„Baumwollkapselkäfer“ – Versionsunterschied

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Version vom 21. Dezember 2011, 14:02 Uhr

Baumwollkapselkäfer
Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Rüsselkäfer (Curculionidae)
Unterfamilie: Curculioninae
Gattung: Anthonomus
Art: Baumwollkapselkäfer
Wissenschaftlicher Name
grandis
Boheman, 1843

Der Baumwollkapselkäfer (Anthonomus grandis) ist ein Art aus der Familie der Rüsselkäfer, der sich von Knospen und Blüten der Baumwollpflanze ernährt. Ursprünglich in Mittelamerika beheimatet breitete er sich im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in die Baumwollanbaugebiete im Süden der USA aus und richtete in der dortigen Wirtschaft schweren Schaden an. Im späten 20. Jahrhundert entwickelte er sich auch in Südamerika zu einem ernsthaften Schädling. Seit 1978 läuft in den USA ein großflächiges Bekämpfungspogramm, das die Wiederaufnahme des Baumwollanbaus in vielen Regionen ermöglichte.


Fortpflanzung

Die erwachsenen Käfer überwintern in durchlässigen Bodenregionen im Bereich von Baumwollplantagen. Der Befall der Pflanzen erfolhgt zwischen dem frühen Frühjahr und dem Hochsommer wobei der Höhepunkt des Befalls im späten Frühjahr liegt. Dabei werden unreife Samenkapseln der Baumwolle gefressen. Innerhalb von 10-12 Tagen werden von den Weibchen ca. 200 Eier an den Blütenknopsen abgelegt. Aus diesen Eiern schlüpfen innerhalb weniger Tage Larven, die sich nach einer bis anderthalb Wochen verpuppen. Aus den Puppen schlüpfen nach einer weiteren Woche die erwachsenen Käfer. Unter idealen Bedingungen können auf diese Weise pro Jahr acht bis zehn Käfergenerationen durchlaufen werden. In diesem Fall kann ein Paar Baumwollkapselkäfer zwischen Frühjahrsbeginn und erstem Frost 134 Millionen Nachkommen produzieren[1].


Natürliche Feinde

Bei Temperaturen unterhalb von -5°C beginnen Baumwollkapselkäfer, abzusterben. Nach Untersuchungen der Unversität von Missouri sind die Käfer nicht in der Lage, länger als eine Stunde bei -15°C zu überleben. Dementsprechend spielt die Wärmeisolierung durch trockenes Laub, Ernterückstände und eine Schneedecke für ihr Überleben eine elementare Rolle.

Auch extreme Hitze und Trockenheit schaden den Käfern. Zu ihren natürlichen Feinden zählen Feuerameisen, der Erzwespe Catolaccus grandis, andere Insekten, Spinnen und Vögel.

%BILD - KÄFERLARVE UND WESPE



Ausbreitung

Im Jahr 1892 wurden die Käfer erstmalig nördlich des Rio Grande nachgewiesen[2]. Alabama wurde 1915 erreicht. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts war er sich mit einer Geschwindigkeit von 60 bis 250 Kilometer pro Jahr in alle Baumwollanbaugebieten im Norden der USA ausgebreitet und ist dort bis heute der wichtigste Schädling im Baumwollanbau.

In Venezuela trat der Baumwollkapselkäfer erstmalig 1949, in Kolumbien 1950 auf.[3] Lange Zeit wurde das Amazonasgebiet mit seinen Regenwäldern für eine Ausbreitungsbarriere gehalten, doch 1983 wurden die Käfer erstmalig auch in Brasilien gefunden, wo sie inzwischen schätzungsweise 90% der Baumwollplantagen befallen. Internationale Organisationen haben bereits Bekämpfungspogramme ähnlich denen in den USA angeregt.


Plage im Süden der USA

Die Schäden, die er seit seinem Auftreten angerichtet hat, werden auf ca. 13 Milliarden US-Dollar beziffert. Momentan betragen die durch ihn versursachten Schäden etwa 300 Millionen Dollar pro Jahr[2].

In den 1920er Jahren verursachte der Baumwollkapselkäfer eine schwere Krise des Baumwollanbaus im Süden der USA, die sich durch die Weltwirtschaftskrise in den 1920er Jahren noch verschäfte.

Über die Schadwirkung durch den Käfer berichtet Mose Austin aus South Carolina:

De cotton come up and started to growin', and, suh, befo' de middle of May I looks down one day and sees de boll weevil settin' up dere in de top of dem little cotton stalks waitin' for de squares to fo'm. So all dat gewano us hauled and put down in 1922 made nuttin' but a crop of boll weevils.[4]
"Die Baumwolle schlug aus und begann, zu wachsen aber dann -- zwischen Anfang und Mitte Mai -- schaute ich sie mir eines Tages an und sah, dass Käfer über die jungen Zweige krabbelten und nach Knospen suchten. 1922 bestand die Ernte nur noch aus Baumwollkapselkäfern."

Trotzdem hielt der Arbeitgeben von Austin Mose auch im folgenden Jahr am Baumwollanbau fest und musste schlussendlich seine Farm aufgeben. Die Baumwollkapselkäferplage im Süden der USA hat jedoch schlussendlich die Diversifizierung des Landwirtschaft gefördert.


Bekämpfung

Nach dem 2. Weltkrieg begann man, damals neuartigen Pestizide gegen den Baumwollkapselkäfer einzusetzen. DDT erwies sich als äußerst wirksam, allerdings bildete sich bereits Mitte der 50er Jahre eine Resistenz der Käfer gegen das Insektizid heraus. ref name=scho>Timothy D. Schowalter: Insect Ecology: An Ecosystem Approach. Academic Press, 2011, ISBN 978-0-12-381351-0, S. 482 (google.com [abgerufen am 8. November 2011]).</ref> In der Folge wurden Organophosphorsäureester wie Parathion und Malathion sowie Pyrethroide eingesetzt, doch auch hier bildeten sich bald Resistenzen aus. Hinzu kam wachsendes Umweltbewusstsein, so dass man die Bekämpfungsstrategie änderte. 1978 wurden in North Carolina Versuche gestartet, den Baumwollkapselkäfer in den Anbaugebieten auszurotten. Dies war die Grundlage für breit angelegte Bekämpfungsprogramme in den 1980er Jahren, die vom US-Landwirtschaftsministerium unterstützt werden. Hierdurch konnten der Baumwollkapselkäfer in Viginia, North und South Carolina, Georgia, Florida, Kalifornien und Arizona sowie in Teilen von Alabama ausgerottet werden. Dies wird auch für den Rest der USA forciert. Hierbei spielen auch Verbote des unlizensierten Baumwollanbaus und genaue Bestandsüberwachungen eine wichtige Rolle.

Der Rückgang des Baumwollkapselkäfers wird jedoch auch teilweise auf die Ausbreitung der Feuerameise, einer anderen invasiven Art zurückgeführt.[5] Außerdem wird die Ausbreitung des Käfers durch die Pflanzung resistenter Baumwollpflanzen[6], die Erzwespe Catolaccus grandis[7], den Pilz Beauveria bassiana,[8] und das Virus Chilo iridescent eingeschränkt. Gentechnisch veränderte Bt-Baumwolle ist gegen den Baumwollkapselkäfer nicht resistent.


Kulturelles

Der US-Bluesmusiker Brook Benton widmete dem Baumwollkapselkäfer den "Boll Weevil Song", der von einer fiktiven Unterhaltung zwischen einem Baumwollpflanzer und einem Baumwollkapselkäfer handelt.

In Enterprise, Alabama wurde dem Käfer mit dem Boll Weevil Monument ein Denkmal gesetzt.


Einzelnachweise

  1. Thad Sitton, Dan Utley: From Can See to Can't
  2. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen msstate.
  3. ICAC: Integrated Pest Management Of The Cotton Boll Weevil In Argentina, Brazil, And Paraguay.
  4. "Always Agin It" Place Chapin, South Carolina, John L. Dove, interviewer, January 24, 1939. American Life Histories, 1936–1940
  5. D. A. Fillman and W. L. Sterling: Fire ant predation on the boll weevil. BioControl: Volume 28, Number 4 / December, 1983;
  6. Hedin, P. A. and McCarty, J. C.: Weevil-resistant strains of cotton. Journal of agricultural and food chemistry:1995, vol. 43, no10, pp. 2735-2739 (19 ref.);
  7. Juan A. Morales-Ramos: Catolaccus grandis (Burks) (Hymenoptera: Pteromalidae). Biological Control: a guide to Natural Enemies in North America;
  8. Biological controls of the boll weevil

Weblinks

Commons: Anthonomus grandis – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien