„Karin Herrmann“ – Versionsunterschied

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'''Karin Herrmann ''' (* [[15. Februar]] [[1936]] in [[Berlin-Schmargendorf]]; † [[14. März]] [[2018]] in [[Berlin]]) war eine deutsche [[Physik]]erin und [[Hochschullehrer]]in, die überwiegend auf den Gebieten [[Festkörperphysik]] und [[Halbleiter]][[Werkstoff|materialien]] in Forschung und Lehre tätig war.
'''Karin Herrmann ''' (* [[15. Februar]] [[1936]] in [[Berlin-Schmargendorf]]; † [[14. März]] [[2018]] in [[Berlin]]) war eine deutsche [[Physik]]erin und [[Hochschullehrer]]in, die überwiegend auf den Gebieten [[Festkörperphysik]] und [[Halbleiter]][[Werkstoff|materialien]] tätig war.


== Biografie ==
== Biografie ==
=== Kindheit und Studium ===
=== Kindheit und Studium ===
Karin Herrmann wuchs mit einem Bruder, dem späteren [[Kristallographie|Kristallographen]] Frank Peter Herrmann, und ihrem Cousin, dem späteren [[Physiker]] Hans-Jürgen Bachert, in [[Berlin-Britz]] auf.<!--Quelle? --> Sie ist das Kind eines ungelernten Arbeiters, der ebenso — wie ihre Mutter —, seit 1927 der [[KPD]] angehörte. Die Eltern ließen sich nach dem Zweiten Weltkrieg scheiden und ihre Mutter, die einer Tätikeit bei der [[SED]]-Landesleitung nachging, heirate den Altkommunisten und KPD-Mann Walter Zwirner.<ref name="buch">{{Literatur| Autor = Heike Amos| Titel = Karrieren ostdeutscher Physikerinnen in Wissenschaft und Forschung 1970 bis 2000| Verlag = Walter de Gruyter| Ort = München| Datum = 2020| ISBN = 978-3-11-063379-5 | Online = {{Google Buch | BuchID = yY3_DwAAQBAJ | Seite = 96 | Linktext = Volltext | Hervorhebung = Karin Herrmann }}}}</ref>
Karin Herrmann <!--Unbelegt: wuchs mit einem Bruder, dem späteren [[Kristallographie|Kristallographen]] Frank Peter Herrmann, und ihrem Cousin, dem späteren [[Physiker]] Hans-Jürgen Bachert, in [[Berlin-Britz]] auf. Sie -->ist das Kind eines ungelernten Arbeiters, der ebenso — wie ihre Mutter —, seit 1927 der [[KPD]] angehörte. Die Eltern ließen sich nach dem Zweiten Weltkrieg scheiden und ihre Mutter, die einer Tätikeit bei der [[SED]]-Landesleitung nachging, heirate den Altkommunisten und KPD-Mann Walter Zwirner.<ref name="buch">{{Literatur|Autor=Heike Amos|Titel=Karrieren ostdeutscher Physikerinnen in Wissenschaft und Forschung 1970 bis 2000|Verlag=Walter de Gruyter|Ort=München|Datum=2020|ISBN=978-3-11-063379-5|Online={{Google Buch|BuchID=yY3_DwAAQBAJ|Seite=96|Linktext=Volltext|Hervorhebung=Karin Herrmann }}}}</ref>


Nach dem Abitur an der Berliner [[Carl-von-Ossietzky-Gymnasium (Berlin)|Carl-von-Ossietzky-Oberschule]] 1954 studierte sie bis 1960 [[Physik]] an der [[Humboldt-Universität zu Berlin]].<ref name="buch" /> Ihre [[Diplomarbeit]] fertigte Karin Herrmann an der [[Akademie der Wissenschaften der DDR]] im Institut für Kristallphysik an und schloss sie erfolgreich ab. Auf Empfehlung von [[Robert Rompe]] bewarb sie sich anschließend um ein Zusatzstudium an der [[Lomonossow-Universität Moskau]], was ihr gewährt wurde. Dieses von 1960 bis 1966 dauernde Zusatzstudium wurde aufgrund ihrer Leistungen in eine [[Aspirantur]] umgewandelt.<ref name="buch" /> Dort spezialisierte sich Herrmann auf das Gebiet der [[Halbleiterphysik]] und [[Promotion (Doktor)|promovierte]] am Lehrstuhl für Kristallphysik bei Akademiemitglied [[Alexei Wassiljewitsch Schubnikow]] mit der Arbeit ''Optische Parameter von n- und p-Typ [[Indiumantimonid]]''. Während ihres Moskauaufenthalts trat sie 1963 der SED bei und „übte dort erste, nicht unbedeutende Funktionen aus”.<ref name="buch" />
Sie studierte von 1954 bis 1960 [[Physik]] an der [[Humboldt-Universität zu Berlin]].<ref name="buch" /> Ihre [[Diplomarbeit]] fertigte Karin Herrmann an der [[Akademie der Wissenschaften der DDR]] im Institut für Kristallphysik an. Aufgrund ihrer Leistung wurde sie für für die weitere akademische Ausibildung an die [[Lomonossow-Universität Moskau]] delegiert. Dieses von 1960 bis 1966 dauernde Zusatzstudium wurde aufgrund ihrer Leistungen in eine [[Aspirantur]] umgewandelt.<ref name="buch" /> In Moskau spezialisierte sich Herrmann auf das Gebiet der [[Halbleiterphysik]] und [[Promotion (Doktor)|promovierte]] am Lehrstuhl für Kristallphysik bei [[Alexei Wassiljewitsch Schubnikow]] mit der Arbeit ''Optische Parameter von n- und p-Typ [[Indiumantimonid]]''.<!-- unbelegt --> Während ihres Moskauaufenthalts trat sie 1963 der SED bei und „übte dort erste, nicht unbedeutende Funktionen aus”.<ref name="buch" />


=== Karriere ===
=== Karriere ===
Nach ihrer Rückkehr in die [[DDR]] wurde sie von Rompe an das II.&nbsp;Physikalische Institut der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Humboldt-Uni]] berufen, deren Leiter er war. Hier wandte sich Karin Herrman den elektronischen Eigenschaften des damals international stark beachteten Halbleiters [[Tellur]] bei tiefen Temperaturen zu.
Nach ihrer Rückkehr in die [[DDR]] wurde sie an das II.&nbsp;Physikalische Institut der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Humboldt-Uni]] berufen, deren Leiter er war. <!--Unbelegt: Hier wandte sich Karin Herrman den elektronischen Eigenschaften des damals international stark beachteten Halbleiters [[Tellur]] bei tiefen Temperaturen zu. --> Im Jahr 1969 erhielt sie dort eine [[Dozent]]ur und erwarb 1970 die [[Facultas Docendi]]. Parallel übte sie weitere politische Tätigkeiten aus, so zeitweilig das Amt des Stellvertreters der Sektion für Erziehung und Ausbildung. Ab 1974 gehörte sie der SED-Kreisleitung der Humboldt-Universität an.<ref name="buch" />


1976 [[Habilitation|habilitierte]] sich Karin Herrmann mit einer [[Promotion B]]<ref name="buch" /> mit dem Titel ''[[Tieftemperaturphysik|Tieftemperatur]]-Eigenschaften von [[Tellur]] unter der Wirkung eines angelegten Magnetfeldes'' über die Oberflächenleitfähigkeit dieses Halbmetalls. Für diese Arbeit war sie ab 1972 von Lehr- und wissenschaftsorganisatorischen Arbeiten freigestellt.<ref name="buch" /> Aufgrund der Ergebnisse ihrer Messungen mit der [[Impedanzspektroskopie]] interpretierte sie die Oberflächenleitfähigkeit von Tellur in einem schwachen äußeren Magnetfeld als Oberflächen-[[Supraleitung]]. Diese Eigenschaft wird seit den 2000er Jahren in [[Topologischer Isolator|topologischen Isolatoren]] verwendet.<!-- unbelegt --> Danach wurde Karin Herrmann zur [[Professor]]in an der Humboldt-Universität zu Berlin berufen.<ref name="buch" />
Im Jahr 1969 erhielt sie am gleichen Institut eine [[Dozent]]ur und erwarb 1970 die [[Facultas Docendi]]. Sie begann mit Vorlesungen und im Labor mit der Ausbildung von [[Diplomand]]en.
Parallel übte sie weitere politische Tätigkeiten aus, so zeitweilig das Amt des Stellvertreters der Sektion für Erziehung und Ausbildung. Ab 1974 gehörte sie der SED-Kreisleitung der Humboldt-Universität an.<ref name="buch" />


Experimentell hatte sie sich in den 1980er Jahren den Bleisalzen zugewandt und ein empfindliches [[Diodenlaser]]-[[Spektrometer]] entwickelt, das bei tiefen [[Temperatur]]en arbeitet.<ref>Jens Wolfgang Tomm, BerndSumpf, Karin Herrmann: ''Some aspects of the technology of lead salt diode lasers used in gas monitoring systems''. In: ''Crystal Research and Technology'', Juli 1987, Vol. 22, Nr. 7 S. 981–986</ref> Mit diesem Instrument „direkt aus ihrem Labor heraus“ gelang es in Berlin, die Luftverschmutzung über der Kreuzung [[Invalidenstraße (Berlin)|Invaliden-]]/[[Chausseestraße]] zu messen. Damit habe sie „schon in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts unabhängig und sehr realistisch die Luftverschmutzung in der Berliner Innenstadt“ bestimmen können, wie ihr Ehemann [[Rudolf Herrmann (Physiker)|Rudolf Herrmann]] 2019 schrieb.<ref name="rh-google">{{Literatur|Autor=Rudolf Herrmann|Titel=Die Tieftemperaturphysik an der Humboldt-Universität im 20. Jahrhundert|Verlag=Springer|Ort=Berlin|Datum=2019|ISBN=978-3-662-59574-9|Online={{Google Buch|BuchID=jCy-DwAAQBAJ|Seite=233|Linktext=Volltext|Hervorhebung=}}}}</ref> Ab 1975 wirkte Herrmann im „Wissenschaftlichen Beirat für Physik beim Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen“ mit, ab 1982 als Stellvertretende Vorsitzende.<ref name="buch" />
1976 [[Habilitation|habilitierte]] sich Karin Herrmann mit einer [[Promotion B]]<ref name="buch" /> mit dem Titel ''[[Tieftemperaturphysik|Tieftemperatur]]-Eigenschaften von [[Tellur]] unter der Wirkung eines angelegten Magnetfeldes'' über die Oberflächenleitfähigkeit dieses Halbmetalls. Für diese Arbeit war sie ab 1972 von Lehr- und wissenschaftsorganisatorischen Arbeiten freigestellt.<ref name="buch" /> Aufgrund der Ergebnisse ihrer Messungen mit der [[Impedanzspektroskopie]] interpretierte sie die Oberflächenleitfähigkeit von Tellur in einem schwachen äußeren Magnetfeld als Oberflächen-[[Supraleitung]]. Diese Eigenschaft wird seit den 2000er Jahren in [[Topologischer Isolator|topologischen Isolatoren]] verwendet.<!-- unbelegt --> Danach wurde Karin Herrmann zur [[Professor]]in an der Humboldt-Universität zu Berlin berufen<ref name="buch" /> und bildete nun auch [[Promotion (Doktor)|Doktoranden]] aus.


Mit 55 Jahren ging sie 1991 in den Vorruhestand.<ref name="buch" /> In den 1990er Jahren setzte Karin Herrmann im [[japan]]ischen ''Research Institute of Innovative Technology for the Earth (RITE)'' in [[Kyoto]] ihre wissenschaftlichen Arbeiten fort.<ref>Rudolf Herrmann: ''Die Tieftemperaturphysik an der Humboldt-Universität im 20. Jahrhundert'', Springer Berlin, 2019, [https://link.springer.com/content/pdf/bbm%253A978-3-662-59575-6%252F1.pdf Seite 231] (PDF), ISBN 978-3-662-59574-9 (https://doi.org/10.1007/978-3-662-59575-6).</ref>
Experimentell hatte sie sich in den 1980er Jahren den Bleisalzen zugewandt und ein empfindliches [[Diodenlaser]]-[[Spektrometer]] entwickelt, das bei tiefen [[Temperatur]]en arbeitet.<ref>Jens Wolfgang Tomm, BerndSumpf, Karin Herrmann: ''Some aspects of the technology of lead salt diode lasers used in gas monitoring systems''. In: ''Crystal Research and Technology'', Juli 1987, Vol. 22, Nr. 7 S. 981-986</ref> Mit diesem Instrument maßen und verglichen sie und ihre Kollegen über der viel befahrenen Kreuzung [[Invalidenstraße (Berlin)|Invaliden-]]/[[Chausseestraße]], am [[Großer Stechlinsee|Großen Stechlinsee]] und an anderen Gewässern die [[Luftverschmutzung]]. Das war für die damalige Zeit eine Pionierleistung in der Physik und für den [[Umweltschutz]].


Das [[Web of Science]] nennt für den Zeitraum 1974 bis 1992 insgesamt 16 Publikationen mit einem [[h-Index]] von 5 und insgesamt 59 Zitierungen. Der Artikel mit der höchsten Zitationszahl von 15 ist ''Detection of carbon-monoxide, carbon-dioxide and sulfur-dioxide with pulsed tunable PbS<sub>1-x</sub>Se<sub>x</sub>-diode lasers'', den sie 1989 gemeinsam mit vier Koautoren schrieb.<ref>{{Literatur |Autor=Bernd Sumpf, Dimitrii Göring, Rainer Haseloff, Karin Herrmann und Jens Wolfgang Tomm |Titel=Detection of carbon-monoxide, carbon-dioxide and sulfur-dioxide with pulsed tunable PbS<sub>1-x</sub>Se<sub>x</sub>-diode lasers |Sammelwerk=Collection of Czechoslovak Chemical Communications |Band=54 |Nummer=2 |Seiten=284–296 |DOI=10.1135/cccc19890284 |Datum=1989-02}}</ref>
Ab 1975 wirkte Herrmann im „Wissenschaftlichen Beirat für Physik beim Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen“ mit, ab 1982 als Stellvertretende Vorsitzende.<ref name="buch" />

Mit 55 Jahren ging sie 1991 in den Vorruhestand.<ref name="buch" /> In den 1990er Jahren setzte Karin Herrmann im [[japan]]ischen ''Research Institute of Innovative Technology for the Earth (RITE)'' in [[Kyoto]] ihre wissenschaftlichen Arbeiten fort.<ref>Rudolf Herrmann: ''Die Tieftemperaturphysik an der Humboldt-Universität im 20. Jahrhundert'', Springer Berlin, 2019, [https://link.springer.com/content/pdf/bbm%253A978-3-662-59575-6%252F1.pdf Seite 231] (PDF), ISBN 978-3-662-59574-9 (https://doi.org/10.1007/978-3-662-59575-6).</ref> RITE ist das japanische Exellenz-Zentrum für die Entwicklung von [[Umwelttechnologie]]n.


=== Privates ===
=== Privates ===
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* zusammen mit T. D. Aitikeeva, A. I. Lebedev, A. E. Yunovich, A. W. Jalyschko und P. Schäfer; veröffentlicht in pps, 16. September 1981: ''Spectra of photo- and electroluminescence of bismuth, doped Pb1−xSnxTe''<ref>[https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/pssa.2210670116 ''Spectra of photo- and electroluminescence of bismuth, doped Pb1−xSnxTe''].</ref>
* zusammen mit T. D. Aitikeeva, A. I. Lebedev, A. E. Yunovich, A. W. Jalyschko und P. Schäfer; veröffentlicht in pps, 16. September 1981: ''Spectra of photo- and electroluminescence of bismuth, doped Pb1−xSnxTe''<ref>[https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/pssa.2210670116 ''Spectra of photo- and electroluminescence of bismuth, doped Pb1−xSnxTe''].</ref>
* zusammen mit P. Rothkirch, Rainer Link, W. Sauer und F. Manglus veröffentlicht in pps: ''Anisotropy of the Electric Conductivity of Tellurium Single Crystals''<ref>[https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/pssb.19690310118 ''Anisotropy of the Electric Conductivity of Tellurium Single Crystals'']</ref>
* zusammen mit P. Rothkirch, Rainer Link, W. Sauer und F. Manglus veröffentlicht in pps: ''Anisotropy of the Electric Conductivity of Tellurium Single Crystals''<ref>[https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/pssb.19690310118 ''Anisotropy of the Electric Conductivity of Tellurium Single Crystals'']</ref>

== Literatur ==
* Rudolf Herrmann: ''Die Tieftemperaturphysik an der Humboldt-Universität im 20. Jahrhundert''. Springer-Verlag, 2019. ISBN 978-3-662-59575-6


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 14. Oktober 2020, 09:35 Uhr

Karin Herrmann, 1984

Karin Herrmann (* 15. Februar 1936 in Berlin-Schmargendorf; † 14. März 2018 in Berlin) war eine deutsche Physikerin und Hochschullehrerin, die überwiegend auf den Gebieten Festkörperphysik und Halbleitermaterialien tätig war.

Biografie

Kindheit und Studium

Karin Herrmann ist das Kind eines ungelernten Arbeiters, der ebenso — wie ihre Mutter —, seit 1927 der KPD angehörte. Die Eltern ließen sich nach dem Zweiten Weltkrieg scheiden und ihre Mutter, die einer Tätikeit bei der SED-Landesleitung nachging, heirate den Altkommunisten und KPD-Mann Walter Zwirner.[1]

Sie studierte von 1954 bis 1960 Physik an der Humboldt-Universität zu Berlin.[1] Ihre Diplomarbeit fertigte Karin Herrmann an der Akademie der Wissenschaften der DDR im Institut für Kristallphysik an. Aufgrund ihrer Leistung wurde sie für für die weitere akademische Ausibildung an die Lomonossow-Universität Moskau delegiert. Dieses von 1960 bis 1966 dauernde Zusatzstudium wurde aufgrund ihrer Leistungen in eine Aspirantur umgewandelt.[1] In Moskau spezialisierte sich Herrmann auf das Gebiet der Halbleiterphysik und promovierte am Lehrstuhl für Kristallphysik bei Alexei Wassiljewitsch Schubnikow mit der Arbeit Optische Parameter von n- und p-Typ Indiumantimonid. Während ihres Moskauaufenthalts trat sie 1963 der SED bei und „übte dort erste, nicht unbedeutende Funktionen aus”.[1]

Karriere

Nach ihrer Rückkehr in die DDR wurde sie an das II. Physikalische Institut der Humboldt-Uni berufen, deren Leiter er war. Im Jahr 1969 erhielt sie dort eine Dozentur und erwarb 1970 die Facultas Docendi. Parallel übte sie weitere politische Tätigkeiten aus, so zeitweilig das Amt des Stellvertreters der Sektion für Erziehung und Ausbildung. Ab 1974 gehörte sie der SED-Kreisleitung der Humboldt-Universität an.[1]

1976 habilitierte sich Karin Herrmann mit einer Promotion B[1] mit dem Titel Tieftemperatur-Eigenschaften von Tellur unter der Wirkung eines angelegten Magnetfeldes über die Oberflächenleitfähigkeit dieses Halbmetalls. Für diese Arbeit war sie ab 1972 von Lehr- und wissenschaftsorganisatorischen Arbeiten freigestellt.[1] Aufgrund der Ergebnisse ihrer Messungen mit der Impedanzspektroskopie interpretierte sie die Oberflächenleitfähigkeit von Tellur in einem schwachen äußeren Magnetfeld als Oberflächen-Supraleitung. Diese Eigenschaft wird seit den 2000er Jahren in topologischen Isolatoren verwendet. Danach wurde Karin Herrmann zur Professorin an der Humboldt-Universität zu Berlin berufen.[1]

Experimentell hatte sie sich in den 1980er Jahren den Bleisalzen zugewandt und ein empfindliches Diodenlaser-Spektrometer entwickelt, das bei tiefen Temperaturen arbeitet.[2] Mit diesem Instrument „direkt aus ihrem Labor heraus“ gelang es in Berlin, die Luftverschmutzung über der Kreuzung Invaliden-/Chausseestraße zu messen. Damit habe sie „schon in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts unabhängig und sehr realistisch die Luftverschmutzung in der Berliner Innenstadt“ bestimmen können, wie ihr Ehemann Rudolf Herrmann 2019 schrieb.[3] Ab 1975 wirkte Herrmann im „Wissenschaftlichen Beirat für Physik beim Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen“ mit, ab 1982 als Stellvertretende Vorsitzende.[1]

Mit 55 Jahren ging sie 1991 in den Vorruhestand.[1] In den 1990er Jahren setzte Karin Herrmann im japanischen Research Institute of Innovative Technology for the Earth (RITE) in Kyoto ihre wissenschaftlichen Arbeiten fort.[4]

Das Web of Science nennt für den Zeitraum 1974 bis 1992 insgesamt 16 Publikationen mit einem h-Index von 5 und insgesamt 59 Zitierungen. Der Artikel mit der höchsten Zitationszahl von 15 ist Detection of carbon-monoxide, carbon-dioxide and sulfur-dioxide with pulsed tunable PbS1-xSex-diode lasers, den sie 1989 gemeinsam mit vier Koautoren schrieb.[5]

Privates

Karin Herrmann war mit dem Physiker Rudolf Herrmann verheiratet, sie hatten zusammen zwei Kinder. Der Wohnsitz der Familie befand sich in Berlin-Müggelheim. Karin Herrmann wurde im Mai 2018 auf dem Waldfriedhof Müggelheim beigesetzt.[6]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • zusammen mit J. W. Tomm, C. Barthel und U. Barthel, veröffentlicht in physica status solidi (pps), November 1984: On the dispersion of the refractive index in active layers of lead-salt injection lasers[7]
  • zusammen mit T. D. Aitikeeva, A. I. Lebedev, A. E. Yunovich, A. W. Jalyschko und P. Schäfer; veröffentlicht in pps, 16. September 1981: Spectra of photo- and electroluminescence of bismuth, doped Pb1−xSnxTe[8]
  • zusammen mit P. Rothkirch, Rainer Link, W. Sauer und F. Manglus veröffentlicht in pps: Anisotropy of the Electric Conductivity of Tellurium Single Crystals[9]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j Heike Amos: Karrieren ostdeutscher Physikerinnen in Wissenschaft und Forschung 1970 bis 2000. Walter de Gruyter, München 2020, ISBN 978-3-11-063379-5 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  2. Jens Wolfgang Tomm, BerndSumpf, Karin Herrmann: Some aspects of the technology of lead salt diode lasers used in gas monitoring systems. In: Crystal Research and Technology, Juli 1987, Vol. 22, Nr. 7 S. 981–986
  3. Rudolf Herrmann: Die Tieftemperaturphysik an der Humboldt-Universität im 20. Jahrhundert. Springer, Berlin 2019, ISBN 978-3-662-59574-9 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  4. Rudolf Herrmann: Die Tieftemperaturphysik an der Humboldt-Universität im 20. Jahrhundert, Springer Berlin, 2019, Seite 231 (PDF), ISBN 978-3-662-59574-9 (https://doi.org/10.1007/978-3-662-59575-6).
  5. Bernd Sumpf, Dimitrii Göring, Rainer Haseloff, Karin Herrmann und Jens Wolfgang Tomm: Detection of carbon-monoxide, carbon-dioxide and sulfur-dioxide with pulsed tunable PbS1-xSex-diode lasers. In: Collection of Czechoslovak Chemical Communications. Band 54, Nr. 2, Februar 1989, S. 284–296, doi:10.1135/cccc19890284.
  6. Berliner Zeitung vom 14./15. April 2018: Traueranzeigen, S. 14.
  7. On the dispersion of the refractive index in active layers of lead-salt injection lasers.
  8. Spectra of photo- and electroluminescence of bismuth, doped Pb1−xSnxTe.
  9. Anisotropy of the Electric Conductivity of Tellurium Single Crystals