[Henry M. Paynter]]<ref>{{Literatur |Autor=Henry M. Paynter |Hrsg=MIT Press |Titel=Analysis and Design of Engineering Systems |Verlag=OCLC 1670711 |Datum=1961}}</ref> zu den bis heute sehr erfolgreich angewendeten [[Bondgraphen]]. Unter Barkhausen etablierte sich [[Walter Reichardt|Reichardt]], [[Wolfgang Kraak|Kraak]] und [[Arno Lenk|Lenk]] erfolgreich die Dresdner Schule der Akustik<ref>{{Internetquelle |url=http://ela1969.de/Texte/Html/dd-akust.htm |titel=Die Dresdner Schule der Akustik in den Jahren bis 1990 |datum= |sprache=de |zugriff=2015-07-05}}</ref> Hier erschien 1971 erstmals von Arno Lenk ein Lehrbuch.<ref>{{Literatur |Autor=Arno Lenk |Titel=Elektromechanische Systeme: Systeme mit konzentrierten Parametern |Band=1 |Auflage=1 |Verlag=VEB Verlag Technik |Ort=Berlin |Datum=1971}}</ref> über Elektromechanische Systeme. Eine ähnlich umfangreiche Betrachtungsweise ist 1979 bei [[Peter E. Wellstead]]<ref>{{Internetquelle |url=http://www.control-systems-principles.co.uk/ebooks/Introduction-to-Physical-System-Modelling.pdf |titel=Introduction to Physical System Modelling |autor=Peter E. Wellstead |hrsg=Control Systems Principles |sprache=en |zugriff=2015-07-04 |format=PDF}}</ref> zu finden. Wellstead verwendet neben der mehrpolbasierten Modellbildung auch erstmals den Lagrange Formalismus und die Port-Hamilton-Darstellung.


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur
* {{Literatur|Autor=Rüdiger G.Ballas, Günther Pfeifer und Roland Werthschützky|Titel=Elektromechanische Systeme der Mikrotechnik und Mechatronik: Dynamischer Entwurf – Grundlagen und Anwendungen|Auflage=2|Verlag=Springer|Jahr=2009|ISBN=978-3540893172}}
|Autor=Rüdiger G.Ballas, Günther Pfeifer und Roland Werthschützky
* {{Literatur|Autor=Gottfried Falk, Wolfgang Ruppel|Titel=Energie und Entropie|Verlag=Springer|Ort=Berlin, Heidelberg|Jahr=1976|ISBN=978-3540078142}}
|Titel=Elektromechanische Systeme der Mikrotechnik und Mechatronik: Dynamischer Entwurf – Grundlagen und Anwendungen
* {{Literatur|Autor=Gottfried Falk|Titel=Physik: Zahl und Realität: Die begrifflichen und mathematischen Grundlagen einer universellen quantitativen Naturbeschreibung.|Verlag=Birkhäuser Verlag|Ort=Basel|Jahr=1990|ISBN=978-3764325503}}
|Auflage=2
* {{Literatur|Autor=Jörg Grabow|Titel=Verallgemeinerte Netzwerke in der Mechatronik|Verlag=Oldenbourg Wissenschaftsverlag|Jahr=2013|ISBN=978-3486712612}}
|Verlag=Springer
* {{Literatur|Autor=Klaus Janschek|Titel=Systementwurf mechatronischer Systeme: Methoden – Modelle – Konzepte|Verlag=Springer|Jahr=2010|ISBN=978-3540788768}}
|Datum=2009
* {{Literatur|Autor=Dimitri Jeltsema, Jacquelien M.A. Scherpen|Titel=Multidomain Modeling of Nonlinear Networks and Systems. Energy- and Power-based Perspectives|Verlag=IEEE Control Systems Magazine|Jahr=2009}}
|ISBN=978-3-540-89317-2}}
* {{Literatur|Autor=Ekbert Hering, Heinrich Steinhart|Titel=Taschenbuch der Mechatronik|Verlag=Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG|Jahr=2005|ISBN=978-3446228818}}
* {{Literatur
* {{Literatur|Autor=William Bolton|Titel=Bausteine mechatronischer Systeme – Bafög-Ausgabe|Auflage =3 |Verlag=Pearson Studium|Jahr=2005|ISBN=978-3827372628}}
|Autor=Gottfried Falk, Wolfgang Ruppel
* {{Literatur|Autor=Christoph Strunk|Titel=Moderne Thermodynamik: Von einfachen Systemen zu Nanostrukturen|Verlag=De Gruyter Oldenbourg|Jahr=2005|ISBN=978-3110371055}}
|Titel=Energie und Entropie
|Verlag=Springer
|Ort=Berlin, Heidelberg
|Datum=1976
|ISBN=978-3-540-07814-2}}
* {{Literatur
|Autor=Gottfried Falk
|Titel=Physik: Zahl und Realität: Die begrifflichen und mathematischen Grundlagen einer universellen quantitativen Naturbeschreibung.
|Verlag=Birkhäuser Verlag
|Ort=Basel
|Datum=1990
|ISBN=978-3-7643-2550-3}}
* {{Literatur
|Autor=Jörg Grabow
|Titel=Verallgemeinerte Netzwerke in der Mechatronik
|Verlag=Oldenbourg Wissenschaftsverlag
|Datum=2013
|ISBN=978-3-486-71261-2}}
* {{Literatur
|Autor=Klaus Janschek
|Titel=Systementwurf mechatronischer Systeme: Methoden – Modelle – Konzepte
|Verlag=Springer
|Datum=2010
|ISBN=978-3-540-78876-8}}
* {{Literatur
|Autor=Dimitri Jeltsema, Jacquelien M.A. Scherpen
|Titel=Multidomain Modeling of Nonlinear Networks and Systems. Energy- and Power-based Perspectives
|Verlag=IEEE Control Systems Magazine
|Datum=2009}}
* {{Literatur
|Autor=Ekbert Hering, Heinrich Steinhart
|Titel=Taschenbuch der Mechatronik
|Verlag=Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
|Datum=2005
|ISBN=978-3-446-22881-8}}
* {{Literatur
|Autor=William Bolton
|Titel=Bausteine mechatronischer Systeme – Bafög-Ausgabe
|Auflage=3
|Verlag=Pearson Studium
|Datum=2005
|ISBN=978-3-8273-7262-8}}
* {{Literatur
|Autor=Christoph Strunk
|Titel=Moderne Thermodynamik: Von einfachen Systemen zu Nanostrukturen
|Verlag=De Gruyter Oldenbourg
|Datum=2005
|ISBN=978-3-11-037105-5}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{Internetquelle
* {{Internetquelle|url=http://www.physikdidaktik.uni-karlsruhe.de/publication/konzepte/3_falk.pdf|titel=Die begriffliche Struktur der Physik|autor =Gottfried Falk |sprache=de|zugriff=2015-07-03}}
* {{Internetquelle|url=http://www.physikdidaktik.uni-karlsruhe.de/Material_KPK.html|titel=Der Karlsruher Physikkurs|autor =Friedrich Herrmann |sprache=de|zugriff=2015-07-03}}
|url=http://www.physikdidaktik.uni-karlsruhe.de/publication/konzepte/3_falk.pdf
|titel=Die begriffliche Struktur der Physik
* {{Internetquelle|url=http://systemdesign.ch/wiki/SystemPhysik:Portal|titel=Wiki Systemphysik|autor =Werner Maurer |hrsg =Werner Maurer |sprache=de|zugriff=2015-07-03}}
|autor=Gottfried Falk
* {{Internetquelle|url=http://www.amesys.de/userfiles/downloads/PDF/uebersicht.pdf|titel=Übersichtsdarstellung der konstitutiven Gesetze|autor =Jörg Grabow |hrsg =Jörg Grabow |datum=2015-02-01|sprache=de|zugriff=2015-07-03}}
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|format=PDF}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 26. Juni 2016, 11:50 Uhr

Mechatronisches Eintor

Als mehrpolbasierte Modellbildung bezeichnet man in der Mechatronik eine einheitliche Darstellung von technischen Systemen mit multidisziplinärem Charakter (Multidomänensysteme). Ausgehend von der Modellbildung mit konzentrierten Ersatzelementen, sowie allgemeiner Erhaltungs- und Bilanzgesetze, können Systemmodelle mit leistungserhaltenden Verschaltungsgesetzen gebildet werden (elektroanaloge Netzwerke,[1] Verallgemeinerte Netzwerke in der Mechatronik[2]). Ein klassisches Beispiel für reine elektrische Systeme sind die kirchhoffschen Netzwerke. Historisch geht diese Form der Modellbildung auf James Clerk Maxwell zurück. Er entwickelte 1873 sehr detaillierte mechanische Analogien zu den elektrischen Phänomenen. In seiner Impedanzanalogie verknüpfte er erstmals die Kraft und die elektrische Spannung als analoge Größen.[3]

Allgemeines

Bei der mehrpolbasierten Modellbildung werden konzentrierte Netzwerkelemente (engl. lumped elements) über ihre Torklemmen miteinander verschaltet. Dabei findet ein wechselseitiger Energieaustausch zwischen den einzelnen Netzwerkelementen statt. In Abhängigkeit der Anzahl der vorhandenen Torklemmen von jedem Netzwerkelement spricht man von einem Eintor, Zweitor, Dreitor oder Mehrtor. Der Energieaustausch eines Netzwerkelementes kann immer durch die zwei elementare Netzwerkvariablen (Torgrößen), der Flussgröße (von engl. flow) und der Differenzgröße (von engl. effort) beschrieben werden. Die Verschaltung der einzelnen Netzwerkelemente untereinander erfolgt mittels verallgemeinerter Kirchhoffscher Gesetzte (Kontenpunktsatz, Maschensatz).

Bildungsgesetze für die Systemvariablen

Bei der Bildung aller notwendigen Systemvariablen geht man zunächst davon aus, dass eine Energieänderung im n-dimensionalen Raum immer durch eine Massieu-Gibbs-Funktion (nach Josiah Willard Gibbs) ausgedrückt werden kann. Mathematisch sprechen wir von einer Pfaffschen Form oder linearen Differentialform

.

Innerhalb einer physikalischen Domäne existieren im Normalfall genau zwei Summanden der Massieu-Gibbs-Funktion, welche im Allgemeinen durch ihre unvollständigen Differentiale beschreiben werden.

Die beiden Intensitätsgrößen und bilden dabei die gesuchten Fluss- und Differenzgrößen (leistungskonjugierte Variablen).

Das Produkt beider Intensitätsgrößen ergibt in der jeweiligen physikalischen Domäne immer eine Leistung.

Jede einzelne unabhängige Energieänderung wird durch ein Paar von energiekonjugierten Variablen ausgedrückt.

Der Quantitätsbegriff reicht jedoch noch nicht aus, um alle Energieformen eindeutig zu charakterisieren. Bei Energieformen an denen feldartige Größen beteiligt sind, existiert kein einfacher mengenartiger Zusammenhang. Dazu wird der Begriff der Quantitätsgröße mit den nachfolgenden Regeln auf den Begriff der extensiven Größe erweitert.

Bildungsregeln

  • Zu jeder Energieform existiert eine extensive Variable.
  • Jede Quantitätsgröße ist auch extensiv.
  • Nicht jede extensive Größe ist eine Quantitätsgröße.

Somit werden den beiden mengenartigen Systemvariablen die folgenden Eigenschaften zugeordnet.

Variable Eigenschaft Name Formelzeichen
sind extensive Variablen
ist eine Quantitätsgröße Primärgröße
ist keine Quantitätsgröße Extensum

Quantitäts- und Intensitätsgrößen

Innerhalb einer physikalischen Domäne lassen sich immer genau vier Systemvariablen bilden, zwei Quantitätsgrößen und zwei Intensitätsgrößen. Ausgehend von der Primärgröße können die drei restlichen Systemvariablen eindeutig mathematisch abgeleitet werden.

Ihre messtechnische Eigenschaft wird dabei durch ihren jeweiligen Index charakterisiert.

P – für durch (von lat. per, engl. through)

T – für über (von lat. trans, engl. across)

Schritt Systemvariable Formelzeichen Gleichung Eigenschaft Energievariable Netzwerkvariable
0 Primärgröße - P-Quantität -
1 Differenzgröße T-Intensität
2 Flussgröße P-Intensität
3 Extensum T-Quantität -

Konstitutive Gesetze

Die konstitutiven Gesetze verknüpfen die vier Systemvariablen jeweils wechselseitig miteinander. Dabei ergeben sich zwei Energiespeicherelemente und zwei dissipative Elemente. Geht man von der Modellvorstellung der konzentrierten Ersatzelemente aus, so lassen sich die vier konstitutiven Gleichungen jeweils einem mechatronischen Eintor zuordnen. Für lineare Bauelementebeziehungen ergibt sich der folgende Zusammenhang:

Name Gleichung Bauelent Eigenschaft
kapazitives Gesetz mechatronische Kapazität Energiespeicher
induktives Gesetz mechatronische Induktivität Energiespeicher
resistives Gesetz mechatronischer Widerstand Energiewandler
memristives Gesetz mechatronischer Memristor Energiewandler

Übersichtsdarstellung

Die Bildungsgesetze für die Systemvariablen sowie die konstituierenden Gesetze für die Netzwerkbauelemente können sehr anschaulich gemeinsam in einem einfachen Übersichtsschema dargestellt werden.

Bildungsgesetz der Systemvariablen
Bildungsgesetz der Systemvariablen

Historie

Die früheste mechanisch-elektrischen Analogie geht auf James Clerk Maxwell[4] zurück. In seinen Überlegungen verknüpfte er erstmals die mechanische Kraft und die elektrische Spannung als analoge Größen, ohne jedoch den Impedanzbegriff zu verwenden. Dieser wurde erst 1886 von Oliver Heaviside[5] geprägt, lange nach Maxwells Tod. Die Idee der komplexen Impedanz wurde dann von Arthur E. Kennelly[6] 1893 eingeführt. Ab 1900 gehörte die mechanisch-elektrische Analogie dann zu den Standard-Analyse-Verfahren.[7] Mit der Entwicklung der Analogrechentechnik ab 1923 erhielten die Analogiebeziehungen durch Vannevar Bush[8] erneut einen Aufschwung. 1931erschien von Walter Hähnle[9] fast zeitgleich mit Floyd A. Firestone[10] ein umfassender Beitrag zur Darstellung von elektromechanischen Gebilden durch rein elektrische Schaltbilder. Das Konzept dieser beiden Veröffentlichungen stützte sich maßgeblich auf die FU-Analogie. Die Einführung der FI-Analogie wurde 1955 durch Horace M. Trent[11] vorgeschlagen. Trent verwendet erstmals lineare graphische Verfahren zur Darstellung von elektromechanischen Netzen. Letztlich führte diese mathematische Darstellung 1960 durch Henry M. Paynter[12] zu den bis heute sehr erfolgreich angewendeten Bondgraphen. Unter Barkhausen etablierte sich Reichardt, Kraak und Lenk erfolgreich die Dresdner Schule der Akustik[13] Hier erschien 1971 erstmals von Arno Lenk ein Lehrbuch.[14] über Elektromechanische Systeme. Eine ähnlich umfangreiche Betrachtungsweise ist 1979 bei Peter E. Wellstead[15] zu finden. Wellstead verwendet neben der mehrpolbasierten Modellbildung auch erstmals den Lagrange Formalismus und die Port-Hamilton-Darstellung.

Literatur

  • Rüdiger G.Ballas, Günther Pfeifer und Roland Werthschützky: Elektromechanische Systeme der Mikrotechnik und Mechatronik: Dynamischer Entwurf – Grundlagen und Anwendungen. 2. Auflage. Springer, 2009, ISBN 978-3-540-89317-2.
  • Gottfried Falk, Wolfgang Ruppel: Energie und Entropie. Springer, Berlin, Heidelberg 1976, ISBN 978-3-540-07814-2.
  • Gottfried Falk: Physik: Zahl und Realität: Die begrifflichen und mathematischen Grundlagen einer universellen quantitativen Naturbeschreibung. Birkhäuser Verlag, Basel 1990, ISBN 978-3-7643-2550-3.
  • Jörg Grabow: Verallgemeinerte Netzwerke in der Mechatronik. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2013, ISBN 978-3-486-71261-2.
  • Klaus Janschek: Systementwurf mechatronischer Systeme: Methoden – Modelle – Konzepte. Springer, 2010, ISBN 978-3-540-78876-8.
  • Dimitri Jeltsema, Jacquelien M.A. Scherpen: Multidomain Modeling of Nonlinear Networks and Systems. Energy- and Power-based Perspectives. IEEE Control Systems Magazine, 2009.
  • Ekbert Hering, Heinrich Steinhart: Taschenbuch der Mechatronik. Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, 2005, ISBN 978-3-446-22881-8.
  • William Bolton: Bausteine mechatronischer Systeme – Bafög-Ausgabe. 3. Auflage. Pearson Studium, 2005, ISBN 978-3-8273-7262-8.
  • Christoph Strunk: Moderne Thermodynamik: Von einfachen Systemen zu Nanostrukturen. De Gruyter Oldenbourg, 2005, ISBN 978-3-11-037105-5.

Einzelnachweise

  1. Rüdiger G.Ballas, Günther Pfeifer und Roland Werthschützky: Elektromechanische Systeme der Mikrotechnik und Mechatronik: Dynamischer Entwurf – Grundlagen und Anwendungen. 2. Auflage. Springer, 2009, ISBN 978-3-540-89317-2, S. 11.
  2. Jörg Grabow: Verallgemeinerte Netzwerke in der Mechatronik. 1. Auflage. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2013, ISBN 978-3-486-71261-2, S. I.
  3. Robert H. Bishop: Mechatronics: An Introduction. CRC Press, 2005, ISBN 1-4200-3724-2, S. 8.4.
  4. Malcom C Smith: Synthesis of mechanical networks: the inerter. Hrsg.: IEEE Transactions on Automatic Control. Band 47, Nr. 10, Oktober 2002, S. 1648–1662.
  5. Oliver Heaviside: In: ELECTRICAL PAPERS. VOL. II. MACMILLAN AND CO. AND LONDON, London 1894, S. 166.
  6. Frederick V Hunt: Electroacoustics: the Analysis of Transduction, and its Historical Background. Hrsg.: Harvard University Press. OCLC 2042530, 1954.
  7. Heinrich Barkhausen: Das Problem Der Schwingungserzeugung Mit Besonderer Berücksichtigung Schneller Elektrischer Schwingungen. August Pries Leipzig, Göttingen 1907.
  8. Vannevar Bush's Differential Analyzer. Abgerufen am 5. Juli 2015 (englisch).
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