„Zirkonia“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
fix WP:WLW +1lf; 1 externer Link geändert
K Kleinkram
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:CZ brilliant.jpg|mini|In [[Brillantschliff]] geschliffener Zirkonia ''(cubic Zirconia)'']]
[[Datei:CZ brilliant.jpg|mini|In [[Brillantschliff]] geschliffener Zirkonia ''(cubic Zirconia)'']]


'''Zirkonia''' (auch '''Zirconia''' und '''Fianit''') ist eine Bezeichnung für künstlich hergestellte [[Einkristall]]e aus [[Zirconium(IV)-oxid]] (Formel: ZrO<sub>2</sub>, Zirconiumdioxid), die in der [[Kubisches Kristallsystem|kubischen]] Hochtemperaturphase stabilisiert wurden.<ref name="Florian Neukirchen">{{Literatur | Autor = Florian Neukirchen | Titel = Edelsteine: Brillante Zeugen für die Erforschung der Erde | Verlag = Springer DE | ISBN = 382742922-6 | Jahr = 2012 | Online = {{Google Buch | BuchID = 0oRLYjOAJ3MC | Seite = 234 }} | Seiten = 234 }}</ref> Zirkonia wird als [[Diamant]]imitation für Schmuck und zur Herstellung von optischen Komponenten verwendet.
'''Zirkonia''' (auch '''Zirconia''' und '''Fianit''') ist eine Bezeichnung für künstlich hergestellte [[Einkristall]]e aus [[Zirconium(IV)-oxid]] (Formel: ZrO<sub>2</sub>, Zirconiumdioxid), die in der [[Kubisches Kristallsystem|kubischen]] Hochtemperaturphase stabilisiert wurden.<ref name="Florian Neukirchen">{{Literatur |Autor=Florian Neukirchen |Titel=Edelsteine: Brillante Zeugen für die Erforschung der Erde |Verlag=Springer DE |Datum=2012 |ISBN=978-3-8274-2922-3 |Seiten=234 |Online={{Google Buch | BuchID = 0oRLYjOAJ3MC | Seite = 234 }}}}</ref> Zirkonia wird als [[Diamant]]imitation für Schmuck und zur Herstellung von optischen Komponenten verwendet.


== Herstellung ==
== Herstellung ==
Zeile 7: Zeile 7:
Die Kurzbezeichnung '''KSZ''' bezeichnet ''kubisch stabilisiertes Zirconiumoxid'' ({{enS|Cubic Zirkonia}}, '''CZ'''). Die beiden deutschen Mineralogen Mark Freiherr von Stackelberg und [[Karl F. Chudoba|Karl Chudoba]] entdeckten es erstmals um 1937 als kleine Einschlüsse in natürlichem [[Zirkon]], ohne es tiefer zu untersuchen.
Die Kurzbezeichnung '''KSZ''' bezeichnet ''kubisch stabilisiertes Zirconiumoxid'' ({{enS|Cubic Zirkonia}}, '''CZ'''). Die beiden deutschen Mineralogen Mark Freiherr von Stackelberg und [[Karl F. Chudoba|Karl Chudoba]] entdeckten es erstmals um 1937 als kleine Einschlüsse in natürlichem [[Zirkon]], ohne es tiefer zu untersuchen.


Anfang der 1970er Jahre wurde im [[Lebedew-Institut]] der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Akademie der Wissenschaften der UdSSR]] ({{CyrlS|ФИАН|FIAN}}, daher der Name Fianit) der Wert von künstlichem kubischem Zirkonia erkannt und dieser wenig später erstmals in einem neuen, am Institut entwickeltem Verfahren synthetisiert. Der sogenannte Schädel[[Tiegel (Gefäß)|tiegel]] ({{enS|skull crucible}}<ref>{{Internetquelle |autor=S.D. Scott, D.E. Hull, C.C. Herrick |url=https://www.osti.gov/servlets/purl/5201257 |titel= Skull Melting of Synthetic Minerals |werk=LA-7080-MS Informal Report|hrsg=los alamos scientific laboratory |datum=1977-12 |zugriff=2019-01-17}}</ref>) erlaubte eine Hochtemperaturschmelze (Schmelzpunkt ZrO<sub>2</sub>: 2680&nbsp;°C), die übliche Tiegelmaterialien zerstören würde. Dabei wird das Zirkoniumoxidpulver in einem wassergekühltem Tiegel per [[Induktionsheizung]] erhitzt und teilweise aufgeschmolzen, sodass am Rand eine Schicht des Pulvers zusammen sintert und damit eine Wärmeschutzschicht darstellt, die zusätzlich auch eine Verunreinigung mit dem Tiegelmaterial verhindert. Von der Form ähnelt die Sinterschicht dem Schädelknochen, der das Gehirn schützt, daher der Name des Tiegelkonzepts. Da das kalte Pulver nicht elektrisch leitend ist, muss mit einem metallischem Zirkoniumstück in der Oxidcharge gestartet werden, das sich verflüssigt und dann weitere Oxidmengen aufschmilzt. Damit beim Abkühlung das kubische Gitter nicht wieder in die monokline Phase übergeht, ist ein Additiv notwendig. Meist werden etwa 10 % Yttriumoxid in den Schmelze gegeben; es sind aber auch andere Stabilisatoren möglich. Durch Reduktion der Induktionsleistung kühlt die Schmelze langsam ab, so dass sich am Ende des Prozess ein ZrO<sub>2</sub>-Block von mehreren Kilo ergibt, in dem außen eine gesinterte Schutzhülle entstanden ist und innen die Kristalle gewachsen sind.
Anfang der 1970er Jahre wurde im [[Lebedew-Institut]] der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Akademie der Wissenschaften der UdSSR]] ({{CyrlS|ФИАН|FIAN}}, daher der Name Fianit) der Wert von künstlichem kubischem Zirkonia erkannt und dieser wenig später erstmals in einem neuen, am Institut entwickeltem Verfahren synthetisiert. Der sogenannte Schädel[[Tiegel (Gefäß)|tiegel]] ({{enS|skull crucible}}<ref>{{Internetquelle |autor=S. D. Scott, D. E. Hull, C. C. Herrick |url=https://www.osti.gov/servlets/purl/5201257 |titel=Skull Melting of Synthetic Minerals |werk=LA-7080-MS Informal Report |hrsg=los alamos scientific laboratory |datum=1977-12 |abruf=2019-01-17}}</ref>) erlaubte eine Hochtemperaturschmelze (Schmelzpunkt ZrO<sub>2</sub>: 2680&nbsp;°C), die übliche Tiegelmaterialien zerstören würde. Dabei wird das Zirkoniumoxidpulver in einem wassergekühlten Tiegel per [[Induktionsheizung]] erhitzt und teilweise aufgeschmolzen, sodass am Rand eine Schicht des Pulvers zusammen sintert und damit eine Wärmeschutzschicht darstellt, die zusätzlich auch eine Verunreinigung mit dem Tiegelmaterial verhindert. Von der Form ähnelt die Sinterschicht dem Schädelknochen, der das Gehirn schützt, daher der Name des Tiegelkonzepts. Da das kalte Pulver nicht elektrisch leitend ist, muss mit einem metallischen Zirkoniumstück in der Oxidcharge gestartet werden, das sich verflüssigt und dann weitere Oxidmengen aufschmilzt. Damit beim Abkühlung das kubische Gitter nicht wieder in die monokline Phase übergeht, ist ein Additiv notwendig. Meist werden etwa 10 % Yttriumoxid in den Schmelze gegeben; es sind aber auch andere Stabilisatoren möglich. Durch Reduktion der Induktionsleistung kühlt die Schmelze langsam ab, so dass sich am Ende des Prozess ein ZrO<sub>2</sub>-Block von mehreren Kilo ergibt, in dem außen eine gesinterte Schutzhülle entstanden ist und innen die Kristalle gewachsen sind.


== Anwendung ==
== Anwendung ==


Aufgrund seiner Härte von 8–8,5 auf der [[Mohs-Skala]] und eines fortgeschrittenen Produktionsprozesses entwickelte er sich zu einem hochqualitativen, kostengünstigen [[Schmuckstein]] und ist heutzutage in der Schmuckindustrie gefragt.<ref name="Rayner W. Hesse">{{Literatur | Autor = Rayner W. Hesse | Titel = Jewelrymaking Through History: An Encyclopedia | Verlag = Greenwood Publishing Group | ISBN = 031333507-9 | Jahr = 2007 | Online = {{Google Buch | BuchID = DIWEi5Hg93gC | Seite = 72 }} | Seiten = 72 }}</ref>
Aufgrund seiner Härte von 8–8,5 auf der [[Mohs-Skala]] und eines fortgeschrittenen Produktionsprozesses entwickelte er sich zu einem hochqualitativen, kostengünstigen [[Schmuckstein]] und ist heutzutage in der Schmuckindustrie gefragt.<ref name="Rayner W. Hesse">{{Literatur |Autor=Rayner W. Hesse |Titel=Jewelrymaking Through History: An Encyclopedia |Verlag=Greenwood Publishing Group |Datum=2007 |ISBN=978-0-313-33507-5 |Seiten=72 |Online={{Google Buch | BuchID = DIWEi5Hg93gC | Seite = 72 }}}}</ref>
Ein [[Metrisches Karat|einkarätiger]] Zirkonia kostet weniger als ein Tausendstel dessen, was man für einen gleich großen [[Brillant]]en guter Qualität zahlen muss (nur etwa 1&nbsp;Euro<ref name="mg-quartz.de">mg-quartz.de: [http://www.mg-quartz.de/html/zirkonia-3.html Zirkonia-Preisliste], abgerufen am 29. November 2017</ref> gegenüber etwa 8000 Euro<ref name="diamanten-infos.com">diamanten-infos.com: [http://www.diamanten-infos.com/diverses/index.php?rub=diamantpreis&module=preis Diamantpreis: den Wert eines Diamanten berechnen], dort berechnet für Farbe I (leicht getöntes Weiß) und Qualität SI1 (kleine Einschlüsse), abgerufen am 29.&nbsp;November 2017</ref> – Stand Ende 2017).
Ein [[Metrisches Karat|einkarätiger]] Zirkonia kostet weniger als ein Tausendstel dessen, was man für einen gleich großen [[Brillant]]en guter Qualität zahlen muss (nur etwa 1&nbsp;Euro<ref name="mg-quartz.de">mg-quartz.de: [http://www.mg-quartz.de/html/zirkonia-3.html Zirkonia-Preisliste], abgerufen am 29. November 2017.</ref> gegenüber etwa 8000 Euro<ref name="diamanten-infos.com">diamanten-infos.com: [http://www.diamanten-infos.com/diverses/index.php?rub=diamantpreis&module=preis Diamantpreis: den Wert eines Diamanten berechnen], dort berechnet für Farbe I (leicht getöntes Weiß) und Qualität SI1 (kleine Einschlüsse), abgerufen am 29.&nbsp;November 2017.</ref> – Stand Ende 2017).


Als Schmuckstein können diese entweder mit [[Yttriumoxid]] (Y-KZP) oder mit [[Calciumoxid]] (CSZ) stabilisiert sein.<ref name="Marijan Tadin">{{Literatur | Autor = Marijan Tadin | Titel = Röntgen- und Neutronenbeugungsuntersuchungen an CaO-, Y2O3-, CeO2- und TiO2 ... | Verlag = Herbert Utz Verlag | ISBN = 393132750-7 | Jahr = 1996 | Online = {{Google Buch | BuchID = K_AB6y6pUswC | Seite = 2 }} | Seiten = 2 }}</ref> Calciumstabilisiertes Zirkonia kann beim Kontakt mit [[Borsäure]], die zum Beispiel zum Schutz von Diamanten und anderen Edelsteinen bei Feuerarbeiten während der Schmuckherstellung eingesetzt wird, Verätzungsspuren davontragen. Da ohne aufwändige Untersuchungen nicht festgestellt werden kann, mit welchem Oxid stabilisiert wurde, besteht die Gefahr der Beschädigung des Steins, insbesondere auch, wenn bei Reparaturen von vermeintlichem [[Brillant]]schmuck in Wirklichkeit KSZ vorliegt.<ref name="Article by United Precious Metal 1.pdf">Article by United Precious Metal: [http://www.srs-ltd.co.uk/clickset/Further/Further%20Info/Article%20by%20United%20Precious%20Metal%201.pdf CASTING CUBIC ZIRCONIA IN PLACE WITH UNITED DEOXIDIZED STERLING SILVER ALLOYS], abgerufen am 17.&nbsp;Mai 2014</ref><ref name="DOI10.2109/jcersj2.117.449">Qiang SHEN, Changlian CHEN, Fei CHEN, Junguo LI, Lianmeng ZHANG: ''Change of phase compositions in calcia stabilized zirconia ceramics using a boric acid additive.'' In: ''Journal of the Ceramic Society of Japan.'' 117, 2009, S.&nbsp;449–451, {{DOI|10.2109/jcersj2.117.449}}.</ref>
Als Schmuckstein können diese entweder mit [[Yttriumoxid]] (Y-KZP) oder mit [[Calciumoxid]] (CSZ) stabilisiert sein.<ref name="Marijan Tadin">{{Literatur |Autor=Marijan Tadin |Titel=Röntgen- und Neutronenbeugungsuntersuchungen an CaO-, Y2O3-, CeO2- und TiO2 ... |Verlag=Herbert Utz Verlag |Datum=1996 |ISBN=3-931327-50-7 |Seiten=2 |Online={{Google Buch | BuchID = K_AB6y6pUswC | Seite = 2 }}}}</ref> Calciumstabilisiertes Zirkonia kann beim Kontakt mit [[Borsäure]], die zum Beispiel zum Schutz von Diamanten und anderen Edelsteinen bei Feuerarbeiten während der Schmuckherstellung eingesetzt wird, Verätzungsspuren davontragen. Da ohne aufwändige Untersuchungen nicht festgestellt werden kann, mit welchem Oxid stabilisiert wurde, besteht die Gefahr der Beschädigung des Steins, insbesondere auch, wenn bei Reparaturen von vermeintlichem [[Brillant]]schmuck in Wirklichkeit KSZ vorliegt.<ref name="Article by United Precious Metal 1.pdf">Article by United Precious Metal: [http://www.srs-ltd.co.uk/clickset/Further/Further%20Info/Article%20by%20United%20Precious%20Metal%201.pdf CASTING CUBIC ZIRCONIA IN PLACE WITH UNITED DEOXIDIZED STERLING SILVER ALLOYS], abgerufen am 17.&nbsp;Mai 2014.</ref><ref name="DOI10.2109/jcersj2.117.449">Qiang Shen, Changlian Chen, Fei Chen, Junguo Li, Lianmeng Zhang: ''Change of phase compositions in calcia stabilized zirconia ceramics using a boric acid additive.'' In: ''Journal of the Ceramic Society of Japan.'' 117, 2009, S.&nbsp;449–451, [[doi:10.2109/jcersj2.117.449]].</ref>


<gallery>
<gallery>
Image:Baguette Double Side Checkerboard Cut CZ.JPG|Violetter Zirkoniastein mit Schachbrettschliff
Baguette Double Side Checkerboard Cut CZ.JPG|Violetter Zirkoniastein mit Schachbrettschliff
Image:Multicolor Cubic zirconia.JPG|Mehrfarbiger Zirkoniastein
Multicolor Cubic zirconia.JPG|Mehrfarbiger Zirkoniastein
Image:Multi Colour CubicZirconia.JPG|Dreifarbiger Zirkoniastein
Multi Colour CubicZirconia.JPG|Dreifarbiger Zirkoniastein
</gallery>
</gallery>


KSZ wird in allen Größen und Formen und sogar mit künstlichen Einschlüssen hergestellt.<ref name="eurogem.biz">eurogem.biz: [http://www.eurogem.biz/de/Edelsteinlexikon/Cubic-Zirkonia/ Cubic Zirkonia Schmucksteinlexikon – Informationen & Eigenschaften], abgerufen am 17.&nbsp;Mai 2014</ref> Zirkonia kann aufgrund seiner [[Isomorphie (Kristall)|Isomorphie]] mit verschiedenen Elementen dotiert werden, um die Farbe des Kristalls zu verändern. Die Tabelle unten gibt eine Auswahl von Dotierungselementen und die resultierende Farbe an.
KSZ wird in allen Größen und Formen und sogar mit künstlichen Einschlüssen hergestellt.<ref name="eurogem.biz">eurogem.biz: [http://www.eurogem.biz/de/Edelsteinlexikon/Cubic-Zirkonia/ Cubic Zirkonia Schmucksteinlexikon – Informationen & Eigenschaften], abgerufen am 17.&nbsp;Mai 2014.</ref> Zirkonia kann aufgrund seiner [[Isomorphie (Kristall)|Isomorphie]] mit verschiedenen Elementen dotiert werden, um die Farbe des Kristalls zu verändern. Die Tabelle unten gibt eine Auswahl von Dotierungselementen und die resultierende Farbe an.


{| class="wikitable" border="1"
{| class="wikitable"
|-
|-
!Element<ref name=":1">{{Cite book|title=Growth of Zirconia Crystals by Skull‐Melting Technique|last=Lomonova|first=E. E.|last2=Osiko|first2=V. V.|publisher=J. Wiley|year=2004|isbn=|location=Chichester, West Sussex|pages=461–484}}</ref><ref name=":2">{{Cite journal|last=Nassau|first=Kurt|date=Spring 1981|title=Cubic zirconia: An Update|url=|journal=Gems & Gemology|volume=1|pages=9–19}}</ref>
!Element<ref name=":1">{{Literatur |Autor=E. E. Lomonova, V. V. Osiko |Titel=Growth of Zirconia Crystals by Skull‐Melting Technique |Verlag=J. Wiley |Ort=Chichester, West Sussex |Datum=2004 |Seiten=461–484}}</ref><ref name=":2">{{Literatur |Autor=Kurt Nassau |Titel=Cubic zirconia: An Update |Sammelwerk=Gems & Gemology |Band=1 |Datum=Spring 1981 |Seiten=9–19}}</ref>
!Symbol
!Symbol
!Farbe
!Farbe
Zeile 115: Zeile 115:
== Abgrenzung ==
== Abgrenzung ==


Auch Experten können gute Zirkoniasteine nicht durch Augenschein, sondern erst durch eine Messung des [[Wärmeleitfähigkeit#Wärmeleitzahl|Wärmeleitwerts]] von [[Diamant]]en unterscheiden: Während Diamanten besonders gut wärmeleitend sind, leiten Zirkonia Wärme besonders schlecht (siehe [[Zirconiumdioxid#Verwendung|Zirconiumdioxid, Verwendung]]). Weitere relativ einfache und durch nichtdestruktive Messverfahren zu ermittelnde Unterschiede zum Diamanten sind die unterschiedliche [[Brechung (Physik)|Lichtbrechung]] ([[Brechungsindex]] Zirkonia 2,18; Diamant 2,42) und [[Dichte]] (Zirkonia 5,8&nbsp;g·cm<sup>−3</sup>, Diamant 3,5&nbsp;g·cm<sup>−3</sup>).<ref name="cubic-zirkonia.de">cubic-zirkonia.de: {{Webarchiv | url=http://www.cubic-zirkonia.de/cubic-zirkonia.htm | wayback=20140830103242 | text=Cubic Zirkonia}}, abgerufen am 17.&nbsp;Mai 2014</ref>
Auch Experten können gute Zirkoniasteine nicht durch Augenschein, sondern erst durch eine Messung des [[Wärmeleitfähigkeit#Wärmeleitzahl|Wärmeleitwerts]] von [[Diamant]]en unterscheiden: Während Diamanten besonders gut wärmeleitend sind, leiten Zirkonia Wärme besonders schlecht (siehe [[Zirconiumdioxid#Verwendung|Zirconiumdioxid, Verwendung]]). Weitere relativ einfache und durch nichtdestruktive Messverfahren zu ermittelnde Unterschiede zum Diamanten sind die unterschiedliche [[Brechung (Physik)|Lichtbrechung]] ([[Brechungsindex]] Zirkonia 2,18; Diamant 2,42) und [[Dichte]] (Zirkonia 5,8&nbsp;g·cm<sup>−3</sup>, Diamant 3,5&nbsp;g·cm<sup>−3</sup>).<ref name="cubic-zirkonia.de">cubic-zirkonia.de: {{Webarchiv |url=http://www.cubic-zirkonia.de/cubic-zirkonia.htm |wayback=20140830103242 |text=Cubic Zirkonia}}, abgerufen am 17.&nbsp;Mai 2014.</ref>


Das Mineral [[Zirkon]] (ZrSiO<sub>4</sub>), eine Verbindung aus [[Zirconium]], [[Silicium]] und [[Sauerstoff]], wird in seiner transparenten Form ebenfalls oft als Schmuckstein verwendet, was manchmal zu Verwechslungen führt. Trotz des ähnlichen Names sind Zirkonia (Zirconiumdioxid) und Zirkon ([[Zirconiumsilicat]]) zu unterscheiden.<ref name="cubic-zirkonia.de" />
Das Mineral [[Zirkon]] (ZrSiO<sub>4</sub>), eine Verbindung aus [[Zirconium]], [[Silicium]] und [[Sauerstoff]], wird in seiner transparenten Form ebenfalls oft als Schmuckstein verwendet, was manchmal zu Verwechslungen führt. Trotz des ähnlichen Names sind Zirkonia (Zirconiumdioxid) und Zirkon ([[Zirconiumsilicat]]) zu unterscheiden.<ref name="cubic-zirkonia.de" />
Zeile 127: Zeile 127:


== Literatur ==
== Literatur ==
* Mark von Stackelberg und [[Karl F. Chudoba|Karl Chudoba]], ''Dichte und Struktur des Zirkons''; In: ''Kristallographie'', 1937, Jahrgang&nbsp;97, (S.&nbsp;252–262)
* Mark von Stackelberg, [[Karl F. Chudoba|Karl Chudoba]]: ''Dichte und Struktur des Zirkons.'' In: ''Kristallographie.'' Jahrgang&nbsp;97, 1937, S.&nbsp;252–262.
* Yu S. Kuzminov, ''Cubic Zirconia And Skull Melting'', Viva Books Private Limited, 2010, ISBN 9788130912349
* Yu S. Kuzminov: ''Cubic Zirconia And Skull Melting.'' Viva Books, 2010, ISBN 978-81-309-1234-9.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 2. Mai 2019, 17:18 Uhr

In Brillantschliff geschliffener Zirkonia (cubic Zirconia)

Zirkonia (auch Zirconia und Fianit) ist eine Bezeichnung für künstlich hergestellte Einkristalle aus Zirconium(IV)-oxid (Formel: ZrO2, Zirconiumdioxid), die in der kubischen Hochtemperaturphase stabilisiert wurden.[1] Zirkonia wird als Diamantimitation für Schmuck und zur Herstellung von optischen Komponenten verwendet.

Herstellung

Die Kurzbezeichnung KSZ bezeichnet kubisch stabilisiertes Zirconiumoxid (englisch Cubic Zirkonia, CZ). Die beiden deutschen Mineralogen Mark Freiherr von Stackelberg und Karl Chudoba entdeckten es erstmals um 1937 als kleine Einschlüsse in natürlichem Zirkon, ohne es tiefer zu untersuchen.

Anfang der 1970er Jahre wurde im Lebedew-Institut der Akademie der Wissenschaften der UdSSR (kyrillisch ФИАН FIAN, daher der Name Fianit) der Wert von künstlichem kubischem Zirkonia erkannt und dieser wenig später erstmals in einem neuen, am Institut entwickeltem Verfahren synthetisiert. Der sogenannte Schädeltiegel (englisch skull crucible[2]) erlaubte eine Hochtemperaturschmelze (Schmelzpunkt ZrO2: 2680 °C), die übliche Tiegelmaterialien zerstören würde. Dabei wird das Zirkoniumoxidpulver in einem wassergekühlten Tiegel per Induktionsheizung erhitzt und teilweise aufgeschmolzen, sodass am Rand eine Schicht des Pulvers zusammen sintert und damit eine Wärmeschutzschicht darstellt, die zusätzlich auch eine Verunreinigung mit dem Tiegelmaterial verhindert. Von der Form ähnelt die Sinterschicht dem Schädelknochen, der das Gehirn schützt, daher der Name des Tiegelkonzepts. Da das kalte Pulver nicht elektrisch leitend ist, muss mit einem metallischen Zirkoniumstück in der Oxidcharge gestartet werden, das sich verflüssigt und dann weitere Oxidmengen aufschmilzt. Damit beim Abkühlung das kubische Gitter nicht wieder in die monokline Phase übergeht, ist ein Additiv notwendig. Meist werden etwa 10 % Yttriumoxid in den Schmelze gegeben; es sind aber auch andere Stabilisatoren möglich. Durch Reduktion der Induktionsleistung kühlt die Schmelze langsam ab, so dass sich am Ende des Prozess ein ZrO2-Block von mehreren Kilo ergibt, in dem außen eine gesinterte Schutzhülle entstanden ist und innen die Kristalle gewachsen sind.

Anwendung

Aufgrund seiner Härte von 8–8,5 auf der Mohs-Skala und eines fortgeschrittenen Produktionsprozesses entwickelte er sich zu einem hochqualitativen, kostengünstigen Schmuckstein und ist heutzutage in der Schmuckindustrie gefragt.[3] Ein einkarätiger Zirkonia kostet weniger als ein Tausendstel dessen, was man für einen gleich großen Brillanten guter Qualität zahlen muss (nur etwa 1 Euro[4] gegenüber etwa 8000 Euro[5] – Stand Ende 2017).

Als Schmuckstein können diese entweder mit Yttriumoxid (Y-KZP) oder mit Calciumoxid (CSZ) stabilisiert sein.[6] Calciumstabilisiertes Zirkonia kann beim Kontakt mit Borsäure, die zum Beispiel zum Schutz von Diamanten und anderen Edelsteinen bei Feuerarbeiten während der Schmuckherstellung eingesetzt wird, Verätzungsspuren davontragen. Da ohne aufwändige Untersuchungen nicht festgestellt werden kann, mit welchem Oxid stabilisiert wurde, besteht die Gefahr der Beschädigung des Steins, insbesondere auch, wenn bei Reparaturen von vermeintlichem Brillantschmuck in Wirklichkeit KSZ vorliegt.[7][8]

KSZ wird in allen Größen und Formen und sogar mit künstlichen Einschlüssen hergestellt.[9] Zirkonia kann aufgrund seiner Isomorphie mit verschiedenen Elementen dotiert werden, um die Farbe des Kristalls zu verändern. Die Tabelle unten gibt eine Auswahl von Dotierungselementen und die resultierende Farbe an.

Element[10][11] Symbol Farbe
Cer Ce gelb-orange-rot
Chrom Cr grün
Cobalt Co flieder-violett-blau
Erbium Er rosa
Europium Eu rosa
Eisen Fe gelb
Holmium Ho champagner
Mangan Mn braun-violett
Kupfer Cu gelb-aquamarin
Neodym Nd purpur
Nickel Ni gelb-braun
Praseodym Pr bernsteingelb
Thulium Tm gelb-braun
Titan Ti gold-braun
Vanadium V grün
Farbspektrum[10][11] Dotierung mit
gelb-orange-rot ,
gelb-bernstein-braun
rosa
grün-olive
flieder-violett

Neben der Schmuckindustrie werden yttriumstabilisierte Zirkonia-Kristalle aufgrund ihrer optischen Eigenschaften auch in der technischen Optik für Fenster, Linsen, Prismen, Filter und Laserbauteile. In der chemischen Industrie nutzt man sie als Sichtfenster bei korrosiven Flüssigkeiten.

Abgrenzung

Auch Experten können gute Zirkoniasteine nicht durch Augenschein, sondern erst durch eine Messung des Wärmeleitwerts von Diamanten unterscheiden: Während Diamanten besonders gut wärmeleitend sind, leiten Zirkonia Wärme besonders schlecht (siehe Zirconiumdioxid, Verwendung). Weitere relativ einfache und durch nichtdestruktive Messverfahren zu ermittelnde Unterschiede zum Diamanten sind die unterschiedliche Lichtbrechung (Brechungsindex Zirkonia 2,18; Diamant 2,42) und Dichte (Zirkonia 5,8 g·cm−3, Diamant 3,5 g·cm−3).[12]

Das Mineral Zirkon (ZrSiO4), eine Verbindung aus Zirconium, Silicium und Sauerstoff, wird in seiner transparenten Form ebenfalls oft als Schmuckstein verwendet, was manchmal zu Verwechslungen führt. Trotz des ähnlichen Names sind Zirkonia (Zirconiumdioxid) und Zirkon (Zirconiumsilicat) zu unterscheiden.[12]

Siehe auch

Literatur

  • Mark von Stackelberg, Karl Chudoba: Dichte und Struktur des Zirkons. In: Kristallographie. Jahrgang 97, 1937, S. 252–262.
  • Yu S. Kuzminov: Cubic Zirconia And Skull Melting. Viva Books, 2010, ISBN 978-81-309-1234-9.

Einzelnachweise

  1. Florian Neukirchen: Edelsteine: Brillante Zeugen für die Erforschung der Erde. Springer DE, 2012, ISBN 978-3-8274-2922-3, S. 234 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. S. D. Scott, D. E. Hull, C. C. Herrick: Skull Melting of Synthetic Minerals. In: LA-7080-MS Informal Report. los alamos scientific laboratory, Dezember 1977, abgerufen am 17. Januar 2019.
  3. Rayner W. Hesse: Jewelrymaking Through History: An Encyclopedia. Greenwood Publishing Group, 2007, ISBN 978-0-313-33507-5, S. 72 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. mg-quartz.de: Zirkonia-Preisliste, abgerufen am 29. November 2017.
  5. diamanten-infos.com: Diamantpreis: den Wert eines Diamanten berechnen, dort berechnet für Farbe I (leicht getöntes Weiß) und Qualität SI1 (kleine Einschlüsse), abgerufen am 29. November 2017.
  6. Marijan Tadin: Röntgen- und Neutronenbeugungsuntersuchungen an CaO-, Y2O3-, CeO2- und TiO2 ... Herbert Utz Verlag, 1996, ISBN 3-931327-50-7, S. 2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Article by United Precious Metal: CASTING CUBIC ZIRCONIA IN PLACE WITH UNITED DEOXIDIZED STERLING SILVER ALLOYS, abgerufen am 17. Mai 2014.
  8. Qiang Shen, Changlian Chen, Fei Chen, Junguo Li, Lianmeng Zhang: Change of phase compositions in calcia stabilized zirconia ceramics using a boric acid additive. In: Journal of the Ceramic Society of Japan. 117, 2009, S. 449–451, doi:10.2109/jcersj2.117.449.
  9. eurogem.biz: Cubic Zirkonia Schmucksteinlexikon – Informationen & Eigenschaften, abgerufen am 17. Mai 2014.
  10. a b E. E. Lomonova, V. V. Osiko: Growth of Zirconia Crystals by Skull‐Melting Technique. J. Wiley, Chichester, West Sussex 2004, S. 461–484.
  11. a b Kurt Nassau: Cubic zirconia: An Update. In: Gems & Gemology. Band 1, Spring 1981, S. 9–19.
  12. a b cubic-zirkonia.de: Cubic Zirkonia (Memento vom 30. August 2014 im Internet Archive), abgerufen am 17. Mai 2014.