„Marta Schanzenbach“ – Versionsunterschied

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== Biografie ==
== Biografie ==
Marta Schanzenbach geb. Lehmann war das älteste von sieben Kindern des Gengenbacher Ökonomieverwalters Hermann Lehmann (1882–1966), der 1900 zu den Gründungsmitgliedern des SPD-Ortsvereines Gengenbach gehörte. 1933 heiratete sie Albert Schanzenbach (seit 1944 verschollen im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]), der wie sie als Fürsorger in Berlin arbeitete.
Schanzenbach (geb. Lehmann) war das älteste von sieben Kindern des Gengenbacher Ökonomieverwalters Hermann Lehmann (1882–1966), der 1900 zu den Gründungsmitgliedern des SPD-Ortsvereines Gengenbach gehörte. 1933 heiratete sie Albert Schanzenbach (seit 1944 im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] verschollen), der wie sie als Fürsorger in Berlin arbeitete.


=== Ausbildung und Beruf ===
=== Ausbildung und Beruf ===
Marta Schanzenbach arbeitete in ihrer Jugend als Verkäuferin beim [[Konsumgenossenschaft|Konsum]]. 1928 wurde sie Mitglied der Arbeiterwohlfahrt (AWO), damals noch eine Arbeitsgemeinschaft der SPD. Nach einer eineinhalbjährigen Ausbildung zur Kinderpflegerin in Mannheim und Karlsruhe absolvierte sie von 1929 bis 1931 eine Ausbildung zur Fürsorgerin in Berlin an der Wohlfahrtsschule der AWO. Bis zu ihrer Entlassung durch die Nationalsozialisten 1933 arbeitete sie als Familien-Fürsorgerin beim Jugendamt Berlin-Prenzlauer Berg. Nach ihrer Heirat mit Albert Schanzenbach 1933 blieb sie arbeitslos und kümmerte sich als Hausfrau um ihre Familie. 1939 erhielt sie wieder eine Stelle als Fürsorgerin in Berlin, da die männlichen Mitarbeiter der Sozialämter zur [[Wehrmacht]] eingezogen wurden. 1942 zog sie auf Drängen ihres Mannes mit ihren beiden Kindern nach Gengenbach und war dort bis 1949 als Fürsorgerin bei der Stadt Gengenbach angestellt. Bis 1945 war sie Mitglied der [[NS-Volkswohlfahrt]].<ref>''Stadtarchiv Gengenbach, Sachakten II, ID-Nr. 203024.''</ref>
Sie arbeitete in ihrer Jugend als Verkäuferin beim [[Konsumgenossenschaft|Konsum]]. 1928 wurde sie Mitglied der [[Arbeiterwohlfahrt]] (AWO), damals noch eine Arbeitsgemeinschaft der SPD. Nach einer eineinhalbjährigen Ausbildung zur Kinderpflegerin in Mannheim und Karlsruhe absolvierte sie von 1929 bis 1931 eine Fortbildung zur Fürsorgerin an der Wohlfahrtsschule der AWO in Berlin. Bis zu ihrer Entlassung durch die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] 1933 arbeitete sie als Familien-Fürsorgerin beim Jugendamt Berlin-Prenzlauer Berg. Nach ihrer Heirat 1933 mit Albert Schanzenbach blieb sie arbeitslos und kümmerte sich als Hausfrau um ihre Familie. 1939 erhielt sie wieder eine Stelle als Fürsorgerin in Berlin, da die männlichen Mitarbeiter der Sozialämter zur [[Wehrmacht]] eingezogen wurden. 1942 zog sie auf Drängen ihres Mannes mit ihren beiden Kindern nach Gengenbach und war dort bis 1949 als Fürsorgerin bei der Stadt Gengenbach angestellt. Bis 1945 war sie Mitglied der [[Nationalsozialistische Volkswohlfahrt|Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt]].<ref>''Stadtarchiv Gengenbach, Sachakten II, ID-Nr. 203024.''</ref>


Sie war von 1946 bis 1976 Vorsitzende der [[Arbeiterwohlfahrt]] (AWO) Südbaden und von 1948 bis 1972 stellvertretende AWO-Bundesvorsitzende.
Sie war von 1946 bis 1976 Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Südbaden und von 1948 bis 1972 stellvertretende AWO-Bundesvorsitzende.


=== Politik ===
=== Politik ===
Marta Schanzenbach gründete 1923 die SAJ (Sozialistische Arbeiterjugend) Gengenbach, die damalige Jugendorganisation der SPD, und übernahm deren Vorsitz. 1925 trat sie der SPD bei. 1947 war sie die Mitbegründerin und von 1958 bis 1966 die Vorsitzende des Bundesfrauenausschusses der SPD. Sie gehörte dem [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestag]] seit dessen erster Wahl 1949 bis 1972 an und wurde stets über die Landesliste ihrer Partei ins Parlament gewählt. Sie war von 1949 bis 1969 stellvertretende Vorsitzende des [[Bundestagsausschuss]]es für Familien- und Jugendfragen (bis 1953: Ausschuss für Jugendfürsorge), von 1954 bis 1964 Mitglied im Fraktionsausschuss der SPD, von 1949 bis 1969 Mitglied des Kriegsopferausschusses, von 1949 bis 1972 stellvertretendes Mitglied im Sozialausschuss, von 1955 bis 1972 stellvertretendes Mitglied im Verteidigungsausschuss.<ref>Quelle: Lebenslauf im Stadtarchiv Gengenbach</ref> Als erste Frau war sie Mitglied im [[SPD-Parteivorstand|Parteivorstand]] und Präsidium der SPD.<ref>{{BibISBN|9783000207037 |Titel=Schanzenbach, geb. Lehmann, Marta |Fundstelle=S |Seiten=1067 |KBytes=798}}</ref> Sie engagierte sich darüber hinaus im „Internationalen Rat Sozialdemokratischer Frauen“.<ref>Foto im Stadtarchiv Gengenbach</ref> 1974 wurde sie Mitglied im SPD-Bundesseniorenrat.
Marta (Lehmann) gründete 1923 die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) Gengenbach, die damalige Jugendorganisation der SPD, und übernahm deren Vorsitz. 1925 trat sie aktiv der SPD bei. 1947 war sie die Mitbegründerin und von 1958 bis 1966 die Vorsitzende des Bundesfrauenausschusses der SPD. Sie gehörte seit dessen erster Wahl 1949 bis 1972 dem [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestag]] an und wurde stets über die Landesliste ihrer Partei ins Parlament gewählt. Sie war von 1949 bis 1969 stellvertretende Vorsitzende des [[Bundestagsausschuss]]es für Familien- und Jugendfragen (bis 1953: Ausschuss für Jugendfürsorge), von 1954 bis 1964 Mitglied im Fraktionsausschuss der SPD, von 1949 bis 1969 Mitglied des Kriegsopferausschusses, von 1949 bis 1972 stellvertretendes Mitglied im Sozialausschuss, von 1955 bis 1972 stellvertretendes Mitglied im Verteidigungsausschuss.<ref>Quelle: Lebenslauf im Stadtarchiv Gengenbach</ref> Als erste Frau war sie Mitglied im [[SPD-Parteivorstand|Parteivorstand]] und Präsidium der SPD.<ref>{{BibISBN|9783000207037 |Titel=Schanzenbach, geb. Lehmann, Marta |Fundstelle=S |Seiten=1067 |KBytes=798}}</ref> Sie engagierte sich darüber hinaus im „Internationalen Rat Sozialdemokratischer Frauen“.<ref>Foto im Stadtarchiv Gengenbach</ref> 1974 wurde sie Mitglied im SPD-Bundesseniorenrat.


== Veröffentlichungen ==
== Veröffentlichungen ==
Marta Schanzenbach hat auf Grund ihrer proletarischen Herkunft keine Autobiografie veröffentlicht, sie war eine Frau der Tat, aber ihre Artikel und Beiträge zur Frauenpolitik sind durchaus erwähnenswert.<ref>Regine Marquardt: ''Das Ja zur Politik. Frauen im Deutschen Bundestag 1949–1961.'' Leske & Budrich, Opladen 1999, ISBN 3-8100-2274-8, S. 299</ref>
Schanzenbach hat auf Grund ihrer proletarischen Herkunft keine Autobiografie veröffentlicht, sie war eine Frau der Tat, aber ihre Artikel und Beiträge zur Frauenpolitik sind durchaus erwähnenswert.<ref>Regine Marquardt: ''Das Ja zur Politik. Frauen im Deutschen Bundestag 1949–1961.'' Leske & Budrich, Opladen 1999, ISBN 3-8100-2274-8, S. 299.</ref>
* M.S. in: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (Hrsg.): ''Frauen machen Politik. Was sie sind – wie sie es wurden. Lebensschicksale politischer Frauen''. Schriftenreihe für Frauenfragen, Nr. 4 (ohne Jahr)
* Artikel In: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (Hrsg.): ''Frauen machen Politik. Was sie sind – wie sie es wurden. Lebensschicksale politischer Frauen'' (= ''Schriftenreihe für Frauenfragen.'' Nr. 4 ohne Jahr [1956]).
* {{Literatur
* M.S. in: Deutscher Gewerkschaftsbund (Hrsg.): Frauen, Mütter, Familien in der heutigen Gesellschaft: ''Frauen helfen – bauen auf.'' Köln 1955
|Hrsg=Deutscher Gewerkschaftsbund
* Marta Schanzenbach und Elfriede Eilers in: Reinhard Bartholomäi (Hrsg.): Sozialpolitik nach 1945. ''Zur Nachkriegsgeschichte der Frauenpolitik aus sozialdemokratischer Sicht.'' Bonn 1977
|Titel=Frauen, Mütter, Familien in der heutigen Gesellschaft
* M.S. in: Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge: ''Bericht aus dem Bundestag.'' 1961
|Sammelwerk=Frauen helfen, Frauen bauen auf! Referate der 2. Bundes-Frauenkonferenz des DGB vom 12. bis 14. Mai 1955 in Dortmund
|Verlag=Bund-Verlag
|Ort=Köln-Deutz
|Datum=1955
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* Artikel In: Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge.: ''Bericht aus dem Bundestag.'' 1961.
* {{Literatur
|Autor=Elfriede Eilers, Marta Schanzenbach
|Hrsg=Reinhard Bartholomäi, Wolfgang Bodenbender, Hardo Henkel, Renate Hüttel
|Titel=Zur Nachkriegsgeschichte der Familienpolitik aus sozialdemokratischer Sicht
|Sammelwerk=Sozialpolitik nach 1945. Geschichte und Analysen.Ernst Schellenberg zum 70. Geburtstag.
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=== Ehrungen ===
== Ehrungen ==
* 1963: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Großes Verdienstkreuz]] der Bundesrepublik Deutschland
* 1963: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Großes Verdienstkreuz]] der Bundesrepublik Deutschland
* 1969: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Großes Verdienstkreuz mit Stern]] der Bundesrepublik Deutschland
* 1969: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Großes Verdienstkreuz mit Stern]] der Bundesrepublik Deutschland
* 1971: [[Marie-Juchacz-Plakette]] der Arbeiterwohlfahrt
* 1971: [[Marie-Juchacz-Plakette]] der Arbeiterwohlfahrt
* 1972: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband]] der Bundesrepublik Deutschland
* 1972: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband]] der Bundesrepublik Deutschland
* 1977: [[Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg]]
* 1977: [[Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg|Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg]]
* 1996: wurde das neu gebaute AWO-Seniorenzentrum in Offenburg nach ihr benannt.
* 1996: wurde das neu gebaute AWO-Seniorenzentrum in Offenburg nach ihr benannt.
* 1997: Ihre Geburtsstadt Gengenbach ernannte sie an ihrem 90. Geburtstag am 7. Februar 1997 zur Ehrenbürgerin, nachdem ein erster Versuch im Jahre 1972 von der Mehrheit des Gengenbacher Gemeinderates aus politischen Gründen abgelehnt worden war.<ref>''Protokoll des Stadtratsbeschlusses vom 10. Juli 1996 zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Marta Schanzenbach.''</ref>
* 1997: Ihre Geburtsstadt Gengenbach ernannte sie an ihrem 90. Geburtstag am 7. Februar 1997 zur Ehrenbürgerin, nachdem ein erster Versuch im Jahre 1972 von der Mehrheit des Gengenbacher Gemeinderates aus politischen Gründen abgelehnt worden war.<ref>''Protokoll des Stadtratsbeschlusses vom 10. Juli 1996 zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Marta Schanzenbach.''</ref>
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== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur
* [[Regine Marquardt]]: ''Das Ja zur Politik. Frauen im Deutschen Bundestag (1949–1961). Ausgewählte Biographien.'' Leske und Budrich, Opladen 1999, ISBN 3-8100-2274-8.
|Autor=[[Regine Marquardt]]
|Titel=Marta Schanzenbach (1907–1997)
|Sammelwerk=Das Ja zur Politik: Frauen im Deutschen Bundestag (1949–1961). Ausgewählte Biographien
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* {{Literatur
|Autor=Gisela Notz
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* Renate Tebbel: ''Marta Schanzenbach. (1907–1997). Eine Frau der ersten Stunde.'' Herder GmbH, Freiburg (Breisgau) u.&nbsp;a. 2010, ISBN 978-3-451-30378-4.
* Renate Tebbel: ''Marta Schanzenbach. (1907–1997). Eine Frau der ersten Stunde.'' Herder GmbH, Freiburg (Breisgau) u.&nbsp;a. 2010, ISBN 978-3-451-30378-4.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.marta-schanzenbach.de/ Webseite über Marta Schanzenbach].
* [http://www.marta-schanzenbach.de/ Webseite über Marta Schanzenbach]
* [https://www.awo-baden.de/die-awo-in-baden/geschichte/marta-schanzenbach-ausstellung.html Marta-Schanzenbach-Ausstellung 2016] awo-baden.de
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 2. Dezember 2018, 09:43 Uhr

Marta Schanzenbach (ca. 1976)

Marta Schanzenbach, geb. Lehmann (* 7. Februar 1907 in Gengenbach; † 3. Juni 1997 in Offenburg) war eine deutsche Politikerin (SPD).

Biografie

Schanzenbach (geb. Lehmann) war das älteste von sieben Kindern des Gengenbacher Ökonomieverwalters Hermann Lehmann (1882–1966), der 1900 zu den Gründungsmitgliedern des SPD-Ortsvereines Gengenbach gehörte. 1933 heiratete sie Albert Schanzenbach (seit 1944 im Zweiten Weltkrieg verschollen), der wie sie als Fürsorger in Berlin arbeitete.

Ausbildung und Beruf

Sie arbeitete in ihrer Jugend als Verkäuferin beim Konsum. 1928 wurde sie Mitglied der Arbeiterwohlfahrt (AWO), damals noch eine Arbeitsgemeinschaft der SPD. Nach einer eineinhalbjährigen Ausbildung zur Kinderpflegerin in Mannheim und Karlsruhe absolvierte sie von 1929 bis 1931 eine Fortbildung zur Fürsorgerin an der Wohlfahrtsschule der AWO in Berlin. Bis zu ihrer Entlassung durch die Nationalsozialisten 1933 arbeitete sie als Familien-Fürsorgerin beim Jugendamt Berlin-Prenzlauer Berg. Nach ihrer Heirat 1933 mit Albert Schanzenbach blieb sie arbeitslos und kümmerte sich als Hausfrau um ihre Familie. 1939 erhielt sie wieder eine Stelle als Fürsorgerin in Berlin, da die männlichen Mitarbeiter der Sozialämter zur Wehrmacht eingezogen wurden. 1942 zog sie auf Drängen ihres Mannes mit ihren beiden Kindern nach Gengenbach und war dort bis 1949 als Fürsorgerin bei der Stadt Gengenbach angestellt. Bis 1945 war sie Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt.[1]

Sie war von 1946 bis 1976 Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Südbaden und von 1948 bis 1972 stellvertretende AWO-Bundesvorsitzende.

Politik

Marta (Lehmann) gründete 1923 die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) Gengenbach, die damalige Jugendorganisation der SPD, und übernahm deren Vorsitz. 1925 trat sie aktiv der SPD bei. 1947 war sie die Mitbegründerin und von 1958 bis 1966 die Vorsitzende des Bundesfrauenausschusses der SPD. Sie gehörte seit dessen erster Wahl 1949 bis 1972 dem Deutschen Bundestag an und wurde stets über die Landesliste ihrer Partei ins Parlament gewählt. Sie war von 1949 bis 1969 stellvertretende Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Familien- und Jugendfragen (bis 1953: Ausschuss für Jugendfürsorge), von 1954 bis 1964 Mitglied im Fraktionsausschuss der SPD, von 1949 bis 1969 Mitglied des Kriegsopferausschusses, von 1949 bis 1972 stellvertretendes Mitglied im Sozialausschuss, von 1955 bis 1972 stellvertretendes Mitglied im Verteidigungsausschuss.[2] Als erste Frau war sie Mitglied im Parteivorstand und Präsidium der SPD.[3] Sie engagierte sich darüber hinaus im „Internationalen Rat Sozialdemokratischer Frauen“.[4] 1974 wurde sie Mitglied im SPD-Bundesseniorenrat.

Veröffentlichungen

Schanzenbach hat auf Grund ihrer proletarischen Herkunft keine Autobiografie veröffentlicht, sie war eine Frau der Tat, aber ihre Artikel und Beiträge zur Frauenpolitik sind durchaus erwähnenswert.[5]

  • Artikel In: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (Hrsg.): Frauen machen Politik. Was sie sind – wie sie es wurden. Lebensschicksale politischer Frauen (= Schriftenreihe für Frauenfragen. Nr. 4 ohne Jahr [1956]).
  • Frauen, Mütter, Familien in der heutigen Gesellschaft. In: Deutscher Gewerkschaftsbund (Hrsg.): Frauen helfen, Frauen bauen auf! Referate der 2. Bundes-Frauenkonferenz des DGB vom 12. bis 14. Mai 1955 in Dortmund. Bund-Verlag, Köln-Deutz 1955, OCLC 42849036.
  • Artikel In: Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge.: Bericht aus dem Bundestag. 1961.
  • Elfriede Eilers, Marta Schanzenbach: Zur Nachkriegsgeschichte der Familienpolitik aus sozialdemokratischer Sicht. In: Reinhard Bartholomäi, Wolfgang Bodenbender, Hardo Henkel, Renate Hüttel (Hrsg.): Sozialpolitik nach 1945. Geschichte und Analysen.Ernst Schellenberg zum 70. Geburtstag. Neue Gesellschaft, Bonn 1977, S. 229–238.

Ehrungen

Literatur

  • Regine Marquardt: Marta Schanzenbach (1907–1997). In: Das Ja zur Politik: Frauen im Deutschen Bundestag (1949–1961). Ausgewählte Biographien. Leske und Budrich, Opladen 1999, ISBN 3-8100-2274-8, S. 179 ff. (books.google.de – Leseprobe).
  • Gisela Notz: Marta Schanzenbach. In: Frauen in der Mannschaft. Sozialdemokratinnen im Parlamentarischen Rat und im Deutschen Bundestag 1948/49 bis 1957 – mit 26 Biographien. Dietz, Bonn 2003, ISBN 3-8012-4131-9, S. 435–459.
  • Gisela Notz: Wer war … Marta Schanzenbach?: „Elend, Hunger und Ausweglosigkeit der Armen bestimmten ihre fürsorgerische Praxis“. In: Sozialmagazin. Die Zeitschrift für soziale Arbeit. Band 29, Nr. 7/8, 2004, ISSN 0340-8469, S. 6–8.
  • Jens Reimer Prüss: Marta Schanzenbach (1907–1997). In: Vorwärts. Nr. 11, 2005 (vorwaerts.de – Sonderausgabe zum Parteitag 2005).
  • Renate Tebbel: Marta Schanzenbach. (1907–1997). Eine Frau der ersten Stunde. Herder GmbH, Freiburg (Breisgau) u. a. 2010, ISBN 978-3-451-30378-4.

Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Gengenbach, Sachakten II, ID-Nr. 203024.
  2. Quelle: Lebenslauf im Stadtarchiv Gengenbach
  3. Schanzenbach, geb. Lehmann, Marta. In: Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.B. – Die Volksvertretung 1946–1972. – [Saalfeld bis Szyszka] (= KGParl Online-Publikationen). Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien e. V., Berlin 2006, ISBN 3-7700-5224-2, S. 1067, urn:nbn:de:101:1-2014070812574 (kgparl.de [PDF; 798 kB; abgerufen am 19. Juni 2017]).
  4. Foto im Stadtarchiv Gengenbach
  5. Regine Marquardt: Das Ja zur Politik. Frauen im Deutschen Bundestag 1949–1961. Leske & Budrich, Opladen 1999, ISBN 3-8100-2274-8, S. 299.
  6. Protokoll des Stadtratsbeschlusses vom 10. Juli 1996 zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Marta Schanzenbach.