„Tröpfcheninfektion“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Markierungen: Mobile Bearbeitung Mobile Web-Bearbeitung
K WP:ZR; Tippfehler
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Sneeze.JPG|mini|Beim ungeschützten Husten und Niesen gelangt Sekret aus den Atemwegen in Form von Tröpfchen und Aerosol in die Umgebung]]
[[Datei:Sneeze.JPG|mini|Beim ungeschützten Husten und Niesen gelangt Sekret aus den Atemwegen in Form von Tröpfchen und Aerosol in die Umgebung]]
Eine '''Tröpfcheninfektion''' ist eine [[Infektion|Ansteckung]], bei der erregerhaltiges Sekret aus den Atemwegen auf die Schleimhäute anderer Lebewesen gelangt. Dies geschieht durch direkten Kontakt mit den Sekrettröpfchen als '''Tröpfchenübertragung'''<ref>Ines Kappstein: ''Nosokomiale Infektionen: Prävention- Labordiagnostik- Antimikrobielle Therapie.'' Thieme Verlag 2009, ISBN 978-3131484741, S. 47.</ref> oder über die Luft als [[aerogene Übertragung]].
Eine '''Tröpfcheninfektion''' ist eine [[Infektion|Ansteckung]], bei der erregerhaltiges Sekret aus den Atemwegen auf die Schleimhäute anderer Lebewesen gelangt. Dies geschieht durch direkten Kontakt mit den Sekrettröpfchen als '''Tröpfchenübertragung'''<ref>Ines Kappstein: ''Nosokomiale Infektionen: Prävention- Labordiagnostik- Antimikrobielle Therapie.'' Thieme, 2009, ISBN 978-3131484741, S. 47.</ref> oder über die Luft als [[aerogene Übertragung]].


== Übertragung ==
== Übertragung ==
Zeile 8: Zeile 8:
== Einteilung ==
== Einteilung ==
=== Tröpfchen ===
=== Tröpfchen ===
Große Tröpfchen haben einen Durchmesser von mehr als 5&nbsp;µm, sinken rasch ab und werden somit nur bis zu einer Distanz von gut einem Meter übertragen.<ref>Andreas F. Widmer, Andreas Tietz: [https://medicalforum.ch/article/doi/smf.2005.05581 Praktische Hygiene in der Arztpraxis.] (PDF; 177&nbsp;kB) Schweiz Med Forum 2005;5:660–666</ref>
Große Tröpfchen haben einen Durchmesser von mehr als 5&nbsp;µm, sinken rasch ab und werden somit nur bis zu einer Distanz von gut einem Meter übertragen.<ref>{{Literatur |Autor=Andreas F. Widmer, Andreas Tietz |DOI=10.4414/smf.2005.05581 |Titel=Praktische Hygiene in der Arztpraxis |Sammelwerk=Schweizer Medizinisches Forum |Datum=2005 |Nummer=5 |Seiten=660–666 }}</ref>
Die maximale Distanz für eine Infektion durch kleine Tröpfchen wurde bislang mit nur 1,5 Meter angegeben.<ref name="HIM34" /> Jedoch wurde in einer biophysikalischen Studie des MIT, welche im Rahmen der COVID-19-Pandemie durchgeführt wurde, experimentell festgestellt, dass Flüssigkeitspartikel beim Husten oder Niesen ohne mechanische Barriere bis zu acht Meter weit verbreitet werden können. Diese Ergebnisse stellen das aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert stammende Tröpfcheninfektionsparadigma in Frage.<ref>Lydia Bourouiba: ''[https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2763852 Turbulent Gas Clouds and Respiratory Pathogen EmissionsPotential Implications for Reducing Transmission of COVID-19]''</ref>
Die maximale Distanz für eine Infektion durch kleine Tröpfchen wurde bislang mit nur 1,5 Meter angegeben.<ref name="HIM34" /> Jedoch wurde in einer biophysikalischen Studie des MIT, welche im Rahmen der [[COVID-19-Pandemie]] durchgeführt wurde, experimentell festgestellt, dass Flüssigkeitspartikel beim Husten oder Niesen ohne mechanische Barriere bis zu acht Meter weit verbreitet werden können. Diese Ergebnisse stellen das aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert stammende Tröpfcheninfektionsparadigma in Frage.<ref>{{Literatur |Autor=Lydia Bourouiba |Titel=Turbulent Gas Clouds and Respiratory Pathogen EmissionsPotential Implications for Reducing Transmission of COVID-19 |Sammelwerk=[[Journal of the American Medical Association|JAMA]] |Datum=2020-03-26 |DOI=10.1001/jama.2020.4756 |Sprache=en }}</ref>


=== Tröpfchenkerne ===
=== Tröpfchenkerne ===

Version vom 16. April 2020, 09:55 Uhr

Beim ungeschützten Husten und Niesen gelangt Sekret aus den Atemwegen in Form von Tröpfchen und Aerosol in die Umgebung

Eine Tröpfcheninfektion ist eine Ansteckung, bei der erregerhaltiges Sekret aus den Atemwegen auf die Schleimhäute anderer Lebewesen gelangt. Dies geschieht durch direkten Kontakt mit den Sekrettröpfchen als Tröpfchenübertragung[1] oder über die Luft als aerogene Übertragung.

Übertragung

Speichel und andere flüssige Absonderungen der Atemwege wie Nasensekret und Sputum enthalten grundsätzlich Mikroorganismen, darunter auch Krankheitserreger. Beim Ausatmen, Sprechen, Erbrechen sowie beim Niesen und Husten werden sie durch Vernebelung als Tröpfchen und Aerosole (Tröpfchenkerne) an die Umgebung abgegeben. Zur Infektion von Kontaktpersonen kommt es, wenn die Erreger anschließend auf deren Schleimhäute – meist des oberen Atemtrakts, möglich ist aber auch die Bindehaut der Augen[2] – gelangen und sich dort vermehren, was unter Umständen eine Infektionskrankheit auslöst. Die erregerhaltigen Tröpfchen können auch über die Hände oder Gegenstände als Schmierinfektion weiterverbreitet werden, zum Beispiel beim Berühren von Mund oder Augen mit ungewaschenen bzw. nicht-desinfizierten Händen. Als Tröpfchen sind die Erreger von Wasser umgeben. Ist das Wasser verdunstet, überleben nur wenige Erreger längere Zeit.[3]

Einteilung

Tröpfchen

Große Tröpfchen haben einen Durchmesser von mehr als 5 µm, sinken rasch ab und werden somit nur bis zu einer Distanz von gut einem Meter übertragen.[4] Die maximale Distanz für eine Infektion durch kleine Tröpfchen wurde bislang mit nur 1,5 Meter angegeben.[5] Jedoch wurde in einer biophysikalischen Studie des MIT, welche im Rahmen der COVID-19-Pandemie durchgeführt wurde, experimentell festgestellt, dass Flüssigkeitspartikel beim Husten oder Niesen ohne mechanische Barriere bis zu acht Meter weit verbreitet werden können. Diese Ergebnisse stellen das aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert stammende Tröpfcheninfektionsparadigma in Frage.[6]

Tröpfchenkerne

Die Dispersion von feinsten flüssigen und/oder festen Teilchen (Mikropartikeln) in einem Gas mit einem Durchmesser von weniger als 5 µm wird als Aerosol bezeichnet. Bei der aerogenen Übertragung verdunstet die Wasserhülle der erregerhaltigen Tröpfchen zunehmend, so dass sie zunehmend leichter werden und deshalb immer länger in der Luft schweben können, bis nur noch sogenannte Tröpfchenkerne bleiben (droplet nuclei). Diese können von anderen Lebewesen im näheren Umfeld eingeatmet werden, wobei sie wegen ihrer geringen Größe in die tieferen Atemwege gelangen[7] oder über die Schleimhaut der Augen aufgenommen werden.[8] Aerosole können bis zu 50 Meter weit übertragen werden.[5]

Krankheiten

Krankheiten, die überwiegend durch Tröpfchen bzw. Tröpfchenkerne übertragen werden, sind vor allem akute respiratorische Erkrankungen (ARE) wie die sogenannte „Erkältung“, die Grippe, COVID-19, Tuberkulose und die Streptokokken-Angina; aber auch Masern und Windpocken verbreiten sich auf diesem Weg.[8][9]

Einteilung

Infektionskrankheiten, die von Tröpfchen einer Größe von 5 bis 10 µm übertragen werden (droplet infections):[7]

Übertragung durch Tröpfchenkerne:[7]

  • bakteriell verursacht: Tuberkulose
  • viral bedingt: Herpes Zoster, Masern, Windpocken

Schutzmaßnahmen

Eine direkte Kontaktübertragung kann durch die sogenannte Husten-Etiquette eingeschränkt werden. Wenn kein ausreichender Abstand eingehalten werden kann, senken ein Mund-Nasen-Schutz und eine Schutzbrille das Ansteckungsrisiko.[8]

Beispiel Influenza-übertragung

Bei der Übertragung von Grippeviren spielt dieser Übertragungsweg, neben der ebenfalls möglichen Kontaktinfektion, die entscheidende Rolle. Die Viren können einen Tag vor Auftreten der ersten Krankheitssymptome bis durchschnittlich 7 Tage danach – von Kindern und Immunsupprimierten möglicherweise bis zu 21 Tage – ausgeschieden und direkt durch Tröpfcheninfektion übertragen werden, wobei diese makroskopisch sichtbaren Tröpfchen einen Durchmesser von ≥ 5 μm haben und dies einen Abstand von höchstens einem Meter zwischen den beiden Personen voraussetzt.[10]

Mund-Nasen-Schutz

Laut „Influenza-Pandemieplan Schweiz“ des Bundesamts für Gesundheit, Version November 2007, Seite 113, sind bisher keine Studien in Bezug auf die Schutzwirkung durch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in der Allgemeinbevölkerung vor einer Tröpfcheninfektion durch Influenzaviren veröffentlicht worden. „Aus der Erfahrung mit SARS ergeben sich allerdings Hinweise, wonach die Übertragung von Viren durch Hygienemasken eingeschränkt werden kann.“[10]

Einzelnachweise

  1. Ines Kappstein: Nosokomiale Infektionen: Prävention- Labordiagnostik- Antimikrobielle Therapie. Thieme, 2009, ISBN 978-3131484741, S. 47.
  2. Eintrittsporten für Erreger. Infektionsschutz.de; abgerufen am 17. März 2020
  3. Christian Jassoy, Andreas Schwarzkopf: Hygiene, Infektiologie, Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2018, S. 32, ISBN 978-3-13-241368-9.
  4. Andreas F. Widmer, Andreas Tietz: Praktische Hygiene in der Arztpraxis. In: Schweizer Medizinisches Forum. Nr. 5, 2005, S. 660–666, doi:10.4414/smf.2005.05581.
  5. a b Christian Jassoy, Andreas Schwarzkopf: Hygiene, Infektiologie, Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2018, S. 34.
  6. Lydia Bourouiba: Turbulent Gas Clouds and Respiratory Pathogen EmissionsPotential Implications for Reducing Transmission of COVID-19. In: JAMA. 26. März 2020, doi:10.1001/jama.2020.4756 (englisch).
  7. a b c Markus Dettenkofer, Uwe Frank, Heinz-Michael Just, Sebastian Lemmen, Martin Scherrer: Praktische Krankenhaushygiene und Umweltschutz. 4. Auflage, Springer-Verlag, Berlin 2018, S. 114
  8. a b c Christian Jassoy, Andreas Schwarzkopf: Hygiene, Infektiologie, Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2018, S. 33.
  9. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Wie wird das neuartige Coronavirus übertragen? Infektionsschutz.de, Stand 12. März 2020, S. 1; abgerufen am 13. März 2020.
  10. a b Influenza-Pandemieplan Schweiz, Version November 2007, Seite 104 (a) bzw. Seite 113 (b (Memento des Originals vom 9. Mai 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch) (PDF) Bundesamt für Gesundheit, www.bag.admin.ch