Harro Koebke

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Harro Koebke
Harro Koebke am Liegeplatz in Sassnitz
Harro Koebke am Liegeplatz in Sassnitz
Schiffsdaten
Flagge Deutschland Deutschland
andere Schiffsnamen

SK 32

Schiffstyp Seenotrettungskreuzer
Klasse 36,5-m-Klasse
Rufzeichen DBAK
Eigner Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger
Bauwerft Fassmer, Berne
Baunummer 4080
Stapellauf 13. März 2012
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 36,45 m (Lüa)
Breite 7,8 m
Tiefgang (max.) 2,7 m
Verdrängung 220 t
 
Besatzung 5
Maschinenanlage
Maschine 3 MTU-Fahrmotoren: Mittelmaschine mit 2.465 kW (3.353 PS)
2 Seitenmaschinen mit je 1.160 kW (1.578 PS)
Maschinen­leistung 4.785 kW gesamt (6.508 PS), außerdem 2 Deutz-Dieselgeneratoren mit je 88 kVA
Höchst­geschwindigkeit 25 kn (46 km/h)
Propeller 3 Festpropeller, außerdem
Bugstrahlanlage mit 150 kW
Ausstattung
Feuerlöschanlage

10.000 Liter/Minute

Anzahl Löschmonitore

1

Wurfweite bis

110 Meter

Sonstiges
Klassifizierungen acc. GL +100 A5 HSDE OC4 “Rescue vessel”
Notarius
TB 35 bei der Bremer Eiswette 2012
TB 35 bei der Bremer Eiswette 2012
Schiffsdaten
Flagge Deutschland Deutschland
andere Schiffsnamen

TB 35

Schiffstyp Festrumpfschlauchboot (RIB)
Rufzeichen DJ3963
Bauwerft Marine Specialised Technology Limited (MST), Liverpool (GB)
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 8,7 m (Lüa)
Breite 3,6 m
Tiefgang (max.) 0,65 m
Maschinenanlage
Maschine 2 Steyr-Motoren MO 256 auf Hamilton-Wasser-Jetantrieben
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat je 184 kW (zus. 376 kW)
Höchst­geschwindigkeit 32 kn (59 km/h)

Die Harro Koebke ist der große Seenotrettungskreuzer (SK) für die Ostsee und der einzige der 36,5-m-Klasse der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), der auf der Seenotrettungsstation Sassnitz beheimatet ist. Seine Konzeption sieht vor, dass bei einem eventuellen Großschadensereignis auf See durch den Seenotkreuzer viele Schiffbrüchige unter Deck aufgenommen werden können. Die Besatzung besteht aus mindestens fünf fest angestellten Mitarbeitern (insgesamt stehen 11 Personen zur Verfügung), die jeweils 14 Tage an Bord in Bereitschaft stehen und danach abgelöst werden.

Bau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schiff, das aus seewasserbeständigem Aluminium gefertigt ist, wurde am 6. Dezember 2010 auf der Fassmer-Werft auf Kiel gelegt. Der Rollout fand am 12. März 2012 statt, am 13. März 2012 wurde das Schiff mit der DGzRS-internen Bezeichnung SK 32 erstmals zu Wasser gelassen. Am 30. März 2012 starteten die Tests in der Außenweser. Die Übergabe an die DGzRS fand am 27. April 2012 in Berne-Motzen statt. Wie alle nach dem Zweiten Weltkrieg gebauten Seenotkreuzer der DGzRS ist die Harro Koebke als Selbstaufrichter gebaut.

Als Antrieb kam wieder die bewährte 3-Motoren-Anordnung zur Ausführung mit Großdieselaggregaten von MTU Friedrichshafen der Baureihe 4000. Ein starker 16-Zylinder-Motor in der Mitte (Typ 16V 4000 M71) mit 3.353 PS kann für schnelle Fahrt sorgen und zwei Seitenmaschinen mit acht Zylindern (Typ 8V 4000 M70) dienen der Feinnavigation beim Einsatz vor Ort. Die maximale Geschwindigkeit mit insgesamt 6.508 PS beträgt 25 Knoten, die für eine Reichweite von 900 Seemeilen (rd. 1.667 km) bzw. 36 Stunden gehalten werden kann. Für den schnellen Fahrtrichtungswechsel sind an allen Motoren Reintjes-Schiffswendegetriebe angeflanscht, die auf Festpropeller wirken. Die Seitenmaschinen haben 2-Gang-Getriebe mit Schleichfahrteinrichtung. An der Hauptmaschine sorgt ein Nebenabtrieb (PTO Power Take-off) für den Antrieb der Feuerlöschpumpe und des Bugstrahlruders.[1]

Neben dem Hauptfahrstand auf der Brücke gibt es außerhalb links und rechts davon zwei Manövrierfahrstände. Alle fünf Besatzungsmitglieder haben für ihre Aufgaben eigene Plätze auf der Brücke, von wo aus alle technischen Anlagen überwacht werden. Auf den Monitoren können für die Retter eine elektronische Seekarte mit dem Radarbild und den Informationen des AIS dargestellt werden. Neben allen Betriebszuständen ist ein Zugriff auf die installierten Wärmebild- und Nachtsichtkameras möglich.

Namensgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Seenotkreuzer wurde am 26. Mai 2012 in Sassnitz auf den Namen HARRO KOEBKE getauft. Damit wird ein 2003 verstorbener Unternehmer aus Süddeutschland gewürdigt, der die DGzRS mit einer namhaften Zuwendung in seinem Nachlass bedacht hatte.

Das Tochterboot erhielt den Namen NOTARIUS. Dieser stammt von einer der wichtigsten Personen der traditionellen Bremer Eiswette, die stets am 6. Januar prüft, ob die Weser fließt oder zugefroren ist.

Taufpaten waren Britta Sellering, die Gattin von Erwin Sellering, Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, und Anne Mühlwald, die Tochter des Sassnitzer Vormanns.

Die Namensschilder der Boote sind wie üblich an den Seiten des Aufbaus angebracht. Am Rumpf vorne sind die Versalien SAR angebracht, die auf den Einsatzzweck als Rettungseinheit im SAR-Dienst hinweist. SAR steht weltweit als Abkürzung für Search and Rescue, der internationalen Aufgabe der Suche und Rettung in Luft- und Seenotfällen.

Stationierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 30. April 2012 wurde der Kreuzer nach Sassnitz überführt. Nach dem Probebetrieb hat er am 18. Mai 2012 den regulären Dienst auf der Station Sassnitz übernommen und dort die 1978 gebaute WILHELM KAISEN aus der 44-m-Klasse ersetzt.

Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Besonderheit dieses Kreuzers ist das Tochterboot mit der DGzRS-internen Bezeichnung TB 35. Es ist ein völlig neu entwickeltes und sehr schnelles Festrumpfschlauchboot mit geschlossenem Deckshaus, das vor der Küste Schottlands sowie auf der DGzRS-Station Sassnitz ausgiebig erprobt wurde. Vorangegangen waren intensive Praxistests mit einem ähnlichen Fahrzeug bei der niederländischen Schwesterorganisation KNRM, die den Bootstyp ausschließlich einsetzt. Erstmals bei einem Tochterboot entschied sich die DGzRS für einen Jetantrieb, der bei der KNRM der Standardantrieb ist. Zwei Motoren von zusammen 376 kW sorgen für 32 Knoten Fahrt.[2] Der Bootstyp hat sich so bewährt, dass ein gleiches Boot auch für die Hermann Marwede beschafft wurde.

Wie letztere hat auch die Harro Koebke im Heck über dem Tochterboot ein Hubschrauberarbeitsdeck, um Personen leichter abzusetzen bzw. aufzuwinschen. Der ferngelenkte Löschmonitor oberhalb der Kommandobrücke besitzt eine Wurfweite von 110 Metern. Die Schleppausrüstung ist für einen Pfahlzug von 15 Tonnen ausgelegt.

Fotos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgenden Fotos zeigen auch die Veränderung der Farbgebung seit der Fertigstellung.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • DGzRS (Hrsg.): Pressemitteilung der DGzRS vom 26. Mai 2012 zur Taufe von SK 32. 2012 (online [abgerufen am 5. Juni 2012]).
  • Neuer Seenotkreuzer für Rügen getauft. In: Ostsee-Zeitung. 2012 (online [abgerufen am 5. Juni 2012]).
  • Fassmer-Werft (Hrsg.): SAR 36, 36 m Search- and Rescue Vessel. Schiffsdatenspezifikation. 2012 (online [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 11. Juli 2012]).
  • Fassmer-Neubau erweitert DGzRS-Flotte. In: Schiff & Hafen, Heft 7/2012, S. 60–62, Seehafen-Verlag, Hamburg 2012, ISSN 0938-1643
  • Seenotrettungskreuzer »Harro Koebke« in Dienst gestellt. In: Hansa, Heft 7/2012, S. 16/17, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2012, ISSN 0017-7504

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Harro Koebke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. NEUER SEENOTRETTUNGSKREUZER FÜR DIE RETTUNGSSTATION SASSNITZ auf mtu-solutions.com, abgerufen am 25. Januar 2022
  2. DGzRS: Längsseits Ausgabe 1/2011 auf vorwachs.de, abgerufen am 16. Oktober 2020