„Misophonie“ – Versionsunterschied

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'''Misophonie''' (von [[Griechische Sprache|griech.]]: μῖσος ''misos'' ‚Hass‘<ref>[http://www.perseus.tufts.edu/hopper/morph?l=mi%3Dsos&la=greek&can=mi%3Dsos0&prior=fanero/misos μῖσος] In: Henry George Liddell, Robert Scott: ''A Greek-English Lexicon.'' auf: ''perseus.tufts.edu''</ref> und φωνή ''phonḗ'' ‚Geräusch‘<ref>[http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.04.0057%3Aentry%3Dfwnh%2F φωνή] In: Henry George Liddell, Robert Scott: ''A Greek-English Lexicon.'' Auf: ''perseus.tufts.edu''</ref>), wörtlich „Hass auf Geräusche“, ist eine Form der verminderten Geräuschtoleranz gegen bestimmte [[Geräusch]]e. Es wird diskutiert,<ref>{{Internetquelle|titel=Sensory modulation in misophonia|url=http://www.sfn.org/am2012/pdf/abstracts/MON_Poster_AM.pdf#page=1042|werk=Program No. 367.07. 2012 Neuroscience Meeting Planner|hrsg= Society for Neuroscience, New Orleans, LA |zugriff=2013-01-27|autor=M. Edelstein, D. Brang, V. S. Ramachandran|seiten=1042|format=PDF|datum=2012}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=J. Brout, M. Edelstein, M. Erfanian, M. Mannino, L. J. Miller, M., R. Rouw, S. Kumar & M. Z. Rosenthal |Titel=Investigating Misophonia: A Review of the Empirical Literature, Clinical Implications, and a Research Agenda |Hrsg= |Sammelwerk=Frontiers in Neuroscience |Band=12 |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2018 |ISBN= |ISSN=1662-453X |DOI=10.3389/fnins.2018.00036 |PMC= |PMID= |Seiten= |Online=https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnins.2018.00036/full |Abruf=2018-12-23}}</ref> ob es sich um eine [[Neurologie|neurologische]] oder [[psychische Störung]] handelt, die durch negative Reaktionen auf bestimmte Geräusche charakterisiert ist, die unabhängig von der Lautstärke sind.<ref>{{Internetquelle |titel=Decreased Sound Tolerance: Hypersensitivity of Hearing |autor=Jonathan Hazell |hrsg=Tinnitus and Hyperacusis Centre, London UK |url=http://www.tinnitus.org/home/frame/hyp1.htm |zugriff= 2012-02-05}}</ref> Eine Klassifizierung nach [[ICD-10]] oder [[DSM-IV-TR]] besteht nicht.
'''Misophonie''' (von [[Griechische Sprache|griech.]]: μῖσος ''misos'' ‚Hass‘<ref>[http://www.perseus.tufts.edu/hopper/morph?l=mi%3Dsos&la=greek&can=mi%3Dsos0&prior=fanero/misos μῖσος] In: Henry George Liddell, Robert Scott: ''A Greek-English Lexicon.'' auf: ''perseus.tufts.edu''</ref> und φωνή ''phonḗ'' ‚Geräusch‘<ref>[http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.04.0057%3Aentry%3Dfwnh%2F φωνή] In: Henry George Liddell, Robert Scott: ''A Greek-English Lexicon.'' Auf: ''perseus.tufts.edu''</ref>), wörtlich „Hass auf Geräusche“, ist eine Form der verminderten Geräuschtoleranz gegen bestimmte [[Geräusch]]e. Es wird diskutiert,<ref>{{Internetquelle|titel=Sensory modulation in misophonia|url=http://www.sfn.org/am2012/pdf/abstracts/MON_Poster_AM.pdf#page=1042|werk=Program No. 367.07. 2012 Neuroscience Meeting Planner|hrsg= Society for Neuroscience, New Orleans, LA |zugriff=2013-01-27|autor=M. Edelstein, D. Brang, V. S. Ramachandran|seiten=1042|format=PDF|datum=2012}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=J. Brout, M. Edelstein, M. Erfanian, M. Mannino, L. J. Miller, M., R. Rouw, S. Kumar & M. Z. Rosenthal |Titel=Investigating Misophonia: A Review of the Empirical Literature, Clinical Implications, and a Research Agenda |Hrsg= |Sammelwerk=Frontiers in Neuroscience |Band=12 |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2018 |ISBN= |ISSN=1662-453X |DOI=10.3389/fnins.2018.00036 |PMC= |PMID= |Seiten= |Online=https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnins.2018.00036/full |Abruf=2018-12-23}}</ref> ob es sich um eine [[Neurologie|neurologische]] oder [[psychische Störung]] handelt, die durch negative Reaktionen auf bestimmte Geräusche charakterisiert ist, die unabhängig von der Lautstärke sind.<ref>{{Internetquelle |titel=Decreased Sound Tolerance: Hypersensitivity of Hearing |autor=Jonathan Hazell |hrsg=Tinnitus and Hyperacusis Centre, London UK |url=http://www.tinnitus.org/home/frame/hyp1.htm |zugriff= 2012-02-05}}</ref> Eine Klassifizierung nach [[ICD-10]] oder [[DSM-5]] besteht nicht.


Der Begriff „Misophonie“ wurde geprägt durch die US-amerikanischen [[Neurowissenschaft]]ler Pawel und Margaret Jastreboff.<ref>{{Literatur | Titel=Tinnitis retraining therapy for patients with tinnitus and decreased sound tolerance | Autor=Pawel J. Jastreboff, Margaret M. Jastreboff | Sammelwerk=Otolaryngol Clin | Jahr=April 2003 | Band=36(2) | Seiten=321–336 | PMID=12856300}}</ref> Ein häufig verwendetes Synonym ist ''Selective Sound Sensitivity Syndrome'', auf Deutsch etwa: „Selektive Geräuschintoleranz“.<ref>{{Literatur
Der Begriff „Misophonie“ wurde geprägt durch die US-amerikanischen [[Neurowissenschaft]]ler Pawel und Margaret Jastreboff.<ref>{{Literatur | Titel=Tinnitis retraining therapy for patients with tinnitus and decreased sound tolerance | Autor=Pawel J. Jastreboff, Margaret M. Jastreboff | Sammelwerk=Otolaryngol Clin | Jahr=April 2003 | Band=36(2) | Seiten=321–336 | PMID=12856300}}</ref> Ein häufig verwendetes Synonym ist ''Selective Sound Sensitivity Syndrome'', auf Deutsch etwa: „Selektive Geräuschintoleranz“.<ref>{{Literatur
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Im Gegensatz zu der krankhaften Überempfindlichkeit gegenüber [[Schall]] ([[Hyperakusis]]) betrifft Misophonie nur bestimmte Geräusche, die unabhängig der Lautstärke als belastend wahrgenommen werden. Personen, die an Misophonie leiden, fühlen sich stark gestört und können wütend auf alltägliche Geräusche wie Essgeräusche, [[Atmung|Atmen]], [[Niesen]], [[Gähnen]], [[Husten]], [[Räuspern]], [[Stottern]], [[Dyslalie|Stammeln]], [[Kaugummi]]kauen, [[Lachen]], [[Schnarchen]], [[Pfeifen]] oder andere sich wiederholende Geräusche reagieren.<ref>{{Internetquelle |werk=The New York Times |titel=When a Chomp or a Slurp is a Trigger for Outrage |autor=Joyce Cohen |datum=2011-09-05 |url=http://www.nytimes.com/2011/09/06/health/06annoy.html?_r=3 |zugriff=2012-02-05}}</ref> Manche Betroffene werden vermutlich auch durch visuelle Reize [[Schlüsselreiz#Trigger|getriggert]], wie sich wiederholende Fuß- oder Körperbewegungen, Herumzappeln oder andere Bewegungen, die sie aus dem Augenwinkel wahrnehmen. Extreme [[Angst]] und [[Vermeidungsverhalten]] können entstehen, was zu [[Soziale Isolation|sozialer Isolation]] oder verminderter [[Geselligkeit]] führen kann. Manche der Betroffenen stehen unter dem [[Zwangsstörung|Zwang]], das, was sie sehen oder hören, nachzuahmen.<ref name="Hadjipavlou" />
Im Gegensatz zu der krankhaften Überempfindlichkeit gegenüber [[Schall]] ([[Hyperakusis]]) betrifft Misophonie nur bestimmte Geräusche, die unabhängig der Lautstärke als belastend wahrgenommen werden. Personen, die an Misophonie leiden, fühlen sich stark gestört und können wütend auf alltägliche Geräusche wie Essgeräusche, [[Atmung|Atmen]], [[Niesen]], [[Gähnen]], [[Husten]], [[Räuspern]], [[Stottern]], [[Dyslalie|Stammeln]], [[Kaugummi]]kauen, [[Lachen]], [[Schnarchen]], [[Pfeifen]] oder andere sich wiederholende Geräusche reagieren.<ref>{{Internetquelle |werk=The New York Times |titel=When a Chomp or a Slurp is a Trigger for Outrage |autor=Joyce Cohen |datum=2011-09-05 |url=http://www.nytimes.com/2011/09/06/health/06annoy.html?_r=3 |zugriff=2012-02-05}}</ref> Manche Betroffene werden vermutlich auch durch visuelle Reize [[Schlüsselreiz#Trigger|getriggert]], wie sich wiederholende Fuß- oder Körperbewegungen, Herumzappeln oder andere Bewegungen, die sie aus dem Augenwinkel wahrnehmen. Extreme [[Angst]] und [[Vermeidungsverhalten]] können entstehen, was zu [[Soziale Isolation|sozialer Isolation]] oder verminderter [[Geselligkeit]] führen kann. Manche der Betroffenen stehen unter dem [[Zwangsstörung|Zwang]], das, was sie sehen oder hören, nachzuahmen.<ref name="Hadjipavlou" />


Eine Beurteilung von neurologischen Studien und [[Funktionelle Magnetresonanztomographie|fMRI]]-Studien über die Gehirnstrukturen von Betroffenen postuliert, dass neuronale Signale abnormal oder dysfunktionell im anterioren cingulären Cortex (Teil des [[Präfrontaler Cortex|präfrontalen Cortex]]) und im [[Inselrinde|insulären Kortex]] verarbeitet werden. Diese Hirnareale sind die Drehscheibe für die Verarbeitung von [[Wut]], [[Schmerz]] und [[Sensorisch|Sinneswahrnehmungen]].<ref name="e54706">Arjan Schröder, Nienke Vulink, Damiaan Denys: [http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0054706 ''Misophonia: Diagnostic Criteria for a New Psychiatric Disorder.''] In: ''PLoS ONE.'' 8(1), S. e54706</ref>
Eine Beurteilung von neurologischen Studien und [[Funktionelle Magnetresonanztomographie|fMRI]]-Studien über die Gehirnstrukturen von Betroffenen postuliert, dass neuronale Signale abnormal oder dysfunktionell im anterioren cingulären Cortex (Teil des [[Präfrontaler Cortex|präfrontalen Cortex]]) und im [[Inselrinde|insulären Kortex]] verarbeitet werden. Diese Hirnareale sind die Drehscheibe für die Verarbeitung von [[Wut]], [[Schmerz]] und [[Sensorisch|Sinneswahrnehmungen]].<ref name="e54706">Arjan Schröder, Nienke Vulink, Damiaan Denys: [http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0054706 ''Misophonia: Diagnostic Criteria for a New Psychiatric Disorder.''] In: ''PLoS ONE.'' 8(1), S. e54706, 2013.</ref>
Einige Wissenschaftler sind auch der Meinung, dass Strukturen des [[Zentralnervensystem]]s Ursache für die Misophonie sind.<ref>{{Literatur |Titel=Hearing, Second Edition: Anatomy, Physiology, and Disorders of the Auditory System |Autor=Aage R. Møller |Verlag=Academic Press |Jahr=2006 |ISBN=0-12-372519-4}}</ref> Es wird spekuliert, dass die [[Anomalie (Medizin)|Anomalie]] zentraler ist als die bei der [[Hyperakusis]].<ref>{{Literatur |Titel=[http://www.springerlink.com/content/gl87436l77336151/ Textbook of Tinnitis, part 1] |Autor=Aage R. Møller |Jahr=2001 |Seiten=25–27 |DOI=10.1007/978-1-60761-145-5_4 |Zugriff=2012-02-05}}</ref>
Einige Wissenschaftler sind auch der Meinung, dass Strukturen des [[Zentralnervensystem]]s Ursache für die Misophonie sind.<ref>{{Literatur |Titel=Hearing, Second Edition: Anatomy, Physiology, and Disorders of the Auditory System |Autor=Aage R. Møller |Verlag=Academic Press |Jahr=2006 |ISBN=0-12-372519-4}}</ref> Es wird spekuliert, dass die [[Anomalie (Medizin)|Anomalie]] zentraler ist als die bei der [[Hyperakusis]].<ref>{{Literatur |Titel=[http://www.springerlink.com/content/gl87436l77336151/ Textbook of Tinnitis, part 1] |Autor=Aage R. Møller |Jahr=2001 |Seiten=25–27 |DOI=10.1007/978-1-60761-145-5_4 |Zugriff=2012-02-05}}</ref>


== [[Diagnose|Diagnostik]] ==
== Diagnostik ==


=== Diagnostische Kriterien ===
=== Diagnostische Kriterien ===
Die in der Literatur am häufigsten zitierten diagnostischen Kriterien für Misophonie wurden 2013 von drei [[Psychiater]]n des Medizinischen Akademischen Zentrums Amsterdam formuliert. In einer Interviewstudie mit 42 Patienten schlugen die Wissenschaftler eine diskrete Klassifikation der psychiatrischen Störung vor.<ref name="e54706" /> Trotz berechtigter Kritik<ref>{{Literatur |Autor=S. Taylor |Titel=Misophonia: A new mental disorder? |Hrsg= |Sammelwerk=Medical Hypotheses |Band=103 |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2017-06-01 |ISBN= |ISSN=0306-9877 |DOI=10.1016/j.mehy.2017.05.003 |Seiten=109–117 |Online=https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S030698771730213X |Abruf=2018-12-23}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=P.J. Jastreboff & M.M. Jastreboff |Titel=Treatments for decreased sound tolerance (hyperacusis and misophonia). |Hrsg= |Sammelwerk=Seminars in Hearing |Band=35 |Nummer=2 |Auflage= |Verlag=Thieme Medical Publishers |Ort= |Datum=2014 |ISBN= |Seiten=105-120}}</ref> an den Kriterien, bieten sie einen systematischen und vergleichbaren Ansatz der wissenschaftlichen Untersuchung diagnostischer Instrumente an.
Die in der Literatur am häufigsten zitierten [[Diagnose|diagnostischen]] Kriterien für Misophonie wurden 2013 von drei [[Psychiater]]n des Medizinischen Akademischen Zentrums Amsterdam formuliert. In einer Interviewstudie mit 42 Patienten schlugen die Wissenschaftler eine diskrete Klassifikation der psychiatrischen Störung vor.<ref name="e54706" /> Trotz berechtigter Kritik<ref>{{Literatur |Autor=S. Taylor |Titel=Misophonia: A new mental disorder? |Hrsg= |Sammelwerk=Medical Hypotheses |Band=103 |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2017-06-01 |ISBN= |ISSN=0306-9877 |DOI=10.1016/j.mehy.2017.05.003 |Seiten=109–117 |Online=https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S030698771730213X |Abruf=2018-12-23}}</ref><ref name=":0">{{Literatur |Autor=P.J. Jastreboff & M.M. Jastreboff |Titel=Treatments for decreased sound tolerance (hyperacusis and misophonia). |Hrsg= |Sammelwerk=Seminars in Hearing |Band=35 |Nummer=2 |Auflage= |Verlag=Thieme Medical Publishers |Ort= |Datum=2014 |ISBN= |Seiten=105-120}}</ref> an den Kriterien, bieten sie einen systematischen und vergleichbaren Ansatz der wissenschaftlichen Untersuchung diagnostischer Instrumente an.
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|+Vorgeschlagene diagnostische Kriterien für Misophonie
|+Vorgeschlagene diagnostische Kriterien für Misophonie
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In der Literatur finden sich einige Selbstberichtsverfahren (Fragebögen) und Interviews, die den Anspruch haben, Misophonie zu messen. Es muss jedoch mit einer Ausnahme festgestellt werden, dass es derzeit keine Verfahren gibt, die wissenschaftlich untersucht und deren [[Gütekriterien psychodiagnostischer Verfahren|Testgüte]] systematisch überprüft wurde. Im Folgenden werden einige Testverfahren aus der Fachliteratur beschrieben.
In der Literatur finden sich einige Selbstberichtsverfahren (Fragebögen) und Interviews, die den Anspruch haben, Misophonie zu messen. Es muss jedoch mit einer Ausnahme festgestellt werden, dass es derzeit keine Verfahren gibt, die wissenschaftlich untersucht und deren [[Gütekriterien psychodiagnostischer Verfahren|Testgüte]] systematisch überprüft wurde. Im Folgenden werden einige Testverfahren aus der Fachliteratur beschrieben.


==== Misophonia Questionnaire (MQ)<ref>{{Literatur |Autor=Monica S. Wu, Adam B. Lewin, Tanya K. Murphy, Eric A. Storch |Titel=Misophonia: Incidence, Phenomenology, and Clinical Correlates in an Undergraduate Student Sample |Sammelwerk=Journal of Clinical Psychology |Band=70 |Nummer=10 |Datum=2014 |ISSN=1097-4679 |DOI=10.1002/jclp.22098 |Seiten=994–1007 |Online=https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/jclp.22098 |Abruf=2018-12-23}}</ref> ====
==== Misophonia Questionnaire (MQ)<ref name=":1">{{Literatur |Autor=Monica S. Wu, Adam B. Lewin, Tanya K. Murphy, Eric A. Storch |Titel=Misophonia: Incidence, Phenomenology, and Clinical Correlates in an Undergraduate Student Sample |Sammelwerk=Journal of Clinical Psychology |Band=70 |Nummer=10 |Datum=2014 |ISSN=1097-4679 |DOI=10.1002/jclp.22098 |Seiten=994–1007 |Online=https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/jclp.22098 |Abruf=2018-12-23}}</ref> ====
Der [[Fragebogen]] gliedert sich in drei Teile, die die Präsenz von Misophonie-Symptomen (Misophonie Symptom Skala), die resultierenden Emotionen und Verhaltensweisen (Misophonie Emotions und Verhaltens Skala) und den allgemeinen Schweregrad der Geräuschempfindlichkeit messen.
Der [[Fragebogen]] gliedert sich in drei Teile, die die Präsenz von Misophonie-Symptomen (Misophonie Symptom Skala), die resultierenden [[Emotionen]] und Verhaltensweisen (Misophonie Emotions und Verhaltens Skala) und den allgemeinen Schweregrad der Geräuschempfindlichkeit messen.


Der Fragebogen wurde im Rahmen einer Studie an 483 Studenten in Florida untersucht. Die [[Psychometrie|psychometrische]] Untersuchung fand nicht unabhängig statt.
Der Fragebogen wurde im Rahmen einer Studie an 483 Studenten in Florida untersucht. Die [[Psychometrie|psychometrische]] Untersuchung fand nicht unabhängig statt.
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Diese Skala intendiert, die physischen und emotionalen Reaktionen zu messen und eine Einordnung des Schweregrades vorzunehmen. Es liegen jedoch keine psychometrischen Analysen und daher keine Belege für die Reliabilität oder Validität des Verfahrens vor.
Diese Skala intendiert, die physischen und emotionalen Reaktionen zu messen und eine Einordnung des Schweregrades vorzunehmen. Es liegen jedoch keine psychometrischen Analysen und daher keine Belege für die Reliabilität oder Validität des Verfahrens vor.


== Epidemiologie ==
== Häufigkeit und Begleiterkrankungen ==
Studien zur [[Epidemiologie]] der Misophonie sind durch erhebliche Limitationen beschränkt und sollten mit Vorsicht interpretiert und berichtet werden, da bisher keine validen und systematischen Schätzungen der Parameter realisiert wurden. Im Folgenden werden Informationen zur [[Prävalenz]] (Häufigkeit), [[Inzidenz (Epidemiologie)|Inzidenz]] (Neurerkrankung) und [[Komorbidität]] (Begleiterkrankung) berichtet.
Daten zur [[Prävalenz]] (Häufigkeit) von Misophonie liegen noch nicht vor, aber die steigende Zahl der bekannten Betroffenen lässt darauf schließen, dass sie häufiger auftritt, als bisher angenommen.<ref name="Hadjipavlou">{{Literatur | Titel=[http://www.psychosomaticmedicine.org/content/70/6/739.short Selective Sound Intolerance and Emotional Distress: What Every Clinician Should Hear] | Autor=George Hadjipavlou, Susan Baer, Amanda Lau, Andrew Howard | Sammelwerk=Psychosomatic Medicine | Band=70 | Seiten=739–740 | Verlag=American Psychosomatic Society | Jahr=2008 | Zugriff= 2012-02}}</ref> Unter Patienten mit [[Tinnitus]], welcher vier bis fünf Prozent der Bevölkerung betrifft,<ref>{{Internetquelle |titel=Components of decreased sound tolerance: hyperacusis, misophonia, phonophobia |autor=P. Jastreboff, M. Jastreboff |datum=2001-07-02 |url=http://www.tinnitus.org/home/frame/DST_NL2_PJMJ.pdf |zugriff = 2012-02-05 |format=PDF; 89&nbsp;kB}}</ref> gibt es Studien, die von einer Prävalenz von Misophonie von 60 Prozent berichten.<ref name="Hadjipavlou" /> Eine Studie aus dem Jahr 2010 hat unter Tinnituspatienten eine Prävalenz von zehn Prozent gemessen.<ref>{{Literatur | Titel=DPOAE in estimation of the function of the cochlea in tinnitus patients with normal hearing. | Autor=A. Sztuka, L. Pospiech, W. Gawron, K. Dudek | Sammelwerk=Auris Nasus Larynx | Jahr=2010 | Band=37(1) | Seiten=55–60 | PMID=19560298}}</ref>


=== Prävalenz ===
Eine niederländische Studie aus dem Jahr 2013<ref name="e54706" /> mit einer Gruppe aus 42 Patienten mit Misophonie hat eine geringe Häufigkeit von psychischen Erkrankungen festgestellt, mit Ausnahme der zwanghaften Persönlichkeitsstörung (52,4 Prozent).
Daten zur Prävalenz (Häufigkeit) von Misophonie liegen nur unter Berücksichtung erheblicher Limitationen vor, aber einige Studien lassen darauf schließen, dass sie häufiger auftritt, als bisher angenommen.<ref name="Hadjipavlou">{{Literatur | Titel=[http://www.psychosomaticmedicine.org/content/70/6/739.short Selective Sound Intolerance and Emotional Distress: What Every Clinician Should Hear] | Autor=George Hadjipavlou, Susan Baer, Amanda Lau, Andrew Howard | Sammelwerk=Psychosomatic Medicine | Band=70 | Seiten=739–740 | Verlag=American Psychosomatic Society | Jahr=2008 | Zugriff= 2012-02}}</ref><ref name=":2">{{Internetquelle |autor=Stefano Seri, Andrea E. Cavanna |url=https://www.dovepress.com/misophonia-current-perspectives-peer-reviewed-article-NDT |titel=Misophonia: current perspectives |datum=2015-08-18 |zugriff=2018-12-25 |sprache=English}}</ref> Unter Patienten mit [[Tinnitus]], welcher 4-5% Prozent der Bevölkerung betrifft,<ref>{{Internetquelle |titel=Components of decreased sound tolerance: hyperacusis, misophonia, phonophobia |autor=P. Jastreboff, M. Jastreboff |datum=2001-07-02 |url=http://www.tinnitus.org/home/frame/DST_NL2_PJMJ.pdf |zugriff = 2012-02-05 |format=PDF; 89&nbsp;kB}}</ref> gibt es Studien, die von einer Prävalenz der Misophonie von 60% ausgehen.<ref name="Hadjipavlou" /> Forscher errechneten außerdem konservative Prävalenzzahlen von 3,2% der Misophonie für die Gesamtbevölkerung aus Daten von Tinnituspatienten, indem sie durch die Schätzung der Prävalenz von Geräuschintoleranz bei Tinnituspatienten (60%) und der korrespondierenden Prävalenz von 92% der geräuschintoleranten Patienten mit Misophonie eine Misophonie-Prävalenz ableiteten.<ref name="Jastreboff2014" /> Eine Studie aus dem Jahr 2010 hat unter Tinnituspatienten eine Prävalenz von 10% gemessen.<ref>{{Literatur | Titel=DPOAE in estimation of the function of the cochlea in tinnitus patients with normal hearing. | Autor=A. Sztuka, L. Pospiech, W. Gawron, K. Dudek | Sammelwerk=Auris Nasus Larynx | Jahr=2010 | Band=37(1) | Seiten=55–60 | PMID=19560298}}</ref> In einer Dissertation aus dem Jahr 2015<ref>{{Literatur |Autor=Therese Cash |Titel=DECREASED SOUND TOLERANCE (DST): PREVALENCE, CLINICAL CORRELATES, AND DEVELOPMENT OF A DST ASSESSMENT INSTRUMENT |Sammelwerk=Theses and Dissertations |Datum=2015-01-01 |Online=https://scholarscompass.vcu.edu/etd/4092 |Abruf=2018-12-25}}</ref> wurden von 375 Personen 35% mit allgemeiner auditiver Überempfindlichkeit festgestellt, wovon 15-63% Misophonie Symptome aufwiesen. Darüber hinaus kommt eine Studie mit 483 Studenten aus Florida<ref name=":1" /> zu einer Inzidenz von 19,9%, die jedoch nicht als konservatives Maß bezeichnet werden kann und daher unter Umständen den wahren Wert überschätzt.

=== Komorbidität ===
Eine der größten Diskussionen innerhalb der Misophonie-Forschung ist die Frage, ob Misophonie eine physiologische Reaktion, ein Symptom anderer psychischer Störungen oder eine eigenständige [[psychische Störung]] ist.<ref name=":2" /> Die Beantwortung dieser Frage lässt sich durch die Untersuchung der Komorbidität realisieren. So würden hohe [[Komorbidität|Komorbiditäten]] in großen, systematischen und repräsentativen Studien ein Hinweis darauf sein, dass Misophonie ein Symptom anderer zugrundeliegender psychischer Störung ist. Die Beantwortung dieser Fragestellung ist zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Einige stark eingeschränkte Hinweise liegen jedoch diesbezüglich bereits vor.

Studien zeigten Hinweise, dass Misophonie anderen [[Neuropsychiatrisches Syndrom|neuropsychiatrischen]] Störungen zugeordnet werden könnte oder zumindest mit ihnen zusammenhängt.<ref name=":3">{{Literatur |Autor=P.L. Johnson, T.A. Webber, M.S. Wu, A.B. Lewin, T.K. Murphy & E.A. Storch |Titel=When selective audiovisual stimuli become unbearable: a case series on pediatric misophonia |Hrsg= |Sammelwerk=Neuropsychiatry |Band= |Nummer=6 |Auflage=3 |Verlag= |Ort= |Datum=2013 |ISBN= |Seiten=569-575}}</ref><ref name=":4">{{Literatur |Autor=Ayelet Ben-Sasson, Shulamite A. Green |Titel=Anxiety Disorders and Sensory Over-Responsivity in Children with Autism Spectrum Disorders: Is There a Causal Relationship? |Hrsg= |Sammelwerk=Journal of Autism and Developmental Disorders |Band=40 |Nummer=12 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2010-12-01 |ISBN= |ISSN=1573-3432 |DOI=10.1007/s10803-010-1007-x |PMC=2980623 |PMID=20383658 |Seiten=1495–1504 |Online=https://link.springer.com/article/10.1007/s10803-010-1007-x |Abruf=2018-12-25}}</ref> Dies wurde für [[Zwangsstörung|Zwangsstörungen]] in [[Pädiatrie|pädiatrischem]] Kontext<ref name=":3" /> gezeigt. Eine niederländische Studie aus dem Jahr 2013<ref name="e54706" /> mit einer Gruppe aus 42 Patienten mit Misophonie hat eine geringe Häufigkeit (2,4 - 7,1%) von psychischen Erkrankungen festgestellt, mit Ausnahme der Zwangsstörung (52,4%). Auch für neurologische Entwicklungsstörungen wie [[Autismus]] konnte eine Überschneidung gezeigt werden<ref name=":4" />. Forscher kamen 2014 zu dem Ergebnis, dass in einer Stichprobe mit 184 Misophonie-Betroffenen rund 5% zudem von einer anderen psychischen Störung betroffen waren. Dies kann belegen, dass die Anwesenheit psychischer Störungen keine Rolle in der Beschreibung misophonischer Reaktionen spielen könnte.

Da jedoch in den meisten Studien der Begriff Misophonie eher wenig trennscharf verwendet wird und auch so interpretiert wird, wenn Störungen der Sinnesverarbeitung vorliegen, sind die Argumente nur bedingt valide. Daher müssen weitere, repräsentative und größere Stichproben erhoben werden, bei denen die Komorbidität systematisch untersucht wird. Bisher konnten eher eine Abgrenzung zu anderen Störungen und ein geringes Erklärungspotential anderer psychischer Störungen an Misophonie gezeigt werden.

== Ätiologie ==
Die [[Ätiologie (Medizin)|Ätiologie]] (Entstehungsursachen) und Erklärungsmodelle der Misophonie sind derzeit noch wenig untersucht. Neben genuin psychologischen Ansätzen liegt der derzeitige Fokus auf neurophysiologischen Erklärungsmodellen.

Einige Forscher gehen davon aus, dass ein tiefgreifendes Ekelgefühl zu Beginn der Symptome besteht, das während der Kindheit auftrat, wenn Betroffene Familienmitglieder hörten. Durch wiederholte Assoziation des Geräusches mit Ekel manifestierte sich die [[Aversion|aversive]] Reaktion.<ref name="e54706" />

Ein ähnlicher, jedoch allgemeinerer Ansatz konnte 2015 beschrieben werden.<ref name="Dozier2015b" /> Misophonie entwickelt sich demnach grundlegend durch [[klassische Konditionierung]]. [[Trigger (Medizin)|Trigger]] lösen einen physiologischen (Muskel-)Reflex aus, der wiederum eine emotionale Reaktion auslöst. Durch den physiologischen Reflex wird die misophonische Reaktion aufrechterhalten. Weitere Trigger kommen demnach durch weitere Assoziationen mit bereits bestehenden Triggern oder dem physiologischen Reflex zustande.

Forscher konnten darüber hinaus Angst als [[Intervenierende Variable|Mediator]] des Zusammenhangs zwischen Symptomen der Misophonie und Wut determinieren.<ref name=":1" /> Höhere Symptomausprägungen lösen demnach höhere Angstausprägungen aus, die wiederum höhere Ärgerausprägungen auslösen. Der indirekte Effekt des Mediators Angst auf Wut ist dabei mit β<sub>1</sub>·β<sub>3</sub> = .018 klein.

Einige Wissenschaftler führen neurologische Mechanismen als zugrundeliegenden Prozess der Misophonie an.<ref name=":0" /> Demnach funktioniert das auditive System zwar normal, jedoch ist die Vernetzung zwischen auditivem System, dem [[Limbisches System|limbischen System]] und dem [[Vegetatives Nervensystem|autonomen Nervensystem]] für bestimmte Geräusche erhöht. So scheinen unbewusste Prozesse eine dominante Rolle in der Überaktivierung des Nervensystems zu sein.<ref>{{Literatur |Autor=Pawel J. Jastreboff, Jonathan W. P. Hazell |Titel=Tinnitus Retraining Therapy: Implementing the Neurophysiological Model |Verlag=Cambridge University Press |Datum=2008-10-30 |ISBN=9781139453097 |Online=https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=weJtKjIYf3sC&oi=fnd&pg=PP1&dq=jastreboff+2008&ots=nHTNN2eQq5&sig=ppX2jWFHe8nNdvsmjv9yROsVYe4#v=onepage&q=jastreboff%202008&f=false |Abruf=2018-12-25}}</ref>

Der gesamte Verarbeitungsprozess ist jedoch nicht abschließend geklärt und wird daher als potentieller Mechanismus bezeichnet. Ein Geräusch löst eine [[Subkortikal|subkortikale]] und daher unbewusste Prozessierung aus. Daraufhin werden sowohl Informationen an das limbische System (emotionale Assoziationen) als auch an auditive und andere [[Großhirnrinde|kortikale]] Areale, in denen die bewusste Wahrnehmung und Bewertung des Geräusches geschieht, weitergeleitet. Die Wahrnehmung und Evaluation des Geräusches kann daraufhin wieder emotionale Assoziationen auslösen und das autonome System aktivieren, wodurch die autonomen Reaktionen der Misophonie erklärt werden.

2017 gelang es Forschern mittels [[Funktionelle Magnetresonanztomographie|fMRT]]-Daten die neurologische Basis der Misophonie erstmals aufzudecken.<ref>{{Literatur |Autor=S. Kumar, O. Tansley-Hancock, W. Sedley, J.S. Winston, M.F. Callaghan, M. Allen, & T.D. Griffiths |Titel=The brain basis for misophonia. |Hrsg= |Sammelwerk=Current Biology, 27(4), 527-533. |Band= |Nummer=27 |Auflage=4 |Verlag= |Ort= |Datum=2017 |ISBN= |Seiten=527-533}}</ref> Die beiden wichtigsten Ergebnisse aus der funktionell gehirnanatomischen Untersuchung sind die erhöhte Vernetzung im ventromedialen [[Präfrontaler Cortex|Präfrontalkortex]] und die Aktivierung des anterioren [[Inselrinde|insulären Kortex]]. Der Präfrontalkortex ist vor allem in Bezug auf die Misophonie an der Verarbeitung sensorischer Informationen einerseits beteiligt und beeinflusst andererseits die Funktion vieler anderer Gehirnbereiche; so z.B. Areale der Gedächtnisverarbeitung und die Amygdala, also die emotionale Verarbeitung (Kampf-Flucht-Reaktionen und die [[Salienz]] sensorischer Stimuli). Der insuläre Kortex ist vor allem an der Beurteilung der Salienz und Verarbeitung sensorischer Informationen und Emotionen beteiligt.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 26. Dezember 2018, 01:14 Uhr

Misophonie (von griech.: μῖσος misos ‚Hass‘[1] und φωνή phonḗ ‚Geräusch‘[2]), wörtlich „Hass auf Geräusche“, ist eine Form der verminderten Geräuschtoleranz gegen bestimmte Geräusche. Es wird diskutiert,[3][4] ob es sich um eine neurologische oder psychische Störung handelt, die durch negative Reaktionen auf bestimmte Geräusche charakterisiert ist, die unabhängig von der Lautstärke sind.[5] Eine Klassifizierung nach ICD-10 oder DSM-5 besteht nicht.

Der Begriff „Misophonie“ wurde geprägt durch die US-amerikanischen Neurowissenschaftler Pawel und Margaret Jastreboff.[6] Ein häufig verwendetes Synonym ist Selective Sound Sensitivity Syndrome, auf Deutsch etwa: „Selektive Geräuschintoleranz“.[7]

Einige Forscher vermuten, dass Misophonie durch klassische Konditionierung anstelle einer Anomalie im Gehirn entsteht.[8][9] Eine Konditionierung bedeutet in diesem Kontext, dass die Betroffenen Geräusche unbewusst mit negativen oder traumatischen Ereignissen verbinden und deswegen sofort extreme Reaktionen aufzeigen, weil sie unbewusst in diese schlechten Situationen zurückversetzt werden. Einige Betroffene reagierten positiv auf Behandlungsverfahren mit Gegenkonditionierung (in der sie lernen, die Geräusche mit positiven Erlebnissen zu verbinden), welche einen Prozess darstellt, der bedingte Reflexe auflöst.[8][9][10] Im Körper werden bedingte Reflexe über das vegetative Nervensystem gesteuert.

Symptome

Im Gegensatz zu der krankhaften Überempfindlichkeit gegenüber Schall (Hyperakusis) betrifft Misophonie nur bestimmte Geräusche, die unabhängig der Lautstärke als belastend wahrgenommen werden. Personen, die an Misophonie leiden, fühlen sich stark gestört und können wütend auf alltägliche Geräusche wie Essgeräusche, Atmen, Niesen, Gähnen, Husten, Räuspern, Stottern, Stammeln, Kaugummikauen, Lachen, Schnarchen, Pfeifen oder andere sich wiederholende Geräusche reagieren.[11] Manche Betroffene werden vermutlich auch durch visuelle Reize getriggert, wie sich wiederholende Fuß- oder Körperbewegungen, Herumzappeln oder andere Bewegungen, die sie aus dem Augenwinkel wahrnehmen. Extreme Angst und Vermeidungsverhalten können entstehen, was zu sozialer Isolation oder verminderter Geselligkeit führen kann. Manche der Betroffenen stehen unter dem Zwang, das, was sie sehen oder hören, nachzuahmen.[12]

Eine Beurteilung von neurologischen Studien und fMRI-Studien über die Gehirnstrukturen von Betroffenen postuliert, dass neuronale Signale abnormal oder dysfunktionell im anterioren cingulären Cortex (Teil des präfrontalen Cortex) und im insulären Kortex verarbeitet werden. Diese Hirnareale sind die Drehscheibe für die Verarbeitung von Wut, Schmerz und Sinneswahrnehmungen.[13] Einige Wissenschaftler sind auch der Meinung, dass Strukturen des Zentralnervensystems Ursache für die Misophonie sind.[14] Es wird spekuliert, dass die Anomalie zentraler ist als die bei der Hyperakusis.[15]

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

Die in der Literatur am häufigsten zitierten diagnostischen Kriterien für Misophonie wurden 2013 von drei Psychiatern des Medizinischen Akademischen Zentrums Amsterdam formuliert. In einer Interviewstudie mit 42 Patienten schlugen die Wissenschaftler eine diskrete Klassifikation der psychiatrischen Störung vor.[13] Trotz berechtigter Kritik[16][17] an den Kriterien, bieten sie einen systematischen und vergleichbaren Ansatz der wissenschaftlichen Untersuchung diagnostischer Instrumente an.

Vorgeschlagene diagnostische Kriterien für Misophonie
Beschreibung des Kriteriums
1 Die Anwesenheit oder Antizipation eines spezifischen, durch Menschen produzierten Geräusches löst eine impulsive, aversive körperliche Reaktion aus, welche mit Irritation oder Ekel beginnt und unmittelbar zu Ärger wird.
2 Dieser Ärger leitet ein tiefes Gefühl des Verlustes der Selbstkontrolle mit seltenen, aber potentiell aggressiven Wutausbrüchen ein.
3 Das Individuum erkennt, dass der Ärger oder Ekel exzessiv, unbegründet oder unverhältnismäßig zu den Umständen oder dem auslösenden Stressor ist.
4 Das Individuum tendiert dazu, misophone Situationen zu meiden oder wenn sie unvermeidbar sind, diese zu ertragen, was mit intensivem Unbehagen, Ärger oder Ekel einhergeht.
5 Der Ärger, Ekel oder die Vermeidung verursacht beim Individuum signifikanten Distress (d. h., es stört das Individuum, diesen Ärger oder Ekel zu empfinden) oder

beeinträchtigt das alltägliche Leben der Person signifikant.

6 Der Ärger, Ekel oder die Vermeidung können nicht besser durch eine andere Störung, wie Zwangsstörung oder Posttraumatische Belastungsstörung erklärt werden.
(Tabelle adaptiert und übersetzt aus dem Englischen)

Psychologische Erhebungsmethoden

In der Literatur finden sich einige Selbstberichtsverfahren (Fragebögen) und Interviews, die den Anspruch haben, Misophonie zu messen. Es muss jedoch mit einer Ausnahme festgestellt werden, dass es derzeit keine Verfahren gibt, die wissenschaftlich untersucht und deren Testgüte systematisch überprüft wurde. Im Folgenden werden einige Testverfahren aus der Fachliteratur beschrieben.

Misophonia Questionnaire (MQ)[18]

Der Fragebogen gliedert sich in drei Teile, die die Präsenz von Misophonie-Symptomen (Misophonie Symptom Skala), die resultierenden Emotionen und Verhaltensweisen (Misophonie Emotions und Verhaltens Skala) und den allgemeinen Schweregrad der Geräuschempfindlichkeit messen.

Der Fragebogen wurde im Rahmen einer Studie an 483 Studenten in Florida untersucht. Die psychometrische Untersuchung fand nicht unabhängig statt.

Die Reliabilität (Messgenauigkeit) des Verfahren wurde durch interne Konsistenzen (Cronbachs α) geschätzt. Für die Symptom Skala wurde α = .86 und für die Emotions und Verhaltens Skala wurde α = .86 geschätzt, was als gute Ergebnisse angesehen werden.

Die Konstruktvalidität wurde durch eine exploratorische Faktorenanalyse untersucht, die eine dreifaktorielle Lösung zeigen konnte. Dies ist in Übereinstimmung mit den drei vorgeschlagenen Teilen des Fragebogens. Als Beleg für die konvergente Validität führen die Autoren hohe Korrelationen mit auditiver Überempfindlichkeit eines sensorischen Überempfindlichkeitsfragebogens (r = .50, p < .001) auf. Die Autoren sehen die niedrigeren Korrelationen mit anderen sensorischen Überempfindlichkeiten (r = .28 - .34, p < .001) als Hinweis für die diskriminante Validität.

Amsterdam Misophonia Scale (A-MISO-S)[13]

Dieses interviewgestützte Verfahren besteht aus sechs Items, die vorgeben, den Schweregrad misophonischer Symptome zu messen. Dadurch ist dies ein sehr ökonomisches Verfahren, was jedoch keine direkten Reliabilitäts- und Validitätsbelege nachweisen kann. Die Beurteilung der Items wird dabei von einem Experten in einem Interview vorgenommen.

Misophonia Activation Scale (MAS-1)[19]

Diese Skala intendiert, die physischen und emotionalen Reaktionen zu messen und eine Einordnung des Schweregrades vorzunehmen. Es liegen jedoch keine psychometrischen Analysen und daher keine Belege für die Reliabilität oder Validität des Verfahrens vor.

Epidemiologie

Studien zur Epidemiologie der Misophonie sind durch erhebliche Limitationen beschränkt und sollten mit Vorsicht interpretiert und berichtet werden, da bisher keine validen und systematischen Schätzungen der Parameter realisiert wurden. Im Folgenden werden Informationen zur Prävalenz (Häufigkeit), Inzidenz (Neurerkrankung) und Komorbidität (Begleiterkrankung) berichtet.

Prävalenz

Daten zur Prävalenz (Häufigkeit) von Misophonie liegen nur unter Berücksichtung erheblicher Limitationen vor, aber einige Studien lassen darauf schließen, dass sie häufiger auftritt, als bisher angenommen.[12][20] Unter Patienten mit Tinnitus, welcher 4-5% Prozent der Bevölkerung betrifft,[21] gibt es Studien, die von einer Prävalenz der Misophonie von 60% ausgehen.[12] Forscher errechneten außerdem konservative Prävalenzzahlen von 3,2% der Misophonie für die Gesamtbevölkerung aus Daten von Tinnituspatienten, indem sie durch die Schätzung der Prävalenz von Geräuschintoleranz bei Tinnituspatienten (60%) und der korrespondierenden Prävalenz von 92% der geräuschintoleranten Patienten mit Misophonie eine Misophonie-Prävalenz ableiteten.[8] Eine Studie aus dem Jahr 2010 hat unter Tinnituspatienten eine Prävalenz von 10% gemessen.[22] In einer Dissertation aus dem Jahr 2015[23] wurden von 375 Personen 35% mit allgemeiner auditiver Überempfindlichkeit festgestellt, wovon 15-63% Misophonie Symptome aufwiesen. Darüber hinaus kommt eine Studie mit 483 Studenten aus Florida[18] zu einer Inzidenz von 19,9%, die jedoch nicht als konservatives Maß bezeichnet werden kann und daher unter Umständen den wahren Wert überschätzt.

Komorbidität

Eine der größten Diskussionen innerhalb der Misophonie-Forschung ist die Frage, ob Misophonie eine physiologische Reaktion, ein Symptom anderer psychischer Störungen oder eine eigenständige psychische Störung ist.[20] Die Beantwortung dieser Frage lässt sich durch die Untersuchung der Komorbidität realisieren. So würden hohe Komorbiditäten in großen, systematischen und repräsentativen Studien ein Hinweis darauf sein, dass Misophonie ein Symptom anderer zugrundeliegender psychischer Störung ist. Die Beantwortung dieser Fragestellung ist zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Einige stark eingeschränkte Hinweise liegen jedoch diesbezüglich bereits vor.

Studien zeigten Hinweise, dass Misophonie anderen neuropsychiatrischen Störungen zugeordnet werden könnte oder zumindest mit ihnen zusammenhängt.[24][25] Dies wurde für Zwangsstörungen in pädiatrischem Kontext[24] gezeigt. Eine niederländische Studie aus dem Jahr 2013[13] mit einer Gruppe aus 42 Patienten mit Misophonie hat eine geringe Häufigkeit (2,4 - 7,1%) von psychischen Erkrankungen festgestellt, mit Ausnahme der Zwangsstörung (52,4%). Auch für neurologische Entwicklungsstörungen wie Autismus konnte eine Überschneidung gezeigt werden[25]. Forscher kamen 2014 zu dem Ergebnis, dass in einer Stichprobe mit 184 Misophonie-Betroffenen rund 5% zudem von einer anderen psychischen Störung betroffen waren. Dies kann belegen, dass die Anwesenheit psychischer Störungen keine Rolle in der Beschreibung misophonischer Reaktionen spielen könnte.

Da jedoch in den meisten Studien der Begriff Misophonie eher wenig trennscharf verwendet wird und auch so interpretiert wird, wenn Störungen der Sinnesverarbeitung vorliegen, sind die Argumente nur bedingt valide. Daher müssen weitere, repräsentative und größere Stichproben erhoben werden, bei denen die Komorbidität systematisch untersucht wird. Bisher konnten eher eine Abgrenzung zu anderen Störungen und ein geringes Erklärungspotential anderer psychischer Störungen an Misophonie gezeigt werden.

Ätiologie

Die Ätiologie (Entstehungsursachen) und Erklärungsmodelle der Misophonie sind derzeit noch wenig untersucht. Neben genuin psychologischen Ansätzen liegt der derzeitige Fokus auf neurophysiologischen Erklärungsmodellen.

Einige Forscher gehen davon aus, dass ein tiefgreifendes Ekelgefühl zu Beginn der Symptome besteht, das während der Kindheit auftrat, wenn Betroffene Familienmitglieder hörten. Durch wiederholte Assoziation des Geräusches mit Ekel manifestierte sich die aversive Reaktion.[13]

Ein ähnlicher, jedoch allgemeinerer Ansatz konnte 2015 beschrieben werden.[9] Misophonie entwickelt sich demnach grundlegend durch klassische Konditionierung. Trigger lösen einen physiologischen (Muskel-)Reflex aus, der wiederum eine emotionale Reaktion auslöst. Durch den physiologischen Reflex wird die misophonische Reaktion aufrechterhalten. Weitere Trigger kommen demnach durch weitere Assoziationen mit bereits bestehenden Triggern oder dem physiologischen Reflex zustande.

Forscher konnten darüber hinaus Angst als Mediator des Zusammenhangs zwischen Symptomen der Misophonie und Wut determinieren.[18] Höhere Symptomausprägungen lösen demnach höhere Angstausprägungen aus, die wiederum höhere Ärgerausprägungen auslösen. Der indirekte Effekt des Mediators Angst auf Wut ist dabei mit β1·β3 = .018 klein.

Einige Wissenschaftler führen neurologische Mechanismen als zugrundeliegenden Prozess der Misophonie an.[17] Demnach funktioniert das auditive System zwar normal, jedoch ist die Vernetzung zwischen auditivem System, dem limbischen System und dem autonomen Nervensystem für bestimmte Geräusche erhöht. So scheinen unbewusste Prozesse eine dominante Rolle in der Überaktivierung des Nervensystems zu sein.[26]

Der gesamte Verarbeitungsprozess ist jedoch nicht abschließend geklärt und wird daher als potentieller Mechanismus bezeichnet. Ein Geräusch löst eine subkortikale und daher unbewusste Prozessierung aus. Daraufhin werden sowohl Informationen an das limbische System (emotionale Assoziationen) als auch an auditive und andere kortikale Areale, in denen die bewusste Wahrnehmung und Bewertung des Geräusches geschieht, weitergeleitet. Die Wahrnehmung und Evaluation des Geräusches kann daraufhin wieder emotionale Assoziationen auslösen und das autonome System aktivieren, wodurch die autonomen Reaktionen der Misophonie erklärt werden.

2017 gelang es Forschern mittels fMRT-Daten die neurologische Basis der Misophonie erstmals aufzudecken.[27] Die beiden wichtigsten Ergebnisse aus der funktionell gehirnanatomischen Untersuchung sind die erhöhte Vernetzung im ventromedialen Präfrontalkortex und die Aktivierung des anterioren insulären Kortex. Der Präfrontalkortex ist vor allem in Bezug auf die Misophonie an der Verarbeitung sensorischer Informationen einerseits beteiligt und beeinflusst andererseits die Funktion vieler anderer Gehirnbereiche; so z.B. Areale der Gedächtnisverarbeitung und die Amygdala, also die emotionale Verarbeitung (Kampf-Flucht-Reaktionen und die Salienz sensorischer Stimuli). Der insuläre Kortex ist vor allem an der Beurteilung der Salienz und Verarbeitung sensorischer Informationen und Emotionen beteiligt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. μῖσος In: Henry George Liddell, Robert Scott: A Greek-English Lexicon. auf: perseus.tufts.edu
  2. φωνή In: Henry George Liddell, Robert Scott: A Greek-English Lexicon. Auf: perseus.tufts.edu
  3. M. Edelstein, D. Brang, V. S. Ramachandran: Sensory modulation in misophonia. (PDF) In: Program No. 367.07. 2012 Neuroscience Meeting Planner. Society for Neuroscience, New Orleans, LA, 2012, S. 1042, abgerufen am 27. Januar 2013.
  4. J. Brout, M. Edelstein, M. Erfanian, M. Mannino, L. J. Miller, M., R. Rouw, S. Kumar & M. Z. Rosenthal: Investigating Misophonia: A Review of the Empirical Literature, Clinical Implications, and a Research Agenda. In: Frontiers in Neuroscience. Band 12, 2018, ISSN 1662-453X, doi:10.3389/fnins.2018.00036 (frontiersin.org [abgerufen am 23. Dezember 2018]).
  5. Jonathan Hazell: Decreased Sound Tolerance: Hypersensitivity of Hearing. Tinnitus and Hyperacusis Centre, London UK, abgerufen am 5. Februar 2012.
  6. Pawel J. Jastreboff, Margaret M. Jastreboff: Tinnitis retraining therapy for patients with tinnitus and decreased sound tolerance. In: Otolaryngol Clin. Band 36(2), April 2003, S. 321–336, PMID 12856300.
  7. M. Neal, A. E. Cavanna: P3 Selective sound sensitivity syndrome (misophonia) and Tourette syndrome. In: Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry. Band 83, Nr. 10, 2012, S. e1, doi:10.1136/jnnp-2012-303538.20.
  8. a b c Jastreboff, M.M., & Jastreboff, P.J. (2014). Treatments for Decreased Sound Tolerance (Hyperacusis and Misophonia). Seminars in Hearing 35(2), 105-120. doi:10.1055/s-0034-1372527
  9. a b c Dozier, T. H. (2015). Etiology, composition, development and maintenance of misophonia: A conditioned aversive reflex disorder. Psychological Thought, Vol. 8(1), 114–129, doi:10.5964/psyct.v8i1.132
  10. T. H. Dozier: Counterconditioning Treatment for Misophonia. In: Clinical Case Studies. 14, 2015, S. 374, doi:10.1177/1534650114566924.
  11. Joyce Cohen: When a Chomp or a Slurp is a Trigger for Outrage. In: The New York Times. 5. September 2011, abgerufen am 5. Februar 2012.
  12. a b c George Hadjipavlou, Susan Baer, Amanda Lau, Andrew Howard: Selective Sound Intolerance and Emotional Distress: What Every Clinician Should Hear. In: Psychosomatic Medicine. Band 70. American Psychosomatic Society, 2008, S. 739–740.
  13. a b c d e Arjan Schröder, Nienke Vulink, Damiaan Denys: Misophonia: Diagnostic Criteria for a New Psychiatric Disorder. In: PLoS ONE. 8(1), S. e54706, 2013.
  14. Aage R. Møller: Hearing, Second Edition: Anatomy, Physiology, and Disorders of the Auditory System. Academic Press, 2006, ISBN 0-12-372519-4.
  15. Aage R. Møller: Textbook of Tinnitis, part 1. 2001, S. 25–27, doi:10.1007/978-1-60761-145-5_4.
  16. S. Taylor: Misophonia: A new mental disorder? In: Medical Hypotheses. Band 103, 1. Juni 2017, ISSN 0306-9877, S. 109–117, doi:10.1016/j.mehy.2017.05.003 (sciencedirect.com [abgerufen am 23. Dezember 2018]).
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  21. P. Jastreboff, M. Jastreboff: Components of decreased sound tolerance: hyperacusis, misophonia, phonophobia. (PDF; 89 kB) 2. Juli 2001, abgerufen am 5. Februar 2012.
  22. A. Sztuka, L. Pospiech, W. Gawron, K. Dudek: DPOAE in estimation of the function of the cochlea in tinnitus patients with normal hearing. In: Auris Nasus Larynx. Band 37(1), 2010, S. 55–60, PMID 19560298.
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  24. a b P.L. Johnson, T.A. Webber, M.S. Wu, A.B. Lewin, T.K. Murphy & E.A. Storch: When selective audiovisual stimuli become unbearable: a case series on pediatric misophonia. In: Neuropsychiatry. 3. Auflage. Nr. 6, 2013, S. 569–575.
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