Anedjib

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Namen von Anedjib
Kartuschenname „Merbiape“ in der Abydos-Liste
Horusname
G5
V27
F34
Anedj-ib / Adj-ib
ˁḏnd-jb / ˁḏ-jb
Der mit kühnem Herzen / Willen
Thronname
M23
X1
L2
X1
G7G7U6N42
Q3
Nebui-meri-bia-pe
Nbwj-mrj-bj3-p
Der von den beiden Herren,
Geliebter des ehernen Throns
Königspapyrus Turin (Nr.II./17)
V10AU7
r
U17 p
n
HASH
[1]
Meri-gereg-ipen
Mrj-grg-jpn
Erwählter des ehernen Throns
(stark beschädigt)
Königsliste von Abydos (Sethos I.) (Nr.6)
U6rN42Q3
Meri-bia-pe
Mrj-bj3-p
Geliebter des ehernen Throns
Königsliste von Sakkara (Nr.1)
U7
r
Z4N42 Q3
n
Meri-ba-pen
Mrj-b3-pn
Der von ? gewünschte
Griechisch Manetho-Varianten:
Africanus: Miebidos [A 1]
Eusebius: Niebais [A 2]
Eusebius, AV: Niebais [A 2]

Anedjib, auch Adjib, (eigentlich Hor-anedj-ib oder Hor-adj-ib) ist der Horusname eines altägyptischen Königs (Pharaos) der 1. Dynastie (Frühdynastische Zeit), welcher um 2910 v. Chr.[2] regierte und sich wie seine Vorgänger um Neuerungen während seiner Amtszeit bemühte.

Die genaue Dauer seiner Herrschaft ist unbekannt. Im Turiner Königspapyrus werden ihm 74 Jahre bescheinigt[3], in den manethonischen Überlieferungen sind 20, beziehungsweise 26 Regierungsjahre vermerkt. Die Ägyptologie beurteilt beide Angaben bislang als Übertreibungen oder Fehldeutung der Originalquellen. Auswertungen und Rekonstruktionen des Annalensteins lassen eine Schätzung von etwa zehn Regierungsjahren zu.[4]

Herkunft und Familie

Allgemein wird angenommen, dass Anedjib ein Sohn seines Vorgängers Den gewesen ist. Verheiratet war er vielleicht mit Batiires, die auf dem Kairostein als Mutter des Nachfolgers Semerchet und damit als mögliche Gemahlin von Anedjib angegeben wird.[5] Über Nachkommen wird nichts Konkretes überliefert, allgemein wird Qaa als ein Sohn vermutet.

Regierung

Schieferfragment mit der Darstellung einer Königsstatue, links der Name des Anedjib.
Schieferfragment mit der Darstellung einer Königsstatue, rechts der Name des Anedjib

Anedjib ergänzte den von Den in Verbindung der Doppelkrone neu eingeführten Thronnamen mit dem weiteren Epitheton „die beiden Herren“ (Nebui). Der Zusatztitel, der die beiden Gottheiten Horus und Seth jeweils mit einer Falkenstandarte darstellte, symbolisierte die damaligen Regionen der roten sowie der weißen Krone, die später für Unter- und Oberägypten stehen sollten. Mit Aneignung des Nebui-Titels verfügte der König hinsichtlich seines Herrscheramtes über die wichtige göttliche Legitimation durch die beiden Gottheiten.[6][7]

Gegen Ende seiner Regierung vermerkte Anedjib den „ersten Lauf des Apis-Stieres“ als Festakt.[8] Die Durchführung vom Horusgeleit in Verbindung einer regelmäßig-zweijährigen Steuererhebung kann allerdings erst bei Anedjibs Nachfolgern festgestellt werden.[9]

Über die politischen Verhältnisse zu Anedjibs Zeiten gibt es nur wenige Informationen. Zwar gibt es Steingefäße, auf denen ein erstes und sogar ein zweites Sed-Fest (heb-sed) vermerkt sind, doch haben neueste Untersuchungen ergeben, dass sämtliche Gefäße ursprünglich seinem Vorgänger, König Den, gehört hatten.[4] Ägyptologen vermuten, dass Anedjib bereits hochbetagt war, als er den Thron bestieg. Um sich dennoch als Thronerbe und Nachfolgekönig zu legitimieren, verlegte Anedjib die Begehung des Sed-Festes in die des Sokar-Festes im sechsten Regierungsjahr.[7] Wolfgang Helck weist ergänzend auf die Merkwürdigkeit hin, dass sich bei allen Hebsed-Darstellungen die Eintragung Qesen, zu deutsch „Unheil“, nachweisen lässt, die den Thronstieg des Hebsed-Pavillons ausfüllt. Ähnlich wie Peter Kaplony vermutet Helck Krankheit oder ein landesinternes Unglück als Beweggrund, warum das Hebsed-Fest für Anedjib vorverlagert wurde. Umso mehr sieht sich die Ägyptologie darin bestätigt, dass Anedjib nicht besonders lange geherrscht haben mag.[4]

Während der Herrschaft von Anedjib wurden ungewöhnlich viele Kult-Statuen in Auftrag gegeben. Sechs verschiedene Steingefäße weisen die unverkennbare Darstellungen von Standstatuen auf, die den König mit unterschiedlichen Insignien zeigen.[10]

In die Regierungszeit des Anedjib fallen außerdem die Gründung der neuen Götterfestung Hor-nebu-chet („Horus, Goldener der Götterschaft“)[11] und der neuen königlichen Residenz Hor-seba-chet („Horus, Stern der Götterschaft“).[12] In Memphis baute er einen neuen Palast Hut-sa-cha-Hor („Schutz um(gibt) Horus“), der noch in der memphitischen Periode der 2. Dynastie bestand.[13]

Plan der Grabanlage

Grab

Das Grabmal des Anedjib liegt in Umm el-Qaab bei Abydos unter der Bezeichnung Tomb X. Es ist das kleinste aller abydenischen Königsgräber und misst etwa 16,4 m × 9,0 m. Die Anlage, die von 64 Nebengräbern umgeben ist, besteht aus einem Grabraum, der lediglich durch eine Querwand getrennt wird. Von Osten her führt eine Treppe in die Grabkammer.

Neben den Gräbern von Abydos datiert man weitere Grabanlagen von Sakkara in die Zeit des Anedjib, hier die Nummern S 3507 (Ser Inpu) und S 3038 (Nebitka).

Literatur

Weblinks

Commons: Anedjib – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Regierungsdauer: 20 Jahre.
  2. a b Regierungsdauer: 26 Jahre.

Einzelnachweise

  1. Alan H. Gardiner: The royal canon of Turin. Bildtafel 1; Die hier von den sonst üblichen Syntax für Hieroboxen abweichende Darstellung des Eintrags im Turiner Papyrus ist auf den Umstand gemünzt, dass im Hieratischen offene Kartuschen zur Verwendung kamen. Das abwechselnde Mal-fehlen-mal-vorhandensein bestimmter Namenselemente ist auf Materialschäden im Papyrus zurückzuführen.
  2. Jahreszahlen nach Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Albatros, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96053-3.
  3. Turin kinglist
  4. a b c Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. Wiesbaden 1987, S. 124.
  5. I. E. S. Edwards: The early dynastic period in Egypt (= The Cambridge ancient history. Revised edition, 1,11). Cambridge University Press, Cambridge 1964, S. 31.
  6. I. E. S. Edwards: Early history of the Middle East. Cambridge 2006, S. 27.
  7. a b Nicolas-Christophe Grimal: A History of Ancient Egypt. Blackwell, Oxford UK/ Cambridge USA 1992, ISBN 978-0-631-19396-8, S. 53.
  8. Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten (= Akademie der Wissenschaften und der Literatur (Mainz, Germany).; Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse.). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 1950, S. 57.
  9. Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten. Mainz 1950, S. 58.
  10. Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. London 1999, S. 275 & 276ff.
  11. Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. London 1999, S. 78–79.
  12. Stan Hendrickx, Barbara Adams, K. M. Cialowicz: Egypt at its origins: studies in memory of Barbara Adams – proceedings of the international conference „Origin of the State, Predynastic and Early Dynastic Egypt.“ (= Orientalia Lovaniensia Analecta. Nr. 138). Peeters Publishers, Leuven 2004, ISBN 90-429-1469-6, S. 1137.
  13. Kaplony: LÄ I. Wiesbaden 1975, S. 62.
VorgängerAmtNachfolger
DenKönig von Ägypten
1. Dynastie
Semerchet