Église protestante Saint-Martin (Barr)

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Kirche Saint-Martin in Barr
Romanischer Figurenschmuck am Chorturm
Der Kirchenbau von 1850/52
Innenraum

Die Église protestante Saint-Martin ist ein Kirchengebäude der lutherischen Protestantischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses von Elsass und Lothringen in Barr (Département Bas-Rhin) in Frankreich. Der Turm der Pfarrkirche ist seit 1935 als Monument historique eingetragen.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 820 übertrug Ludwig der Fromme dem Kloster Weißenburg Besitz in Barr, das in der Folgezeit eine dem heiligen Martin von Tours geweihte Kirche erhielt. Während der Armagnakenunruhen 1444 war die Kirche als Wehrkirche ausgebaut. 1472 gelangte die Herrschaft Barr endgültig an die Kurpfalz, unter der ab 1556 die Reformation eingeführt wurde. 1568 erfolgte der Übergang an die freie Reichsstadt Straßburg, und 1569 wurde die Kirche „merklich ausgebessert“ und 1661 „um die Hälfte erweitert“. Nach dem Reunionskrieg (1683–1684) diente die Kirche bis 1826, als der Ort eine eigene katholische Pfarrkirche erhielt, als Simultankirche beider Konfessionen. Gleichzeitig bestand die Absicht zum Abbruch der nun ausschließlich von der evangelischen Gemeinde genutzten mittelalterlichen Martinskirche, der sich zunächst aber verzögerte. Erst 1848 fiel der Entschluss zum Neubau anstelle des historischen Baus, von dem nur der Turmbau übernommen wurde. Mit dem Neubau wurde der Architekt Ringeißen aus Schlettstadt beauftragt, die Einweihung erfolgte am 28. März 1852.[2]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von dem mittelalterlichen, mehrfach erweiterten Vorgängerbau der Martinskirche wurde der reich gegliederte romanische Chorturm aus dem letzten Viertel des 12. Jahrhunderts in den Neubau übernommen.[3] An seinen Frieskonsolen finden sich zahlreiche figürliche Darstellungen, darunter des heiligen Martin. Das oberste Stockwerk wurde in spätgotischer Zeit zugefügt.

Anstelle des abgebrochenen mittelalterlichen Kirchenbaus wurde 1850/52 ein repräsentativer Neubau als Quersaalkirche errichtet, die als stark gegliederter kreuzförmiger Baukörper in den Formen des zeitgenössischen Rundbogenstils angelegt ist. In Anlehnung an den bestehenden Chorturm wurden die Außenflächen durch Lisenen und Rundbogenfriese artikuliert. Der Kirchenraum ist als Emporenhalle gestaltet und besitzt einen Kanzelaltar.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orgel

Für die alte Kirche hatte Johann Andreas Silbermann 1739 eine Orgel erbaut, die 1852 – unter Einbeziehung von Teilen der Silbermann-Orgel – durch ein neues Instrument von Joseph Stiehr ersetzt wurde. Der Prospekt und ein Großteil des Pfeifenmaterials der Silbermann-Orgel gelangten in die Kirche St. Arbogast im elsässischen Saint-Pierre.[4]

Disposition 1739:

Manuel C–c3
01. Bourdon 8'
02. Prestant 4'
03. Flûte 4'
04. Nasard 0223'
05. Doublette 2'
06. Tierce 0135'
07. Cornet V
08. Fourniture III
09. Cymbale III
10. Cromorne 8'
Tremblant
Pédale C–g
11. Soubasse 16'
12. Octavebasse 08'
13. Trompette 08'
Tremblant doux

Disposition 1852:

Positif de dos C–f3
1. Montre 8'
2. Bourdon 8'
3. Flûte traversière 8'
4. Cor des Alpes 8'
5. Prestant 4'
6. Gemshorn 4'
7. Flageolet 4'
8. Trompette mineure 8'
9. Cromorne 8'
Grand-jeu C–f3
10. Montre 16'
12. Bourdon 16'
13. Viole de gambe 16'
14. Montre 08'
15. Bourdon 08'
16. Salicional 08'
17. Viole de gambe 08'
18. Prestant 04'
19. Flûte à cheminée 04'
20. Fugara 04'
21. Quinte 0223'
22. Doublette 02'
23. Cornet V
24. Fourniture IV–V
25. Trompette 08'
26. Clairon 04'
Echo expressif C–f3
27. Montre 8'
28. Bourdon 8'
29. Salicional 8'
30. Flûte majeure 4'
31. Flûte à cheminée 4'
32. Flageolet 2'
33. Basson/Hautbois 8'
34. Voix humaine 8'
Tremblant
Pédale C–c1
35. Principal 16'
35. Contrebasse 16'
35. Bourdon 16'
35. Flûte 08'
35. Violoncelle 08'
35. Flûte 04'
35. Bombarde 16'
35. Contre-Basson 16'
35. Trompette 08'
35. Clairon 04'

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Suzanne Braun: Alsace romane. Dijon 2010, S. 288–289.
  • Walter Hotz: Handbuch der Kunstdenkmäler im Elass und in Lothringen. Darmstadt 1976, S. 14–15.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Saint-Martin in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  2. A. C. Neßler: Die Einweihung der evangelisch-christlichen Kirche zu Barr; Den 28sten März 1852. Nebst einigen historischen Notizen über die alte Kirche und die daran angestellten evangelischen Pfarrer. Wittwe Berger-Levrault und Sohn, Straßburg 1852 (online)
  3. Rudolf Kautzsch: Der romanische Kirchenbau im Elsass. Urban-Verlag, Freiburg im Breisgau 1944, S. 94.
  4. Geschichte und Disposition der Orgel

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Protestantische Kirche Saint-Martin (Barr) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 24′ 33,7″ N, 7° 26′ 51,5″ O