„GW170817“ – Versionsunterschied

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== Entdeckung der Gravitationswellen ==
== Entdeckung der Gravitationswellen ==
Das Signal der Gravitationswellen konnte um 12:41:04 [[UTC|Weltzeit]] detektiert werden und dauerte ca. 100 Sekunden an. Es überspannte 3000 Zyklen, bei dem die Frequenz der Gravitationswellen auf mehrere hundert [[Hertz (Einheit)|Hertz]] anstieg.
Das Signal der Gravitationswellen konnte um 12:41:04 [[UTC|Weltzeit]] detektiert werden und dauerte ca. 100 Sekunden an. Es überspannte 3000 Zyklen, bei dem die Frequenz der Gravitationswellen auf mehrere hundert [[Hertz (Einheit)|Hertz]] anstieg.
Es erreichte zuerst den Virgo-Detektor in Italien, 22 Millisekunden später das LIGO-Observatorium in Louisiana, USA und nochmals 3 Millisekunden später den LIGO-Hanford Detektor in Washington, USA.<ref>{{Internetquelle |autor=B. P. Abbott, R. Abbott, T. D. Abbott, et al. |url=http://iopscience.iop.org/article/10.3847/2041-8213/aa91c9 |titel=Multi-messenger Observations of a Binary Neutron Star Merger |werk=The Astrophysical Journal Letters |datum=2017-10-6 |abruf=2017-10-17}}</ref> Mit diesen drei Messungen konnte die Quelle auf einen Bereich von 28 Quadratgrad im südlichen Himmel mit einer 90 % Wahrscheinlichkeit bestimmt werden.<ref name="PRL-171016">{{cite journal |first1=B. P. et al |last1=Abbott |title=GW170817: Observation of Gravitational Waves from a Binary Neutron Star Inspiral |journal=Physical Review Letters |volume=119 |issue=16 |doi=10.1103/PhysRevLett.119.161101}}</ref><ref name="NASA-20171016">{{Internetquelle |autor=Elizabeth Landau, Felicia Chou, Dewayne Washington, Molly Porter |url=https://www.jpl.nasa.gov/news/news.php?feature |titel=NASA Missions Catch First Light from a Gravitational-Wave Event |werk=[[NASA]] |datum=2017-10-16 |abruf=2017-10-16}}</ref><ref name="SM-20171016">{{Internetquelle |autor=Adrian Cho |url=http://www.sciencemag.org/news/2017/10/merging-neutron-stars-generate-gravitational-waves-and-celestial-light-show |titel=Merging neutron stars generate gravitational waves and a celestial light show |werk=[[Science]] |datum=2017-10-16 |abruf=2017-10-16}}</ref>
Es erreichte zuerst den Virgo-Detektor in Italien, 22 Millisekunden später das LIGO-Observatorium in Louisiana, USA und nochmals 3 Millisekunden später den LIGO-Hanford Detektor in Washington, USA.<ref name="Abbott">{{Literatur |Autor=B. P. Abbott, R. Abbott, T. D. Abbott, et al. |DOI=10.3847/2041-8213/aa91c9 |Titel=Multi-messenger Observations of a Binary Neutron Star Merger |Sammelwerk=The Astrophysical Journal Letters |Datum=2017-10-6 }}</ref> Mit diesen drei Messungen konnte die Quelle auf einen Bereich von 28 Quadratgrad im südlichen Himmel mit einer 90 % Wahrscheinlichkeit bestimmt werden.<ref name="PRL-171016">{{cite journal |first1=B. P. et al |last1=Abbott |title=GW170817: Observation of Gravitational Waves from a Binary Neutron Star Inspiral |journal=Physical Review Letters |volume=119 |issue=16 |doi=10.1103/PhysRevLett.119.161101}}</ref><ref name="NASA-20171016">{{Internetquelle |autor=Elizabeth Landau, Felicia Chou, Dewayne Washington, Molly Porter |url=https://www.jpl.nasa.gov/news/news.php?feature |titel=NASA Missions Catch First Light from a Gravitational-Wave Event |werk=[[NASA]] |datum=2017-10-16 |abruf=2017-10-16}}</ref><ref name="SM-20171016">{{Internetquelle |autor=Adrian Cho |url=http://www.sciencemag.org/news/2017/10/merging-neutron-stars-generate-gravitational-waves-and-celestial-light-show |titel=Merging neutron stars generate gravitational waves and a celestial light show |werk=[[Science]] |datum=2017-10-16 |abruf=2017-10-16}}</ref>


== Entdeckung des Gammablitzes ==
== Entdeckung des Gammablitzes ==
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== Weitere Beobachtungen ==
== Weitere Beobachtungen ==
[[Datei:NGC 4993 and GRB170817A after glow.gif|mini|Hubble-Aufnahmen von NGC 4993 mit Verlauf nach 6 Tagen]]
[[Datei:NGC 4993 and GRB170817A after glow.gif|mini|Hubble-Aufnahmen von NGC 4993 mit Verlauf nach 6 Tagen]]
Nach der Detektion der beiden Signale wurde der entsprechende Himmelsbereich von zahlreichen bodengebundenen und weltraumgestützten Instrumenten untersucht. Innerhalb weniger Stunden wurde das Objekt im optischen Bereich entdeckt und der Helligkeits- und [[Spektroskopie#Spektroskopie in der Astronomie|spektroskopische]] Verlauf konnte in den nächsten Tagen und Wochen dokumentiert werden. Nach zwei Wochen wurden aus dem Bereich auch [[Röntgenstrahlung]] und [[Radiowellen]] gemessen.<ref name="SM-20171016" /> Ein [[Neutrino]]signal konnte nicht gemessen werden.<ref> http://iopscience.iop.org/article/10.3847/2041-8213/aa91c9/meta;jsessionid=F7B7D0BEBAC56863165A779AC982E657.c4.iopscience.cld.iop.org</ref>
Nach der Detektion der beiden Signale wurde der entsprechende Himmelsbereich von zahlreichen bodengebundenen und weltraumgestützten Instrumenten untersucht. Innerhalb weniger Stunden wurde das Objekt im optischen Bereich entdeckt und der Helligkeits- und [[Spektroskopie#Spektroskopie in der Astronomie|spektroskopische]] Verlauf konnte in den nächsten Tagen und Wochen dokumentiert werden. Nach zwei Wochen wurden aus dem Bereich auch [[Röntgenstrahlung]] und [[Radiowellen]] gemessen.<ref name="SM-20171016" /> Ein [[Neutrino]]signal konnte nicht gemessen werden.<ref name="Abbott" />


== Interpretation ==
== Interpretation ==
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== Wissenschaftliche Bedeutung ==
== Wissenschaftliche Bedeutung ==
Das Ereignis war die lang erhoffte erste Beobachtung von Gravitationswellen aus zwei kollidierenden Neutronensternen statt wie bis dahin aus der Verschmelzung schwarzer Löcher. Die gleichzeitige Beobachtung über elektromagnetische Strahlung war auch der Beginn der [[Multimessenger-Astronomie]] mit Gravitationswellen (so wie [[SN 1987A]] der Beginn der Multimessenger-Astronomie mit Neutrinos war).<ref>Markus Pössel: Erster Nachweis: Verschmelzende Neutronensterne. Ein Meilenstein für die Astronomie, Sterne und Weltraum, Dezember 2017, S. 24–33, [http://www.spektrum.de/magazin/kollidierende-neutronensterne/1513209 Abstract]</ref> Die Beobachtung der Kollision der Neutronensterne brachte auch ein neues Verständnis über die Herkunft schwerer Elemente im Universum.<ref name="SM-20171016" /><ref>{{Literatur |Autor=Darach Watson, Camilla J. Hansen, Jonatan Selsing, Andreas Koch, Daniele B. Malesani |Titel=Identification of strontium in the merger of two neutron stars |Sammelwerk=Nature |Band=574 |Nummer=7779 |Datum=2019-10 |ISSN=0028-0836 |Seiten=497–500 |DOI=10.1038/s41586-019-1676-3 |Online=[http://www.nature.com/articles/s41586-019-1676-3 Online] |Abruf=2019-11-18}}</ref>
Das Ereignis war die lang erhoffte erste Beobachtung von Gravitationswellen aus zwei kollidierenden Neutronensternen statt wie bis dahin aus der Verschmelzung schwarzer Löcher. Die gleichzeitige Beobachtung über elektromagnetische Strahlung war auch der Beginn der [[Multimessenger-Astronomie]] mit Gravitationswellen (so wie [[SN 1987A]] der Beginn der Multimessenger-Astronomie mit Neutrinos war).<ref>Markus Pössel: Erster Nachweis: Verschmelzende Neutronensterne. Ein Meilenstein für die Astronomie, Sterne und Weltraum, Dezember 2017, S. 24–33, [http://www.spektrum.de/magazin/kollidierende-neutronensterne/1513209 Abstract]</ref> Die Beobachtung der Kollision der Neutronensterne brachte auch ein neues Verständnis über die Herkunft schwerer Elemente im Universum.<ref name="SM-20171016" /><ref>{{Literatur |Autor=Darach Watson, Camilla J. Hansen, Jonatan Selsing, Andreas Koch, Daniele B. Malesani |Titel=Identification of strontium in the merger of two neutron stars |Sammelwerk=Nature |Band=574 |Nummer=7779 |Datum=2019-10 |ISSN=0028-0836 |Seiten=497–500 |DOI=10.1038/s41586-019-1676-3 }}</ref>


Die Auswertung des Ereignisses lieferte auch eine unabhängige Abschätzung der [[Hubble-Konstante]] (H=70) und obere Grenzen für Verletzungen der Lorentzinvarianz.<ref>B. P. Abbott (LIGO) u.&nbsp;a., A gravitational-wave standard siren measurement of the Hubble constant, Nature, 16. Oktober 2017, [http://www.nature.com/nature/journal/vaap/ncurrent/full/nature24471.html Abstract]</ref> Außerdem wurde mit hoher Genauigkeit festgestellt, dass sich Gravitationswellen mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten<ref>[https://arxiv.org/abs/1710.05834 LIGO, VIRGO, Fermi Gamma Ray Burst Monitor, INTEGRAL: Gravitational Waves and Gamma-rays from a Binary Neutron Star Merger: GW170817 and GRB 170817A]</ref>, was bestimmte alternative Gravitationstheorien ausschließt, und es ergab sich ein neuer Test des [[Äquivalenzprinzip (Physik)|Äquivalenzprinzips]]. Nach einer Vorhersage von 2015<ref>L. Lombriser, A. Taylor: [http://iopscience.iop.org/article/10.1088/1475-7516/2016/03/031 Breaking a Dark Degeneracy with Gravitational Waves], in: JCAP03(2016)031, [[DOI: 10.1088/1475-7516/2016/03/031]]</ref><ref>L. Lombriser, N. Lima: [https://doi.org/10.1016/j.physletb.2016.12.048 Challenges to Self-Acceleration in Modified Gravity from Gravitational Waves and Large-Scale Structure], in: Phys. Lett. B 765, 382 (2017), [[DOI: 10.1016/j.physletb.2016.12.048]]</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://phys.org/news/2017-02-quest-riddle-einstein-theory.html |titel=Quest to settle riddle over Einstein's theory may soon be over |werk=[[phys.org]] |datum=2017-02-10 |abruf=2017-10-29}}</ref> werden dadurch insbesondere Theorien widerlegt, welche die [[Expansion des Universums|beschleunigte Expansion des Universums]] mittels Modifikation der [[Allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]] zu erklären versuchen.
Die Auswertung des Ereignisses lieferte auch eine unabhängige Abschätzung der [[Hubble-Konstante]] (H=70) und obere Grenzen für Verletzungen der Lorentzinvarianz.<ref>B. P. Abbott (LIGO) u.&nbsp;a., A gravitational-wave standard siren measurement of the Hubble constant, Nature, 16. Oktober 2017, [http://www.nature.com/nature/journal/vaap/ncurrent/full/nature24471.html Abstract]</ref> Außerdem wurde mit hoher Genauigkeit festgestellt, dass sich Gravitationswellen mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten<ref>LIGO, VIRGO, Fermi Gamma Ray Burst Monitor, INTEGRAL: ''Gravitational Waves and Gamma-rays from a Binary Neutron Star Merger: GW170817 and GRB 170817A'' {{arxiv|1710.05834}}</ref>, was bestimmte alternative Gravitationstheorien ausschließt, und es ergab sich ein neuer Test des [[Äquivalenzprinzip (Physik)|Äquivalenzprinzips]]. Nach einer Vorhersage von 2015<ref>L. Lombriser, A. Taylor: ''Breaking a Dark Degeneracy with Gravitational Waves'', in: JCAP03(2016)031, [[DOI: 10.1088/1475-7516/2016/03/031]]</ref><ref>L. Lombriser, N. Lima: ''Challenges to Self-Acceleration in Modified Gravity from Gravitational Waves and Large-Scale Structure'', in: Phys. Lett. B 765, 382 (2017), [[DOI: 10.1016/j.physletb.2016.12.048]]</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://phys.org/news/2017-02-quest-riddle-einstein-theory.html |titel=Quest to settle riddle over Einstein's theory may soon be over |werk=[[phys.org]] |datum=2017-02-10 |abruf=2017-10-29}}</ref> werden dadurch insbesondere Theorien widerlegt, welche die [[Expansion des Universums|beschleunigte Expansion des Universums]] mittels Modifikation der [[Allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]] zu erklären versuchen.


== Veröffentlichungen ==
== Veröffentlichungen ==
* B. P. Abbott u.&nbsp;a. (LIGO): ''GW170817: Observation of Gravitational Waves from a Binary Neutron Star Inspiral''. In: ''Physical Review Letters''. Band 119, 2017, S. 161101, [https://journals.aps.org/prl/pdf/10.1103/PhysRevLett.119.161101 pdf], [https://arxiv.org/abs/1710.05832 Arxiv]
* B. P. Abbott u.&nbsp;a. (LIGO): ''GW170817: Observation of Gravitational Waves from a Binary Neutron Star Inspiral''. In: ''Physical Review Letters''. Band 119, 2017, S. 161101, [[doi:10.1103/PhysRevLett.119.161101]], {{arxiv|1710.05832}}
* A. Goldstein u.&nbsp;a.: ''An Ordinary Short Gamma-Ray Burst with Extraordinary Implications: Fermi-GBM Detection of GRB 170817A''. In: ''Astrophysical Journal Letters''. Band 848, 2017, Nr. 2, [https://arxiv.org/abs/1710.05446 Arxiv]
* A. Goldstein u.&nbsp;a.: ''An Ordinary Short Gamma-Ray Burst with Extraordinary Implications: Fermi-GBM Detection of GRB 170817A''. In: ''Astrophysical Journal Letters''. Band 848, 2017, Nr. 2, {{arxiv|1710.05446}}
* LIGO Scientific Collaboration, Virgo Collaboration, Fermi Gamma-Ray Burst Monitor, INTEGRAL: ''[https://arxiv.org/abs/1710.05834 Gravitational Waves and Gamma-rays from a Binary Neutron Star Merger: GW170817 and GRB 170817A]'', 16. Oktober 2017
* LIGO Scientific Collaboration, Virgo Collaboration, Fermi Gamma-Ray Burst Monitor, INTEGRAL: '' Gravitational Waves and Gamma-rays from a Binary Neutron Star Merger: GW170817 and GRB 170817A'', 16. Oktober 2017. {{arxiv|1710.05834}}
* B. P. Abbott (LIGO) u.&nbsp;a.: ''A gravitational-wave standard siren measurement of the Hubble constant''. In: ''Nature''. 16. Oktober 2017, [https://arxiv.org/abs/1710.05835 Arxiv]
* B. P. Abbott (LIGO) u.&nbsp;a.: ''A gravitational-wave standard siren measurement of the Hubble constant''. In: ''Nature''. 16. Oktober 2017, {{arxiv|1710.05835}}
* {{Literatur |Autor=B. P. Abbott, R. Abbott, T. D. Abbott, et al. |DOI=10.3847/2041-8213/aa91c9 |Titel=Multi-messenger Observations of a Binary Neutron Star Merger |Sammelwerk=The Astrophysical Journal Letters |Datum=2017-10-6 }}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.ligo.org/detections/GW170817.php LIGO Webseite dazu]
* [http://www.ligo.org/detections/GW170817.php LIGO Webseite dazu]
* [https://www.eso.org/public/germany/news/eso1733/ ESO-Teleskope beobachten erstes Licht einer Gravitationswellen-Quelle]
* [https://www.eso.org/public/germany/news/eso1733/ ESO-Teleskope beobachten erstes Licht einer Gravitationswellen-Quelle]
* [http://iopscience.iop.org/article/10.3847/2041-8213/aa91c9/ Multi-messenger Observations of a Binary Neutron Star Merger]
* [http://www.aei.mpg.de/2126607/gw170817 Erste Beobachtung der Gravitationswellen von verschmelzenden Neutronensternen], Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, 16. Oktober 2017
* [http://www.aei.mpg.de/2126607/gw170817 Erste Beobachtung der Gravitationswellen von verschmelzenden Neutronensternen], Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, 16. Oktober 2017



Version vom 21. Juni 2022, 17:07 Uhr

Kilonova
GW170817
Fermi, Integral und LIGO Signale
Fermi, Integral und LIGO Signale
Sternbild Wasserschlange
Position
Äquinoktium: J2000.0
Rektaszension 13h 09m 48,09s[1]
Deklination −23° 23′ 53,59″[1]
Weitere Daten
Entfernung

26 bis 48 Mpc

Masse 2,73 bis 2,78
Geschichte
Entdeckung

Fermi Gamma-ray Space Telescope, LIGO

Datum der Entdeckung

17. August 2017

Katalogbezeichnungen
GW170817, GRB 170817A, AT 2017gfo
AladinLite

GW170817 (englisch: Gravitational Wave) ist die Bezeichnung für ein Gravitationswellensignal, das von verschiedenen Detektoren am 17. August 2017 in der Galaxie NGC 4993 im Sternbild Hydra registriert wurde[2]. Nahezu zeitgleich wurde ein Gammablitz (Katalogbezeichnung GRB 170817A, englisch: Gamma Ray Burst) vom Fermi-Satelliten aufgezeichnet.[3]

In den folgenden Tagen konnten zahlreiche Teleskope, darunter das Hubble-Weltraumteleskop, ein Nachglühen des Ereignisses bei optischen, Infrarot- sowie Röntgen- und Radiowellenlängen beobachten. Die Katalogbezeichnung für das optische Signal lautet: AT 2017gfo.[1]

Es war das erste Mal, dass Astronomen sowohl Gravitationswellen als auch elektromagnetische Strahlung vom selben astronomischen Ereignis messen konnten.

Entdeckung der Gravitationswellen

Das Signal der Gravitationswellen konnte um 12:41:04 Weltzeit detektiert werden und dauerte ca. 100 Sekunden an. Es überspannte 3000 Zyklen, bei dem die Frequenz der Gravitationswellen auf mehrere hundert Hertz anstieg. Es erreichte zuerst den Virgo-Detektor in Italien, 22 Millisekunden später das LIGO-Observatorium in Louisiana, USA und nochmals 3 Millisekunden später den LIGO-Hanford Detektor in Washington, USA.[4] Mit diesen drei Messungen konnte die Quelle auf einen Bereich von 28 Quadratgrad im südlichen Himmel mit einer 90 % Wahrscheinlichkeit bestimmt werden.[5][6][7]

Entdeckung des Gammablitzes

Der Fermi-Satellit zeichnete den Gammablitz um 12:41:06 UTC auf. Die Gammastrahlung erreichte die Erde also ca. 2 Sekunden nach den Gravitationswellen. Er dauerte auch nur 2 Sekunden.[8]

Weitere Beobachtungen

Hubble-Aufnahmen von NGC 4993 mit Verlauf nach 6 Tagen

Nach der Detektion der beiden Signale wurde der entsprechende Himmelsbereich von zahlreichen bodengebundenen und weltraumgestützten Instrumenten untersucht. Innerhalb weniger Stunden wurde das Objekt im optischen Bereich entdeckt und der Helligkeits- und spektroskopische Verlauf konnte in den nächsten Tagen und Wochen dokumentiert werden. Nach zwei Wochen wurden aus dem Bereich auch Röntgenstrahlung und Radiowellen gemessen.[7] Ein Neutrinosignal konnte nicht gemessen werden.[4]

Interpretation

Beobachtet wurde die Kollision zweier Neutronensterne. Dieser Spezialfall eines Verschmelzungsausbruchs wird auch als Kilonova bezeichnet.[3][9] Die beiden Neutronensterne entstanden wohl aus einem Doppelsystem aus zwei massereichen Riesensternen, die im Zuge ihrer stellaren Entwicklung zu unterschiedlichen Zeitpunkten als Supernova explodierten und dabei jeweils einen Neutronenstern zurückließen. Die beiden Neutronensterne blieben gravitativ in einem Doppelsystem gebunden. Ähnlich wie im Hulse-Taylor-Doppelpulsar umkreisten die beiden kompakten Himmelskörper den gemeinsamen Schwerpunkt; durch Abstrahlung von (nicht messbaren) Gravitationswellen verlor das System im Lauf vieler Jahrmillionen Energie, wodurch sich die beiden Neutronensterne langsam näher kamen. Erst in den letzten wenigen Minuten vor der Verschmelzung, in denen die Umlaufgeschwindigkeit rapide zunahm, stiegen Intensität und Frequenz der Gravitationswellen auf messbare Werte an.

Ermittelte Daten[5]
Masse des ersten Neutronensterns 1,36 bis 1,60
Masse des zweiten Neutronensterns 1,17 bis 1,36
Masse des neuen Objekts 2,73 bis 2,78
In Gravitationswellen umgewandelte Energie 0,025
Entfernung der Quelle 26 bis 48 Mpc
Rotverschiebung 0,005 bis 0,010

Der masseärmere Neutronenstern wurde durch die Gezeitenkräfte des schwereren Begleiters zerstört. Während der größte Teil der Materie des zerrissenen Sterns aus einer Akkretionsscheibe auf den massereicheren Begleiter akkretiert wurde, wird ein Teil der Masse des zerstörten Neutronensterns isotrop mit einer Geschwindigkeit vom 0,1- bis 0,2-fachen der Lichtgeschwindigkeit ausgestoßen. Die neutronenreiche Materie wandelt sich innerhalb weniger Sekunden durch Fission und Beta-Zerfall in Elemente um, die durch den r-Prozess entstehen. Die neu synthetisierten radioaktiven Elemente zerfallen, und die dabei emittierte Strahlung wird als ein Tage dauernder Ausbruch beobachtet.[10] Ein solches Ereignis gilt als wichtige Quelle für die Bildung schwererer Atomkerne, bei der es nötig ist, Energie von außen zuzuführen. Bei der Verschmelzung zweier Neutronensterne, wie sie die Forscher beobachtet haben, können große Mengen schwerer Elemente entstehen.

Langzeitbeobachtungen mit dem Röntgenteleskop Chandra lassen darauf schließen, dass die Neutronensterne zu einem Schwarzen Loch verschmolzen sind.[11]

Wissenschaftliche Bedeutung

Das Ereignis war die lang erhoffte erste Beobachtung von Gravitationswellen aus zwei kollidierenden Neutronensternen statt wie bis dahin aus der Verschmelzung schwarzer Löcher. Die gleichzeitige Beobachtung über elektromagnetische Strahlung war auch der Beginn der Multimessenger-Astronomie mit Gravitationswellen (so wie SN 1987A der Beginn der Multimessenger-Astronomie mit Neutrinos war).[12] Die Beobachtung der Kollision der Neutronensterne brachte auch ein neues Verständnis über die Herkunft schwerer Elemente im Universum.[7][13]

Die Auswertung des Ereignisses lieferte auch eine unabhängige Abschätzung der Hubble-Konstante (H=70) und obere Grenzen für Verletzungen der Lorentzinvarianz.[14] Außerdem wurde mit hoher Genauigkeit festgestellt, dass sich Gravitationswellen mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten[15], was bestimmte alternative Gravitationstheorien ausschließt, und es ergab sich ein neuer Test des Äquivalenzprinzips. Nach einer Vorhersage von 2015[16][17][18] werden dadurch insbesondere Theorien widerlegt, welche die beschleunigte Expansion des Universums mittels Modifikation der allgemeinen Relativitätstheorie zu erklären versuchen.

Veröffentlichungen

  • B. P. Abbott u. a. (LIGO): GW170817: Observation of Gravitational Waves from a Binary Neutron Star Inspiral. In: Physical Review Letters. Band 119, 2017, S. 161101, doi:10.1103/PhysRevLett.119.161101, arxiv:1710.05832
  • A. Goldstein u. a.: An Ordinary Short Gamma-Ray Burst with Extraordinary Implications: Fermi-GBM Detection of GRB 170817A. In: Astrophysical Journal Letters. Band 848, 2017, Nr. 2, arxiv:1710.05446
  • LIGO Scientific Collaboration, Virgo Collaboration, Fermi Gamma-Ray Burst Monitor, INTEGRAL: Gravitational Waves and Gamma-rays from a Binary Neutron Star Merger: GW170817 and GRB 170817A, 16. Oktober 2017. arxiv:1710.05834
  • B. P. Abbott (LIGO) u. a.: A gravitational-wave standard siren measurement of the Hubble constant. In: Nature. 16. Oktober 2017, arxiv:1710.05835
  • B. P. Abbott, R. Abbott, T. D. Abbott, et al.: Multi-messenger Observations of a Binary Neutron Star Merger. In: The Astrophysical Journal Letters. 6. Oktober 2017, doi:10.3847/2041-8213/aa91c9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b https://wis-tns.weizmann.ac.il/object/2017gfo
  2. NASA Missions Catch First Light from a Gravitational-Wave Event, bei: NASA JPL
  3. a b Robert Gast: Neutronenstern-Crash lässt Raumzeit erzittern, auf: Spektrum.de vom 16. Oktober 2017
  4. a b B. P. Abbott, R. Abbott, T. D. Abbott, et al.: Multi-messenger Observations of a Binary Neutron Star Merger. In: The Astrophysical Journal Letters. 6. Oktober 2017, doi:10.3847/2041-8213/aa91c9.
  5. a b B. P. et al Abbott: GW170817: Observation of Gravitational Waves from a Binary Neutron Star Inspiral. In: Physical Review Letters. 119. Jahrgang, Nr. 16, doi:10.1103/PhysRevLett.119.161101.
  6. Elizabeth Landau, Felicia Chou, Dewayne Washington, Molly Porter: NASA Missions Catch First Light from a Gravitational-Wave Event. In: NASA. 16. Oktober 2017, abgerufen am 16. Oktober 2017.
  7. a b c Adrian Cho: Merging neutron stars generate gravitational waves and a celestial light show. In: Science. 16. Oktober 2017, abgerufen am 16. Oktober 2017.
  8. Andreas von Kienlin: GCN Circular; Number: 21520; GRB 170817A: Fermi GBM detection; 2017/08/17 20:00:07 GMT. In: Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik. 17. August 2017, abgerufen am 28. August 2017.
  9. Erste Gravitationswellen von Neutronenstern-Kollision (Memento des Originals vom 18. Oktober 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.scinexx.de, auf: scinexx
  10. Brian D. Metzger, Edo Berger: What is the Most Promising Electromagnetic Counterpart of a Neutron Star Binary Merger? In: Astrophysics. Solar and Stellar Astrophysics. 2011, arxiv:1108.6056v1.
  11. David Pooley, Pawan Kumar, J. Craig Wheeler, Bruce Grossan: GW170817 Most Likely Made a Black Hole. 2018, arxiv:1712.03240v2
  12. Markus Pössel: Erster Nachweis: Verschmelzende Neutronensterne. Ein Meilenstein für die Astronomie, Sterne und Weltraum, Dezember 2017, S. 24–33, Abstract
  13. Darach Watson, Camilla J. Hansen, Jonatan Selsing, Andreas Koch, Daniele B. Malesani: Identification of strontium in the merger of two neutron stars. In: Nature. Band 574, Nr. 7779, Oktober 2019, ISSN 0028-0836, S. 497–500, doi:10.1038/s41586-019-1676-3.
  14. B. P. Abbott (LIGO) u. a., A gravitational-wave standard siren measurement of the Hubble constant, Nature, 16. Oktober 2017, Abstract
  15. LIGO, VIRGO, Fermi Gamma Ray Burst Monitor, INTEGRAL: Gravitational Waves and Gamma-rays from a Binary Neutron Star Merger: GW170817 and GRB 170817A arxiv:1710.05834
  16. L. Lombriser, A. Taylor: Breaking a Dark Degeneracy with Gravitational Waves, in: JCAP03(2016)031, DOI: 10.1088/1475-7516/2016/03/031
  17. L. Lombriser, N. Lima: Challenges to Self-Acceleration in Modified Gravity from Gravitational Waves and Large-Scale Structure, in: Phys. Lett. B 765, 382 (2017), DOI: 10.1016/j.physletb.2016.12.048
  18. Quest to settle riddle over Einstein's theory may soon be over. In: phys.org. 10. Februar 2017, abgerufen am 29. Oktober 2017.