„Populärwissenschaftliche Literatur“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Sve810 (Diskussion | Beiträge)
Weitere Merkmale populärwissenschaftlicher Literatur angefügt
Zeile 2: Zeile 2:


== Merkmale populärwissenschaftlicher Literatur ==
== Merkmale populärwissenschaftlicher Literatur ==
Populärwissenschaftliche Literatur zielt nicht auf Wissenschaftler, sondern vielmehr auf den interessierten Laien ab. Aufbau, Form, Stil und meist auch wissenschaftliches Niveau sind dementsprechend anders als bei [[Wissenschaftliche Publikation|wissenschaftlichen Publikationen]]. Oft sind auch Kinder oder Jugendliche Zielgruppe. Eine konkrete „Populärwissenschaft“ gibt es nicht. Bei den Verfassern populärwissenschaftlicher Literatur handelt es sich in der Regel um [[Wissenschaftler]] oder [[Wissenschaftsjournalismus|Wissenschaftsjournalisten]].
Populärwissenschaftliche Literatur zielt nicht auf Wissenschaftler, sondern vielmehr auf den interessierten Laien ab. Aufbau, Form, Stil und meist auch wissenschaftliches Niveau sind dementsprechend anders als bei [[Wissenschaftliche Publikation|wissenschaftlichen Publikationen]]. Oft sind auch Kinder oder Jugendliche Zielgruppe. Eine konkrete „Populärwissenschaft“ gibt es nicht. Bei den Verfassern populärwissenschaftlicher Literatur handelt es sich in der Regel um Texte von [[Wissenschaftler|Wissenschaftlern]] oder [[Wissenschaftsjournalismus|Wissenschaftsjournalisten]], die auf Informationen aus wissenschaftlichen, an ein spezialisiertes Fachpublikum gerichteten Texten mit komplexen und daher für fachfremde Laien eher schwer zu verstehenden Inhalten beruhen.


Bei populärwissenschaftlichen Publikationen wird auf die Methoden des [[Wissenschaftliches Arbeiten|wissenschaftlichen Arbeitens]] und die Verwendung wissenschaftlicher [[Terminologie|Termini]] weitgehend verzichtet. Üblicherweise werden Sachverhalte ohne Prüfung und vollständige Angabe von Quellen dargestellt. Häufig werden die Publikationen in einem journalistischen Schreibstil und weniger in wissenschaftlichem Schreibstil verfasst.<ref>Berit Sandberg: ''Wissenschaftliches Arbeiten von Abbildung bis Zitat.'' 2. Auflage. Oldenbourg Verlag, München 2013, ISBN 978-3-486-74186-5, S. 72.</ref> Sie sind daher in wissenschaftlichen Arbeiten nur eingeschränkt [[Zitierfähigkeit|zitierfähig]].
Bei populärwissenschaftlichen Publikationen wird auf die Methoden des [[Wissenschaftliches Arbeiten|wissenschaftlichen Arbeitens]] und die Verwendung wissenschaftlicher [[Terminologie|Termini]] weitgehend verzichtet. Üblicherweise werden Sachverhalte ohne Prüfung und vollständige Angabe von Quellen dargestellt. Häufig werden die Publikationen in einem journalistischen Schreibstil und weniger in wissenschaftlichem Schreibstil verfasst.<ref>Berit Sandberg: ''Wissenschaftliches Arbeiten von Abbildung bis Zitat.'' 2. Auflage. Oldenbourg Verlag, München 2013, ISBN 978-3-486-74186-5, S. 72.</ref> Sie sind daher in wissenschaftlichen Arbeiten nur eingeschränkt [[Zitierfähigkeit|zitierfähig]].
Die Verfasser bemühen sich in der Regel, den Forschungsstand des jeweiligen Themas ohne Anwendung der in den Wissenschaften üblichen [[Fachsprache]] zu vereinfachen und allgemeinverständlich zu vermitteln, nicht aber eigene oder neue Ergebnisse zu präsentieren.
Die Verfasser bemühen sich in der Regel, den Forschungsstand des jeweiligen Themas ohne Anwendung der in den Wissenschaften üblichen [[Fachsprache]] zu vereinfachen und allgemeinverständlich zu vermitteln, nicht aber eigene oder neue Ergebnisse zu präsentieren.

Auf den üblichen Apparat wissenschaftlicher Arbeiten wie z. B. [[Fußnote|Fußnoten]], weitere Formen von [[Anmerkung|Anmerkungen]], ausführliche [[Bibliografie|Bibliografien]] und (mit Ausnahmen) [[Literaturangabe|Literaturangaben]] wird in populärwissenschaftlichen Arbeiten verzichtet, weil diese Merkmale eher in der fachinternen [[Wissenschaftskommunikation|wissenschaftlichen Kommunikation]] gefordert sind, jedoch Wissenschaftsexterne eher ablehnend darauf reagieren<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Niederhauser, Jürg |Titel=Das Schreiben populärwissenschaftlicher TExte als Transfer wissenschaftlicher Texte |Hrsg=Knorr, Dagmar; Jakobs, Eva-Maria |Sammelwerk=Schreiben in den WIssenschaften |Band=2: Schreiben in den Wissenschaften |Nummer= |Auflage= |Verlag=Peter Lang GmbH, Internationaler Verlag der Wissenschaften |Ort= |Datum=1997 |ISBN=978-3631309698 |Seiten=107-122}}</ref>.

Da populärwissenschaftliche Texte sich an ein fachfremdes (Laien-)Publikum richten, ist es wichtig, ein Verständnis über verschiedene Änderungen zu ermöglichen; andernfalls können zu komplexe Inhalte die Laien verschrecken mit der Folge, dass die Laien sich von der populärwissenschaftlichen Arbeit abwenden<ref name=":1">{{Literatur |Autor=Weitze, Marc-Denis; Heckl, Wolfgang M. |Titel=Wissenschaftskommunikation - Schlüsselideen, Akteure, Fallbeispiele |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage=1. Aufl. 2016 |Verlag=Springer Spektrum |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2016 |ISBN=978-3-662-47843-1 |Seiten= |Online=https://www.worldcat.org/oclc/934189189 |Abruf=2020-08-10}}</ref>. So wird die Informationsfülle einer populärwissenschaftlichen Arbeit im Vergleich zu der zugrundeliegenden wissenschaftlichen Arbeit reduziert - etwa, indem auf Informationen über die Forschenden, [[Forschergruppe|Forschungsgruppen]] und -stätten verzichtet bzw. diese unspezifisch gehalten werden. Weiterhin erfolgt - vor allem wenn von naturwissenschaftlichen Originalarbeiten ausgehend - eine Reduktion der (Mess-)Ergebnisse von Experimenten; die Ergebnisse werden lediglich kurz zusammengefasst. Ebenfalls sinkt die Informationsdichte von einer wissenschaftlichen Originalarbeit, in der die Informationen stark verdichtet und verknappt dargestellt sind, hin zu einer populärwissenschaftlichen, indem den Informationen, die nicht weggekürzt worden sind, durch andere, ein Verständnis unterstützende und veranschauliche Informationen ergänzt werden. Syntax und Struktur eines populärwissenschaftlichen Textes können mehr Variationen aufweisen als die eines wissenschaftlichen Textes, der nach einem standardisiertes Muster geschrieben wird<ref name=":0" />. Weitze und Heckel sehen vier folgende vier Hauptmerkmale der Verständlichkeit:

* Einfachheit durch kurze Wörter und Sätze mit einfachem Aufbau und konkreten Beispielen;
* einfache Anordnung und Gliederung der Gedanken, etwa durch Absätze, die Sinnzusammenhänge verdeutlichen, und der Anordnung der Informationen nach ihrer Bedeutung (d. h.: das Wichtigste zu Beginn eines Satzes);
* kurze und prägnante Schreibweise durch den Einsatz von Verben und den Verzicht auf [[Substantivierung|Substantivierungen]] und unnötigen Ausschweifungen;
* bildhafte Sprache und visuelle Darstellungsmittel wie Bilder und Grafiken sollen zusätzlich anregen<ref name=":1" />.


== Geschichte ==
== Geschichte ==

Version vom 10. August 2020, 12:51 Uhr

Als populärwissenschaftliche Literatur gilt Literatur, die wissenschaftliche Themen für einen möglichst großen Personenkreis verständlich und unterhaltend vermitteln soll.

Merkmale populärwissenschaftlicher Literatur

Populärwissenschaftliche Literatur zielt nicht auf Wissenschaftler, sondern vielmehr auf den interessierten Laien ab. Aufbau, Form, Stil und meist auch wissenschaftliches Niveau sind dementsprechend anders als bei wissenschaftlichen Publikationen. Oft sind auch Kinder oder Jugendliche Zielgruppe. Eine konkrete „Populärwissenschaft“ gibt es nicht. Bei den Verfassern populärwissenschaftlicher Literatur handelt es sich in der Regel um Texte von Wissenschaftlern oder Wissenschaftsjournalisten, die auf Informationen aus wissenschaftlichen, an ein spezialisiertes Fachpublikum gerichteten Texten mit komplexen und daher für fachfremde Laien eher schwer zu verstehenden Inhalten beruhen.

Bei populärwissenschaftlichen Publikationen wird auf die Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens und die Verwendung wissenschaftlicher Termini weitgehend verzichtet. Üblicherweise werden Sachverhalte ohne Prüfung und vollständige Angabe von Quellen dargestellt. Häufig werden die Publikationen in einem journalistischen Schreibstil und weniger in wissenschaftlichem Schreibstil verfasst.[1] Sie sind daher in wissenschaftlichen Arbeiten nur eingeschränkt zitierfähig. Die Verfasser bemühen sich in der Regel, den Forschungsstand des jeweiligen Themas ohne Anwendung der in den Wissenschaften üblichen Fachsprache zu vereinfachen und allgemeinverständlich zu vermitteln, nicht aber eigene oder neue Ergebnisse zu präsentieren.

Auf den üblichen Apparat wissenschaftlicher Arbeiten wie z. B. Fußnoten, weitere Formen von Anmerkungen, ausführliche Bibliografien und (mit Ausnahmen) Literaturangaben wird in populärwissenschaftlichen Arbeiten verzichtet, weil diese Merkmale eher in der fachinternen wissenschaftlichen Kommunikation gefordert sind, jedoch Wissenschaftsexterne eher ablehnend darauf reagieren[2].

Da populärwissenschaftliche Texte sich an ein fachfremdes (Laien-)Publikum richten, ist es wichtig, ein Verständnis über verschiedene Änderungen zu ermöglichen; andernfalls können zu komplexe Inhalte die Laien verschrecken mit der Folge, dass die Laien sich von der populärwissenschaftlichen Arbeit abwenden[3]. So wird die Informationsfülle einer populärwissenschaftlichen Arbeit im Vergleich zu der zugrundeliegenden wissenschaftlichen Arbeit reduziert - etwa, indem auf Informationen über die Forschenden, Forschungsgruppen und -stätten verzichtet bzw. diese unspezifisch gehalten werden. Weiterhin erfolgt - vor allem wenn von naturwissenschaftlichen Originalarbeiten ausgehend - eine Reduktion der (Mess-)Ergebnisse von Experimenten; die Ergebnisse werden lediglich kurz zusammengefasst. Ebenfalls sinkt die Informationsdichte von einer wissenschaftlichen Originalarbeit, in der die Informationen stark verdichtet und verknappt dargestellt sind, hin zu einer populärwissenschaftlichen, indem den Informationen, die nicht weggekürzt worden sind, durch andere, ein Verständnis unterstützende und veranschauliche Informationen ergänzt werden. Syntax und Struktur eines populärwissenschaftlichen Textes können mehr Variationen aufweisen als die eines wissenschaftlichen Textes, der nach einem standardisiertes Muster geschrieben wird[2]. Weitze und Heckel sehen vier folgende vier Hauptmerkmale der Verständlichkeit:

  • Einfachheit durch kurze Wörter und Sätze mit einfachem Aufbau und konkreten Beispielen;
  • einfache Anordnung und Gliederung der Gedanken, etwa durch Absätze, die Sinnzusammenhänge verdeutlichen, und der Anordnung der Informationen nach ihrer Bedeutung (d. h.: das Wichtigste zu Beginn eines Satzes);
  • kurze und prägnante Schreibweise durch den Einsatz von Verben und den Verzicht auf Substantivierungen und unnötigen Ausschweifungen;
  • bildhafte Sprache und visuelle Darstellungsmittel wie Bilder und Grafiken sollen zusätzlich anregen[3].

Geschichte

Zu den Wegbereitern für die Popularisierung im technischen Bereich zählt Johann Beckmann (1739–1811), der bereits im 18. Jahrhundert die „Allgemeine Technologie“ entwickelte, um technische Allgemeinbildung zu verbreiten, die auch im Alltag nützlich angewendet werden konnte, unter anderem in Beyträge zur Geschichte der Erfindungen (5 Bände, Leipzig 1783–1805). Zum Aufschwung der populärwissenschaftlichen Literatur trug insbesondere die Industrialisierung im 19. Jahrhundert bei.

Das Buch Volksnaturlehre zur Dämpfung des Aberglaubens von Johann Heinrich Helmuth (erstmals 1786 erschienen) ist eines der ersten im populärwissenschaftlichen Stil geschriebenen Bücher.[4] Es war aufgrund seiner vielfältigen und unterhaltsamen Inhalte sehr gefragt und erschien bis 1853 in insgesamt 15 Auflagen. Es sollte wissenschaftliche Grundkenntnisse in vielen Bereichen vermitteln, um den von Unwissenheit lebenden Aberglauben zu bekämpfen.[5]

Zu den ersten Zeitschriften in Massenauflage, die sich auch mit der Vermittlung von Wissenschaft befassten, zählen Chambers’s Edinburgh Journal (Edinburgh, 1832–1956) und The Penny Magazine (London, 1832–1845).[6] Das Pfennig-Magazin (Leipzig, 1833–1855) und die kurze Zeit danach gegründete Gartenlaube (Leipzig ab 1853) waren Vorreiter des Genres auf dem deutschsprachigen Markt.[7]

Bedeutende Autoren und ihre populärwissenschaftlichen Werke

Wilhelm Ostwald: Erfinder und Entdecker, Frankfurt am Main 1905 – Internet Archive

Archäologie

Biologie

Mathematik/Informatik

Physik

Populärwissenschaftliche Zeitschriften (Auswahl)

Aufgrund hoher Auflagen sind diese auch an einem gewöhnlichen Kiosk erhältlich und werden ebenfalls zur populärwissenschaftlichen Literatur gezählt:

Literatur

  • Andreas W. Daum: Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert. Bürgerliche Kultur, naturwissenschaftliche Bildung und die deutsche Öffentlichkeit, 1848–1914. Dissertation. 2., ergänzte Auflage. Oldenbourg, München 2002, ISBN 3-486-56551-6.
  • Jörg Döring, Sonja Lewandowski, David Oels (Hrsg.): Rowohlts deutsche Enzyklopädie. Wissenschaft im Taschenbuch 1955–68 (= Non Fiktion. Arsenal der anderen Gattungen 12.2, 2017). Wehrhahn, Hannover 2017, ISBN 978-3-86525-582-2.

Einzelnachweise

  1. Berit Sandberg: Wissenschaftliches Arbeiten von Abbildung bis Zitat. 2. Auflage. Oldenbourg Verlag, München 2013, ISBN 978-3-486-74186-5, S. 72.
  2. a b Niederhauser, Jürg: Das Schreiben populärwissenschaftlicher TExte als Transfer wissenschaftlicher Texte. In: Knorr, Dagmar; Jakobs, Eva-Maria (Hrsg.): Schreiben in den WIssenschaften. 2: Schreiben in den Wissenschaften. Peter Lang GmbH, Internationaler Verlag der Wissenschaften, 1997, ISBN 978-3-631-30969-8, S. 107–122.
  3. a b Weitze, Marc-Denis; Heckl, Wolfgang M.: Wissenschaftskommunikation - Schlüsselideen, Akteure, Fallbeispiele. 1. Aufl. 2016. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg 2016, ISBN 978-3-662-47843-1 (worldcat.org [abgerufen am 10. August 2020]).
  4. Erhard Taverna: Dolmetschen. In: Schweizerische Ärztezeitung. 93/2012, Nr. 16, 2012, S. 610 (PDF)
  5. Volksnaturlehre zur Dämpfung des Aberglaubens. Faksimileausgabe der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. (PDF; 126 MB)
  6. Lisa Rodensky: The Oxford Handbook of the Victorian Novel. In: Oxford Handbooks of Literature. OUP Oxford, Oxford 2013, ISBN 978-0-19-953314-5, S. 45.
  7. Klaus Taschwer: Vom Kosmos zur Wunderwelt – Über Popularwissenschaftliche Magazine einst und jetzt. In: Peter Faulstich (Hrsg.): Öffentliche Wissenschaft: Neue Perspektiven der Vermittlung in der wissenschaftlichen Weiterbildung. Transcript-Verlag, 2015, ISBN 978-3-8394-0455-3, S. 74, 75.