„Acylale“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Acylal1.png|mini|Allgemeine Strukturformel von Acylalen (R = H, organischer Rest).]]
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'''Acylale''' sind [[Organische Chemie|organische]] Verbindungen mit der Struktur RCH(OOCR)<sub>2</sub>. Hierbei sind zwei gleiche oder verschiedene [[Carbonsäuren]] über eine [[Methylengruppe|Methylenbrücke]] kovalent gebunden.<ref name="Hans Reimlinger">{{Literatur| Autor=Hans Reimlinger | Titel=Nomenklatur Organisch-Chemischer Verbindungen | Verlag=De Gruyter | Datum=2011 | ISBN=9783110883213 | Seiten=478 | Online={{Google Buch | BuchID=ZR6pczgr6l8C | Seite=478 }} }}</ref> Sie sind daher auch als [[Ester|Diester]] [[Geminal|geminaler]] Diole zu verstehen. In der präparativen Chemie dienen Acylale als [[Schutzgruppe|Schutzgruppen]] für [[Carbonylgruppe|Carbonylverbindungen]] wie Aldehyde und Ketone. Hierfür werden die Carbonyle mit [[Anhydride|Säureanhydriden]] und geeigneten Katalysatoren zu den entsprechenden Acylalen umgesetzt. Ein weiterer Syntheseweg geht von Carbonsäurechlormethylestern aus, die in aprotisch polaren Lösungsmittel (etwa [[Dimethylformamid]]) basenkatalysiert mit Carbonsäuren umgesetzt werden.
'''Acylale''' sind [[Organische Chemie|organische]] Verbindungen mit der Struktur RCH(OOCR)<sub>2</sub>. Hierbei sind zwei gleiche oder verschiedene [[Carbonsäuren]] über eine [[Methylengruppe|Methylenbrücke]] kovalent gebunden.<ref name="Hans Reimlinger">{{Literatur| Autor=Hans Reimlinger | Titel=Nomenklatur Organisch-Chemischer Verbindungen | Verlag=De Gruyter | Datum=2011 | ISBN=9783110883213 | Seiten=478 | Online={{Google Buch | BuchID=ZR6pczgr6l8C | Seite=478 }} }}</ref> Sie sind daher auch als [[Ester|Diester]] [[Geminal|geminaler]] Diole zu verstehen. In der präparativen Chemie dienen Acylale als [[Schutzgruppe|Schutzgruppen]] für [[Carbonylgruppe|Carbonylverbindungen]] wie Aldehyde und Ketone.<ref>{{Literatur| Autor= | Titel=Bismuth-Mediated Organic Reactions | Verlag=Springer | Datum= | ISBN=978-3-642-27238-7 | Seiten=46 | Online={{Google Buch | BuchID=_qjgRel5TcsC | Seite=46 }} }}</ref> Hierfür werden die Carbonyle mit [[Anhydride|Säureanhydriden]] und geeigneten Katalysatoren zu den entsprechenden Acylalen umgesetzt. Ein weiterer Syntheseweg geht von Carbonsäurechlormethylestern aus, die in aprotisch polaren Lösungsmittel (etwa [[Dimethylformamid]]) basenkatalysiert mit Carbonsäuren umgesetzt werden.


== Eigenschaften ==
== Eigenschaften ==

Version vom 25. November 2023, 16:57 Uhr

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Allgemeine Strukturformel von Acylalen (R = H, organischer Rest).

Acylale sind organische Verbindungen mit der Struktur RCH(OOCR)2. Hierbei sind zwei gleiche oder verschiedene Carbonsäuren über eine Methylenbrücke kovalent gebunden.[1] Sie sind daher auch als Diester geminaler Diole zu verstehen. In der präparativen Chemie dienen Acylale als Schutzgruppen für Carbonylverbindungen wie Aldehyde und Ketone.[2] Hierfür werden die Carbonyle mit Säureanhydriden und geeigneten Katalysatoren zu den entsprechenden Acylalen umgesetzt. Ein weiterer Syntheseweg geht von Carbonsäurechlormethylestern aus, die in aprotisch polaren Lösungsmittel (etwa Dimethylformamid) basenkatalysiert mit Carbonsäuren umgesetzt werden.

Eigenschaften

Die Hydrolyse von Acylalen wird sowohl von Säuren als auch von Basen katalysiert.[3]

Vorkommen

Neben ihrer Funktion als Schutzgruppe für Carbonylverbindungen finden sich Acylal-Strukturen in einigen biochemisch und pharmazeutisch relevanten Substanzen. 1985 wurde Fura-2AM[4] von Roger Tsien und Kollegen entwickelt - ein membrangängiges Derivat von Fura-2 - welches als Acetoxymethylester ("Acylal") vorliegt und mit der dadurch hohen Lipophilie zur passiven Diffusion befähigt ist und in Zellen eindringen kann. Endogene Esterasen spalten die Ester, setzen das Fura-2 frei welches als intrazellulärer Ca<sup>2+</sup>-Indikator dient.


Acylale finden sich auch in einigen Prodrug-Molekülen und sind dort beispielsweise Bestandteil von Resorptionsestern (siehe Candesartancilexetil). Ein anderer Prodrug-Ansatz wurde bei dem Arzneistoff Sultamicillin verfolgt - in diesem Molekül sind zwei Wirkstoffe (Ampicillin und Sulbactam) jeweils über ihre Carbonsäurefunktion über eine Acylal-Struktur kovalent verbunden. Dies führt zu einer Erhöhung der oralen Bioverfügbarkeit beider Arzneistoffe im Vergleich zur Einzelgabe.[5]

Einzelnachweise

  1. Hans Reimlinger: Nomenklatur Organisch-Chemischer Verbindungen. De Gruyter, 2011, ISBN 978-3-11-088321-3, S. 478 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Bismuth-Mediated Organic Reactions. Springer, ISBN 978-3-642-27238-7, S. 46 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. C.R. Noller: Lehrbuch der Organischen Chemie. Springer Berlin Heidelberg, 2013, ISBN 978-3-642-87324-9, S. 214 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Grzegorz Grynkiewicz, Martin Poenie, Roger Y. Tsien: A New Generation of Ca2+ Indicators with Greatly Improved Fluorescence Properties. In: The Journal of Biological Chemistry. Band 260, Nr. 6, 1985, S. 3440–3450.
  5. Gustav Paumgartner, Gerhard Steinbeck: Therapie innerer Krankheiten. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-10475-0, S. 1617 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).