Arthur Baumgarten

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Arthur Baumgarten (* 31. März 1884 in Königsberg; † 27. November 1966 in Ost-Berlin) war ein deutsch-schweizerischer Jurist, der sich insbesondere der Rechtsphilosophie widmete.

Leben

Baumgarten war der Sohn des Anatomen, Pathologen und Bakteriologen Paul Baumgarten. Er wuchs in Tübingen auf. Anfangs studierte er in Tübingen Jura, anschließend wechselte er noch nach Genf und Leipzig. 1907 legte er sein erstes juristisches Staatsexamen ab.

Er promovierte 1909 in Berlin bei Franz von Liszt zur Ideal- und Gesetzeskonkurrenz. Noch im gleichen Jahr erhielt er einen Ruf als außerordentlicher Professor an die Universität Genf, wo er Strafrecht lehrte. 1920 folgte ein Ruf an die Universität Köln, dieses Mal für Strafrecht und Rechtsphilosophie. Sein Interesse sollte sich in den folgenden Jahren immer stärker auf die Rechtsphilosophie ausrichten.

Von 1923 bis 1930 lehrte er in Basel. 1930 ging er nach Frankfurt am Main. Im Sommer 1933 beschloss er jedoch auf Grund der Machtergreifung der Nazis, Deutschland zu verlassen und zurück nach Basel zu gehen. Dort lehrte er von 1934 bis 1946 Rechtsphilosophie und allgemeine Staatslehre. 1935 unternahm er eine Studienreise in die Sowjetunion und nahm dort Kontakt zur KPD auf. 1935 war er Gutachter im Berner Prozess um die gefälschten „Protokolle der Weisen von Zion“. 1944 war er Gründungsmitglied der Partei der Arbeit der Schweiz. Gleichzeitig arbeitete er in der Bewegung Freies Deutschland in der Schweiz mit. 1946 übernahm er wieder eine Gastprofessur in Leipzig. 1948 wurde er schließlich als ordentlicher Professor an die Berliner Universität berufen. Von 1949 bis 1952 war er der erste Rektor der neu gegründeten brandenburgischen Landeshochschule in Potsdam, der Vorläuferin der heutigen Universität Potsdam. Von 1952 bis 1960 war er Präsident der Deutschen Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft.

In der Zeit in Basel hatte er die Schweizer Staatsbürgerschaft erworben. Ihm wäre es daher jederzeit möglich gewesen, die DDR zu verlassen. Er blieb aber aus Überzeugung bis zu seinem Tod freiwillig in der DDR. 1951 wurde er mit dem Nationalpreis der DDR II. Klasse ausgezeichnet, 1954 mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Silber[1] und 1959 mit dem Titel Hervorragender Wissenschaftler des Volkes.

Aljoscha Rompe ist der Sohn seiner Tochter.

Werk

Baumgarten war vor allem Rechtsphilosoph. Das Recht verstand er immer nur im philosophischen Kontext. Er glaubte daran, dass die Philosophie die gesellschaftlichen Realitäten verändern könnte. Anfangs lehnte er den Marxismus noch ab. In seinem späteren Werk versucht er jedoch, den Sozialismus mit den Idealen der Aufklärung zu verbinden. Er tritt dafür ein, dass der Sozialismus die beste Gesellschaftsform ist, um die Werte der Freiheit und Gleichheit zu verwirklichen. Mit dieser Auffassung weicht er von den herrschenden Interpretationen des Marxismus ab. Er bleibt damit allerdings eher unbeachtet, als dass er angefeindet wird. Sein Werk ist daher auch schwer einer gewissen Strömung zuzuordnen.

Literatur

  • Christina Peschel: Arthur Baumgarten. In: Horst Schröder, Dieter Simon (Hrsg.): Rechtsgeschichtswissenschaft in Deutschland 1945 bis 1952. Klostermann, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-465-03139-3, S. 129–150.
  • Gerd Irrlitz: Rechtsordnung und Ethik der Solidarität. Der Strafrechtler und Philosoph Arthur Baumgarten. Akademie, Berlin 2008, ISBN 978-3-05-004550-4.
  • Festschrift Arthur Baumgarten. VEB Deutscher Zentralverlag, Berlin 1960. (Bibliographie S. 275-278)
  • Bernd-Rainer BarthBaumgarten, Arthur. In: Wer war wer in der DDR? 5. AusgabeBand 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.

Einzelnachweise

  1. Neues Deutschland, 7. Oktober 1954, S. 4

Weblinks