Abū Muhammad al-ʿAdnānī

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Abu Mohammad al-Adnani, Geburtsname Taha Sobhi Falaha / طه صبحي فلاحة / Ṭāhā Ṣubḥī Fallāḥa[1], (arabisch أبو محمد العدناني, DMG Abū Muḥammad al-ʿAdnānī; 1977 in Idlib – um den 30. August 2016) war ein ranghohes syrisches Gründungsmitglied der Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Er galt als der Chef des IS-Geheimdienstes, Sprecher und Leiter der Propaganda und galt bis zu seinem Tode im August 2016, als eines der letzten überlebenden Gründungsmitglieder. Seine Tötung beanspruchten zunächst sowohl die USA als auch Russland für sich.[2]

Kurz nach der US-Invasion 2003 ging er in den Irak und schwor dem dortigen al-Qaida-Chef Abu Musab al-Zarqawi die Treue. Al-Qaida terrorisierte die US-amerikanische Besatzungsmacht und Zivilisten, vor allem Schiiten im Irak. Er wurde wie auch Abu Bakr al-Baghdadi und andere führende Terroristen im US-amerikanischen Camp Bucca im Irak inhaftiert. Zarkawi wurde 2006 von den US-Amerikanern getötet, doch seine al-Qaida im Irak wurde der Vorläufer der IS. Die Organisation schien einst geschlagen, zerstritt sich mit der al-Qaida-Führung, formierte sich neu und gründete im syrisch-irakischen Machtvakuum ihr „Kalifat“. Al-Adnani war es, der im Sommer 2014 in einer Audiobotschaft das „Kalifat des Islamischen Staates“ ausrief und Abu Bakr al-Baghdadi zum „Kalifen“ erklärte. Neben al-Baghdadi war er einer der wenigen IS-Vertreter, die öffentlich in den Medien auftraten.[3] Al-Adnani veröffentlichte regelmäßig Audiobotschaften und rief IS-Anhänger weltweit zu Anschlägen auf. Er galt als Kopf eines internationalen Geflechts von verschiedenen IS-Geheimdiensteinheiten, darunter die Geheimdiensteinheit „Emni“, ein „Geheimdienst für europäische Angelegenheiten“, zuständig unter anderem für den Terror außerhalb Syriens. Zwei seiner wichtigsten Helfer: Abu Souleymane al-Faransi, ein Franzose vermutlich tunesischer oder marokkanischer Abstammung, und der Syrer Abu Ahmad.[4] Ab 2016 lenkte er die Strategie des IS dahin, Anschläge durch sogenannte „Einsame Wölfe“, also Einzeltäter ohne großes Netzwerk, auf Zivilisten insbesondere in den USA und Europa, verüben zu lassen. Vor dem Ramadan 2016 lancierte er einen blutigen Fastenmonat. Auf seinem Aufruf folgten weltweit zahlreiche Anschläge.

IS-Meldungen bezeichneten Adnani als „Kureishi“, als Abkömmling des Stammes der Quraisch, dem der Prophet Mohammed entstammte. Beobachter vermuteten deshalb, dass al-Adnani zum Nachfolger von al-Baghdadi aufgebaut werden sollte.[5]

Wann al-Adnani genau gestorben ist, war zunächst unklar. Am 30. August 2016 meldete die Terrororganisation den Tod al-Adnanis über mehrere Informationskanäle gleichzeitig. Der IS-Dienst Amaq erklärte, al-Adnani sei in der Provinz Aleppo zum „Märtyrer“ geworden, als er Militäroperationen inspiziert habe.[6] Das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten meldete, die US Air Force habe al-Adnani in der Nähe der nordsyrischen Stadt al-Bab mit einem „Präzisionsangriff“ getötet.[7] Doch das russische Verteidigungsministerium wies die Meldung des Pentagons zurück und berichtete, dass eine russische Suchoi Su-34 IS-Stellungen nahe der kurdischen Stadt Maarat Umm Hawsh nördlich von Aleppo und westlich von al-Bab angegriffen und bis zu 40 Terrorkämpfer getötet habe. Das russische Außenministerium teilte mit: „Am 30. August 2016 hat ein russischer Su-34-Bomber im Gebiet von Maarat Umm Hawsh etwa 40 ISIS-Kämpfer getötet. Nach mehreren Berichten, die von diversen Geheimdienst-Kanälen verifiziert wurden, befindet sich der Kommandeur Abu Mohammed al-Adnani, bekannt als ‚offizieller Sprecher‘ der internationalen Terror-Gruppe Islamischer Staat, unter den liquidierten Terroristen“.[8] Die russische Luftwaffe fliegt auf Bitte der Regierung Syriens, seit September 2015 Angriffe gegen den IS in Syrien. Die IS hatte in den Monaten zuvor rund ein Fünftel des Gebietes in Syrien und etwa die Hälfte des Gesamtgebietes aufgeben müssen.[5]

Einzelnachweise

  1. Angus McDowall, Phil Stewart: Key Islamic State leader killed in apparent U.S. strike in Syria. Reuters, 31. August 2016, abgerufen am 1. September 2016 (englisch).
  2. Syrien: Russland will IS-Propagandachef getötet haben, dpa-Meldung im Deutschlandfunk, 31. August 2016.
    Luftangriff: USA wollen IS-Sprecher getötet haben – die Russen aber auch, Spiegel Online, 31. August 2016.
  3. Islamic State: Abu Muhammad al-Adnani ‘killed in Aleppo’. BBC News, 31. August 2016, abgerufen am 31. August 2016 (englisch).
  4. IS group unit known as ‘Emni’ aims to export terror around the world. France 24, 4. August 2016, abgerufen am 1. September 2016 (englisch).
    Rukmini Callimachiaug: How a Secretive Branch of ISIS Built a Global Network of Killers. The New York Times, 3. August 2016, abgerufen am 7. August 2016 (englisch).
  5. a b Monika Bolliger: Architekt der Terroranschläge. IS-Anführer in Syrien getötet. Neue Zürcher Zeitung, 31. August 2016, abgerufen am 1. September 2016.
  6. Anna Osius: Tod bei US-Angriff in Nordsyrien: IS verliert seinen Propagandachef Al Adnani. Tagesschau.de, 31. August 2016, abgerufen am 31. August 2016.
  7. Nahal Toosi, Bryan Bender: Pentagon says it targeted ISIL foreign ops chief. Politico, 30. August 2016, abgerufen am 1. September 2016 (englisch).
  8. IS speaker killed by Russian airstrike in Syria — defense ministry. TASS, 31. August 2016, abgerufen am 1. September 2016 (englisch).