„Ophiocordyceps unilateralis“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
3.Teil üa
Zeile 31: Zeile 31:
== Ökologie und Verbreitung ==
== Ökologie und Verbreitung ==
Die Pilzsporen keimen auf dem Exoskelett von Ameisen. Befallen werden vor allem ''[[Camponotus leonardi]]'', aber auch andere Vertreter der [[Rossameisen]] und Arten von ''[[Polyrhachis]]''<ref name=ponto/>. Die [[Hyphe]]n dringen in den Körper des Insekts ein und beeinflussen dessen Verhalten. Das Insekt bewegt sich nach einer Infektionsperiode von drei bis sechs Tagen an einen Platz, der für den Pilz optimale Lebensbedingungen bietet und stirbt dort. Der Pilz manipuliert die Ameise so, dass sie sich auf verschiedenen Oberflächen wie Blattunterseiten oder Rinden festbeißt. Dieses Verhalten wird als erweiterter [[Phänotyp]] des Pilzes gedeutet, da das Festbeißen eine Ortsfixierung für den Pilz bedeutet, um optimierte Umweltbedingungen für die Fruchtkörperentwicklung zu schaffen<ref name=ponto/>. Oft werden hohen Dichten an toten Ameisen in tropischen Wäldern beobachtet, sodass diese Funde als Friedhöfe bezeichnet werden. Der Pilz bildet nun die Fruchtkörper und neue Sporen.<ref>[http://idw-online.de/pages/de/news382796 ''Pilze programmieren Ameisen um – schon seit Jahrmillionen''], in: [[Informationsdienst Wissenschaft]] vom 18. August 2010, abgerufen am 31. August 2010</ref>. Die für eine Windverbreitung zu schweren Sporen fallen zu Boden, bilden dort Sekundärsporen und infizieren vorbeilaufende Ameisen und schließen so den Zyklus<ref>Evans HC. Mycopathogens of Insects of Epigeal and Aerial Habitats. In: Wilding N, Collins NM, Hammond PM, Webber JF, editors. Insect-Fungal Interactions. London: Academic Press; 1989. pp. 205–238.</ref> Die Ameisen haben als vermutende Ausweichstrategie ihre Nester meist weit oben in den Baumkronen und kommen nur selten auf den Boden, wo die Infektionsgefahr am größten ist, da der Pilz hohe Luftfeuchte benötigt.
Die Pilzsporen keimen auf dem Exoskelett von Ameisen. Befallen werden vor allem ''[[Camponotus leonardi]]'', aber auch andere Vertreter der [[Rossameisen]] und Arten von ''[[Polyrhachis]]''<ref name=ponto/>. Die [[Hyphe]]n dringen in den Körper des Insekts ein und beeinflussen dessen Verhalten. Das Insekt bewegt sich nach einer Infektionsperiode von drei bis sechs Tagen an einen Platz, der für den Pilz optimale Lebensbedingungen bietet und stirbt dort. Der Pilz manipuliert die Ameise so, dass sie sich auf verschiedenen Oberflächen wie Blattunterseiten oder Rinden festbeißt. Dieses Verhalten wird als erweiterter [[Phänotyp]] des Pilzes gedeutet, da das Festbeißen eine Ortsfixierung für den Pilz bedeutet, um optimierte Umweltbedingungen für die Fruchtkörperentwicklung zu schaffen<ref name=ponto/>. Oft werden hohen Dichten an toten Ameisen in tropischen Wäldern beobachtet, sodass diese Funde als Friedhöfe bezeichnet werden. Der Pilz bildet nun die Fruchtkörper und neue Sporen.<ref>[http://idw-online.de/pages/de/news382796 ''Pilze programmieren Ameisen um – schon seit Jahrmillionen''], in: [[Informationsdienst Wissenschaft]] vom 18. August 2010, abgerufen am 31. August 2010</ref>. Die für eine Windverbreitung zu schweren Sporen fallen zu Boden, bilden dort Sekundärsporen und infizieren vorbeilaufende Ameisen und schließen so den Zyklus<ref>Evans HC. Mycopathogens of Insects of Epigeal and Aerial Habitats. In: Wilding N, Collins NM, Hammond PM, Webber JF, editors. Insect-Fungal Interactions. London: Academic Press; 1989. pp. 205–238.</ref> Die Ameisen haben als vermutende Ausweichstrategie ihre Nester meist weit oben in den Baumkronen und kommen nur selten auf den Boden, wo die Infektionsgefahr am größten ist, da der Pilz hohe Luftfeuchte benötigt.
Der Pilz kommt weltweit in tropischen und subtropischen Wäldern vor.<ref name=Evans/> In der [[Grube Messel]] wurden 48 Millionen alte Fossilfunde von Ameisen gefunden, die sich in die Blätter verbissen haben, was das Alter dieser Verhaltensmanipulation unterstreicht. <ref>[http://rsbl.royalsocietypublishing.org/content/early/2010/08/16/rsbl.2010.0521 Hughes, David P.; Wappler, Torsten]; Labandeira, Conrad C. (August 18, 2010). "Ancient death-grip leaf scars reveal ant–fungal parasitism". Biology Letters (The Royal Society) 6 </ref>
Der Pilz kommt weltweit in tropischen und subtropischen Wäldern vor.<ref name=Evans/>



== Systematik ==
== Systematik ==
''Ophiocordyceps unilateralis'' wurde lange wie alle [[Kernkeulen]] in die Gattung ''Cordyceps'' innerhalb der Cordycipitaceae gestellt. Inzwischen wird die Kernkeulen aber in drei Gattungen und zwei Familien aufgeteilt. ''Ophiocordyceps unilateralis'' wird zu den Ophiocordycipitaceae gestellt <ref>Sung GH, Hywel-Jones NL, Sung JM, Luangsa-Ard JJ, Shrestha B,et al. (2007). "Phylogenetic classification of Cordyceps and the clavicipitaceous fungi". Studies in Mycology 57: 5–59. doi:10.3114/sim.2007.57.01</ref>
''Ophiocordyceps unilateralis'' wurde lange wie alle [[Kernkeulen]] in die Gattung ''Cordyceps'' innerhalb der Cordycipitaceae gestellt. Inzwischen wird die Kernkeulen aber in drei Gattungen und zwei Familien aufgeteilt. ''Ophiocordyceps unilateralis'' wird zu den Ophiocordycipitaceae gestellt <ref>Sung GH, Hywel-Jones NL, Sung JM, Luangsa-Ard JJ, Shrestha B,et al. (2007). "Phylogenetic classification of Cordyceps and the clavicipitaceous fungi". Studies in Mycology 57: 5–59. doi:10.3114/sim.2007.57.01</ref>

==Medizinisches Potential==
''Ophiocordyceps unilateralis'' enthält eingie bioaktive Substanzen, die potentielle Mittel bei [[Immunmodulation]], gegen [[Tumor]], [[Hypoglykämie]] und [[Hypocholesterinämie]] darstellen. <ref>
{{cite journal
| author = Xiao JH, Zhong JJ.
| year = 2007
| month = June
| title = Secondary Metabolites from Cordyceps Species and Their Antitumor Activity Studies
| journal = [[Recent Patents on Biotechnology]]
| volume = 1
| issue = 2
| pages = 123–137
| issn = 1872-2083
| doi = 10.2174/187220807780809454
| pmid = 19075836
| url = http://www.ingentaconnect.com/content/ben/biot/2007/00000001/00000002/art00002
}}</ref>
Sechs bioaktive [[1,4-Naphthochinon|Naphthochinon]]-Derivate wurden aus ''Ophiocordyceps unilateralis'' isoliert, die
[[in vitro]] Wirkung gegen [[Malaria]] zeigten .<ref name="kittakoopa">
{{cite journal
| author = Kittakoopa, P.; Punyaa, J.; Kongsaeree, P.; Lertwerawat, Y.; Jintasirikul, A.; Tanticharoena, M. and Thebtaranonth, Y.
| authorlink =
| year = 1999
| month = October
| title = Bioactive naphthoquinones from ''Cordyceps unilateralis''.
| journal = [[Phytochemistry (journal)|Phytochemistry]]
| volume = 52
| issue = 3
| pages = 453–457
| issn = 0031-9422
| doi = 10.1016/S0031-9422(99)00272-1
| url = http://www.sciencedirect.com/science?_ob=ArticleURL&_udi=B6TH7-3X889NT-H&_user=10&_coverDate=10%2F31%2F1999&_rdoc=1&_fmt=high&_orig=search&_sort=d&_docanchor=&view=c&_acct=C000050221&_version=1&_urlVersion=0&_userid=10&md5=4234e873a4e2e5194249ec2a8515105e
}}</ref> <ref>
{{cite journal
| author = Wongsa P, Tasanatai K, Watts P, Hywel-Jones N
| authorlink =
| year = 2005
| month = August
| title = Isolation and in vitro cultivation of the insect pathogenic fungus Cordyceps unilateralis
| journal = [[Mycological Research]]
| volume = 109
| issue = Pt 8
| pages = 936–940
| issn = 0953-7562
| doi = 10.1017/S0953756205003321
| pmid = 16175796
| url = http://www.sciencedirect.com/science?_ob=ArticleURL&_udi=B7XMR-4RS503Y-G&_user=10&_coverDate=08%2F31%2F2005&_rdoc=1&_fmt=high&_orig=search&_sort=d&_docanchor=&view=c&_acct=C000050221&_version=1&_urlVersion=0&_userid=10&md5=967a046938af39dfa67a73986d3cfdd4
}}</ref>
Es gibt auch Untersuchungen, die rote Naphthoquinonpigmente als Farbstoff in der Lebensmittel- oder Kosmetikindustrie zu nutzen. <ref>
{{cite journal
| author = Unagul, P.; Wongsa, P.; Kittakoop, P.; Intamas, S.; Srikitikulchai, P. and Tanticharoen, M.
| year = 2005
| month = April
| title = Production of red pigments by the insect pathogenic fungus Cordyceps unilateralis
| journal = [[Journal of Industrial Microbiology & Biotechnology]]
| volume = 32
| issue = 4
| pages = 135–140
| issn = 1367-5435
| doi = 10.1007/s10295-005-0213-6
| pmid = 15891934
| url = http://www.springerlink.com/content/p534744765456460/
}}</ref>


== Quellen ==
== Quellen ==

Version vom 15. Februar 2011, 23:04 Uhr

Ophiocordyceps unilateralis

Eine mit Ophiocordyceps unilateralis infizierte Ameise beißt sich auf der Unterseite eines Blattes fest. Das untere Bild ist um 180° gedreht, um Einzelheiten besser zu zeigen.

Systematik
Reich: Pilze (Fungi)
Ordnung: Hypocreales
Familie: Ophiocordycipitaceae
Gattung: Ophiocordyceps
Art: Ophiocordyceps unilateralis
Wissenschaftlicher Name
Ophiocordyceps unilateralis
(Tul.) Sacc.

Ophiocordyceps unilateralis ist eine parasitische Pilz-Art, die auf Ameisen wächst und deren Verhalten manipuliert.

Merkmale

Durch die pantropische Verbreitung und Vorkommen auf verschiedenen Wirtsarten ist der Pilz sehr variabel und es sind mehrere Anamorphe beschrieben.[1] Die Fruchtkörper bestehen aus einer drahtigen aber biegsamen dunkel pigmentierten Keule, die direkt aus der Rückseite des Kopfes der verendeten Ameise wächst. Seitlich befinden sich die Fruchtschicht in Form von Platten, das Stroma, in welchem Perithecien gebildet werden, aus denen die relativ großen Sporen freigegeben werden. [2] Bei manchen Formen erscheinen die Platten mit den Perithecien endständig, bei anderen verfließen sie ineinander und es bildet sich ein Köpfchen[1].


Ökologie und Verbreitung

Die Pilzsporen keimen auf dem Exoskelett von Ameisen. Befallen werden vor allem Camponotus leonardi, aber auch andere Vertreter der Rossameisen und Arten von Polyrhachis[2]. Die Hyphen dringen in den Körper des Insekts ein und beeinflussen dessen Verhalten. Das Insekt bewegt sich nach einer Infektionsperiode von drei bis sechs Tagen an einen Platz, der für den Pilz optimale Lebensbedingungen bietet und stirbt dort. Der Pilz manipuliert die Ameise so, dass sie sich auf verschiedenen Oberflächen wie Blattunterseiten oder Rinden festbeißt. Dieses Verhalten wird als erweiterter Phänotyp des Pilzes gedeutet, da das Festbeißen eine Ortsfixierung für den Pilz bedeutet, um optimierte Umweltbedingungen für die Fruchtkörperentwicklung zu schaffen[2]. Oft werden hohen Dichten an toten Ameisen in tropischen Wäldern beobachtet, sodass diese Funde als Friedhöfe bezeichnet werden. Der Pilz bildet nun die Fruchtkörper und neue Sporen.[3]. Die für eine Windverbreitung zu schweren Sporen fallen zu Boden, bilden dort Sekundärsporen und infizieren vorbeilaufende Ameisen und schließen so den Zyklus[4] Die Ameisen haben als vermutende Ausweichstrategie ihre Nester meist weit oben in den Baumkronen und kommen nur selten auf den Boden, wo die Infektionsgefahr am größten ist, da der Pilz hohe Luftfeuchte benötigt. Der Pilz kommt weltweit in tropischen und subtropischen Wäldern vor.[1] In der Grube Messel wurden 48 Millionen alte Fossilfunde von Ameisen gefunden, die sich in die Blätter verbissen haben, was das Alter dieser Verhaltensmanipulation unterstreicht. [5]

Systematik

Ophiocordyceps unilateralis wurde lange wie alle Kernkeulen in die Gattung Cordyceps innerhalb der Cordycipitaceae gestellt. Inzwischen wird die Kernkeulen aber in drei Gattungen und zwei Familien aufgeteilt. Ophiocordyceps unilateralis wird zu den Ophiocordycipitaceae gestellt [6]

Medizinisches Potential

Ophiocordyceps unilateralis enthält eingie bioaktive Substanzen, die potentielle Mittel bei Immunmodulation, gegen Tumor, Hypoglykämie und Hypocholesterinämie darstellen. [7] Sechs bioaktive Naphthochinon-Derivate wurden aus Ophiocordyceps unilateralis isoliert, die in vitro Wirkung gegen Malaria zeigten .[8] [9] Es gibt auch Untersuchungen, die rote Naphthoquinonpigmente als Farbstoff in der Lebensmittel- oder Kosmetikindustrie zu nutzen. [10]

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Evans, H.C., Samson, R.A., 1984. Cordyceps species and their anamorphs pathogenic on ants (Formicidae) in tropical forest ecosystems II. The Camponotus (Formicinae) complex. Trans, Br. mycol. Soc, 82: 127-150.
  2. a b c Pontoppidan, MB, Himaman, W,, Hywel-Jones, NL, Boomsma, JJ Hughes DP, Graveyards on the Move: The Spatio-Temporal Distribution of Dead Ophiocordyceps-Infected Ants. PLoS ONE. 2009; 4(3): e4835
  3. Pilze programmieren Ameisen um – schon seit Jahrmillionen, in: Informationsdienst Wissenschaft vom 18. August 2010, abgerufen am 31. August 2010
  4. Evans HC. Mycopathogens of Insects of Epigeal and Aerial Habitats. In: Wilding N, Collins NM, Hammond PM, Webber JF, editors. Insect-Fungal Interactions. London: Academic Press; 1989. pp. 205–238.
  5. Hughes, David P.; Wappler, Torsten; Labandeira, Conrad C. (August 18, 2010). "Ancient death-grip leaf scars reveal ant–fungal parasitism". Biology Letters (The Royal Society) 6
  6. Sung GH, Hywel-Jones NL, Sung JM, Luangsa-Ard JJ, Shrestha B,et al. (2007). "Phylogenetic classification of Cordyceps and the clavicipitaceous fungi". Studies in Mycology 57: 5–59. doi:10.3114/sim.2007.57.01
  7. Xiao JH, Zhong JJ.: Secondary Metabolites from Cordyceps Species and Their Antitumor Activity Studies. In: Recent Patents on Biotechnology. 1. Jahrgang, Nr. 2, Juni 2007, ISSN 1872-2083, S. 123–137, doi:10.2174/187220807780809454, PMID 19075836 (ingentaconnect.com).
  8. Kittakoopa, P.; Punyaa, J.; Kongsaeree, P.; Lertwerawat, Y.; Jintasirikul, A.; Tanticharoena, M. and Thebtaranonth, Y.: Bioactive naphthoquinones from Cordyceps unilateralis. In: Phytochemistry. 52. Jahrgang, Nr. 3, Oktober 1999, ISSN 0031-9422, S. 453–457, doi:10.1016/S0031-9422(99)00272-1 (sciencedirect.com).
  9. Wongsa P, Tasanatai K, Watts P, Hywel-Jones N: Isolation and in vitro cultivation of the insect pathogenic fungus Cordyceps unilateralis. In: Mycological Research. 109. Jahrgang, Pt 8, August 2005, ISSN 0953-7562, S. 936–940, doi:10.1017/S0953756205003321, PMID 16175796 (sciencedirect.com).
  10. Unagul, P.; Wongsa, P.; Kittakoop, P.; Intamas, S.; Srikitikulchai, P. and Tanticharoen, M.: Production of red pigments by the insect pathogenic fungus Cordyceps unilateralis. In: Journal of Industrial Microbiology & Biotechnology. 32. Jahrgang, Nr. 4, April 2005, ISSN 1367-5435, S. 135–140, doi:10.1007/s10295-005-0213-6, PMID 15891934 (springerlink.com).