„Schwarzer Feminismus“ – Versionsunterschied

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Das Rekonstruieren einer häufig in Vergessenheit geratenen intellektuellen Geschichte Schwarzer Frauen und ihrer Ideen stellt selbst eine Zielsetzung des Schwarzen Feminismus dar. Zur Vorgeschichte des Schwarzen Feminismus werden so beispielsweise [[Maria W. Stewart]], [[Sojourner Truth]] oder [[Ida B. Wells|Ida B. Wells-Barnett]] gezählt.<ref>{{Literatur |Autor=Patricia Hill Collins |Titel=Black feminist thought : knowledge, consciousness, and the politics of empowerment |Auflage=Rev. 10th anniversary ed |Verlag=Routledge |Ort=Abingdon, Oxon |Datum=2000 |ISBN=978-0-203-90005-5 |Seiten=1-20}}</ref> Als erste Phase des Schwarzen Feminismus lässt sich die abolitionistische Bewegung sehen, in der viele Schwarze Frauen aktiv waren. Als durch den [[13. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten]] die Sklaverei abgeschafft wurde zeigte sich das Konfliktpotential zum Weißen Feminismus, da weiße [[Suffragetten]] fürchteten, dass Schwarze Männer vor weißen Frauen das Wahlrecht erhalten würden. Auch Schwarze Frauen setzten sich für das Wahlrecht ein und waren in Organisationen wie der [[National Association of Colored Women’s Clubs|National Association of Colored Women]] (NACW) und der [[National Association for the Advancement of Colored People]] (NAACP) aktiv.
Das Rekonstruieren einer häufig in Vergessenheit geratenen intellektuellen Geschichte Schwarzer Frauen und ihrer Ideen stellt selbst eine Zielsetzung des Schwarzen Feminismus dar. Zur Vorgeschichte des Schwarzen Feminismus werden so beispielsweise [[Maria W. Stewart]], [[Sojourner Truth]] oder [[Ida B. Wells|Ida B. Wells-Barnett]] gezählt.<ref>{{Literatur |Autor=Patricia Hill Collins |Titel=Black feminist thought : knowledge, consciousness, and the politics of empowerment |Auflage=Rev. 10th anniversary ed |Verlag=Routledge |Ort=Abingdon, Oxon |Datum=2000 |ISBN=978-0-203-90005-5 |Seiten=1-20}}</ref> Als erste Phase des Schwarzen Feminismus lässt sich die abolitionistische Bewegung sehen, in der viele Schwarze Frauen aktiv waren. Als durch den [[13. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten]] die Sklaverei abgeschafft wurde zeigte sich das Konfliktpotential zum Weißen Feminismus, da weiße [[Suffragetten]] fürchteten, dass Schwarze Männer vor weißen Frauen das Wahlrecht erhalten würden. Auch Schwarze Frauen setzten sich für das Wahlrecht ein und waren in Organisationen wie der [[National Association of Colored Women’s Clubs|National Association of Colored Women]] (NACW) und der [[National Association for the Advancement of Colored People]] (NAACP) aktiv.


Die zweite Welle des Schwarzen Feminismus ist eng mit der amerikanischen [[Bürgerrechtsbewegung]] verknüpft. Auch wenn in dieser insbesondere Männer im Rampenlicht standen, waren Schwarze Frauen auf vielfältige Weisen in der Bewegung aktiv. Schwarze Frauen standen in dieser Zeit vor dem Dilemma, dass in der Bürgerrechtsbewegung und vor allem der [[Black Power|Black-Power-Bewegung]] Sexismus häufig vorkam, dass aber gleichzeitig in der Weißen [[Frauenbewegung]] Rassismus verbreitet war. 1966 gründeten [[Betty Friedan]] und zwei Schwarze Frauen, Aileen Hernandez and Pauli Murra, die [[National Organization for Women]] (NOW). Ab Ende der 70er Jahre spielten [[Lesbisch|lesbische]] Schwarze Frauen, die die Auswirkungen heterosexueller Institutionen in besonderem Maße spürten, eine besondere Rolle im Schwarzen Feminismus, die besonders durch die Veröffentlichung des Manifests des [[Combahee River Collective]] Wirkung zeigte. Der Text betonte die Verschränkung unterschiedlicher Diskriminierungsformen.<ref>{{Literatur |Autor=Ula Taylor |Titel=The Historical Evolution of Black Feminist Theory and Praxis |Sammelwerk=Journal of Black Studies |Band=29 |Nummer=2 |Datum=1998 |ISSN=0021-9347 |JSTOR=2668091 |Seiten=234–253}}</ref>
Die zweite Welle des Schwarzen Feminismus ist eng mit der amerikanischen [[Bürgerrechtsbewegung]] verknüpft. Auch wenn in dieser insbesondere Männer im Rampenlicht standen, waren Schwarze Frauen auf vielfältige Weisen in der Bewegung aktiv. Schwarze Frauen standen in dieser Zeit vor dem Dilemma, dass in der Bürgerrechtsbewegung und vor allem der [[Black Power|Black-Power-Bewegung]] [[Sexismus]] häufig vorkam, dass aber gleichzeitig in der Weißen [[Frauenbewegung]] [[Rassismus]] verbreitet war. 1966 gründeten [[Betty Friedan]] und zwei Schwarze Frauen, Aileen Hernandez and Pauli Murra, die [[National Organization for Women]] (NOW). Ab Ende der 70er Jahre spielten [[Lesbisch|lesbische]] Schwarze Frauen, die die Auswirkungen heterosexueller Institutionen in besonderem Maße spürten, eine besondere Rolle im Schwarzen Feminismus, die besonders durch die Veröffentlichung des Manifests des [[Combahee River Collective]] Wirkung zeigte. Der Text betonte die Verschränkung unterschiedlicher Diskriminierungsformen.<ref>{{Literatur |Autor=Ula Taylor |Titel=The Historical Evolution of Black Feminist Theory and Praxis |Sammelwerk=Journal of Black Studies |Band=29 |Nummer=2 |Datum=1998 |ISSN=0021-9347 |JSTOR=2668091 |Seiten=234–253}}</ref>


Der Schwarze Feminismus in Deutschland, der sich insbesondere ab den 80er Jahren herausbildete, war von der afroamerikanischen Bewegung beeinflusst. Die Organisation deutscher Schwarzer Feministinnen wurde durch Veröffentlichung des Bandes ''Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte'' durch [[May Ayim]], [[Katharina Oguntoye]] und [[Dagmar Schultz]] sowie die Gründung des Vereins [[ADEFRA]] gefördert.<ref>{{Literatur |Autor=Helma Lutz, Maria Teresa Herrera Vivar, Linda Supik |Titel=Fokus Intersektionalität – eine Einleitung |Sammelwerk=Fokus Intersektionalität |Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften |Ort=Wiesbaden |Datum=2010 |ISBN=978-3-531-17183-8 |DOI=10.1007/978-3-531-92555-4_1 |Seiten=9–30 |Fundstelle=hier: S. 12 |Online=http://link.springer.com/10.1007/978-3-531-92555-4_1 |Abruf=2021-08-27}}</ref>
Der Schwarze Feminismus in Deutschland, der sich insbesondere ab den 80er Jahren herausbildete, war von der afroamerikanischen Bewegung beeinflusst. Die Organisation deutscher Schwarzer Feministinnen wurde durch Veröffentlichung des Bandes ''Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte'' durch [[May Ayim]], [[Katharina Oguntoye]] und [[Dagmar Schultz]] sowie die Gründung des Vereins [[ADEFRA]] gefördert.<ref>{{Literatur |Autor=Helma Lutz, Maria Teresa Herrera Vivar, Linda Supik |Titel=Fokus Intersektionalität – eine Einleitung |Sammelwerk=Fokus Intersektionalität |Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften |Ort=Wiesbaden |Datum=2010 |ISBN=978-3-531-17183-8 |DOI=10.1007/978-3-531-92555-4_1 |Seiten=9–30 |Fundstelle=hier: S. 12 |Online=http://link.springer.com/10.1007/978-3-531-92555-4_1 |Abruf=2021-08-27}}</ref>

== Inhalte ==
Schwarzer Feminismus ist keine homogene Strömung sondern ist auch von unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten und Sichtweisen geprägt. Schwarzes feministisches Denken ist laut Evelyn Simien durch ein Bewusstsein für miteinander verschränkte Diskriminierungsformen (vor allem Sexismus, Rassismus und [[Klassismus]]), ein Bekenntnis zur Gleichberechtigung der Geschlechter, den Glauben an die Nützlichkeit des Feminismus für die Schwarze Gemeinschaft und ein Zugehörigkeitsgefühl zur Gruppe Schwarzer Frauen geprägt.<ref>{{Literatur |Autor=Duchess Harris |Titel=Black feminist politics from Kennedy to Trump |Verlag=Palgrave Macmillan |Ort=Cham |Datum=2019 |ISBN=978-3-319-95456-1 |Seiten=47}}</ref>


== Bücher ==
== Bücher ==

Version vom 27. August 2021, 14:20 Uhr

Der Schwarze Feminismus verbindet die Kritik an Rassismus und Sexismus.[1] Er artikuliert gegenüber dem Feminismus, der als zu weiß wahrgenommen wird, die Belange von Schwarzen Frauen und Frauen of Color und thematisiert Privilegien von weißen Frauen.[2] Er hat eine lange Tradition und lässt sich auf Sojourner Truth zurückführen. Der Schwarze Feminismus begründete das Konzept der Intersektionalität. Das Konzept erkennt an, dass ein Mensch nicht nur aus einzelnen, sondern aus mehreren Gründen diskriminiert werden kann, die sich gegenseitig verstärken können.[3]

Geschichte

Das Rekonstruieren einer häufig in Vergessenheit geratenen intellektuellen Geschichte Schwarzer Frauen und ihrer Ideen stellt selbst eine Zielsetzung des Schwarzen Feminismus dar. Zur Vorgeschichte des Schwarzen Feminismus werden so beispielsweise Maria W. Stewart, Sojourner Truth oder Ida B. Wells-Barnett gezählt.[4] Als erste Phase des Schwarzen Feminismus lässt sich die abolitionistische Bewegung sehen, in der viele Schwarze Frauen aktiv waren. Als durch den 13. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten die Sklaverei abgeschafft wurde zeigte sich das Konfliktpotential zum Weißen Feminismus, da weiße Suffragetten fürchteten, dass Schwarze Männer vor weißen Frauen das Wahlrecht erhalten würden. Auch Schwarze Frauen setzten sich für das Wahlrecht ein und waren in Organisationen wie der National Association of Colored Women (NACW) und der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) aktiv.

Die zweite Welle des Schwarzen Feminismus ist eng mit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung verknüpft. Auch wenn in dieser insbesondere Männer im Rampenlicht standen, waren Schwarze Frauen auf vielfältige Weisen in der Bewegung aktiv. Schwarze Frauen standen in dieser Zeit vor dem Dilemma, dass in der Bürgerrechtsbewegung und vor allem der Black-Power-Bewegung Sexismus häufig vorkam, dass aber gleichzeitig in der Weißen Frauenbewegung Rassismus verbreitet war. 1966 gründeten Betty Friedan und zwei Schwarze Frauen, Aileen Hernandez and Pauli Murra, die National Organization for Women (NOW). Ab Ende der 70er Jahre spielten lesbische Schwarze Frauen, die die Auswirkungen heterosexueller Institutionen in besonderem Maße spürten, eine besondere Rolle im Schwarzen Feminismus, die besonders durch die Veröffentlichung des Manifests des Combahee River Collective Wirkung zeigte. Der Text betonte die Verschränkung unterschiedlicher Diskriminierungsformen.[5]

Der Schwarze Feminismus in Deutschland, der sich insbesondere ab den 80er Jahren herausbildete, war von der afroamerikanischen Bewegung beeinflusst. Die Organisation deutscher Schwarzer Feministinnen wurde durch Veröffentlichung des Bandes Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte durch May Ayim, Katharina Oguntoye und Dagmar Schultz sowie die Gründung des Vereins ADEFRA gefördert.[6]

Inhalte

Schwarzer Feminismus ist keine homogene Strömung sondern ist auch von unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten und Sichtweisen geprägt. Schwarzes feministisches Denken ist laut Evelyn Simien durch ein Bewusstsein für miteinander verschränkte Diskriminierungsformen (vor allem Sexismus, Rassismus und Klassismus), ein Bekenntnis zur Gleichberechtigung der Geschlechter, den Glauben an die Nützlichkeit des Feminismus für die Schwarze Gemeinschaft und ein Zugehörigkeitsgefühl zur Gruppe Schwarzer Frauen geprägt.[7]

Bücher

Weblinks

Commons: Black feminism – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lorraine Code: Encyclopedia of feminist theories. Routledge, London 2000, ISBN 0-203-28723-1.
  2. The Combahee River CollectiveTopics: Class, Feminism, Inequality, Marxism, Race Places: Americas: Monthly Review | A Black Feminist Statement. In: Monthly Review. 1. Januar 2019, abgerufen am 24. März 2021 (amerikanisches Englisch).
  3. Lorraine Code: Encyclopedia of feminist theories. Routledge, London 2000, ISBN 0-203-28723-1.
  4. Patricia Hill Collins: Black feminist thought : knowledge, consciousness, and the politics of empowerment. Rev. 10th anniversary ed Auflage. Routledge, Abingdon, Oxon 2000, ISBN 978-0-203-90005-5, S. 1–20.
  5. Ula Taylor: The Historical Evolution of Black Feminist Theory and Praxis. In: Journal of Black Studies. Band 29, Nr. 2, 1998, ISSN 0021-9347, S. 234–253, JSTOR:2668091.
  6. Helma Lutz, Maria Teresa Herrera Vivar, Linda Supik: Fokus Intersektionalität – eine Einleitung. In: Fokus Intersektionalität. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-17183-8, S. 9–30, hier: S. 12, doi:10.1007/978-3-531-92555-4_1 (springer.com [abgerufen am 27. August 2021]).
  7. Duchess Harris: Black feminist politics from Kennedy to Trump. Palgrave Macmillan, Cham 2019, ISBN 978-3-319-95456-1, S. 47.