„Gauß-Strahl“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
K hat „Gaußstrahl“ nach „Gauß-Strahl“ verschoben und dabei eine Weiterleitung überschrieben: vgl. Gauß-verteilung usw. |
Typo, Quellenangaben |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Das [[Optik|optische]] Konzept der ''' |
Das [[Optik|optische]] Konzept der '''Gauß-Strahlen''' (auch '''gaußsche Bündel''' genannt) verbindet Methoden der [[Geometrische Optik|Strahlen-]] und [[Wellenoptik]] zur Beschreibung der Lichtausbreitung. Er ist eine Lösung der [[Paraxiale Optik|paraxial]] genäherten [[Helmholtz-Gleichung]]. Ein Gauß-Strahl zeichnet sich durch ein [[transversal]]es Profil gemäß einer [[Gauß-Kurve]] (die [[Amplitude]] des [[Elektromagnetisches Feld|elektromagnetischen Feldes]] nimmt mit dem Abstand zur Ausbreitungsachse exponentiell ab) und ein [[longitudinal]]es [[Lorentz-Profil]] (er ist an einer Stelle, der ''Taille'', [[Fokus|fokussiert]] und „zerläuft“ mit zunehmendem Abstand zu ihr) aus. |
||
Gauß-Strahlen beschreiben besonders gut die Lichtemission vieler [[Laser]], aber sie lassen sich auch in vielen anderen Situationen elektromagnetischer Strahlung einsetzen. Besonders interessant sind sie, da sie [[Phase (Schwingung)|Phasenbetrachtungen]] wie die Wellenoptik erlauben, aber einfachen Rechenmethoden der Strahlenoptik gehorchen. |
|||
==Mathematische Beschreibung== |
==Mathematische Beschreibung== |
||
Für die mathematische Beschreibung eines |
Für die mathematische Beschreibung eines Gauß-Strahls verwendet man [[Zylinderkoordinaten]], setzt die Ausbreitungsrichtung als z-Achse und die [[Strahltaille]] als ''z'' = 0. Dann ist die komplexe Feldamplitude (die Phase berücksichtigend) in Abhängigkeit vom Abstand ''r'' zur Achse und der Entfernung ''z'' zur Taille: |
||
:<math>E(r,z) = E_0 \; \frac{w_0}{w(z)} \cdot \mathrm{e}^{-(\frac{r}{w(z)})^2} \cdot \mathrm{e}^{-i k \frac{r^2}{2R(z)}} \cdot \mathrm{e}^{i (\zeta(z) - k z)} </math> |
:<math>E(r,z) = E_0 \; \frac{w_0}{w(z)} \cdot \mathrm{e}^{-(\frac{r}{w(z)})^2} \cdot \mathrm{e}^{-i k \frac{r^2}{2R(z)}} \cdot \mathrm{e}^{i (\zeta(z) - k z)} </math> |
||
Zeile 13: | Zeile 13: | ||
:<math>I(r,z) = I_0 \left( \frac{w_0}{w(z)} \right)^2 \mathrm{e}^{- \frac{2 r^2}{w^2(z)}} </math> |
:<math>I(r,z) = I_0 \left( \frac{w_0}{w(z)} \right)^2 \mathrm{e}^{- \frac{2 r^2}{w^2(z)}} </math> |
||
Dabei sind i die [[imaginäre Einheit]] mit <math>i^2 = -1</math>, <math>k = \frac{2 \pi}{\lambda}</math> die [[Wellenzahl]] und <math>E_0</math> bzw. <math>I_0</math> die Werte an der Stelle <math>(r = 0,\ z = 0)</math>. Die Parameterfunktionen ''w''(''z''), ''R''(''z'') und ζ(''z'') werden im folgenden definiert und beschreiben die Geometrie des |
Dabei sind i die [[imaginäre Einheit]] mit <math>i^2 = -1</math>, <math>k = \frac{2 \pi}{\lambda}</math> die [[Wellenzahl]] und <math>E_0</math> bzw. <math>I_0</math> die Werte an der Stelle <math>(r = 0,\ z = 0)</math>. Die Parameterfunktionen ''w''(''z''), ''R''(''z'') und ζ(''z'') werden im folgenden definiert und beschreiben die Geometrie des Gauß-Strahles. |
||
Die [[Intensität (Physik)|Intensität]] (Leistung pro Fläche) ist im Experiment schwerer zugänglich als die Leistung. Das Intensitätsmaximum <math> I_0 </math> lässt sich durch die [[Leistung (Physik)|Leistung]] <math> P </math> durch |
Die [[Intensität (Physik)|Intensität]] (Leistung pro Fläche) ist im Experiment schwerer zugänglich als die Leistung. Das Intensitätsmaximum <math> I_0 </math> lässt sich durch die [[Leistung (Physik)|Leistung]] <math> P </math> durch |
||
Zeile 23: | Zeile 23: | ||
=== Transversales Profil === |
=== Transversales Profil === |
||
[[Bild:Gaussian beam with german description.svg|thumb|350px| |
[[Bild:Gaussian beam with german description.svg|thumb|350px|Gauß-Strahl (schematisch) mit Abmessungen, Strahlradius in rot und Wellenfronten auf der positiven z-Achse]] |
||
Wie bereits erwähnt, hat der |
Wie bereits erwähnt, hat der Gauß-Strahl ein transversales Profil gemäß einer [[Gauß-Kurve]]. Als Strahlradius ''w'' definiert man den Abstand zur z-Achse, an dem die Amplitude auf 1/''[[eulersche Zahl|e]]'' (ca. 36 %), die Intensität also auf 1/''e²'', gefallen ist. Der minimale Strahlradius, also bei ''z'' = 0, der Taille, wird <math>w_0</math> genannt, und in Abhängigkeit vom Abstand ''z'' entlang der Achse verhält sich der Strahlradius dann im Nahfeld gemäß |
||
:<math>w(z) = w_0 \, \sqrt{1 + {\left( \frac{z}{z_0} \right)}^2 } </math> |
:<math>w(z) = w_0 \, \sqrt{1 + {\left( \frac{z}{z_0} \right)}^2 } </math> |
||
mit der [[ |
mit der [[Rayleigh-Länge]] |
||
:<math>z_0 = \frac{\pi\cdot w_0^2}{\lambda} </math> |
:<math>z_0 = \frac{\pi\cdot w_0^2}{\lambda} </math> |
||
Zeile 54: | Zeile 54: | ||
===Divergenz=== |
===Divergenz=== |
||
Betrachtet man den Verlauf von <math>w(z)</math> für <math>z \gg z_0</math>, nähert er sich einer Geraden - dies zeigt die Verbindung zur Strahlenoptik auf. Wie stark der |
Betrachtet man den Verlauf von <math>w(z)</math> für <math>z \gg z_0</math>, nähert er sich einer Geraden - dies zeigt die Verbindung zur Strahlenoptik auf. Wie stark der Gauß-Strahl verläuft, sich also transversal ausdehnt, lässt sich dann durch den Winkel zwischen dieser Geraden und der z-Achse angeben, dies nennt man die Divergenz: |
||
:<math>\theta_\mathrm{div} = \frac{\Theta}{2} = \arctan \left( \frac{w_0}{z_0} \right) = \arctan \left( \frac{\lambda}{\pi w_0} \right) </math> |
:<math>\theta_\mathrm{div} = \frac{\Theta}{2} = \arctan \left( \frac{w_0}{z_0} \right) = \arctan \left( \frac{\lambda}{\pi w_0} \right) </math> |
||
Zeile 61: | Zeile 61: | ||
===Gouy-Phase=== |
===Gouy-Phase=== |
||
In der Wellenphase taucht auch ein Term auf, der die ''Gouy-Phase'' des |
In der Wellenphase taucht auch ein Term auf, der die ''[[Gouy-Phase]]'' des Gauß-Strahls genannt wird: |
||
:<math>\zeta(z) = \arctan \left( \frac{z}{z_0} \right) \ .</math> |
:<math>\zeta(z) = \arctan \left( \frac{z}{z_0} \right) \ .</math> |
||
Zeile 68: | Zeile 68: | ||
== Matrizenoptik == |
== Matrizenoptik == |
||
Der große Vorteil des |
Der große Vorteil des Gauß-Strahlen-Modells besteht darin, dass das [[Kalkül]] der [[Matrizenoptik]] sich vollständig auf sie übertragen lässt. Definiert man den Parameter <math>q(z) = z + iz_0</math>, so wirkt die ABCD-Matrix eines optischen Elementes auf ihn gemäß |
||
:<math>q_1(z) = \frac{Aq_0 + B}{Cq_0 + D} \ .</math> |
:<math>q_1(z) = \frac{Aq_0 + B}{Cq_0 + D} \ .</math> |
||
Zeile 76: | Zeile 76: | ||
==Literatur== |
==Literatur== |
||
* |
*{{Literatur|Autor=Dieter Meschede|Titel=Optik, Licht und Laser|Verlag=Teubner B.G. GmbH|ISBN=3519132486|Auflage=2.|Jahr=2005|}} |
||
* |
*{{Literatur|Autor=Eugene Hecht|Titel=Optik|Verlag=Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München|ISBN=3486273590|Auflage=4.|Jahr=2005}} |
||
==Weblinks== |
|||
* [http://www.linos.com/pages/mediabase/original/fokussierung-aufweitung-von-laserstrahlung_2186.pdf Fokussierung und Aufweitung von Laserstrahlung, Linos Katalogauszug] |
* [http://www.linos.com/pages/mediabase/original/fokussierung-aufweitung-von-laserstrahlung_2186.pdf Fokussierung und Aufweitung von Laserstrahlung, Linos Katalogauszug] |
||
* [http://www.mellesgriot.com/pdf/CatalogX/X_02_2-5.pdf Gaussian Beam Propagation, Melles-Griot Katalogauszug] |
* [http://www.mellesgriot.com/pdf/CatalogX/X_02_2-5.pdf Gaussian Beam Propagation, Melles-Griot Katalogauszug] |
Version vom 4. Juli 2008, 11:20 Uhr
Das optische Konzept der Gauß-Strahlen (auch gaußsche Bündel genannt) verbindet Methoden der Strahlen- und Wellenoptik zur Beschreibung der Lichtausbreitung. Er ist eine Lösung der paraxial genäherten Helmholtz-Gleichung. Ein Gauß-Strahl zeichnet sich durch ein transversales Profil gemäß einer Gauß-Kurve (die Amplitude des elektromagnetischen Feldes nimmt mit dem Abstand zur Ausbreitungsachse exponentiell ab) und ein longitudinales Lorentz-Profil (er ist an einer Stelle, der Taille, fokussiert und „zerläuft“ mit zunehmendem Abstand zu ihr) aus.
Gauß-Strahlen beschreiben besonders gut die Lichtemission vieler Laser, aber sie lassen sich auch in vielen anderen Situationen elektromagnetischer Strahlung einsetzen. Besonders interessant sind sie, da sie Phasenbetrachtungen wie die Wellenoptik erlauben, aber einfachen Rechenmethoden der Strahlenoptik gehorchen.
Mathematische Beschreibung
Für die mathematische Beschreibung eines Gauß-Strahls verwendet man Zylinderkoordinaten, setzt die Ausbreitungsrichtung als z-Achse und die Strahltaille als z = 0. Dann ist die komplexe Feldamplitude (die Phase berücksichtigend) in Abhängigkeit vom Abstand r zur Achse und der Entfernung z zur Taille:
Die zu dieser Feldstärke gehörende Intensität ist dann:
Dabei sind i die imaginäre Einheit mit , die Wellenzahl und bzw. die Werte an der Stelle . Die Parameterfunktionen w(z), R(z) und ζ(z) werden im folgenden definiert und beschreiben die Geometrie des Gauß-Strahles.
Die Intensität (Leistung pro Fläche) ist im Experiment schwerer zugänglich als die Leistung. Das Intensitätsmaximum lässt sich durch die Leistung durch
schreiben. (Beweis durch Integration über die Fokalebene.)
Interpretation der Parameter
Transversales Profil
Wie bereits erwähnt, hat der Gauß-Strahl ein transversales Profil gemäß einer Gauß-Kurve. Als Strahlradius w definiert man den Abstand zur z-Achse, an dem die Amplitude auf 1/e (ca. 36 %), die Intensität also auf 1/e², gefallen ist. Der minimale Strahlradius, also bei z = 0, der Taille, wird genannt, und in Abhängigkeit vom Abstand z entlang der Achse verhält sich der Strahlradius dann im Nahfeld gemäß
mit der Rayleigh-Länge
Axiales Profil
Im Abstand der Rayleighlänge von der Strahltaille ist der Strahl auf
verbreitert. Die Rayleighlänge ist folglich der Abstand, bei dem sich die Strahlfläche in Bezug auf die kleinste Taille verdoppelt hat.
Der Abstand zwischen dem linken und rechten Punkt mit wird bi- oder konfokaler Parameter genannt:
Damit ist die Amplitude also an einer bestimmten z-Koordinate auf das -fache abgefallen. Dies entspricht einem Lorentz-Profil.
Krümmung
Die Exponentialfunktionen mit imaginären Exponenten bestimmen die Phasenlage der Welle bei . Dabei bestimmt der Parameter R(z) anschaulich, wie stark die Phase an achsfernen Punkten verzögert ist, also, wie stark die Wellenfronten gekrümmt sind, und heißt deshalb Krümmungsradius. Er berechnet sich zu
Divergenz
Betrachtet man den Verlauf von für , nähert er sich einer Geraden - dies zeigt die Verbindung zur Strahlenoptik auf. Wie stark der Gauß-Strahl verläuft, sich also transversal ausdehnt, lässt sich dann durch den Winkel zwischen dieser Geraden und der z-Achse angeben, dies nennt man die Divergenz:
Diese Beziehung führt zu dem Effekt, dass die Divergenz bei starker Fokussierung größer wird: ist die Strahltaille schmal, verläuft der Strahl in großen Entfernungen stark. Man muss also einen Kompromiss aus Fokussierung und Reichweite finden.
Gouy-Phase
In der Wellenphase taucht auch ein Term auf, der die Gouy-Phase des Gauß-Strahls genannt wird:
Diese liefert einen Phasenunterschied von beim Übergang von zu , dies entspricht dem „Umklappen“ der klassischen Strahlenoptik im Fokus.
Matrizenoptik
Der große Vorteil des Gauß-Strahlen-Modells besteht darin, dass das Kalkül der Matrizenoptik sich vollständig auf sie übertragen lässt. Definiert man den Parameter , so wirkt die ABCD-Matrix eines optischen Elementes auf ihn gemäß
Siehe auch
Literatur
- Dieter Meschede: Optik, Licht und Laser. 2. Auflage. Teubner B.G. GmbH, 2005, ISBN 3-519-13248-6.
- Eugene Hecht: Optik. 4. Auflage. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München, 2005, ISBN 3-486-27359-0.