Aschaffenburger Maulaff

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Der Aschaffenburger Maulaff, hölzerne Spielfigur, 1778
Maulaff als Museumspädagoge

Der Aschaffenburger Maulaff ist eine in Aschaffenburg populäre, leicht unterlebensgroße Figur aus Eichenholz.

Geschichte

Die Figur wurde im Jahre 1778 von den Bildhauern Hoffmann und Baumgärtner geschnitzt. Der Maulaff stellt in karikierender Form einen Bauern in der Spessart-Tracht des ausgehenden 18. Jahrhunderts dar: Schiffhut, grüner Rock, rote Weste, kurze gelbe Lederhose, Wadenstrümpfe und Schnallenschuhe. Er stützt die Hände auf einen langen Stock und reißt das Maul weit auf. Der Maulaff diente im Park Schönbusch bei Aschaffenburg der Kurfürstlichen Hofgesellschaft zur Belustigung. Als Zielfigur stand er auf einer Wiese im „Tal der Spiele“. Die Herrschaften versuchten eine Art Billardkugel in das weit geöffnete Maul zu werfen, die dann – falls getroffen – durch eine Röhre unten an der Rückseite der Figur wieder heraus rollte.

Als der Schönbusch bayerisch geworden war, und das kurfürstliche Überbleibsel versteigert wurde, erwarb die Figur der Besitzer des Nilkheimer Hofes, Carl Constantin Victor Freiherr von Mergenbaum. Von Mergenbaums Schreib- und Arbeitszimmer lag zu ebener Erde an der Großostheimer Straße. Des Öfteren fühlte sich der Baron durch hereingaffende Passanten belästigt und brachte schließlich seinen Maulaffen direkt neben dem Fenster am Schreibtisch in Stellung und verscheuchte damit manchen Neugierigen. In dieser Zeit nannte man die Figur „Nilkheimer Maulaff“.

Einige Zeit nach Mergenbaums Ableben (8. September 1845) ersteigerte den Maulaff Klement Kitz, ein Gerbermeister aus dem Aschaffenburger Löhergraben, der ihn in seinem kleinen Park vor dem Sandtor aufstellte. Hier erregte der Maulaff Aufsehen und man schleppte ihn aus Ulk in die damals noch ummauerte Stadt. Dann stand er viele Jahre auf dem Weinberg der Frau Kitz im Löhergraben. Sein nächster Besitzer, der aus Aschaffenburg gebürtige Oberlandesgerichtsrat Sohn, gab die Figur vor dem Ersten Weltkrieg dem Museum seiner Vaterstadt, wo sie seither als Gaffer Maulaffen feilhält. Der Maulaff gilt heute als eines der Wahrzeichen der Stadt[1] und wird im Schlossmuseum Aschaffenburg ausgestellt.

Adaptionen

Gaststätte Maulaff in der Metzgergasse/ Ecke Dalbergstraße
  • Im Jahre 1952 trat der Aschaffenburger Fastnachter Günter Kolb (1924–1991) erstmals als „Ascheberger Maulaff“ bei den Sitzungen des Carneval Clubs Concordia auf. Auch er riss sein Maul ganz weit auf und zog über Aschaffenburger Politiker und ihr Umfeld her.
  • 1955 wurde eine aus Muschelkalk gehauene Nachbildung des "Maulaff" am Pausenhof der damals neu errichteten Grünewald-Volksschule aufgestellt.
  • Das Motiv findet sich bis heute auch auf zahlreichen anderen Darstellungen, so taucht das „Mauläffchen“ etwa im Museumspädagogischen Dienst der Stadt Aschaffenburg auf.
  • In der Altstadt führt eine Gaststätte den Namen Maulaff.

Maulaffenfest

Etabliert hat sich auch das Aschaffenburger Maulaffenfest am Aschaffenburger Stadtfest jährlich am letzten Augustwochenende, veranstaltet seit 2004 vom Hofgarten-Kabarett mit namhaften Kabarettisten und Comedians.

Weblinks

Commons: Aschaffenburger Maulaff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Aschaffenburger Zeitung – Mittagsausgabe Nr. 406 von Mittwoch dem 14. August 1912, S. 2–3
  2. [1] 2. AB Maulaffenfest
  3. [2] pass-events Stadtfest 2006
  4. [3] pass-events Stadtfest 2007
  5. [4] pass-events Stadtfest 2008
  6. [5] pass-events Stadtfest 2009
  7. [6] FRIZZ Stadtfest 2010
  8. [7] pass-events Stadtfest 2011
  9. Main-Echo Nr. 198 vom 28. August 2012.
  10. Main-Echo vom 21. August 2013.