al-Aqsa-Moschee

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Al-Aqsa-Moschee
Koordinaten: 31° 46′ 34,4″ N, 35° 14′ 7,6″ OKoordinaten: 31° 46′ 34,4″ N, 35° 14′ 7,6″ O
Ort Jerusalem
Grundsteinlegung 706
Eröffnung 717
Richtung/Gruppierung Islam
Architektonische Informationen
Einzelangaben
Kapazität 5.000
Kuppeln 2
Minarette 4
Minaretthöhe 37 m

Die al-Aqsa-Moschee (arabisch المسجد الأقصى al-masdschid al-aqsa, DMG al-masǧid al-aqṣā ‚die ferne Kultstätte‘; hebräisch מסגד אל-אקצא Masgid al-'Kutz) ist eine Moschee auf dem Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt. Sie gilt als drittwichtigste Moschee des Islams nach der al-Haram-Moschee mit dem zentralen Heiligtum der Kaaba in Mekka und der Prophetenmoschee mit dem Grab des Propheten Mohammed in Medina. Zu der Moschee gehören vier Minarette.

Name

Der heutige Name al-masdschid al-aqsā („Die ferne Kultstätte“) nimmt Bezug auf den ersten Vers der 17. Sure des Koran, den Rudi Paret wie folgt übersetzt:[1]

„Gepriesen sei der, der mit seinem Diener (d. h. Mohammed) bei Nacht von der heiligen Kultstätte (in Mekka) nach der fernen Kultstätte (in Jerusalem), deren Umgebung wir gesegnet haben, reiste […]“

Die al-Aqsa-Moschee wurde als die im Koran genannte „ferne Kultstätte“ verstanden. Tatsächlich wurde sie jedoch erst ca. 90 Jahre nach dem im Koran geschilderten Ereignis erbaut.

In der Gegenwart wird sie im Arabischen mit folgenden Worten umschrieben: die Erste der beiden Gebetsrichtungen (d. h. Jerusalem vor Mekka) und die Dritte nach den beiden Heiligen Stätten (d. h. nach Mekka und Medina).[2]

Vorgeschichte

Im Bereich der Moschee stand der Herodianische Tempel, den König Herodes um 20 v. Chr. errichten ließ und der 70 n. Chr. im Jüdischen Krieg von den Römern unter Titus zerstört wurde.[3] Vom Tempel ist heute nur noch die westliche Stützmauer, die sog. Klagemauer, erhalten. Auf dem Tempelberg ließ der byzantinische Kaiser Justinian I. um 530 eine christliche Kirche errichten, die der Seligen Jungfrau geweiht war. Diese Kirche wurde im Jahre 614 im Rahmen der Eroberung Jerusalems durch den sassanidischen Großkönig Chosrau II. zerstört und auch nach der Rückeroberung der Stadt durch die Byzantiner 628 als Ruine belassen.[4] Bei Reparaturarbeiten nach dem Erdbeben 1927 entdeckte der britische Archäologe R. W. Hamilton ein Mosaik aus byzantinischer Zeit, das jedoch erst 2008 wiederentdeckt und publiziert wurde.[5]

Nach der Eroberung Jerusalems durch den Kalifen Umar ibn al-Chattab im Jahr 638 ließ dieser am Ort der heutigen al-Aqsa-Moschee ein erstes Moscheegebäude aus Holz errichten.[6]

Geschichte

Balduin II. übergibt die Moschee den Templern; Miniatur aus dem 13. Jahrhundert

Nachdem Kalif Abd al-Malik um 692 den Felsendom hatte fertigstellen lassen, ließ er auch den hölzernen Vorgängerbau abreißen und an dessen Stelle die steinerne al-Aqsa-Moschee errichten. Papyri aus Aphrodito in Oberägypten verweisen darauf, dass die Arbeiten zwischen 706 und 717 stattfanden.[7]

Bei der Eroberung Jerusalems 1099 kamen durch das Heer des Ersten Kreuzzugs hier zahlreiche Menschen zu Tode, die in der Moschee Schutz gesucht hatten. Das Kreuzfahrer-Königreich Jerusalem nutzte das Gebäude ab 1104 vorübergehend als Königspalast, bevor nahe dem Davidsturm ein neuer Palast fertiggestellt wurde. In dieser Zeit wurden die Fundamente ausgebaut, um Platz für Ställe und Lagerräume zu schaffen. Nach dem Umzug des Königspalastes gab König Balduin II. von Jerusalem 1119/1120 einen Flügel des Gebäudes dem neugegründeten Orden der „armen Ritter Christi“ unter Hugo von Payns und Gottfried von Saint-Omer als Hauptquartier, der sich bald nach diesem Ort Templerorden nannte und ihn zu seinen Zwecken ausbaute.[8]

Nach der Rückeroberung Jerusalems durch Saladin wurde das Gebäude wieder in eine Moschee umgestaltet. Saladin nahm am 9. Oktober 1187 an einem großen Dankesgottesdienst teil. Nach dem Frieden von Jaffa von 1229 zwischen Friedrich II. und al-Kamil, als die Kreuzfahrer Jerusalem erneut in Besitz nahmen, blieb die Moschee wie das ganze Tempelviertel mit dem Felsendom in muslimischen Händen.

1969 verübte der australische Tourist Denis Michael Rohan einen Brandanschlag auf die al-Aqsa-Moschee, bei dem unter anderem die Dekoration des Mihrab in der Südwand stark beschädigt und der Minbar mit seiner Intarsienarbeit aus Zedernholz zerstört wurde, beides Geschenke Sultan Saladins. Da Rohan bei seinem Brandanschlag von religiösen Wahnvorstellungen geleitet wurde, wird seine Tat als eine extreme Form des Jerusalem-Syndroms angesehen[9].

Da an der Stelle des Felsendoms und der al-Aqsa-Moschee einst der zweite jüdische Tempel stand, fordern radikale jüdische Gruppen, den Tempel dort neu zu errichten, auch wenn dies den Abriss der al-Aqsa-Moschee und des Felsendoms bedeuten würde[10]. Dies wird jedoch von weiten Kreisen der israelischen Bevölkerung sowie angesehenen Rabbinern abgelehnt.

Nicht-Muslimen ist der Aufenthalt in der al-Aqsa-Moschee nur mit Sondergenehmigung der Waqf-Administration gestattet – generell ist er unerwünscht. Die Entscheidung der israelischen Behörden, Nicht-Muslimen den Zugang zu gestatten, stieß auf Verärgerung.[11]

Galerie

Weblinks

Commons: al-Aqsa-Moschee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkung: Einige Bilder zeigen auch den Felsendom.

Einzelnachweise

  1. Kohlhammer 10. Auflage 2010, S. 196 books.google.
  2. wa-huwa ūlā ʾl-qiblatain wa-ṯāliṯu ʾl-ḥaramain: Al-mausūʿa al-fiqhiyya. 1. Auflage. Kuwait 1997. Bd. 37. S. 231
  3. Temple of Herod bei Jewish Encyclopedia
  4. Katholische Enzyklopädie
  5. Third Jewish Mikveh and a Byzantine Mosaic floor discovered on the Temple Mount
  6. Vgl. Al-Aqsa Mosque bei Noble Sanctuary Online Guide
  7. Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 95.
  8. Vgl. Alain Demurger, Wolfgang Kaiser: Die Templer. Aufstieg und Untergang 1120–1314. C.H.Beck, München 2004, ISBN 978-3-406-52367-0, S. 17 f., 56 ff.
  9. Artikel aus der Sydney Morning Herald
  10. Video auf Youtube
  11. Tense times at Jerusalem holy site, Martin Asser, BBC News, 1. September 2003