„Aripiprazol“ – Versionsunterschied

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== Eigenschaften ==
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Während bisherige Atypika als volle [[Antagonist (Pharmakologie)|Antagonisten]] am [[Dopamin-Rezeptor|Dopamin-D<sub>2</sub>-Rezeptor]] wirken, verhält sich Aripiprazol als [[Partialagonist]] am Dopamin-D<sub>2</sub>-Rezeptor und am [[5-HT-Rezeptor|5-HT<sub>1A</sub>-Rezeptor]]. Dazu wirkt Aripiprazol wie andere atypische Neuroleptika auf den 5-HT<sub>2A</sub>-Rezeptor als voller Antagonist.


Die ''agonistische'' Wirkung nützt bei relativem Dopaminmangel im [[Zentralnervensystem|ZNS]]: Der etwa 30%ige Agonismus soll beispielsweise im Frontalhirn zum Tragen kommen.
<!--Aktualisieren-->Die ''agonistische'' Wirkung nützt bei relativem Dopaminmangel im [[Zentralnervensystem|ZNS]]: Der etwa 30%ige Agonismus soll beispielsweise im Frontalhirn zum Tragen kommen.


Bei erhöhter Neurotransmission, wie sie für [[Schizophrenie]] angenommen wird (aktuelle These: Überangebot von Dopamin im limbischen System, u.&nbsp;a. für das Entstehen von Emotionen zuständig), nutzt man den ''antagonistischen'' Effekt, u.&nbsp;a. Blockade von D<sub>2</sub>-Rezeptoren („[[Dopaminhypothese]]“).
Bei erhöhter Neurotransmission an D<sub>2</sub>-Rezeptoren, wie sie für [[Schizophrenie]] angenommen wird (einstmalige These: Überangebot von Dopamin im limbischen System, u.&nbsp;a. für das Entstehen von Emotionen zuständig), nutzt man den ''antagonistischen'' Effekt an diesem Rezeptor („[[Dopaminhypothese]]“).


Aripiprazol wird auf Grund seines partiellen Agonismus auch als Vertreter der dritten Neuroleptika-Generation bezeichnet. In den nächsten drei bis fünf Jahren sollen noch mehrere dieser ''partiellen Agonisten/Antagonisten'' in Deutschland zugelassen werden (Stand 2006).
Aripiprazol wird auf Grund seines partiellen Agonismus auch als Vertreter der dritten Neuroleptika-Generation bezeichnet.


== Klinische Wirkung ==
== Klinische Wirkung ==

Version vom 17. Februar 2017, 21:36 Uhr

Strukturformel
Strukturformel
Allgemeines
Freiname Aripiprazol
Andere Namen

7-{4-[4-(2,3-Dichlorphenyl)piperazin-1-yl]-butoxy}-3,4-dihydro-1H-chinolin-2-on

Summenformel C23H27Cl2N3O2
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 129722-12-9
PubChem 60795
DrugBank DB01238
Wikidata Q411188
Arzneistoffangaben
ATC-Code

N05AX12

Wirkstoffklasse
Wirkmechanismus
  • D2-Rezeptor-Partialagonist
  • 5HT1A-Rezeptor-Partialagonist
  • 5HT2A-Rezeptor-Antagonist
Eigenschaften
Molare Masse 448,39 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

139,0–139,5 °C[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Aripiprazol ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der atypischen Neuroleptika und angezeigt zur Behandlung der Schizophrenie bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 15 Jahren, zur Behandlung von mäßigen bis schweren manischen Phasen der Bipolar-I-Störung bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 13 Jahren und zur Vorbeugung vor neuen manischen Episoden bei Erwachsenen.[3] Unter dem Handelsnamen Abilify wurde es 2004 in Form von Tabletten, Schmelztabletten, Injektionslösung und Lösung zum Einnehmen europaweit zugelassen. Zulassungsinhaber ist Ōtsuka Pharmaceutical Co., Ltd.

Eigenschaften

Aripiprazol zeichnet sich aus als funktionell selektiver Ligand am Dopamin-D2-Rezeptor. Es wirkt an diesem Rezeptor als Partialagonist über das G-Protein Gαi/o, während es über den Gβγ-Signalweg als robuster Antagonist fungiert.[4] Am 5-HT2A-Rezeptor wirkt Aripiprazol als Partialagonist mit geringer intrinsischer Aktivität.[5] Zusätzlich aktiviert es den 5-HT1A-Rezeptor wiederum als Partialagonist.[6][7]

Die agonistische Wirkung nützt bei relativem Dopaminmangel im ZNS: Der etwa 30%ige Agonismus soll beispielsweise im Frontalhirn zum Tragen kommen.

Bei erhöhter Neurotransmission an D2-Rezeptoren, wie sie für Schizophrenie angenommen wird (einstmalige These: Überangebot von Dopamin im limbischen System, u. a. für das Entstehen von Emotionen zuständig), nutzt man den antagonistischen Effekt an diesem Rezeptor („Dopaminhypothese“).

Aripiprazol wird auf Grund seines partiellen Agonismus auch als Vertreter der dritten Neuroleptika-Generation bezeichnet.

Klinische Wirkung

Trotz des neuartigen Wirkmechanismus wirkt Aripiprazol bei Schizophrenie nicht besser als bisherige Neuroleptika, und nur wenige Daten aus klinischen Studien sind der öffentlichen Beurteilung zugänglich.[8]

Unerwünschte Wirkungen

Zu den unerwünschten Wirkungen zählen extrapyramidal-motorische Störungen, die allerdings nur halb so häufig wie unter einer Haloperidol-Behandlung auftreten.[9] Die Häufigkeit von Spätdyskinesien lässt sich noch nicht beurteilen. Es wird vermutet, dass bei Atypika im Vergleich zu älteren Präparaten ein geringeres Risiko besteht, was allerdings nicht belegt ist.

In Einzelfällen wurde von einer Verschlimmerung psychotischer Symptome berichtet. Diese Störwirkung wird ebenfalls mit dem besonderen Wirkmechanismus von Aripiprazol in Verbindung gebracht.[10][11]

Weiterhin können folgende Nebenwirkungen auftreten:

Bei älteren Patienten mit Demenz führt Aripiprazol zu erhöhter Sterblichkeit; deshalb soll es diesen Patienten nicht verschrieben werden.[18]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 129, ISBN 978-0-911910-00-1.
  2. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  3. apotheken-umschau.de: Abilify 5mg Tabletten
  4. Brust TF, Hayes MP, Roman DL, Watts VJ: New functional activity of aripiprazole revealed: Robust antagonism of D2 dopamine receptor-stimulated Gβγ signaling. In: Biochem. Pharmacol. 93. Jahrgang, Nr. 1, 2015, S. 85–91, doi:10.1016/j.bcp.2014.10.014, PMID 25449598, PMC 4276521 (freier Volltext).
  5. Shapiro DA, Renock S, Arrington E, Chiodo LA, Liu LX, Sibley DR, Roth BL, Mailman R: Aripiprazole, a novel atypical antipsychotic drug with a unique and robust pharmacology. In: Neuropsychopharmacology. 28. Jahrgang, Nr. 8, 2003, S. 1400–11, doi:10.1038/sj.npp.1300203, PMID 12784105.
  6. Stark AD, Jordan S, Allers KA, Bertekap RL, Chen R, Mistry Kannan T, Molski TF, Yocca FD, Sharp T, Kikuchi T, Burris KD: Interaction of the novel antipsychotic aripiprazole with 5-HT1A and 5-HT 2A receptors: functional receptor-binding and in vivo electrophysiological studies. In: Psychopharmacology (Berl.). 190. Jahrgang, Nr. 3, 2007, S. 373–82, doi:10.1007/s00213-006-0621-y, PMID 17242925.
  7. de Bartolomeis A, Tomasetti C, Iasevoli F: Update on the Mechanism of Action of Aripiprazole: Translational Insights into Antipsychotic Strategies Beyond Dopamine Receptor Antagonism. In: CNS Drugs. 29. Jahrgang, Nr. 9, 2015, S. 773–99, doi:10.1007/s40263-015-0278-3, PMID 26346901, PMC 4602118 (freier Volltext).
  8. H. G. El-Sayeh et al. (2006): Aripiprazole for schizophrenia. Systematic review. Br J Psychiatry. 189: S. 102–108, PMID 16880478.
  9. Schweizer Fachinformation von Aripiprazol.
  10. D. S. Fernald et al. (2006): Aripiprazole in chronic schizophrenia: experiences in daily practice. Acta Psychiatr Scand. 114 (4): S. 294, PMID 16968370.
  11. S. Ramaswamy et al. (2004): Aripiprazole possibly worsens psychosis. Int Clin Psychopharmacol. 19 (1): S. 45–48, PMID 15101571.
  12. Hypersexualität unter Aripiprazol (Abilify®) – Deutsches Ärzteblatt 103, Ausgabe 51–52 vom 25. Dezember 2006.
  13. D. J. Muzina, C. Momah, J. M. Eudicone, A. Pikalov, R. D. McQuade, R. N. Marcus, R. Sanchez, B. X. Carlson: Aripiprazole monotherapy in patients with rapid-cycling bipolar I disorder: an analysis from a long-term, double-blind, placebo-controlled study. In: Int. J. Clin. Pract. 62. Jahrgang, Nr. 5, 2008, S. 679–87, doi:10.1111/j.1742-1241.2008.01735.x, PMID 18373615, PMC 2324208 (freier Volltext).
  14. Fachinformation für Abilify® aus dem Arzneimittelkompendium der Schweiz.
  15. J. Brunelle et al. (2007): Aripiprazole and neuroleptic malignant syndrome. J Clin Psychopharmacol. 27(2): S. 212–214, PMID 17414250.
  16. P. T. Tseng et al.: Atypical neuroleptic malignant syndrome in patients treated with aripiprazole and clozapine: a case-series study and short review. In: International journal of psychiatry in medicine. Band 49, Nummer 1, 2015, S. 35–43, doi:10.2190/PM.49.1.c, PMID 25838319 (Review).
  17. a b Packungsbeilage Abilify 10 mg Tabletten
  18. ABILIFY – Prescription Information. (US), Stand Oktober 2006.