„Blutdruckmessung“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Blood pressure measurement.JPG|thumb|auskultatorische Blutdruckmessung]]
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Bei der ''' Blutdruckmessung''' ermittelt man mit Hilfe eines technischen Verfahrens den [[Blutdruck|Druck]] in einem Blutgefäß. Man unterscheidet die Messung des [[arterie]]llen Drucks, des [[Vene|venösen]] Drucks (z. B. des [[zentraler Venendruck|Zentralen Venendrucks]]), sowie die Messung in der Lungenschlagader (pulmonalarterieller Druck) und im Lungenkapillargebiet (pulmonalkapillärer Druck). Während die meisten Methoden spezielle Untersuchungsverfahren benötigen und teilweise Spezialverfahren außerhalb der Routine sind, spielt die Messung des arteriellen Druckes eine wichtige Rolle im medizinischen Alltag, da diese leicht durchführbar ist.
Bei der ''' Blutdruckmessung''' ermittelt man mit Hilfe eines technischen Verfahrens den [[Blutdruck|Druck]] in einem Blutgefäß. Man unterscheidet die Messung des [[arterie]]llen Drucks, des [[Vene|venösen]] Drucks (z. B. des [[Zentraler Venendruck|Zentralen Venendrucks]]), sowie die Messung in der Lungenschlagader (pulmonalarterieller Druck) und im Lungenkapillargebiet (pulmonalkapillärer Druck). Während die meisten Methoden spezielle Untersuchungsverfahren benötigen und teilweise Spezialverfahren außerhalb der Routine sind, spielt die Messung des arteriellen Druckes eine wichtige Rolle im medizinischen Alltag, da diese leicht durchführbar ist.


== Messung des Gefäßdrucks ==
== Messung des Gefäßdrucks ==
{{siehe auch|Blutdruckmessgerät}}
{{Siehe auch|Blutdruckmessgerät}}
Man unterscheidet die direkte (invasive, blutige) Druckmessung mittels eines Druckfühlers in einem Blutgefäß von der indirekten (nichtinvasiven, unblutigen) Messung, die mit Hilfe einer Manschette an einer [[Extremität]] durchgeführt wird.
Man unterscheidet die direkte (invasive, blutige) Druckmessung mittels eines Druckfühlers in einem Blutgefäß von der indirekten (nichtinvasiven, unblutigen) Messung, die mit Hilfe einer Manschette an einer [[Extremität]] durchgeführt wird.


===Direkte Druckmessung===
=== Direkte Druckmessung ===
[[Image:Arterial-blood-pressure-curve.svg|thumb|right|Eine [[Blutdruckkurve]] der herznahen Gefäße mit Maximum (systolischer Blutdruck) und Minimum (diastolischer Blutdruck), [[Ordinate]] in [[mmHg]] angegeben]]
[[Datei:Arterial-blood-pressure-curve.svg|mini|Eine [[Blutdruckkurve]] der herznahen Gefäße mit Maximum (systolischer Blutdruck) und Minimum (diastolischer Blutdruck), [[Ordinate]] in [[mmHg]] angegeben]]


Bei der direkten, invasiven Messung (häufig mit „IBP“, ''invasive blood pressure'' abgekürzt) wird ein Gefäß, meist eine periphere [[Arterie]] wie die [[Arteria radialis]] oder die [[Arteria femoralis]], punktiert und ein [[Arterieller Zugang|Katheter]] eingebracht. Dieser wird mit einem [[Drucksensor]] verbunden, über welchen sich die arterielle [[Blutdruckkurve]] auf einem [[Monitor (Medizin)|Monitor]] darstellen lässt. Die Messung ist genau und bietet den Vorteil einer kontinuierlichen Überwachung, zusätzlich bestimmt das Gerät beim arteriellen Druck die [[Herzfrequenz]] und den [[Mittlerer arterieller Druck|mittleren arteriellen Druck]] (MAP). Da die Methode [[Nichtinvasiv|invasiv]] ist, was mit dem Risiko von Blutungen, Infektionen und Nervenverletzungen einhergeht, wird sie vor allem von [[Anästhesist]]en zur Überwachung während einer [[Operation (Medizin)|Operation]] und auf [[Intensivstation]]en eingesetzt. Indikationen für die invasive arterielle Druckmessung sind kardiopulmonal kritisch kranke Patienten und große chirurgische Eingriffe an Herz, Gefäßsystem, Brust, Leber oder Gehirn.
Bei der direkten, invasiven Messung (häufig mit „IBP“, ''invasive blood pressure'' abgekürzt) wird ein Gefäß, meist eine periphere [[Arterie]] wie die [[Arteria radialis]] oder die [[Arteria femoralis]], punktiert und ein [[Arterieller Zugang|Katheter]] eingebracht. Dieser wird mit einem [[Drucksensor]] verbunden, über welchen sich die arterielle [[Blutdruckkurve]] auf einem [[Monitor (Medizin)|Monitor]] darstellen lässt. Die Messung ist genau und bietet den Vorteil einer kontinuierlichen Überwachung, zusätzlich bestimmt das Gerät beim arteriellen Druck die [[Herzfrequenz]] und den [[Mittlerer arterieller Druck|mittleren arteriellen Druck]] (MAP). Da die Methode [[Nichtinvasiv|invasiv]] ist, was mit dem Risiko von Blutungen, Infektionen und Nervenverletzungen einhergeht, wird sie vor allem von [[Anästhesist]]en zur Überwachung während einer [[Operation (Medizin)|Operation]] und auf [[Intensivstation]]en eingesetzt. Indikationen für die invasive arterielle Druckmessung sind kardiopulmonal kritisch kranke Patienten und große chirurgische Eingriffe an Herz, Gefäßsystem, Brust, Leber oder Gehirn.


Auch im [[Vene|venösen]] System kann der venöse Druck mittels invasiver Messung bestimmt werden. So können auf diese Art der [[zentraler Venendruck|zentralvenöse Druck]] (ZVD, in der [[Vena cava superior|oberen Hohlvene]]) und im Rahmen einer letztlich analog ablaufenden [[Rechtsherzkatheter]]untersuchung der pulmonalarterielle (in der [[Arteria pulmonalis|Lungenarterie]]) und andere Drücke im Bereich des rechten Herzens gemessen werden.
Auch im [[Vene|venösen]] System kann der venöse Druck mittels invasiver Messung bestimmt werden. So können auf diese Art der [[Zentraler Venendruck|zentralvenöse Druck]] (ZVD, in der [[Vena cava superior|oberen Hohlvene]]) und im Rahmen einer letztlich analog ablaufenden [[Rechtsherzkatheter]]untersuchung der pulmonalarterielle (in der [[Arteria pulmonalis|Lungenarterie]]) und andere Drücke im Bereich des rechten Herzens gemessen werden.


===Indirekte Druckmessung===
=== Indirekte Druckmessung ===
[[Image:Sphygmomanometer.jpg|thumb|right|Mechanisches [[Blutdruckmessgerät|Sphygmomanometer]] und [[Stethoskop]].]]
[[Datei:Sphygmomanometer.jpg|mini|Mechanisches [[Blutdruckmessgerät|Sphygmomanometer]] und [[Stethoskop]].]]
[[Image:Korotkow deutsch.png|thumb|right|Prinzip der auskultatorischen Blutdruckmessung anhand der Korotkow-Geräusche]]
[[Datei:Korotkow deutsch.png|mini|Prinzip der auskultatorischen Blutdruckmessung anhand der Korotkow-Geräusche]]
[[Bild:Blutdruckmessgeraet.jpg|thumb|Langzeit-Blutdruckmessung am Oberarm unter Verwendung eines digitalen Messgerätes mit Klett-Manschette]]
[[Datei:Blutdruckmessgeraet.jpg|mini|Langzeit-Blutdruckmessung am Oberarm unter Verwendung eines digitalen Messgerätes mit Klett-Manschette]]


Bei der indirekten arteriellen Druckmessung (häufig mit „NIBP“, ''non-invasive blood pressure'' abgekürzt) wird der arterielle Druck mit Hilfe eines Blutdruckmessgerätes an einer Extremität, meist am Arm, gemessen. Während die Messung auf diese Weise nicht so genau wie das direkte Verfahren ist, machen die leichte, schnelle, ungefährliche und kostengünstige Durchführung sie zum Mittel der Wahl in den meisten medizinischen Bereichen. Es werden verschiedene Messverfahren unterschieden (siehe auch [[Blutdruckmessgerät]]). Wichtig ist, dass die Manschette während des gesamten Vorgangs auf Herzhöhe gehalten wird, dies ist insbesondere bei Handgelenkgeräten zu beachten.
Bei der indirekten arteriellen Druckmessung (häufig mit „NIBP“, ''non-invasive blood pressure'' abgekürzt) wird der arterielle Druck mit Hilfe eines Blutdruckmessgerätes an einer Extremität, meist am Arm, gemessen. Während die Messung auf diese Weise nicht so genau wie das direkte Verfahren ist, machen die leichte, schnelle, ungefährliche und kostengünstige Durchführung sie zum Mittel der Wahl in den meisten medizinischen Bereichen. Es werden verschiedene Messverfahren unterschieden (siehe auch [[Blutdruckmessgerät]]). Wichtig ist, dass die Manschette während des gesamten Vorgangs auf Herzhöhe gehalten wird, dies ist insbesondere bei Handgelenkgeräten zu beachten.
Die manuelle Messung kann auskultatorisch, palpatorisch und oszillatorisch durchgeführt werden. Die Werte der einzelnen Methoden weichen dabei leicht voneinander ab.
Die manuelle Messung kann auskultatorisch, palpatorisch und oszillatorisch durchgeführt werden. Die Werte der einzelnen Methoden weichen dabei leicht voneinander ab.


Bei der ''auskultatorischen Messung'' wird eine Druckmanschette geeigneter Breite<ref name="google.de">Google Books: [https://books.google.de/books?id=U160BgAAQBAJ&pg=PA285&dq=blutdruck+manschette+breite+zusammenhang&hl=de&sa=X&ved=0CEUQ6AEwBDhGahUKEwjevJul66jHAhUjrdsKHWmSALw#v=onepage&q=blutdruck%20manschette%20breite%20zusammenhang&f=false Anatomie am Lebenden: Ein Übungsprogramm für Medizinstudenten - Herbert Lippert - Google Books]</ref> am Oberarm bis oberhalb des erwarteten arteriellen Druckes aufgeblasen. Beim langsamen Ablassen kann man das Auftreten und danach wieder das Verschwinden eines [[Korotkow-Geräusch]]es mit Hilfe eines [[Stethoskop]]s über der Arterie des Armes hören ([[Auskultation|auskultieren]]). Der Druck, der bei erstmaliger akustischer Wahrnehmbarkeit des Geräusches auf der Skala des Messgerätes abgelesen werden kann, entspricht dem oberen, [[Systole|systolischen]] arteriellen Druckwert, d.&nbsp;h., dass der systolische Druck in diesem Moment größer ist als der Druck der Manschette. Der Druck wird mit geeigneter Geschwindigkeit weiter abgelassen. Unterschreitet der Manschettendruck den minimalen arteriellen Druckwert, verschwindet das Geräusch. Dieser Wert wird als diastolischer Druck bezeichnet und als unterer Wert notiert. Die auskultatorische Messung ist das Standardverfahren der nichtinvasiven Messverfahren.
Bei der ''auskultatorischen Messung'' wird eine Druckmanschette geeigneter Breite<ref name="google.de">{{Literatur |Autor=Herbert Lippert |Titel=Anatomie am Lebenden: Ein Übungsprogramm für Medizinstudenten |Verlag=Springer-Verlag |Ort=Berlin / Heidelberg |Datum=2013 |Seiten=285 |ISBN=978-3-662-00661-0 |Online={{Google Buch |BuchID=U160BgAAQBAJ |Seite=285 |Hervorhebung=blutdruck+manschette+breite+zusammenhang}}}}</ref> am Oberarm bis oberhalb des erwarteten arteriellen Druckes aufgeblasen. Beim langsamen Ablassen kann man das Auftreten und danach wieder das Verschwinden eines [[Korotkow-Geräusch]]es mit Hilfe eines [[Stethoskop]]s über der Arterie des Armes hören ([[Auskultation|auskultieren]]). Der Druck, der bei erstmaliger akustischer Wahrnehmbarkeit des Geräusches auf der Skala des Messgerätes abgelesen werden kann, entspricht dem oberen, [[Systole|systolischen]] arteriellen Druckwert, d.&nbsp;h., dass der systolische Druck in diesem Moment größer ist als der Druck der Manschette. Der Druck wird mit geeigneter Geschwindigkeit weiter abgelassen. Unterschreitet der Manschettendruck den minimalen arteriellen Druckwert, verschwindet das Geräusch. Dieser Wert wird als diastolischer Druck bezeichnet und als unterer Wert notiert. Die auskultatorische Messung ist das Standardverfahren der nichtinvasiven Messverfahren.


Auch bei der ''[[Palpation|palpatorischen]] Messung'' wird eine Druckmanschette am Oberarm angelegt, beim Ablassen des Druckes wird der Puls an der Arteria radialis getastet. Der Druck, der beim erstmals getasteten Puls auf der Skala des Messgerätes abgelesen werden kann, entspricht dem oberen, systolischen arteriellen Druckwert. Der diastolische Wert kann auf diese Weise nicht ermittelt werden. Das Verfahren bietet sich für z.&nbsp;B. laute Umgebungen, insbesondere im [[Rettungsdienst]], an.
Auch bei der ''[[Palpation|palpatorischen]] Messung'' wird eine Druckmanschette am Oberarm angelegt, beim Ablassen des Druckes wird der Puls an der Arteria radialis getastet. Der Druck, der beim erstmals getasteten Puls auf der Skala des Messgerätes abgelesen werden kann, entspricht dem oberen, systolischen arteriellen Druckwert. Der diastolische Wert kann auf diese Weise nicht ermittelt werden. Das Verfahren bietet sich für z.&nbsp;B. laute Umgebungen, insbesondere im [[Rettungsdienst]], an.
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Auf dem gleichen Prinzip beruht auch die '''Langzeitblutdruckmessung (ABDM)'''. Dabei trägt der Patient permanent (in der Regel über einen ganzen Tag) eine Blutdruckmanschette, die sich in festgelegten Intervallen automatisch aufpumpt und misst, sowie ein Aufzeichnungsgerät. Diese Methode gilt als [[Goldstandard (Verfahren)|Goldstandard]] für die Erkennung und Beurteilung des Schweregrades einer [[Arterielle Hypertonie|arteriellen Hypertonie]].
Auf dem gleichen Prinzip beruht auch die '''Langzeitblutdruckmessung (ABDM)'''. Dabei trägt der Patient permanent (in der Regel über einen ganzen Tag) eine Blutdruckmanschette, die sich in festgelegten Intervallen automatisch aufpumpt und misst, sowie ein Aufzeichnungsgerät. Diese Methode gilt als [[Goldstandard (Verfahren)|Goldstandard]] für die Erkennung und Beurteilung des Schweregrades einer [[Arterielle Hypertonie|arteriellen Hypertonie]].


==Maßeinheit und Messgenauigkeit==
== Maßeinheit und Messgenauigkeit ==
Die Millimeter-Quecksilbersäule (abgekürzt [[mmHg]]) ist in der Europäischen Union und in der Schweiz (dort ohne Bindestrich geschrieben) gesetzliche Einheit. In den [[USA]] findet die Einheit [[Torr]] Verwendung.
Die Millimeter-Quecksilbersäule (abgekürzt [[mmHg]]) ist in der Europäischen Union und in der Schweiz (dort ohne Bindestrich geschrieben) gesetzliche Einheit. In den [[USA]] findet die Einheit [[Torr]] Verwendung.

Die Abweichung beim Messen, die Messgenauigkeit, sollte bei den automatischen Geräten jeweils angegeben sein (+/-3&nbsp;mmHg lt.MPG). Bei indirekten Messungen von „Hand“ (und Ohr) liegt sie ungefähr bei plus/minus 5&nbsp;mmHg, ist allerdings von der Einhaltung einiger Regeln abhängig, die von nationalen oder internationalen Fachgesellschaften vereinbart wurden (Ablassgeschwindigkeit, Zeitpunkt der Messung). Werden diese Regeln nicht beachtet, käme es aber schnell zu Abweichungen im Bereich über plus/minus 10&nbsp;mmHg. Die Messgenauigkeit der Einzelmessung liegt damit aber meistens in einem Bereich, der therapeutisch keine sofortige Konsequenz hat.
Die Abweichung beim Messen, die Messgenauigkeit, sollte bei den automatischen Geräten jeweils angegeben sein (+/-3&nbsp;mmHg lt.MPG). Bei indirekten Messungen von „Hand“ (und Ohr) liegt sie ungefähr bei plus/minus 5&nbsp;mmHg, ist allerdings von der Einhaltung einiger Regeln abhängig, die von nationalen oder internationalen Fachgesellschaften vereinbart wurden (Ablassgeschwindigkeit, Zeitpunkt der Messung). Werden diese Regeln nicht beachtet, käme es aber schnell zu Abweichungen im Bereich über plus/minus 10&nbsp;mmHg. Die Messgenauigkeit der Einzelmessung liegt damit aber meistens in einem Bereich, der therapeutisch keine sofortige Konsequenz hat.


==Methodik und Fehlerquellen==
== Methodik und Fehlerquellen ==
===Methodik===
=== Methodik ===
Die Messung sollte in Ruhe nach fünfminütiger Ruhe in einem stillen Raum und möglichst im Sitzen erfolgen. Die Druckmanschette muss korrekt gewählt sein. Bei Patienten, die Medikamente einnehmen, sollte vermerkt werden, wann die Messung bezogen auf die Medikamenteneinnahme durchgeführt wurde. Bei Differenzen zwischen beiden Armen sollte in der Folge die Messung am Arm mit dem höheren arteriellen Druck erfolgen. Zur Beurteilung der arteriellen Druckhöhe sollte der Mittelwert aus mehreren aufeinander folgenden Messungen genommen werden, bei diagnostischen Fragestellungen bei jedem Arztbesuch.<ref name=awmf>Leitlinien für die Prävention, Erkennung, Diagnostik und Therapie der arteriellen Hypertonie der Deutschen Hochdruckliga, [http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/046-001.htm bei AWMF online]</ref><ref>http://epub.ub.uni-muenchen.de/11149/1/bio_hypart.pdf</ref>
Die Messung sollte in Ruhe nach fünfminütiger Ruhe in einem stillen Raum und möglichst im Sitzen erfolgen. Die Druckmanschette muss korrekt gewählt sein. Bei Patienten, die Medikamente einnehmen, sollte vermerkt werden, wann die Messung bezogen auf die Medikamenteneinnahme durchgeführt wurde. Bei Differenzen zwischen beiden Armen sollte in der Folge die Messung am Arm mit dem höheren arteriellen Druck erfolgen. Zur Beurteilung der arteriellen Druckhöhe sollte der Mittelwert aus mehreren aufeinander folgenden Messungen genommen werden, bei diagnostischen Fragestellungen bei jedem Arztbesuch.<ref name="awmf">Leitlinien für die Prävention, Erkennung, Diagnostik und Therapie der arteriellen Hypertonie der Deutschen Hochdruckliga, {{Webarchiv |url=http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/046-001.htm |wayback=20080916102103 |text=bei AWMF online}}.</ref><ref>{{Literatur |Autor=Christoph Piesbergen, Martin Middeke, Willi Butollo |Titel=Blutdrucksenkung ohne Nebenwirkungen: Diagnostik und Therapie von Hypertonie durch hochfrequentes Biofeedback |Sammelwerk=Hypnose und Kognition |Band=13 |Nummer=1+2 |Seiten=211–223 |Kommentar=freier Volltext |URN=nbn:de:bvb:19-epub-11149-0}}</ref>


===Fehlerquellen===
=== Fehlerquellen ===
Mögliche Fehlerquellen sind zum Beispiel nicht richtig kalibrierte oder unpassende Geräte. Bei der indirekten arteriellen Druckmessung ist insbesondere die Breite der Manschette von Bedeutung, zu schmale Manschetten messen zu hohe Werte und umgekehrt.<ref name=awmf/><ref>Roger Dobson: [http://bmj.bmjjournals.com/cgi/content/full/327/7413/468-a ''Blood pressure readings may be wrong for overweight patients''] im [[British Medical Journal]], Volume 327 vom 30. August 2003</ref>
Mögliche Fehlerquellen sind zum Beispiel nicht richtig kalibrierte oder unpassende Geräte. Bei der indirekten arteriellen Druckmessung ist insbesondere die Breite der Manschette von Bedeutung, zu schmale Manschetten messen zu hohe Werte und umgekehrt.<ref name="awmf" /><ref>{{Literatur |Autor=Roger Dobson |Titel=Blood pressure readings may be wrong for overweight patients |Sammelwerk=[[The BMJ|BMJ]] |Band=327 |Nummer=7413 |Datum=2003-08 |Seiten=468 |DOI=10.1136/bmj.327.7413.468-a}}</ref>


Weitere Fehler sind durch die messenden Personen bedingt: der diastolische Wert wird aufgrund eines manchmal zu beobachtenden Phänomens, der „auskultatorischen Lücke“, fälschlich zu hoch angenommen (in diesem Fall verschwinden die Geräuschphänomene in einem mittleren Druckbereich vorübergehend), die Anzahl der Messungen ist zu gering, eine Kontrolle am anderen Arm wird nicht durchgeführt, die Druckablassgeschwindigkeit ist zu hoch (über 3&nbsp;mmHg/s), die Ergebnisse werden fehlerhaft notiert. Bei der ersten Messung sollte der systolische arterielle Druck beim Aufpumpen deshalb zusätzlich palpatorisch ermittelt werden und die Manschette 30&nbsp;mm Hg über diesem Druck aufgepumpt werden.<ref name=awmf/>
Weitere Fehler sind durch die messenden Personen bedingt: der diastolische Wert wird aufgrund eines manchmal zu beobachtenden Phänomens, der „auskultatorischen Lücke“, fälschlich zu hoch angenommen (in diesem Fall verschwinden die Geräuschphänomene in einem mittleren Druckbereich vorübergehend), die Anzahl der Messungen ist zu gering, eine Kontrolle am anderen Arm wird nicht durchgeführt, die Druckablassgeschwindigkeit ist zu hoch (über 3&nbsp;mmHg/s), die Ergebnisse werden fehlerhaft notiert. Bei der ersten Messung sollte der systolische arterielle Druck beim Aufpumpen deshalb zusätzlich palpatorisch ermittelt werden und die Manschette 30&nbsp;mm Hg über diesem Druck aufgepumpt werden.<ref name="awmf" />


Eine Fehlerquelle für die Interpretation der Messergebnisse liegt in der Situation, in der die Messung durchgeführt wird. In belastenden und ungewohnten Situationen wird der arterielle Druck zwar richtig gemessen werden, aber nicht dem sonstigen Niveau entsprechen. Dies kann z.&nbsp;B. bei einem Arztbesuch der Fall sein ([[Weißkittelhypertonie]]).<ref name=awmf/>
Eine Fehlerquelle für die Interpretation der Messergebnisse liegt in der Situation, in der die Messung durchgeführt wird. In belastenden und ungewohnten Situationen wird der arterielle Druck zwar richtig gemessen werden, aber nicht dem sonstigen Niveau entsprechen. Dies kann z.&nbsp;B. bei einem Arztbesuch der Fall sein ([[Weißkittelhypertonie]]).<ref name="awmf" />


Folgende Einflussfaktoren werden in ''Der Hausarzt'' 15/09, S. 54 f genannt:
Folgende Einflussfaktoren werden in ''Der Hausarzt'' 15/09, S. 54 f genannt:
{| style="text-align:right;"
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! || Effekt auf den <br/> systolischen Wert <br/> in mmHg || Effekt auf den <br/> diastolischen Wert <br/> in mmHg
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! || Effekt auf den<br /> systolischen Wert<br /> in mmHg || Effekt auf den<br /> diastolischen Wert<br /> in mmHg
| Stuhl- oder Harndrang || bis zu +27 || bis zu +22
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| Weißkitteleffekt || bis zu +22 || bis zu +14
| Stuhl- oder Harndrang || bis zu +27 || bis zu +22
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| Sprechen || +17 || +13
| Weißkitteleffekt || bis zu +22 || bis zu +14
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| Rauchen || +10 || +8
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| Kaffee trinken || +10 || +7
| Sprechen || +17 || +13
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| Akute Kälte (Zugluft) || +11 || +8
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| Fehlende Rückenunterstützung || +8 || +6 ... +10
| Rauchen || +10 || +8
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| Manschette zu schmal || −8 || +8
| Kaffee trinken || +10 || +7
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| Akute Kälte (Zugluft) || +11 || +8
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| Fehlende Rückenunterstützung || +8 || +6 … +10
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| Manschette zu schmal || −8 || +8
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| Beine überkreuzt || variabel
| Beine überkreuzt || variabel
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| Emotionale Belastung || variabel
| Emotionale Belastung || variabel
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Ein frühes Gerät der indirekten arteriellen Druckmessung war z.&nbsp;B. der [[Sphygmograph]] des deutschen Physiologen [[Karl von Vierordt]] (1818–1884). Das erste [[Sphygmomanometer]] wurde von dem österreichischen Pathologen [[Samuel Siegfried Karl von Basch|Samuel Siegfried Karl Ritter von Basch]] (1837–1905) erfunden, dem Hausarzt von [[Maximilian I. (Mexiko)|Maximilian I.]]
Ein frühes Gerät der indirekten arteriellen Druckmessung war z.&nbsp;B. der [[Sphygmograph]] des deutschen Physiologen [[Karl von Vierordt]] (1818–1884). Das erste [[Sphygmomanometer]] wurde von dem österreichischen Pathologen [[Samuel Siegfried Karl von Basch|Samuel Siegfried Karl Ritter von Basch]] (1837–1905) erfunden, dem Hausarzt von [[Maximilian I. (Mexiko)|Maximilian I.]]


[[Datei:Sphygmomanometer used by Korotkoff.jpg|thumb|Blutdruckmessgerät, das Nikolai Sergejewitsch Korotkow entwarf]]
[[Datei:Sphygmomanometer used by Korotkoff.jpg|mini|Blutdruckmessgerät, das Nikolai Sergejewitsch Korotkow entwarf]]
Eine einfache Methode des Sphygmomanometers mittels Quecksilber wurde vom italienischen Arzt [[Scipione Riva-Rocci]] erfunden und 1896 veröffentlicht. Deshalb werden die nach diesem Prinzip gemessenen arteriellen Druckwerte häufig mit ''„RR“'' gekennzeichnet.
Eine einfache Methode des Sphygmomanometers mittels Quecksilber wurde vom italienischen Arzt [[Scipione Riva-Rocci]] erfunden und 1896 veröffentlicht. Deshalb werden die nach diesem Prinzip gemessenen arteriellen Druckwerte häufig mit ''„RR“'' gekennzeichnet.
1901 entdeckte [[Harvey Williams Cushing|Harvey Cushing]] diese Methode auf einer Italienreise, verbesserte sie für die klinische Anwendung und popularisierte sie.
1901 entdeckte [[Harvey Williams Cushing|Harvey Cushing]] diese Methode auf einer Italienreise, verbesserte sie für die klinische Anwendung und popularisierte sie.
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[[Heinrich von Recklinghausen]] verwendete eine breite Manschette, die erst die tatsächlichen arteriellen Drücke messen konnte, im Gegensatz zur dünnen Gummimanschette von Riva-Rocci (s. die Messungen von Müller und Blauel von 1907 mit einem Unterschied von 40 %). Erst durch seine Verwendung eines Feder- oder Kapselmanometers konnte auch oszillometrisch gemessen werden.
[[Heinrich von Recklinghausen]] verwendete eine breite Manschette, die erst die tatsächlichen arteriellen Drücke messen konnte, im Gegensatz zur dünnen Gummimanschette von Riva-Rocci (s. die Messungen von Müller und Blauel von 1907 mit einem Unterschied von 40 %). Erst durch seine Verwendung eines Feder- oder Kapselmanometers konnte auch oszillometrisch gemessen werden.


== Referenzen ==
== Siehe auch ==
Zu den Grenzwerten bei [[Arterielle Hypertonie#Grenzwerte|Hypertonie (Hochdruck)]] und [[Hypotonie#Grenzwerte|Hypotonie (zu niedriger Druck)]]
<references />

==Literatur==
* S. Eckert: ''100 Jahre Blutdruckmessung nach Riva-Rocci und Korotkoff: Rückblick und Ausblick''. J Hypertonie 2006; 10 (3): 7–13. http://www.kup.at/kup/pdf/6063.pdf
* O. Gefeller, H. Steinberg: ''Blutdruckmessung in der Praxis''. ZfA 1992:192–196.

==Siehe auch==
Zu den Grenzwerten bei [[arterielle Hypertonie#Grenzwerte|Hypertonie (Hochdruck)]] und [[Hypotonie#Grenzwerte|Hypotonie (zu niedriger Druck)]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary}}

== Literatur ==
* S. Eckert: ''100 Jahre Blutdruckmessung nach Riva-Rocci und Korotkoff: Rückblick und Ausblick''. J Hypertonie 2006; 10 (3): 7–13 ([http://www.kup.at/kup/pdf/6063.pdf online]).
* O. Gefeller, H. Steinberg: ''Blutdruckmessung in der Praxis''. ZfA 1992:192–196.

== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Klinisches Untersuchungsverfahren]]
[[Kategorie:Klinisches Untersuchungsverfahren]]

Version vom 28. März 2017, 14:15 Uhr

auskultatorische Blutdruckmessung

Bei der Blutdruckmessung ermittelt man mit Hilfe eines technischen Verfahrens den Druck in einem Blutgefäß. Man unterscheidet die Messung des arteriellen Drucks, des venösen Drucks (z. B. des Zentralen Venendrucks), sowie die Messung in der Lungenschlagader (pulmonalarterieller Druck) und im Lungenkapillargebiet (pulmonalkapillärer Druck). Während die meisten Methoden spezielle Untersuchungsverfahren benötigen und teilweise Spezialverfahren außerhalb der Routine sind, spielt die Messung des arteriellen Druckes eine wichtige Rolle im medizinischen Alltag, da diese leicht durchführbar ist.

Messung des Gefäßdrucks

Man unterscheidet die direkte (invasive, blutige) Druckmessung mittels eines Druckfühlers in einem Blutgefäß von der indirekten (nichtinvasiven, unblutigen) Messung, die mit Hilfe einer Manschette an einer Extremität durchgeführt wird.

Direkte Druckmessung

Eine Blutdruckkurve der herznahen Gefäße mit Maximum (systolischer Blutdruck) und Minimum (diastolischer Blutdruck), Ordinate in mmHg angegeben

Bei der direkten, invasiven Messung (häufig mit „IBP“, invasive blood pressure abgekürzt) wird ein Gefäß, meist eine periphere Arterie wie die Arteria radialis oder die Arteria femoralis, punktiert und ein Katheter eingebracht. Dieser wird mit einem Drucksensor verbunden, über welchen sich die arterielle Blutdruckkurve auf einem Monitor darstellen lässt. Die Messung ist genau und bietet den Vorteil einer kontinuierlichen Überwachung, zusätzlich bestimmt das Gerät beim arteriellen Druck die Herzfrequenz und den mittleren arteriellen Druck (MAP). Da die Methode invasiv ist, was mit dem Risiko von Blutungen, Infektionen und Nervenverletzungen einhergeht, wird sie vor allem von Anästhesisten zur Überwachung während einer Operation und auf Intensivstationen eingesetzt. Indikationen für die invasive arterielle Druckmessung sind kardiopulmonal kritisch kranke Patienten und große chirurgische Eingriffe an Herz, Gefäßsystem, Brust, Leber oder Gehirn.

Auch im venösen System kann der venöse Druck mittels invasiver Messung bestimmt werden. So können auf diese Art der zentralvenöse Druck (ZVD, in der oberen Hohlvene) und im Rahmen einer letztlich analog ablaufenden Rechtsherzkatheteruntersuchung der pulmonalarterielle (in der Lungenarterie) und andere Drücke im Bereich des rechten Herzens gemessen werden.

Indirekte Druckmessung

Mechanisches Sphygmomanometer und Stethoskop.
Prinzip der auskultatorischen Blutdruckmessung anhand der Korotkow-Geräusche
Langzeit-Blutdruckmessung am Oberarm unter Verwendung eines digitalen Messgerätes mit Klett-Manschette

Bei der indirekten arteriellen Druckmessung (häufig mit „NIBP“, non-invasive blood pressure abgekürzt) wird der arterielle Druck mit Hilfe eines Blutdruckmessgerätes an einer Extremität, meist am Arm, gemessen. Während die Messung auf diese Weise nicht so genau wie das direkte Verfahren ist, machen die leichte, schnelle, ungefährliche und kostengünstige Durchführung sie zum Mittel der Wahl in den meisten medizinischen Bereichen. Es werden verschiedene Messverfahren unterschieden (siehe auch Blutdruckmessgerät). Wichtig ist, dass die Manschette während des gesamten Vorgangs auf Herzhöhe gehalten wird, dies ist insbesondere bei Handgelenkgeräten zu beachten. Die manuelle Messung kann auskultatorisch, palpatorisch und oszillatorisch durchgeführt werden. Die Werte der einzelnen Methoden weichen dabei leicht voneinander ab.

Bei der auskultatorischen Messung wird eine Druckmanschette geeigneter Breite[1] am Oberarm bis oberhalb des erwarteten arteriellen Druckes aufgeblasen. Beim langsamen Ablassen kann man das Auftreten und danach wieder das Verschwinden eines Korotkow-Geräusches mit Hilfe eines Stethoskops über der Arterie des Armes hören (auskultieren). Der Druck, der bei erstmaliger akustischer Wahrnehmbarkeit des Geräusches auf der Skala des Messgerätes abgelesen werden kann, entspricht dem oberen, systolischen arteriellen Druckwert, d. h., dass der systolische Druck in diesem Moment größer ist als der Druck der Manschette. Der Druck wird mit geeigneter Geschwindigkeit weiter abgelassen. Unterschreitet der Manschettendruck den minimalen arteriellen Druckwert, verschwindet das Geräusch. Dieser Wert wird als diastolischer Druck bezeichnet und als unterer Wert notiert. Die auskultatorische Messung ist das Standardverfahren der nichtinvasiven Messverfahren.

Auch bei der palpatorischen Messung wird eine Druckmanschette am Oberarm angelegt, beim Ablassen des Druckes wird der Puls an der Arteria radialis getastet. Der Druck, der beim erstmals getasteten Puls auf der Skala des Messgerätes abgelesen werden kann, entspricht dem oberen, systolischen arteriellen Druckwert. Der diastolische Wert kann auf diese Weise nicht ermittelt werden. Das Verfahren bietet sich für z. B. laute Umgebungen, insbesondere im Rettungsdienst, an.

Die oszillatorische Messung wird im Prinzip wie die beiden anderen Verfahren durchgeführt, der obere und untere Wert wird anhand des Amplitudenverlaufs eines pulssynchronen Zeigerausschlags am Messgerät abgeschätzt, das die Übertragung von Schwingungen der Gefäßwand auf die Druckmanschette darstellt. Bei der manuellen Messung lassen sich mit dieser Methode nur ungenaue Ergebnisse erzielen. Dieses Messverfahren wird jedoch recht zuverlässig von Messautomaten zur kontinuierlichen Überwachung, z. B. postoperativ im Aufwachraum, eingesetzt. Diese messen als Alternative zur kontinuierlichen invasiven Druckmessung den arteriellen Druck des Patienten im Intervall von wenigen Minuten. Das oszillatorische Messverfahren findet auch Anwendung in den mittlerweile weit verbreiteten Handgelenkmessgeräten.

Auf dem gleichen Prinzip beruht auch die Langzeitblutdruckmessung (ABDM). Dabei trägt der Patient permanent (in der Regel über einen ganzen Tag) eine Blutdruckmanschette, die sich in festgelegten Intervallen automatisch aufpumpt und misst, sowie ein Aufzeichnungsgerät. Diese Methode gilt als Goldstandard für die Erkennung und Beurteilung des Schweregrades einer arteriellen Hypertonie.

Maßeinheit und Messgenauigkeit

Die Millimeter-Quecksilbersäule (abgekürzt mmHg) ist in der Europäischen Union und in der Schweiz (dort ohne Bindestrich geschrieben) gesetzliche Einheit. In den USA findet die Einheit Torr Verwendung.

Die Abweichung beim Messen, die Messgenauigkeit, sollte bei den automatischen Geräten jeweils angegeben sein (+/-3 mmHg lt.MPG). Bei indirekten Messungen von „Hand“ (und Ohr) liegt sie ungefähr bei plus/minus 5 mmHg, ist allerdings von der Einhaltung einiger Regeln abhängig, die von nationalen oder internationalen Fachgesellschaften vereinbart wurden (Ablassgeschwindigkeit, Zeitpunkt der Messung). Werden diese Regeln nicht beachtet, käme es aber schnell zu Abweichungen im Bereich über plus/minus 10 mmHg. Die Messgenauigkeit der Einzelmessung liegt damit aber meistens in einem Bereich, der therapeutisch keine sofortige Konsequenz hat.

Methodik und Fehlerquellen

Methodik

Die Messung sollte in Ruhe nach fünfminütiger Ruhe in einem stillen Raum und möglichst im Sitzen erfolgen. Die Druckmanschette muss korrekt gewählt sein. Bei Patienten, die Medikamente einnehmen, sollte vermerkt werden, wann die Messung bezogen auf die Medikamenteneinnahme durchgeführt wurde. Bei Differenzen zwischen beiden Armen sollte in der Folge die Messung am Arm mit dem höheren arteriellen Druck erfolgen. Zur Beurteilung der arteriellen Druckhöhe sollte der Mittelwert aus mehreren aufeinander folgenden Messungen genommen werden, bei diagnostischen Fragestellungen bei jedem Arztbesuch.[2][3]

Fehlerquellen

Mögliche Fehlerquellen sind zum Beispiel nicht richtig kalibrierte oder unpassende Geräte. Bei der indirekten arteriellen Druckmessung ist insbesondere die Breite der Manschette von Bedeutung, zu schmale Manschetten messen zu hohe Werte und umgekehrt.[2][4]

Weitere Fehler sind durch die messenden Personen bedingt: der diastolische Wert wird aufgrund eines manchmal zu beobachtenden Phänomens, der „auskultatorischen Lücke“, fälschlich zu hoch angenommen (in diesem Fall verschwinden die Geräuschphänomene in einem mittleren Druckbereich vorübergehend), die Anzahl der Messungen ist zu gering, eine Kontrolle am anderen Arm wird nicht durchgeführt, die Druckablassgeschwindigkeit ist zu hoch (über 3 mmHg/s), die Ergebnisse werden fehlerhaft notiert. Bei der ersten Messung sollte der systolische arterielle Druck beim Aufpumpen deshalb zusätzlich palpatorisch ermittelt werden und die Manschette 30 mm Hg über diesem Druck aufgepumpt werden.[2]

Eine Fehlerquelle für die Interpretation der Messergebnisse liegt in der Situation, in der die Messung durchgeführt wird. In belastenden und ungewohnten Situationen wird der arterielle Druck zwar richtig gemessen werden, aber nicht dem sonstigen Niveau entsprechen. Dies kann z. B. bei einem Arztbesuch der Fall sein (Weißkittelhypertonie).[2]

Folgende Einflussfaktoren werden in Der Hausarzt 15/09, S. 54 f genannt:

Effekt auf den
systolischen Wert
in mmHg
Effekt auf den
diastolischen Wert
in mmHg
Stuhl- oder Harndrang bis zu +27 bis zu +22
Weißkitteleffekt bis zu +22 bis zu +14
Sprechen +17 +13
Rauchen +10 +8
Kaffee trinken +10 +7
Akute Kälte (Zugluft) +11 +8
Fehlende Rückenunterstützung +8 +6 … +10
Manschette zu schmal −8 +8
Beine überkreuzt variabel
Emotionale Belastung variabel

Blutdruckmessung in der Veterinärmedizin

Auch in der Veterinärmedizin wird (abgesehen von Notfällen) der Blutdruck indirekt mittels Messgerät ermittelt. Die Manschette wird beispielsweise bei Hund oder Katze an Vorderpfote oder Schwanz angelegt. Anzeichen für zu hohen Blutdruck können erhöhter Wasserbedarf, stumpfes Haarkleid, vergrößerte Pupillen oder reduzierte Aktivität sein. Bei Katzen liegt der Blutdruck im Normbereich von etwa 124/84 mmHg, bei Hunden bei 133/75 mmHg, jedoch hat jede Hunderasse ihren spezifischen Normwert. Auch bei Tieren kann eine Stresssituation beim Tierarzt bei den gemessenen Werten den Eindruck einer Hypertonie vermitteln. Es wird empfohlen, den Blutdruck vorbeugend mindestens einmal im Jahr zu messen, bei kranken Tieren entsprechend häufiger.

Geschichte

1733 wurde erstmals durch Stephen Hales (1677–1761) die invasive, blutige Messung im Veterinärbereich vorgenommen.

Ein frühes Gerät der indirekten arteriellen Druckmessung war z. B. der Sphygmograph des deutschen Physiologen Karl von Vierordt (1818–1884). Das erste Sphygmomanometer wurde von dem österreichischen Pathologen Samuel Siegfried Karl Ritter von Basch (1837–1905) erfunden, dem Hausarzt von Maximilian I.

Blutdruckmessgerät, das Nikolai Sergejewitsch Korotkow entwarf

Eine einfache Methode des Sphygmomanometers mittels Quecksilber wurde vom italienischen Arzt Scipione Riva-Rocci erfunden und 1896 veröffentlicht. Deshalb werden die nach diesem Prinzip gemessenen arteriellen Druckwerte häufig mit „RR“ gekennzeichnet. 1901 entdeckte Harvey Cushing diese Methode auf einer Italienreise, verbesserte sie für die klinische Anwendung und popularisierte sie.

Um 1905 wurde von dem russischen Militärarzt Nikolai Sergejewitsch Korotkow durch Einsatz des Stethoskops zwecks Hörens der später nach ihm benannten Korotkow-Geräusche die Methode um die Messung des diastolischen Drucks erweitert.

Heinrich von Recklinghausen verwendete eine breite Manschette, die erst die tatsächlichen arteriellen Drücke messen konnte, im Gegensatz zur dünnen Gummimanschette von Riva-Rocci (s. die Messungen von Müller und Blauel von 1907 mit einem Unterschied von 40 %). Erst durch seine Verwendung eines Feder- oder Kapselmanometers konnte auch oszillometrisch gemessen werden.

Siehe auch

Zu den Grenzwerten bei Hypertonie (Hochdruck) und Hypotonie (zu niedriger Druck)

Weblinks

Wiktionary: Blutdruckmessung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • S. Eckert: 100 Jahre Blutdruckmessung nach Riva-Rocci und Korotkoff: Rückblick und Ausblick. J Hypertonie 2006; 10 (3): 7–13 (online).
  • O. Gefeller, H. Steinberg: Blutdruckmessung in der Praxis. ZfA 1992:192–196.

Einzelnachweise

  1. Herbert Lippert: Anatomie am Lebenden: Ein Übungsprogramm für Medizinstudenten. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 2013, ISBN 978-3-662-00661-0, S. 285 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b c d Leitlinien für die Prävention, Erkennung, Diagnostik und Therapie der arteriellen Hypertonie der Deutschen Hochdruckliga, bei AWMF online (Memento vom 16. September 2008 im Internet Archive).
  3. Christoph Piesbergen, Martin Middeke, Willi Butollo: Blutdrucksenkung ohne Nebenwirkungen: Diagnostik und Therapie von Hypertonie durch hochfrequentes Biofeedback. In: Hypnose und Kognition. Band 13, Nr. 1+2, S. 211–223, urn:nbn:de:bvb:19-epub-11149-0 (freier Volltext).
  4. Roger Dobson: Blood pressure readings may be wrong for overweight patients. In: BMJ. Band 327, Nr. 7413, August 2003, S. 468, doi:10.1136/bmj.327.7413.468-a.