„Ingeborg Esenwein-Rothe“ – Versionsunterschied

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'''Ingeborg Esenwein-Rothe''' (* [[24. Juni]] [[1911]] in [[Chemnitz]]; † [[7. Dezember]] [[2002]] in [[Roth]]) war eine deutsche [[Wirtschaftswissenschaft]]lerin, insbesondere für [[Volkswirtschaft]]s[[politik]] und [[Statistik]].
'''Ingeborg Esenwein-Rothe''' (* [[24. Juni]] [[1911]] in [[Chemnitz]] als '''Gisela Ingeborg Rothe'''; † [[7. Dezember]] [[2002]] in [[Roth]]) war eine deutsche [[Wirtschaftswissenschaft]]lerin, insbesondere für [[Volkswirtschaft]]s[[politik]] und [[Statistik]].


== Leben ==
== Leben ==
Ingeborg Esenwein-Rothe studierte Rechts- und Staatswissenschaften an der [[Universität Rostock|Alma Mater Rostochiensis]] in [[Rostock]], an der [[Humboldt-Universität]] in [[Berlin]], an der [[Julius-Maximilians-Universität Würzburg]] und an der [[Universität Leipzig]].
Ingeborg Rothe wurde am 24. Juni 1911 als Tochter des [[Konsul]]s und Bankiers Alfred Herrmann Rothe geboren. Ab 1928 studierte sie Sprachen und Musik am ''[[Conservatoire de Lausanne]]'' und absolvierte nach ihrer Rückkehr eine Banklehre. Ab 1933 studierte sie Rechts- und Staatswissenschaften, Musik und Volkwirtschaftslehre an der [[Universität Rostock|Alma Mater Rostochiensis]] in [[Rostock]], an der [[Humboldt-Universität]] in [[Berlin]], an der [[Julius-Maximilians-Universität Würzburg]] und an der [[Universität Leipzig]].


1937 wurde sie an der Universität Leipzig [[Promotion (Doktor)|promoviert]]<ref>1938 erschien ihre Dissertation "''Mensch und Wirtschaft im erzgebirgischen Dorf''" innerhalb der Reihe "Der sächsische Wirtschaftsraum. Leipziger Beiträge zur Raumforschung" / hrsg. von [[Hans-Jürgen Seraphim]]; [[Eugen H. Sieber]]; [[Karl Thalheim|Karl C. Thalheim]], Band 2</ref> und übernahm zunächst hier verschiedene Aufgaben. Bis 1945 war Esenwein-Rothe als Referentin bei der [[Deutsche Industrie- und Handelskammer|IHK]] Leipzig, beim Landwirtschaftsamt für den Wehrwirtschaftsbereich Salzburg und bei der Bezirkswirtschaftskammer Chemnitz beschäftigt. Später folgten Tätigkeiten als Regierungsrätin beim Landratsamt Chemnitz, als Rechts- und Wirtschaftsberaterin und als Lehrkraft an den Technischen Lehranstalten in Chemnitz. 1950 bis 1954 war sie als Lehrbeauftragte an der Hochschule für Arbeit, Politik und Wirtschaft Wilhelmshaven-[[Rüstersiel]].
1937 wurde Rothe an der Universität Leipzig mit der Arbeit ''Die Wirtschaftsstruktur des erzgebirgischen Dorfes'' zum Dr. rer. pol. [[Promotion (Doktor)|promoviert]] und übernahm zunächst verschiedene Aufgaben. Bis 1945 war Esenwein-Rothe als Referentin bei der [[Deutsche Industrie- und Handelskammer|IHK]] Leipzig, beim Landwirtschaftsamt für den Wehrwirtschaftsbereich Salzburg und bei der Bezirkswirtschaftskammer Chemnitz beschäftigt. Später folgten Tätigkeiten als Regierungsrätin beim Landratsamt Chemnitz, als Rechts- und Wirtschaftsberaterin und ab 1947 als erste weibliche Lehrkraft an den [[Technische Universität Chemnitz#Geschichte|Technischen Lehranstalten in Chemnitz]], wo sie Volkswirtschaftslehre unterrichtete.<ref>{{Internetquelle |titel=Ingeborg Esenwein-Rothe |url=http://www.herstory-sachsen.de/ingeborg-esenwein-rothe/ |werk=#herstory Sachsen und seine Akademikerinnen |kommentar=auch zum Anhören unter [http://www.herstory-sachsen.de/ingeborg-esenwein-rothe-herstory-audio/ Audio] |abruf=2022-03-19}}</ref>


1948 heiratete sie Hermann Esenwein und zog zwei Jahre später mit ihm in die Bundesrepublik Deutschland. Von 1950 bis 1954 war sie als Lehrbeauftragte an der Hochschule für Arbeit, Politik und Wirtschaft Wilhelmshaven-[[Rüstersiel]] tätig.
1954 [[Habilitation|habilitierte]] sie sich an der [[Westfälische Wilhelms-Universität|Westfälischen Wilhelms-Universität]] in [[Münster]] für die Fächer Volkswirtschaftspolitik und Statistik mit der Arbeit ''Die Verkehrs-Effizienz: Versuch einer Erfassung und Messung der raumwirtschaftlichen Leistung von einseitig angeschlossenen Nebenbahnen''. Noch im selben Jahr wurde eine Umhabilitation an die Sozialwissenschaften in Wilhelmshaven vorgenommen, wo sie eine Dozentenstelle für Statistik annahm. 1961 folgte die Ernennung zur außerplanmäßigen Professorin.


1954 [[Habilitation|habilitierte]] sie sich an der [[Westfälische Wilhelms-Universität|Westfälischen Wilhelms-Universität]] in [[Münster]] für die Fächer Volkswirtschaftspolitik und Statistik mit der Arbeit ''Die Verkehrs-Effizienz: Versuch einer Erfassung und Messung der raumwirtschaftlichen Leistung von einseitig angeschlossenen Nebenbahnen''. Noch im selben Jahr wurde eine Umhabilitation an die Hochschule für Sozialwissenschaften in Wilhelmshaven vorgenommen, wo sie eine Dozentenstelle für Statistik annahm. 1961 folgte dort die Ernennung zur außerplanmäßigen Professorin.
1962 nahm sie einen Ruf auf den außerordentlichen Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsstatistik an der Universität Erlangen-Nürnberg an. Ein Jahr später übernahm Esenwein-Rothe den Lehrstuhl Statistik der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der [[Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg]].


1962 wurde sie auf die außerordentliche Professur an der [[Georg-August-Universität Göttingen]] und auf eine außerordentliche Professur für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsstatistik an der [[Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg]] berufen. Ein Jahr später übernahm Esenwein-Rothe den Lehrstuhl Statistik der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg. Damit wurde sie die erste Frau, die eine [[Professor#Ordentlicher Professor|ordentliche Professur]] an dieser Universität innehatte;<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fau.de/alumni/alumni-persoenlichkeiten/spurensuche/ |titel=Spurensuche |hrsg=FAU: Alumni |abruf=2022-03-20}}</ref> bis 1989 kamen nur sechs weitere Frauen hinzu.<ref>{{Literatur |Hrsg=Sabina Enzelberger, Manfred Enzelberger, [[Annette Keilhauer]], [[Thomas Schöck|Thomas A. H. Schöck]] und [[Renate Wittern-Sterzel]] |Titel=30 Jahre Frauenbeauftragte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg |Ort=Erlangen |Datum=2019 |Seiten=18 |Online=[https://opus4.kobv.de/opus4-fau/files/11531/30_Jahre_Frauenbeauftragte_an_der_FAU_OPUS.pdf PDF]}}</ref> 1976 folgte ihre Emeritierung.
1985 wurde ihr der Bayerische Verdienstorden verliehen. Die [[Universität Trier]] verlieh ihr 1986 die Ehrendoktorwürde.


Am 20. Juli 1984 wurde ihr der [[Bayerischer Verdienstorden|Bayerische Verdienstorden]] verliehen.<ref>{{Literatur |Titel=59 neue Träger des Bayerischen Verdienstordens |Hrsg=Sabina Enzelberger, Manfred Enzelberger, [[Annette Keilhauer]], [[Thomas Schöck|Thomas A. H. Schöck]] und [[Renate Wittern-Sterzel]] |Sammelwerk=Anhang: 30 Jahre Frauenbeauftragte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg |Ort=Erlangen |Datum=2019 |Seiten=28 |Online=[https://opus4.kobv.de/opus4-fau/files/11531/Anhang_30_Jahre_Frauenbeauftragte_an_der_FAU.pdf PDF]}}</ref> Die [[Universität Trier]] verlieh ihr 1986 die Ehrendoktorwürde. Am 7. Dezember 2002 starb sie im Alter von 91 Jahren in [[Roth]].
Ingeborg Esenwein-Rothe galt als führende Vertreterin der Wirtschaftsstatistik im deutschen Sprachraum. Darüber hinaus förderte sie die Wiederbelebung der [[Demographie]] in Deutschland wesentlich und verfasste ein international bekanntes Standardwerk zur Einführung in diese Disziplin.


== Werke ==
== Wirken ==
Ingeborg Esenwein-Rothe galt als führende Vertreterin der Wirtschaftsstatistik im deutschen Sprachraum. Darüber hinaus förderte sie die Wiederbelebung der [[Demographie]] in Deutschland wesentlich und verfasste ein international bekanntes Standardwerk zur Einführung in diese Disziplin.<ref>{{Literatur |Titel=Nachruf auf Prof. Dr. Esenwein-Rothe (uni.kurier.magazin 104, April 2003, S. 102) |Hrsg=Sabina Enzelberger, Manfred Enzelberger, [[Annette Keilhauer]], [[Thomas Schöck|Thomas A. H. Schöck]] und [[Renate Wittern-Sterzel]] |Sammelwerk=Anhang: 30 Jahre Frauenbeauftragte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg |Ort=Erlangen |Datum=2019 |Seiten=257 |Online=[https://opus4.kobv.de/opus4-fau/files/11531/Anhang_30_Jahre_Frauenbeauftragte_an_der_FAU.pdf PDF]}}</ref> Außerdem war sie in der Regionalforschung aktiv; 1950 wurde sie zum korrespondierenden Mitglied und 1974 zum Vollmitglied der [[ARL – Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft|Akademie für Raumforschung und Landesplanung]] gewählt. Auch international wurde ihr Anerkennung zuteil: Ab 1964 war sie Mitglied der ''Union Internationale pour l'Etude Scientifique de la Population'' und ab 1973 Mitglied des Internationalen Statistischen Institutes.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.presse.uni-erlangen.de/Aktuelles/2001/Personalia_2001/Esenwein90.html |titel=Zum 90. Geburtstag von Prof. Ingeborg Esenwein-Rothe |hrsg=Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät (FAU) |werk=MediendienstAktuell Nr. 2414 |datum=2001-06-18 |abruf=2022-03-20}}</ref>
* ''Die Verkehrs-Effizienz'', Duncker & Humblot 1956
* ''Wirtschaftsstatistik'', Gabler 1962
* zusammen mit Horst Albach: ''Die Wirtschaftswissenschaften. Allgemeine Wirtschaftsstatistik, Kategorienlehre'', Gabler 1969
* zusammen mit Bernhard Hess, Walter Krug und Siegfried Maaß: ''Analyse und Prognose in der quantitativen Wirtschaftsforschung'', Duncker & Humblot 1971, ISBN 3-428-02478-8
* zusammen mit Werner Ehrlicher und Harald Jürgensen: ''Kompendium der Volkswirtschaftslehre'', Vandenhoeck & Ruprecht 1975, ISBN 3-525-13148-8


== Nachweise ==
== Werke (Auswahl) ==
* {{Literatur |Autor=Ingeborg Esenwein-Rothe |Titel=Mensch und Wirtschaft im erzgebirgischen Dorf |Reihe=Der sächsische Wirtschaftsraum. Leipziger Beiträge zur Raumforschung |BandReihe=2 |Ort=Leipzig |Verlag=Buske |Datum=1938 |Kommentar=publizierte Fassung ihrer Dissertation |Typ=wl}}
* Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1976, S. 665.
* {{Literatur |Autor=Ingeborg Esenwein-Rothe |Titel=Die Verkehrs-Effizienz. Versuch einer Erfassung und Messung der raumwirtschaftlichen Leistung von einseitig angeschlossenen Nebenbahnen |Ort=Berlin |Verlag=Duncker & Humblot |Datum=1956 |Typ=wl}}
* {{Literatur |Autor=Ingeborg Esenwein-Rothe |Titel=Sozialpolitische Probleme der Industrialisierung strukturschwacher Räume |Sammelwerk=Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft |Band=118 |Datum=1962 |Seiten=296–310 |JSTOR=40748565}}
* {{Literatur |Autor=Ingeborg Esenwein-Rothe |Titel=Wirtschaftsstatistik |Ort=Wiesbaden |Verlag=Gabler |Datum=1962 |Typ=wl}}
* {{Literatur |Autor=Ingeborg Esenwein-Rothe |Titel=Allgemeine Wirtschaftsstatistik. Kategorienlehre |Ort=Wiesbaden |Verlag=Gabler |Datum=1969 |Auflage=2 |ISBN=978-3-663-00389-2 |Typ=wl}}
* {{Literatur |Autor=Ingeborg Esenwein-Rothe |Titel=Einführung in die Demographie. Bevölkerungsstruktur und Bevölkerungsprozess aus der Sicht der Statistik |Ort=Wiesbaden |Verlag=Steiner |Datum=1982 |ISBN=978-3-515-03614-6 |Typ=wl}}

== Literatur ==
* {{Literatur |Hrsg=Sabina Enzelberger, Manfred Enzelberger, [[Annette Keilhauer]], [[Thomas Schöck|Thomas A. H. Schöck]] und [[Renate Wittern-Sterzel]] |Titel=30 Jahre Frauenbeauftragte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg |Ort=Erlangen |Datum=2019 |Seiten=25 |Online=[https://opus4.kobv.de/opus4-fau/files/11531/30_Jahre_Frauenbeauftragte_an_der_FAU_OPUS.pdf PDF]}}
* {{Literatur |Hrsg=Bernhard Hess, Walter Krug und Siegfried Maaß |Titel=Analyse und Prognose in der quantitativen Wirtschaftsforschung. Festgabe für Ingeborg Esenwein-Rothe zum 60. Geburtstag |Ort=Berlin |Verlag=Duncker & Humblot |Datum=1971 |ISBN=3-428-02478-8 |Kommentar=inklusive Bibliographie von Ingeborg Esenwein-Rothe}}
* {{Literatur |Titel=Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender |Datum=1976 |Seiten=665}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|118685457}}
* {{DNB-Portal|118685457}}
* {{Internetquelle |titel=Ingeborg Esenwein-Rothe |url=http://www.herstory-sachsen.de/ingeborg-esenwein-rothe/ |werk=#herstory – Sachsen und seine Akademikerinnen |kommentar=auch zum Anhören unter [http://www.herstory-sachsen.de/ingeborg-esenwein-rothe-herstory-audio/ Audio] |abruf=2022-03-19}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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Version vom 20. März 2022, 16:31 Uhr

Ingeborg Esenwein-Rothe (* 24. Juni 1911 in Chemnitz als Gisela Ingeborg Rothe; † 7. Dezember 2002 in Roth) war eine deutsche Wirtschaftswissenschaftlerin, insbesondere für Volkswirtschaftspolitik und Statistik.

Leben

Ingeborg Rothe wurde am 24. Juni 1911 als Tochter des Konsuls und Bankiers Alfred Herrmann Rothe geboren. Ab 1928 studierte sie Sprachen und Musik am Conservatoire de Lausanne und absolvierte nach ihrer Rückkehr eine Banklehre. Ab 1933 studierte sie Rechts- und Staatswissenschaften, Musik und Volkwirtschaftslehre an der Alma Mater Rostochiensis in Rostock, an der Humboldt-Universität in Berlin, an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und an der Universität Leipzig.

1937 wurde Rothe an der Universität Leipzig mit der Arbeit Die Wirtschaftsstruktur des erzgebirgischen Dorfes zum Dr. rer. pol. promoviert und übernahm zunächst verschiedene Aufgaben. Bis 1945 war Esenwein-Rothe als Referentin bei der IHK Leipzig, beim Landwirtschaftsamt für den Wehrwirtschaftsbereich Salzburg und bei der Bezirkswirtschaftskammer Chemnitz beschäftigt. Später folgten Tätigkeiten als Regierungsrätin beim Landratsamt Chemnitz, als Rechts- und Wirtschaftsberaterin und ab 1947 als erste weibliche Lehrkraft an den Technischen Lehranstalten in Chemnitz, wo sie Volkswirtschaftslehre unterrichtete.[1]

1948 heiratete sie Hermann Esenwein und zog zwei Jahre später mit ihm in die Bundesrepublik Deutschland. Von 1950 bis 1954 war sie als Lehrbeauftragte an der Hochschule für Arbeit, Politik und Wirtschaft Wilhelmshaven-Rüstersiel tätig.

1954 habilitierte sie sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster für die Fächer Volkswirtschaftspolitik und Statistik mit der Arbeit Die Verkehrs-Effizienz: Versuch einer Erfassung und Messung der raumwirtschaftlichen Leistung von einseitig angeschlossenen Nebenbahnen. Noch im selben Jahr wurde eine Umhabilitation an die Hochschule für Sozialwissenschaften in Wilhelmshaven vorgenommen, wo sie eine Dozentenstelle für Statistik annahm. 1961 folgte dort die Ernennung zur außerplanmäßigen Professorin.

1962 wurde sie auf die außerordentliche Professur an der Georg-August-Universität Göttingen und auf eine außerordentliche Professur für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsstatistik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg berufen. Ein Jahr später übernahm Esenwein-Rothe den Lehrstuhl Statistik der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg. Damit wurde sie die erste Frau, die eine ordentliche Professur an dieser Universität innehatte;[2] bis 1989 kamen nur sechs weitere Frauen hinzu.[3] 1976 folgte ihre Emeritierung.

Am 20. Juli 1984 wurde ihr der Bayerische Verdienstorden verliehen.[4] Die Universität Trier verlieh ihr 1986 die Ehrendoktorwürde. Am 7. Dezember 2002 starb sie im Alter von 91 Jahren in Roth.

Wirken

Ingeborg Esenwein-Rothe galt als führende Vertreterin der Wirtschaftsstatistik im deutschen Sprachraum. Darüber hinaus förderte sie die Wiederbelebung der Demographie in Deutschland wesentlich und verfasste ein international bekanntes Standardwerk zur Einführung in diese Disziplin.[5] Außerdem war sie in der Regionalforschung aktiv; 1950 wurde sie zum korrespondierenden Mitglied und 1974 zum Vollmitglied der Akademie für Raumforschung und Landesplanung gewählt. Auch international wurde ihr Anerkennung zuteil: Ab 1964 war sie Mitglied der Union Internationale pour l'Etude Scientifique de la Population und ab 1973 Mitglied des Internationalen Statistischen Institutes.[6]

Werke (Auswahl)

  • Mensch und Wirtschaft im erzgebirgischen Dorf (= Der sächsische Wirtschaftsraum. Leipziger Beiträge zur Raumforschung. Band 2). Buske, Leipzig 1938 (publizierte Fassung ihrer Dissertation).
  • Die Verkehrs-Effizienz. Versuch einer Erfassung und Messung der raumwirtschaftlichen Leistung von einseitig angeschlossenen Nebenbahnen. Duncker & Humblot, Berlin 1956.
  • Ingeborg Esenwein-Rothe: Sozialpolitische Probleme der Industrialisierung strukturschwacher Räume. In: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft. Band 118, 1962, S. 296–310, JSTOR:40748565.
  • Wirtschaftsstatistik. Gabler, Wiesbaden 1962.
  • Allgemeine Wirtschaftsstatistik. Kategorienlehre. 2. Auflage. Gabler, Wiesbaden 1969, ISBN 978-3-663-00389-2.
  • Einführung in die Demographie. Bevölkerungsstruktur und Bevölkerungsprozess aus der Sicht der Statistik. Steiner, Wiesbaden 1982, ISBN 978-3-515-03614-6.

Literatur

  • Sabina Enzelberger, Manfred Enzelberger, Annette Keilhauer, Thomas A. H. Schöck und Renate Wittern-Sterzel (Hrsg.): 30 Jahre Frauenbeauftragte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Erlangen 2019, S. 25 (PDF).
  • Bernhard Hess, Walter Krug und Siegfried Maaß (Hrsg.): Analyse und Prognose in der quantitativen Wirtschaftsforschung. Festgabe für Ingeborg Esenwein-Rothe zum 60. Geburtstag. Duncker & Humblot, Berlin 1971, ISBN 3-428-02478-8 (inklusive Bibliographie von Ingeborg Esenwein-Rothe).
  • Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. 1976, S. 665.

Einzelnachweise

  1. Ingeborg Esenwein-Rothe. In: #herstory – Sachsen und seine Akademikerinnen. Abgerufen am 19. März 2022 (auch zum Anhören unter Audio).
  2. Spurensuche. FAU: Alumni, abgerufen am 20. März 2022.
  3. Sabina Enzelberger, Manfred Enzelberger, Annette Keilhauer, Thomas A. H. Schöck und Renate Wittern-Sterzel (Hrsg.): 30 Jahre Frauenbeauftragte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Erlangen 2019, S. 18 (PDF).
  4. 59 neue Träger des Bayerischen Verdienstordens. In: Sabina Enzelberger, Manfred Enzelberger, Annette Keilhauer, Thomas A. H. Schöck und Renate Wittern-Sterzel (Hrsg.): Anhang: 30 Jahre Frauenbeauftragte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Erlangen 2019, S. 28 (PDF).
  5. Nachruf auf Prof. Dr. Esenwein-Rothe (uni.kurier.magazin 104, April 2003, S. 102). In: Sabina Enzelberger, Manfred Enzelberger, Annette Keilhauer, Thomas A. H. Schöck und Renate Wittern-Sterzel (Hrsg.): Anhang: 30 Jahre Frauenbeauftragte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Erlangen 2019, S. 257 (PDF).
  6. Zum 90. Geburtstag von Prof. Ingeborg Esenwein-Rothe. In: MediendienstAktuell Nr. 2414. Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät (FAU), 18. Juni 2001, abgerufen am 20. März 2022.