„Eberhard Seidel (Ökonom)“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Zeile 2: Zeile 2:


== Werdegang ==
== Werdegang ==
Seidel studierte Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Berlin und Wien. Nach seinem Abschluss als Diplom-Kaufmann wurde er 1965 an der [[Freie Universität Berlin|Freien Universität Berlin]] zum Dr. rer. pol. [[Promotion (Doktor)|promoviert]]. An der [[Justus-Liebig-Universität Gießen]] [[Habilitation|habilitierte]] er sich 1974. Er folgte 1975 einem Ruf an die damalige Universität-Gesamthochschule Siegen (heute: [[Universität Siegen]]) auf den Lehrstuhl für „Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Organisation“. Als sogenanntes An-Institut der Hochschule gründete Seidel 1989 das Institut für Ökologische Betriebswirtschaft (IÖB), das er bis 2003 leitete.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.rechte-der-natur.de/de/das-netzwerk.html |titel=Das Netzwerk - rechte-der-natur.de |werk=Rechte der Natur - Biokratie |abruf=2022-12-18}}</ref> Der von ihm seit 1990 herausgegebene „Forschungsinformationsdienstes Ökologisch orientierte Betriebswirtschaftslehre (FÖB)“, 1992 in die Fachzeitschrift „UmWeltwirtschaftsforum (UWF)“ überführt, initiierte die Errichtung einer „Wissenschaftlichen Kommission Umweltwirtschaft“ im [[Verband der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer für Betriebswirtschaft|Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e. V.]] auf dessen Jahrestagung im Juli 1990 in Frankfurt a. M.<ref>Seidel, Eberhard: Brauchen wir eine nachhaltigkeitsorientierte Betriebswirtschaftslehre? In: Betriebswirtschaftslehre und Nachhaltigkeit, hrsg. von M. Hülsmann, G. Müller-Christ u. H.-D. Haasis, Wiesbaden 2004, S. 370.</ref>
Seidel studierte Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Berlin und Wien. Nach seinem Abschluss als Diplom-Kaufmann wurde er 1965 an der [[Freie Universität Berlin|Freien Universität Berlin]] zum Dr. rer. pol. [[Promotion (Doktor)|promoviert]]. An der [[Justus-Liebig-Universität Gießen]] [[Habilitation|habilitierte]] er sich 1974. Er folgte 1975 einem Ruf an die damalige Universität-Gesamthochschule Siegen (heute: [[Universität Siegen]]) auf den Lehrstuhl für „Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Organisation“. Als sogenanntes An-Institut der Hochschule gründete Seidel 1989 das Institut für Ökologische Betriebswirtschaft (IÖB), das er bis 2003 leitete.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.rechte-der-natur.de/de/das-netzwerk.html |titel=Das Netzwerk - rechte-der-natur.de |werk=Rechte der Natur - Biokratie |abruf=2022-12-18}}</ref> Der von ihm seit 1990 herausgegebene „Forschungsinformationsdienstes Ökologisch orientierte Betriebswirtschaftslehre (FÖB)“, 1992 in die Fachzeitschrift „UmWeltwirtschaftsforum (UWF)“ überführt, initiierte die Errichtung einer „Wissenschaftlichen Kommission Umweltwirtschaft“ im [[Verband der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer für Betriebswirtschaft|Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e. V.]] auf dessen Jahrestagung im Juli 1990 in Frankfurt a. M.<ref>{{Literatur|Autor=Eberhard Seidel|Titel=Brauchen wir eine nachhaltigkeitsorientierte Betriebswirtschaftslehre?|Sammelwerk=Betriebswirtschaftslehre und Nachhaltigkeit|Jahr=2004|ISBN=978-3-8244-0759-0|Seiten=370|Kommentar=herausgegeben von M. Hülsmann, G. Müller-Christ u. H.-D. Haasis, Wiesbaden}}</ref>


Mit der Umwidmung seines bisherigen Lehrstuhls in einen Lehrstuhl für „Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Umweltwirtschaft“ konnte sich Seidel „vollends einer ökologisch orientierten Betriebswirtschaftslehre zuwenden“.<ref>Prodekan Prof. Dr. Peter Krebs in einer Würdigung anlässlich eines Symposiums der Universität Siegen zum 80. Geburtstag von Eberhard Seidel (Querschnitt. Die Zeitung der Universität Siegen, 3/2016, S. 10).</ref>
Mit der Umwidmung seines bisherigen Lehrstuhls in einen Lehrstuhl für „Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Umweltwirtschaft“ konnte sich Seidel „vollends einer ökologisch orientierten Betriebswirtschaftslehre zuwenden“.<ref>Prodekan Prof. Dr. Peter Krebs in einer Würdigung anlässlich eines Symposiums der Universität Siegen zum 80. Geburtstag von Eberhard Seidel (Querschnitt. Die Zeitung der Universität Siegen, 3/2016, S. 10).</ref>

Version vom 3. März 2023, 10:43 Uhr

Eberhard Seidel (* 5. Mai 1936) ist ein deutscher Betriebswirtschaftler und emeritierter Professor der Universität Siegen. Er zählt zu den maßgeblichen Vordenkern und Vorreitern einer ökologieorientierten Betriebswirtschaft.

Werdegang

Seidel studierte Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Berlin und Wien. Nach seinem Abschluss als Diplom-Kaufmann wurde er 1965 an der Freien Universität Berlin zum Dr. rer. pol. promoviert. An der Justus-Liebig-Universität Gießen habilitierte er sich 1974. Er folgte 1975 einem Ruf an die damalige Universität-Gesamthochschule Siegen (heute: Universität Siegen) auf den Lehrstuhl für „Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Organisation“. Als sogenanntes An-Institut der Hochschule gründete Seidel 1989 das Institut für Ökologische Betriebswirtschaft (IÖB), das er bis 2003 leitete.[1] Der von ihm seit 1990 herausgegebene „Forschungsinformationsdienstes Ökologisch orientierte Betriebswirtschaftslehre (FÖB)“, 1992 in die Fachzeitschrift „UmWeltwirtschaftsforum (UWF)“ überführt, initiierte die Errichtung einer „Wissenschaftlichen Kommission Umweltwirtschaft“ im Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e. V. auf dessen Jahrestagung im Juli 1990 in Frankfurt a. M.[2]

Mit der Umwidmung seines bisherigen Lehrstuhls in einen Lehrstuhl für „Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Umweltwirtschaft“ konnte sich Seidel „vollends einer ökologisch orientierten Betriebswirtschaftslehre zuwenden“.[3] Dazu gehörten neben der Arbeit in Siegen und umfangreicher Publikationstätigkeit weit über 100 Gastvorträge im In- und Ausland, die Erweiterung des „Instituts für Ökologische Betriebswirtschaft“ um eine Zweigstelle in Seidels Heimatstadt Plauen sowie Gastprofessuren an den Universitäten von St. Gallen, Innsbruck, Wien, Riga und Chemnitz-Zwickau.

Zentrale Aspekte der Forschung

Nach einer Vielzahl von Arbeiten zur Organisations- und Führungsforschung[4] widmete sich Eberhard Seidel in der zweiten Hälfte der 1980er Jahr verstärkt einer ökologischen Öffnung der Betriebswirtschaftslehre. Er wurde zu einem Vordenker der ökologischen Ökonomie.[5] In seiner historischen Einordnung des Wissenschaftsprogramms der Betriebswirtschaftslehre gesteht Günther Schanz „am ehesten dem von Eberhard Seidel und Heiner Menn konzipierten Ansatz einer ökologisch orientierten bzw., wie hier gesagt werden soll, einer ökologisch verpflichteten Betriebswirtschaftslehre programmatische Bedeutung zu.“[6]

In der von Eberhard Seidel und seinem Mitarbeiter Heiner Menn vorgelegten Schrift heißt es gleich zu Beginn: „Nachdem sich in den letzten Jahrzehnten die Betriebswirtschaftslehre sozialen Aspekten weit geöffnet hat, ist nunmehr ihre ökologische Öffnung das Gebot der Stunde… Die Schrift will einen Beitrag zu der notwendigen und fälligen Neuorientierung der Betriebswirtschaftslehre leisten. Es kann nicht länger angehen, daß Folgen des betrieblichen Wirtschaftens für die natürliche Umwelt von der Betriebswirtschaftslehre nur peripher oder gar nicht behandelt werden. Es gilt eine ökologisch orientierte und verpflichtete Fachdiskussion anzuregen und zu fördern.[7]

Daraus sind in den nachfolgenden Jahren weit über 100 Entwicklungs- und Forschungsprojekte sowie ebenfalls weit über 100 Fachpublikationen zur umweltorientierten Betriebswirtschaftslehre in der Autorenschaft von Eberhard Seidel entstanden; außerdem rund 40 Herausgeberschaften und Mit-Herausgeberschaften von Sammelbänden mit Themen zur ökologisch orientierten Betriebswirtschaftslehre.[8]

Philipp Pott verweist in seinen Anmerkungen zur Lebensarbeit von Eberhard Seidel in der Festschrift „Bausteine einer nachhaltigkeitsorientierten Betriebswirtschaftslehre“[9], erschienen anlässlich des siebzigsten Geburtstags von Seidel, darauf, dass außer seinem grundsätzlichen Beitrag zur ökologischen Öffnung der Betriebswirtschaftslehre auch die Begriffe „ökologisches Controlling / Öko-Controlling“[10] oder die theoretischen Überlegungen zum „Parasitismus-Syndrom“ auf Seidel zurückgehen. „Seidel deutet das nicht-nachhaltige Wirtschaften als parasitoide Erscheinung und macht dafür – wie für die dadurch ausgelöste Natur- und Umweltzerstörung – ein ‚Organisationsversagen‘ verantwortlich. Entsprechend steht ‚Mutualismus‘ – das biologische Gegenkonzept zum Parasitismus – für Nachhaltigkeit und ist eine künftige epochale ‚Organisationsaufgabe‘.“[11]

Auch nach seiner Emeritierung im Jahr 2001 ist der Pioniergeist Eberhard Seidel weiterhin mit seinem wissenschaftlichen Lebensthema unterwegs. So hat er seine bisherigen Arbeiten gemeinsam mit dem Hamburger Unternehmer und Begründer eines umweltgerechten Managementansatzes, Georg Winter, mit dem rechts- und politikwissenschaftlichen Thema der Biokratie (Rechte der Natur) verknüpft. Aus der Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Praktikern unterschiedlicher Fachrichtungen ist dabei eine neue „Denkschule“ mit „radikal neuen Antworten“[12] entstanden, unter anderem dokumentiert in einer 20-bändigen betriebswirtschaftliche Schriftenreihe.[13]

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Das Netzwerk - rechte-der-natur.de. In: Rechte der Natur - Biokratie. Abgerufen am 18. Dezember 2022.
  2. Eberhard Seidel: Brauchen wir eine nachhaltigkeitsorientierte Betriebswirtschaftslehre? In: Betriebswirtschaftslehre und Nachhaltigkeit. 2004, ISBN 978-3-8244-0759-0, S. 370 (herausgegeben von M. Hülsmann, G. Müller-Christ u. H.-D. Haasis, Wiesbaden).
  3. Prodekan Prof. Dr. Peter Krebs in einer Würdigung anlässlich eines Symposiums der Universität Siegen zum 80. Geburtstag von Eberhard Seidel (Querschnitt. Die Zeitung der Universität Siegen, 3/2016, S. 10).
  4. Siehe unter vielen die annähernd 700 Seiten umfassende Schrift „Betriebliche Führungsformen“ (Stuttgart 1978) oder die zwei Bände „Führungsstil und Führungsorganisation“ (gemeinsam mit Rüdiger H. Jung und Wolfgang Redel, Darmstadt 1988).
  5. Prodekan Prof. Dr. Peter Krebs in einer Würdigung anlässlich eines Symposiums der Universität Siegen zum 80. Geburtstag von Eberhard Seidel (Querschnitt. Die Zeitung der Universität Siegen, 3/2016, S. 10).
  6. Schanz, Günther: Wissenschaftsprogramme der Betriebswirtschaftslehre. In: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Band 1: Grundfragen, hrsg. von F. X. Bea, B. Friedl und M. Schweitzer, 9., überarb. Aufl., Stuttgart 2002, S. 83–161 (hier: S. 129).
  7. Seidel, Eberhard; Menn, Heiner: Ökologisch orientierte Betriebswirtschaft. Stuttgart u. a. 1988, S. 9.
  8. Wegen der Namensidentität der Verfasser sind die 180 in der Deutschen Nationalbibliothek unter „Eberhard Seidel“ verzeichneten Schriften nur zu einem Teil dem hier gemeinten Wissenschaftler zuzuordnen.
  9. Göllinger, Thomas (Hrsg.): Bausteine einer nachhaltigkeitsorientierten Betriebswirtschaftslehre. Festschrift zum 70. Geburtstag von Eberhard Seidel. Marburg 2006.
  10. Seidel, Eberhard: Ökologisches Controlling – Zur Konzeption einer ökologisch verpflichteten Führung von und in Unternehmen. In: Betriebswirtschaftslehre als Management- und Führungslehre, hrsg. von R. Wunderer, 3., überarb. und erg. Aufl., Stuttgart 1995, S. 353–371.
  11. Pott, Philipp: Eberhard Seidel – Anmerkungen zu seiner Lebensarbeit. In: Bausteine einer nachhaltigkeitsorientierten Betriebswirtschaftslehre. Festschrift zum 70. Geburtstag von Eberhard Seidel, hrsg. von T. Göllinger, Marburg 2006, S. 13–18 (hier: S. 17).
  12. Christine Ax: Eigenrechte für die Natur. In: Frankfurter Rundschau vom 6.6.2016. Abgerufen am 18. Februar 2023.
  13. Haus der Zukunft Hamburg (Hrsg.): Rechte der Natur / Biokratie. 20 Bde., Marburg 2015.
  14. Übersicht der Preisträger „B.A.U.M.-Umweltpreis & Internationaler B.A.U.M.-Sonderpreis“. Abgerufen am 18. Dezember 2022.
  15. Symposium zu „Rechte der Natur / Biokratie in Ökonomie und Organisation“, Universität Siegen. Abgerufen am 18. Dezember 2022.