„Tocotrienole“ – Versionsunterschied

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== Vorkommen ==
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Tocotrienole sind in Pflanzen weit verbreitet. Während in grünen Pflanzenteilen hauptsächlich Tocopherole vorkommen, enthält das [[Endosperm]] der [[Same (Pflanze)|Samen]] vieler [[Monokotyledonen]] Tocotrienole als primäre Vitamin E-Form.<ref name=":3" /> Daher sind Getreidekörner (z. B. [[Weizen]], [[Reis]] oder [[Gerste]]) reich an Tocotrienolen. Auch in Samen mancher [[Zweikeimblättrige|zweikeimblättrigen]] Pflanzen inklusive [[Doldenblütler]] oder [[Nachtschattengewächse|Nachtschattengewächsen]]. Allgemein finden sich Tocotrienole insbesondere in nicht-photosynthetisch aktivem Gewebe und Organen wie Samen oder Früchte.
Tocotrienole sind in Pflanzen weit verbreitet und erscheinen vorwiegend zusammen mit anderen Vitamin-E-Analoga.


Besonders als reichhaltig gelten [[Palmöl]] mit bis zu 80 mg / 100 g (vorwiegend als α- und δ-Tocotrienol)<ref name=":3" />, [[Reisöl]] mit 120 mg / 100 g (vorwiegend γ-Tocotrienol)<ref>{{Literatur |Autor=Kalyana Sundram et al. |Titel=Palm fruit chemistry and nutrition |Sammelwerk=Asia Pacific Journal of Clinical Nutrition |Band=12 |Nummer=3 |Datum=2003 |Sprache=en |PMID=14506001 |Seiten=355–362}}</ref>, [[Echter Schwarzkümmel|Schwarzkümmelöl]] mit 120 mg / 100 g (vorwiegend als β-Tocotrienol)<ref>{{Literatur |Autor=Mustafa Kiralan et al. |Titel=Composition and Functionality of Nigella sativa Fixed Oil |Sammelwerk=Black cumin (Nigella sativa) seeds: Chemistry, Technology, Functionality, and Applications |Verlag=Springer International Publishing |Ort=Cham |Datum=2021 |Sprache=en |ISBN=978-3-030-48798-0 |DOI=10.1007/978-3-030-48798-0_20 |Seiten=319–333}}</ref> sowie insbesondere [[Nelkenöl]] mit fast 1000 mg / 100 g (insbesondere δ-Tocotrienol)<ref name="oedema">{{Literatur |Autor=Faten M. Ibrahim et al. |Titel=Biochemical characterization, anti-inflammatory properties and ulcerogenic traits of some cold-pressed oils in experimental animals |Sammelwerk=Pharmaceutical Biology |Band=55 |Nummer=1 |Datum=2017-01-01 |Sprache=en |DOI=10.1080/13880209.2016.1275705 |PMC=6130677 |PMID=28056572 |Seiten=740–748}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Mohamed Fawzy Ramadan |Titel=Composition and functionality of clove (Syzygium aromaticum) fixed oil |Hrsg=Mohamed Fawzy Ramadan |Sammelwerk=Clove (Syzygium aromaticum): Chemistry, Functionality and Applications |Verlag=Academic Press |Datum=2022-07-12 |Sprache=en |ISBN=978-0-323-88551-5 |DOI=10.1016/B978-0-323-85177-0.00035-5 |Seiten=423}}</ref>
Lebensmittel mit hohen Gehalten an Tocotrienolen sind:


Durch das reichliche Vorkommen in Gerste und Reis (auch Weintrauben und Palmöl) sind Tocotrienole seit Jahrtausenden normaler Bestandteil der Ernährung.
* Nelkenöl (1073 mg/100 g vorwiegend als δ-Tocotrienol<ref name="oedema">Ibrahim et al.: ''Biochemical characterization, anti-inflammatory properties and ulcerogenic traits of some cold-pressed oils in experimental animals'' In: ''Journal Pharmaceutical Biology'' 140(2), 6.&nbsp;Januar 2017, S.&nbsp;740–748. PMID 28056572 [http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/13880209.2016.1275705 doi]; abgerufen am 30.&nbsp;März 2017.</ref>)
* Cranberryöl (180 mg/100 g)
* Annattosaat (143 mg/100 g, vorwiegend als δ-Tocotrienol)
* Palmöl (rot) (40–140 mg/100 g)
* Gerstenöl (23–92 mg/100 g)
* Traubenkernöl (33–75 mg/100 g)
* Reiskeimöl (30 mg/100 g)
* [[Echter Schwarzkümmel|Schwarzkümmel]] (16 mg/100 g als β-Tocotrienol<ref>Bertrand Matthaus, Mehmet Musa Özcan: ''Fatty Acids, Tocopherol, and Sterol Contents of Some Nigella Species Seed Oil'' In: Czech J. Food Sci., 29: 145–150. [http://www.agriculturejournals.cz/publicFiles/51255.pdf]; abgerufen am 2.&nbsp;November 2017.</ref>)

In [[Annatto]]samen, Schwarzkümmelöl, Nelkenöl, rotem Palmöl und Traubenkernöl machen Tocotrienole sogar den überwiegenden Anteil an Vitamin E aus, während viele andere Pflanzenöle nur einen relativ geringen Prozentanteil Tocotrienole aufweisen.<ref>[https://tocotrienol.de/t3s.php?go=aktualisieren&ausgabeart=3&ausblendespalten%5B%5D=1&ausblendespalten%5B%5D=16&sortspalte=13 ''Liste natürlicher Quellen von Tocotrienolen (sortierbare Übersicht)'']; abgerufen am 21.&nbsp;März 2023.</ref>

Durch das reichliche Vorkommen in Gerste und Reis (auch Weintrauben und Palmöl) waren Tocotrienole seit Jahrtausenden normaler Bestandteil der Ernährung.


== Aufbau ==
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Die Erforschung der Tocotrienole begann Ende der 1950er Jahre, als ein Derivat des α-Tocopherols (5,7,8-Trimethyltocotrienol) 1959 in Reis beschrieben wurde.<ref>{{Literatur |Autor=Viren Patel et al. |Titel=Tocotrienols: the lesser known form of natural vitamin E |Sammelwerk=Indian Journal of Experimental Biology |Band=49 |Nummer=10 |Datum=2011-10 |Sprache=en |PMC=4357313 |PMID=22013739 |Seiten=732–738}}</ref> 1961 wurde durch die Arbeiten von J. Bunyan und Mitarbeitern<ref>{{Literatur |Autor=J. Bunyan et al. |Titel=Biological potencies of epsilon- and zeta-1-tocopherol and 5-methyltocol |Sammelwerk=The British Journal of Nutrition |Band=15 |Datum=1961 |Sprache=en |DOI=10.1079/bjn19610030 |PMID=13688870 |Seiten=253–257}}</ref> schließlich die Bezeichnung „Tocotrienol“ als ungesättigte Form des Tocols (α-Tocopherol) geprägt, außerdem hatte die Arbeitsgruppe dessen biologische Bedeutung erkannt.
Die Erforschung der Tocotrienole begann Ende der 1950er Jahre, als ein Derivat des α-Tocopherols (5,7,8-Trimethyltocotrienol) 1959 in Reis beschrieben wurde.<ref>{{Literatur |Autor=Viren Patel et al. |Titel=Tocotrienols: the lesser known form of natural vitamin E |Sammelwerk=Indian Journal of Experimental Biology |Band=49 |Nummer=10 |Datum=2011-10 |Sprache=en |PMC=4357313 |PMID=22013739 |Seiten=732–738}}</ref> 1961 wurde durch die Arbeiten von J. Bunyan und Mitarbeitern<ref>{{Literatur |Autor=J. Bunyan et al. |Titel=Biological potencies of epsilon- and zeta-1-tocopherol and 5-methyltocol |Sammelwerk=The British Journal of Nutrition |Band=15 |Datum=1961 |Sprache=en |DOI=10.1079/bjn19610030 |PMID=13688870 |Seiten=253–257}}</ref> schließlich die Bezeichnung „Tocotrienol“ als ungesättigte Form des Tocols (α-Tocopherol) geprägt, außerdem hatte die Arbeitsgruppe dessen biologische Bedeutung erkannt.


Im Vergleich zu den Tocopherolen als präsenter Vertreter des Vitamin E wurde vergleichsweise wenig Forschung an den Tocotrienolen betrieben, hierbei größtenteils an α-Tocotrienol.<ref>{{Literatur |Autor=Chandan K. Sen et al. |Titel=Tocotrienols in health and disease: the other half of the natural vitamin E family |Sammelwerk=Molecular Aspects of Medicine |Band=28 |Nummer=5-6 |Datum=2007 |Sprache=en |DOI=10.1016/j.mam.2007.03.001 |PMC=2435257 |PMID=17507086 |Seiten=692–728}}</ref>
Im Vergleich zu den Tocopherolen als präsenter Vertreter des Vitamin E wurde vergleichsweise wenig Forschung an den Tocotrienolen betrieben, hierbei größtenteils an α-Tocotrienol.<ref name=":3">{{Literatur |Autor=Chandan K. Sen et al. |Titel=Tocotrienols in health and disease: the other half of the natural vitamin E family |Sammelwerk=Molecular Aspects of Medicine |Band=28 |Nummer=5-6 |Datum=2007 |Sprache=en |DOI=10.1016/j.mam.2007.03.001 |PMC=2435257 |PMID=17507086 |Seiten=692–728}}</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 1. April 2023, 19:40 Uhr

Tocotrienole (kurz T3 oder TCT) heißen vier weitere Formen von Vitamin E, sind also Vitamere. Sie entsprechen den Tocopherolen in der Funktionsgruppe (α, β, γ, δ), weisen jedoch eine dreifach ungesättigte Seitenkette auf. Tocotrienole wirken grundsätzlich wie Vitamin E und als Antioxidans. Außerdem haben sie einige Funktionen, die bei Tocopherolen nicht zu finden sind.

Vorkommen

Tocotrienole sind in Pflanzen weit verbreitet. Während in grünen Pflanzenteilen hauptsächlich Tocopherole vorkommen, enthält das Endosperm der Samen vieler Monokotyledonen Tocotrienole als primäre Vitamin E-Form.[1] Daher sind Getreidekörner (z. B. Weizen, Reis oder Gerste) reich an Tocotrienolen. Auch in Samen mancher zweikeimblättrigen Pflanzen inklusive Doldenblütler oder Nachtschattengewächsen. Allgemein finden sich Tocotrienole insbesondere in nicht-photosynthetisch aktivem Gewebe und Organen wie Samen oder Früchte.

Besonders als reichhaltig gelten Palmöl mit bis zu 80 mg / 100 g (vorwiegend als α- und δ-Tocotrienol)[1], Reisöl mit 120 mg / 100 g (vorwiegend γ-Tocotrienol)[2], Schwarzkümmelöl mit 120 mg / 100 g (vorwiegend als β-Tocotrienol)[3] sowie insbesondere Nelkenöl mit fast 1000 mg / 100 g (insbesondere δ-Tocotrienol)[4][5]

Durch das reichliche Vorkommen in Gerste und Reis (auch Weintrauben und Palmöl) sind Tocotrienole seit Jahrtausenden normaler Bestandteil der Ernährung.

Aufbau

Tocotrienole enthalten einen an Position 6 hydroxylierten Chromanring, der an Position 2 mit einer ungesättigten Seitenkette verknüpft ist. Die Derivate werden in Abhängigkeit von der Methylierung des Chromanrings in eine α-, β-, γ- oder δ-Form unterteilt. Tocotrienole liegen natürlicherseits in einer (R)-Konfiguration vor.

Name Struktur des (R)-Isomers R1 R2 CAS-Nummer
α-Tocotrienol CH3 CH3 58864-81-6
β-Tocotrienol CH3 H 490-23-3
γ-Tocotrienol H CH3 14101-61-2
δ-Tocotrienol H H 25612-59-3

Unterschiede von Tocotrienolen zu Tocopherolen

Chemisch gesehen unterscheiden sich Tocotrienole nur durch die Seitenkette von den anaologen Tocopherolen. Während sie bei den letzteren vollständig gesättigt ist, weisen Tocotrienole eine dreifach ungesättigte Seitenkette auf. Sie unterscheiden sich von den Tocopherolen in der antioxidativen Wirkung, Vitamin E-Wirkung, Verteilung und Verweilzeit im Körper und vielfältige Einflüsse auf Transkiptionsfaktoren und Enzyme, die bei α-Tocopherol gar nicht feststellbar sind.

Vitamin E-Wirkung

Die Vitamin-E Wirkung wird definiert durch ihre Fähigkeit, nach einer Mangeldiät die Fruchtbarkeit von Ratten wieder herzustellen (Fertilitätstest).[6] Zur Standardisierung der Vitamin E-Aktivität eines Derivates wird der Begriff α-Tocopherol-Äquivalent (α-TE oder TÄ) angegeben. So entspricht die Aktivität von 1 mg (RRR)-α-Tocopherol 3,3 mg α-Tocotrienol oder 20 mg β-Tocotrienol.[7] Damit beträgt die Wirksamkeit von α-Tocotrienol ein Drittel von der bei α-Tocopherol. Die biologische Vitamin E-Aktivität von γ- und δ-Tocotrienol liegt unterhalb der Nachweisgrenze.[7] Die biologische Vitamin E-Aktivität hat keinen direkten Bezug zum antioxidativen Potential.[6]

Antioxidative Wirkung

Vitamin E ist Bestandteil biologischer Membranen und kann als einziges Antioxidans die peroxidative Kettenreaktion unterbrechen. Außerdem schützt es ungesättigte Fettsäuren vor Autoxidation und unterbindet die Oxidation sauerstoffempfindlicher Substanzen wie Vitamin A.

Die antioxidative Wirkung von Tocotrienolen in den Zellmembranen ist deutlich höher als die von α-Tocopherol[8]. Bei α-Tocotrienol wurde sogar bis zu 60-fach höhere antioxidative Wirkung gegen Metallionen nachgewiesen.[9]

Verteilung im Körper, Langlebigkeit

Der Transport von Vitamin E im Blut und innerhalb der Zellen wird vorwiegend durch das α-Tocopherol-Transferprotein (α-TTP) bewerkstelligt. Dieses bindet bevorzugt an α-Tocopherol und hat eine geringere Affinität zu anderen Isomeren wie γ-Tocopherol und α-Tocotrienol. Dadurch wird im Körper bevorzugt α-Tocopherol verteilt, welches die anderen Isomere von den Transportwegen verdrängen kann. Tocotrienole bewegen sich im Körper aber auch durch Diffusion zwischen den Zellen und werden auch ohne das Transportprotein aufgenommen.

Tocotrienole haben im Blutstrom nur eine kurze Halbwertzeit von ca. 3 bis 6 Stunden, gegenüber 5 bis 7 Tagen bei α-Tocopherol, welches in Geweben sogar bis zu 100 Tagen gespeichert werden kann.

Bioverfügbarkeit

Bei oraler Einnahme werden Tocotrienole nur etwa 30 % so gut wie Tocopherol im Körper aufgenommen. Außerdem werden sie schneller wieder ausgeschieden. Tocotrienole werden aber wesentlich besser als Tocopherole durch die Haut aufgenommen.[10] Die Einnahme von α-Tocopherol, insbesondere von synthetischem dl-α-Tocopherylacetat, vermindert die Aufnahme der Tocotrienole aus der Nahrung und beschleunigt die Abbau-Rate im Gewebe.

Technische Gewinnung

Tocotrienole werden derzeit in großem Maßstab aus rotem Palmöl, aus Annattosamen und aus Reiskeimöl gewonnen. Eine chemische Synthese findet nicht statt. Das aufkonzentrierte Vitamin-Öl wird TRF (Tocotrienol Rich Fraction) genannt. Die Zusammensetzung unterscheidet sich je nach Ursprung beträchtlich. So besteht das Vitamin E aus Annattosamen ausschließlich aus δ-Tocotrienol und γ-Tocotrienol. Das TRF aus rotem Palmöl besteht zu je ca. 25 % aus α-Tocopherol und α-Tocotrienol, der Rest aus überwiegend γ-Tocotrienol. Die Extraktionen aus Reisöl bestehen zu ca. 50 % aus α-Tocopherol, der Rest aus gemischten Tocotrienolen.

Tocotrienole in Kosmetik

Die Verwendung von Tocotrienolen in Kosmetik wurde in der EU und den USA patentiert.[11] Die Wirkung zur Verbesserung des Erscheinungsbildes von Haut und Haar wird den antioxidativen Eigenschaften von Tocotrienolen zugeschrieben. In Kosmetikartikeln werden sie in der Liste der Inhaltsstoffe als TOCOTRIENOLS (INCI)[12] aufgeführt.

Forschung

NF-κB

Tocotrienole haben einen deutlichen Einfluss auf den Transkriptionsfaktor NF-κB, der auch als redox-sensibler Transkriptionsfaktor bezeichnet wird. NF-κB reguliert Gene, die eine zentrale Rolle bei Entzündung, Apoptose und Alterung[13] spielen.[14] Nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung wird diese Eigenschaft, die vorwiegend bei den Isomeren γ-Tocotrienol und δ-Tocotrienol zu finden ist, für die Wirkung im Bereich Entzündungshemmung[14] und Krebs[15] in Verbindung gebracht.

Onkologie

Für δ-Tocotrienol wurde in mehreren Studien in Zellkulturen oder im Tierversuch eine tumorhemmende Wirkung nachgewiesen. Die Wirkung basiert auf mehreren Stoffwechselwegen, unter anderem auf Antiangiogenese. Eine Reihe vorhergehender Studien zeigte, dass γ- und δ-Tocotrienol eine Wirkungssteigerung verschiedener Medikamente zur Chemotherapie hervorrufen konnte (Gemcitabin,[15] Erlotinib und Gefitinib[16][17] Doxorubicin und Paclitaxel[18]).

Ionisierende Strahlung und UV-Strahlung

In den Jahren 2008, 2010 und 2012 wurde in Tierversuchen und in Versuchen an Stammzellen festgestellt, dass hochdosiertes δ-Tocotrienol eine erhebliche Schutzwirkung gegen ionisierende Strahlung entfalten kann. Mäuse, die subcutan mit δ-Tocotrienol behandelt wurden, überlebten zu 80 % eine ansonsten tödliche Belastung mit Gammastrahlung.[19] Mäuse, die mit einer Tocotrienol-Mischung gefüttert wurden, erlitten durch UVB-Licht weniger Hautschädigungen (Sonnenbrand und Tumorentwicklung) als Mäuse, die nur α-Tocopherol erhielten.[20]

Weitere Forschungsgebiete

Seit 1991 wird über weitere biologische Funktionen von Tocotrienolen berichtet, die überwiegend nicht bei Tocopherolen zu finden sind: Dies sind antiproliferative,[21][22][23][24] neuroprotektive[25] und entzündungshemmende[26][27] Eigenschaften. Diese Wirkungen wurden jedoch größtenteils nicht am Menschen nachgewiesen, sondern nur in Zellkulturen oder im Tierversuch gesehen.

Klinische Studien am Menschen

In klinischen Prüfungen werden Tocotrienole bei verschiedenen Erkrankungen erprobt,[28] z. B. bei der nicht-alkoholischen Fettleberkrankheit, bei kardiovaskulären Erkrankungen, bei Krebs[29] oder bei Osteoporose[30]. Generell wurden die verabreichten Dosen gut vertragen.[28]

Die vielfach zitierte Funktion der Cholesterinsenkung wurde teilweise nachgewiesen, teilweise ausdrücklich nicht nachgewiesen.

Geschichte

Die Erforschung der Tocotrienole begann Ende der 1950er Jahre, als ein Derivat des α-Tocopherols (5,7,8-Trimethyltocotrienol) 1959 in Reis beschrieben wurde.[31] 1961 wurde durch die Arbeiten von J. Bunyan und Mitarbeitern[32] schließlich die Bezeichnung „Tocotrienol“ als ungesättigte Form des Tocols (α-Tocopherol) geprägt, außerdem hatte die Arbeitsgruppe dessen biologische Bedeutung erkannt.

Im Vergleich zu den Tocopherolen als präsenter Vertreter des Vitamin E wurde vergleichsweise wenig Forschung an den Tocotrienolen betrieben, hierbei größtenteils an α-Tocotrienol.[1]

Literatur

  • Barrie Tan, Ronald Ross Watson, Victor R. Preedy (Hrsg.): Tocotrienols - Vitamin E Beyond Tocopherols. 2. Auflage. Crc Press Inc., 2012, ISBN 978-1-4398-8441-6 (englisch).
  • Chandan K. Sen et al.: Tocotrienols: Vitamin E beyond tocopherols. In: Life Sciences. Band 78, Nr. 18, 27. März 2006, S. 2088–2098, doi:10.1016/j.lfs.2005.12.001, PMID 16458936, PMC 1790869 (freier Volltext) – (englisch).
  • Chandan K. Sen et al.: Tocotrienols in health and disease: the other half of the natural vitamin E family. In: Molecular Aspects of Medicine. Band 28, Nr. 5-6, 2007, S. 692–728, doi:10.1016/j.mam.2007.03.001, PMID 17507086, PMC 2435257 (freier Volltext) – (englisch).

Einzelnachweise

  1. a b c Chandan K. Sen et al.: Tocotrienols in health and disease: the other half of the natural vitamin E family. In: Molecular Aspects of Medicine. Band 28, Nr. 5-6, 2007, S. 692–728, doi:10.1016/j.mam.2007.03.001, PMID 17507086, PMC 2435257 (freier Volltext) – (englisch).
  2. Kalyana Sundram et al.: Palm fruit chemistry and nutrition. In: Asia Pacific Journal of Clinical Nutrition. Band 12, Nr. 3, 2003, S. 355–362, PMID 14506001 (englisch).
  3. Mustafa Kiralan et al.: Composition and Functionality of Nigella sativa Fixed Oil. In: Black cumin (Nigella sativa) seeds: Chemistry, Technology, Functionality, and Applications. Springer International Publishing, Cham 2021, ISBN 978-3-03048798-0, S. 319–333, doi:10.1007/978-3-030-48798-0_20 (englisch).
  4. Faten M. Ibrahim et al.: Biochemical characterization, anti-inflammatory properties and ulcerogenic traits of some cold-pressed oils in experimental animals. In: Pharmaceutical Biology. Band 55, Nr. 1, 1. Januar 2017, S. 740–748, doi:10.1080/13880209.2016.1275705, PMID 28056572, PMC 6130677 (freier Volltext) – (englisch).
  5. Mohamed Fawzy Ramadan: Composition and functionality of clove (Syzygium aromaticum) fixed oil. In: Mohamed Fawzy Ramadan (Hrsg.): Clove (Syzygium aromaticum): Chemistry, Functionality and Applications. Academic Press, 2022, ISBN 978-0-323-88551-5, S. 423, doi:10.1016/B978-0-323-85177-0.00035-5 (englisch).
  6. a b Klaus Pietrzik, Ines Golly, Dieter Loew: Handbuch Vitamine: Für Prophylaxe, Therapie und Beratung. 1. Auflage. Urban&Fischer, Elsevier, München 2008, ISBN 978-3-437-55361-5, S. 291-291.
  7. a b Carlo Agostoni et al.: Scientific Opinion on Dietary Reference Values for vitamin E as α-tocopherol. In: EFSA (Hrsg.): EFSA Journal. Band 13, Nr. 7, 2015, S. 8–9, doi:10.2903/j.efsa.2015.4149 (englisch).
  8. A Kamal-Eldin L A Appelqvist: The chemistry and antioxidant properties of tocopherols and tocotrienols. Hrsg.: Lipids. 1996, doi:10.1007/BF02522884 (englisch).
  9. E Serbinova et al.: Free radical recycling and intramembrane mobility in the antioxidant properties of alpha-tocopherol and alpha-tocotrienol. Hrsg.: Free Radic Biol Med. doi:10.1016/0891-5849(91)90033-y (englisch).
  10. L. Packer, S. U. Weber, G. Rimbach: Molecular aspects of alpha-tocotrienol antioxidant action and cell signalling. In: J. Nutr. Band 131, Nr. 2, Februar 2001, S. 369S–373S, PMID 11160563.
  11. Patent DE69534536: VERWENDUNG ZUR TOPISCHEN ANWENDUNG VON TOCOTRIENOL AUF DIE HAUT UND HAARE. Veröffentlicht am 22. Juni 2006, Erfinder: Perricone, Nicholas V., Dr., Meriden, Conn., US. Veröffentlichter Text auf Deutsch
  12. Eintrag zu TOCOTRIENOLS in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 23. Oktober 2021.
  13. A. S. Adler, T. L. Kawahara, E. Segal, H. Y. Chang: Reversal of aging by NFkappaB blockade. In: Cell Cycle. 7(5), 1. Mar 2008, S. 556–559. Epub 2007 Dec 26. PMID 18256548.
  14. a b Mary Kaileh, Ranjan Sen: Role of NF-κB in the Anti-Inflammatory Effects of Tocotrienols. In: J Am Coll Nutr. 29(3 Suppl), Jun 2010, S. 334S-339S. PMID 20823493.
  15. a b K. Husain, R. A. Francois, T. Yamauchi, M. Perez, S. M. Sebti, M. P. Malafa: Vitamin E δ-tocotrienol augments the antitumor activity of gemcitabine and suppresses constitutive NF-κB activation in pancreatic cancer. In: Mol Cancer Ther. 10(12), Dez 2011, S. 2363–2372. Epub 2011 Oct 4. PMID 21971120.
  16. S. V. Bachawal, V. B. Wali, P. W. Sylvester: Combined gamma-tocotrienol and erlotinib/gefitinib treatment suppresses Stat and Akt signaling in murine mammary tumor cells. In: Anticancer Res. 30(2), Feb 2010, S. 429–437. PMID 20332450.
  17. Sunitha V Bachawal, Vikram B Wali, Paul W Sylvester: Enhanced antiproliferative and apoptotic response to combined treatment of γ-tocotrienol with erlotinib or gefitinib in mammary tumor cells. In: BMC Cancer. 10, 2010, S. 84. PMC 2841143 (freier Volltext).
  18. Peramaiyan Rajendran u. a.: γ-Tocotrienol is a novel inhibitor of constitutive and inducible STAT3 signalling pathway in human hepatocellular carcinoma: potential role as an antiproliferative, pro-apoptotic and chemosensitizing agent. In: Br J Pharmacol. 163(2), Mai 2011, S. 283–298. PMC 3087132 (freier Volltext).
  19. X. H. Li, D. Fu, N. H. Latif, C. P. Mullaney, P. H. Ney, S. R. Mog, M. H. Whitnall, V. Srinivasan, M. Xiao: Delta-tocotrienol protects mouse and human hematopoietic progenitors from gamma-irradiation through extracellular signal-regulated kinase/mammalian target of rapamycin signaling. In: Hematologica. 95(12), Dec 2010, S. 1996–1200. PMID 20823133.
  20. Y. Yamada, M. Obayashi, T. Ishikawa, Y. Kiso, Y. Ono, K. Yamashita: Dietary tocotrienol reduces UVB-induced skin damage and sesamin enhances tocotrienol effects in hairless mice. In: J Nutr Sci Vitaminol (Tokyo). 54(2), Apr 2008, S. 117–123. PMID 18490840.
  21. J. Y. Fu, D. R. Blatchford, L. Tetley, C. Dufès: Tumor regression after systemic administration of tocotrienol entrapped in tumor-targeted vesicles. In: J Control Release. 140(2), 3. Dez 2009, S. 95–. PMID 19709637.
  22. Vitamin E and Breast Cancer. In: J Nutr. 134(12 Suppl), Dez 2004, S. 3458S-3462S. PMID 15570054.
  23. N. Guthrie, A. Gapor, A. F. Chambers, K. K. Carroll: Inhibition of Proliferation of Estrogen Receptor-Negative MDA-MB-435 and -Positive MCF-7 Human Breast Cancer Cells by Palm Oil Tocotrienols and Tamoxifen, Alone and in Combination. 127(3), Mar 1997, S. 544S-548S. PMID 9082043.
  24. Shibata u. a.: Tocotrienol inhibits secretion of angiogenic factors from human colorectal adenocarcinoma cells by suppressing hypoxia-inducible factor-1alpha. In: J Nutr. 138(11), Nov 2008, S. 2136–2214. PMID 18936210.
  25. S. Khanna, S. Roy, A. Slivka, T. Craft, S. Chaki, C. Rink, M. Notestine, A. DeVries, N. Parinandi, C. Sen: Neuroprotective properties of the natural vitamin E alpha-tocotrienol. In: Stroke. Band 36, Nr. 10, 2005, S. 2258–2264, doi:10.1161/01.STR.0000181082.70763.22, PMID 16166580.
  26. S. J. Wu u. a.: Tocotrienol-rich fraction of palm oil exhibits anti-inflammatory property by suppressing the expression of inflammatory mediators in human monocytic cells. In: Mol Nutr Food Res. 52(8), Aug 2008, S. 921–992. PMID 18481320.
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