707. Infanterie-Division (Wehrmacht)

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707. Infanterie-Division

Aktiv 2. Mai 1941 bis 3. August 1944
Staat Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Streitkräfte Wehrmacht
Teilstreitkraft Heer
Truppengattung Infanterie
Typ Infanteriedivision
Kommandeure
Siehe: s. u.

Die 707. Infanterie-Division (707. ID) war ein Großverband des Heeres der deutschen Wehrmacht. Sie war in großem Umfang am Holocaust und an Kriegsverbrechen im Deutsch-Sowjetischen Krieg beteiligt.

Divisionsgeschichte

Die 707. ID wurde am 2. Mai 1941 aus Ersatzeinheiten des Wehrkreises VII (südliches Bayern) aufgestellt. Die Division bestand bis zur sowjetischen Sommeroffensive 1944 und wurde am 3. August 1944 offiziell aufgelöst.

Die Division wurden nach dem Beginn des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion im August 1941 aus der Bereitstellung im Reichsgebiet in das rückwärtige Gebiet der Ostfront zur „Sicherung und Befriedung“ in Marsch gesetzt. Ihre Hauptaufgaben waren Sicherungen hinter der Front und die Partisanenbekämpfung.

Bei Beginn des Ostfeldzugs gehörte die 707. ID der 2. Panzerarmee der Heeresgruppe Mitte an, nach August 1943 der 9. Armee. Ihr Hauptbereich lag im Bereich Brjansk und Orel; sie wurde aber ebenfalls im Raum Schisdra eingesetzt. Sie war gegen Partisanen in den Wäldern bei Brjansk und im Frühjahr 1943 als Stellungs-Division im Kampfraum Orel bei Dimitrijew eingesetzt.

1943 nahm die Division an Kämpfen gegen Partisanen im Raum nordwestlich Brjansk sowie Angriffs- und Abwehrkämpfen bei Ordschonikidsegrad im Raum Brjansk teil. Eine weitere Aufgabe war die Sicherung an der Desna und dem Sosch bis hinter den Dnepr im Raum ShobinSchatilikiParitschiBobruisk. Bei den Ausbruchskämpfen aus dem Kessel von Bobruisk während der sowjetischen Operation Bagration im Bereich der Heeresgruppe Mitte wurde die Division vom 27. bis 29. Juni 1944 vernichtet. Die überlebenden Soldaten gingen in Kriegsgefangenschaft. Die 707. ID wurden am 3. August 1944 formal aufgelöst.

Kriegsverbrechen

Kommandeur der 707. Infanterie-Division in den Jahren 1941–1943 war Generalmajor Gustav Freiherr von Bechtolsheim; er galt als ausgewiesener Antisemit und regimetreuer Nationalsozialist im Sinne der NS-Propaganda. Unter diesem Befehlshaber kam es unter der weißrussischen Zivilbevölkerung nachweislich zu Tötungen und Massenmorden, deren geschätzte Opferzahl in die Zehntausende geht. Im Besatzungsgebiet der 707. Infanterie-Division bestand eine „Arbeitsteilung“ mit der SS; die SS machte die größeren Städte „judenfrei“, die Einheiten der Division „kümmerte“ sich um Juden, „Zigeuner“ und „sonstiges Gesindel“ auf dem flachen Land. Das der Division unterstellte Reserve-Polizei-Bataillon 11 (mit litauischer Schutzmannschaft) ermordete 5900 Juden im Raum Sluzk-Kleck. Allein für den Oktober 1941 meldete die Division in ihrem Monatsbericht, innerhalb von vier Wochen 10940 „Gefangene“ gemacht und davon 10431 erschossen zu haben. Ihre eigenen Verluste beliefen sich auf 2 Tote und 5 Verwundete.[1]

Die 707. Infanterie-Division gilt als Wehrmachtsverband mit dem größten Anteil am Holocaust. Die Historiker Peter Lieb und Christian Gerlach bewerten die Division als Verband, der im Unterschied zu anderen autonom und systematisch große Massaker an Juden mit vielen tausend Opfern organisierte und durchführte.[2]

Kommandeure

Divisionskommandeure der 707. ID:
Dienstzeit Dienstgrad Name
3. Mai 1941 bis 22. Februar 1943 Generalmajor Gustav Freiherr von Mauchenheim genannt Bechtolsheim
22. Februar bis 25. April 1943 Generalleutnant Hans Freiherr von Falkenstein
25. April bis 1. Juni 1943 Generalleutnant Wilhelm Rußwurm
1. Juni bis 3. Dezember 1943 Generalleutnant Rudolf Busich
3. Dezember 1943 bis 12. Januar 1944 Generalmajor Alexander Conrady
12. Januar bis 15. Mai 1944 Generalleutnant Rudolf Busich
15. Mai bis 27. Juni 1944 Generalmajor Gustav Gihr

Gliederung

  • Infanterie-Regiment 727
  • Infanterie-Regiment 747
  • Artillerie-Abteilung 657
  • Feldersatz-Bataillon 707
  • Nachrichten-Kompanie (Abteilung) 707
  • Pionier-Kompanie 707
  • Versorgungstruppe 707
  • Kl.Kw.Kolonne 707

Einzelnachweise

  1. Jürgen Förster: Wehrmacht, Krieg und Holocaust in: Rolf-Dieter Müller, Hans-Erich Volkmann (Hrsg.): Jürgen Förster: Wehrmacht, Krieg und Holocaust in: Rolf-Dieter Müller, Hans-Erich Volkmann (Hrsg.): Die Wehrmacht. Mythos und Realität, München 1999, S. 958, München 1999, S. 958 f.
  2. Peter Lieb: Täter aus Überzeugung. Das Tagebuch eines Regimentskommandeurs: Ein neuer Zugang zu einer berüchtigten Wehrmachtsdivision. Oberst Carl von Andrian und die Judenmorde der 707. Infranteriedivision 1941/42. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 50 (2002), Heft 4, S. 523-557, hier S. 523 f.; Christian Gerlach: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrussland 1941 bis 1944, Hamburger Edition, Hamburg 1999, ISBN 3-930908-54-9, S. 617–621.

Literatur

Weblinks

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