Deutsche Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik

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Die Auswärtige Kulturpolitik (im vollen Namen: „Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik“) bezeichnet die Kulturdiplomatie der Bundesrepublik Deutschland.

Begriffsgeschichte

Der Begriff der (auswärtigen) Kulturpolitik wurde maßgeblich vom Leipziger Kulturhistoriker Karl Lamprecht mitgeprägt, der 1912 die vielbeachtete Rede Über auswärtige Kulturpolitik auf der Tagung des 1911 gegründeten Verbandes für internationale Verständigung zu Heidelberg hielt. Einem Zitat des ehemaligen (1966–1969) deutschen Außenministers Willy Brandt folgend, wird sie im politischen Sprachgebrauch schlagwortartig als dritte Säule der deutschen Außenpolitik bezeichnet, neben den beiden weiteren Säulen, der Sicherheitspolitik und der Außenwirtschaftspolitik. Inzwischen wurde der Begriff der Auswärtigen Kulturpolitik auf den der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik erweitert.

Zutreffend daran ist, dass sie in den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in der Tat ein Drittel des Haushalts des Auswärtigen Amtes beanspruchte.

Aufgaben

Zur Grundversorgung in der Auswärtigen Kulturpolitik gehört, dass möglichst viele Angehörige eines Gastlandes die Kultur des Trägerlandes durch Sprachkurse und die Nutzung umfassender Bibliotheken kennenlernen können. Eine weitere Variante ist die Einrichtung weltweit empfangbarer Fernseh- und Radiosender, die sich in ihrer Programmgestaltung und durch Fremdspracheneinsatz bewusst an das Ausland richten (Deutsche Welle).

Im Zeitalter der Globalisierung dient die Auswärtige Kulturpolitik, die dem Bedarf an finanziellen Mitteln und know-how entsprechend besonders ressourcenträchtig von Industriestaaten betrieben wird, u.a. im Wege der Stipendienvergabe aber auch dem Wettbewerb um hochqualifizierte Wissenschaftler.

Ein weiteres Gebiet umfasst die Aktivitäten im Rahmen der Zusammenarbeit mit Entwicklungs- und Transformationsländern. Hierzu werden Programme der Kapazitätenentwicklung und Professionalisierung, etwa für Journalisten und Künstler, angeboten. Die 2008 vom Auswärtigen Amt ins Leben gerufene Aktion Afrika ist in diesem auch als Kultur und Entwicklung geläufigen Bereich ein zusätzlicher Antrieb. Kooperationen der Mittlerorganisationen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik mit den Durchführungsorganisationen der deutschen Entwicklungspolitik sowie Nichtregierungsorganisationen sind größtenteils noch punktuell, einer Intensivierung wird aber seit 2006 nachgegangen. Ein Motor hierfür stellt auch das UNESCO-Übereinkommen zum Schutz und Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen von 2005 dar.

Mittlerorganisationen

Gestaltet wird die Auswärtige Kulturpolitik des deutschen Staates vor allem durch die vom Auswärtigen Amt finanzierten Kulturmittler, u.a. dem Goethe-Institut e.V. in München, der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, dem Deutschen Archäologischen Institut, dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) sowie der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) des Bundesverwaltungsamtes. Anders als in der Außenpolitik der übrigen Staaten soll der Einsatz von Kulturmittlern dem Erscheinungsbild der deutschen Auswärtigen Kulturpolitik ein regierungsunabhängiges Maß an Ausgewogenheit sichern; diese Konstruktion trägt dem Umstand Rechnung, dass zu Zeiten der Gleichschaltungspolitik der NSDAP, von 1933 bis 1945, die Kulturpolitik nicht nur dem Reichspropagandaministerium unterstellt, sondern an den propagandistischen Zielen des NS-Staates ausgerichtet zum Instrument der Unterdrückung von Minderheitenströmungen (wie z.B. der deutschen jüdischen Kultur) herabgesunken war.

Leitung

Kulturabteilung im Auswärtigen Amt (Abteilung für Kultur und Kommunikation)

Leiter der Kulturabteilung im Auswärtigen Amt
Nr. Name Amtsantritt Ende der Amtszeit
1 Friedrich Stieve[1] 1932 1939
2 Fritz von Twardowski[2] 1939 1943
3 Rudolf Salat, kommissarisch 1951 1955
4 Heinz Trützschler von Falkenstein 1955 1959
5 Dieter Sattler 1959 1965
6 Luitpold Werz 1966 1969
7 Hans Georg Steltzer 1970 1972
8 Hans Arnold 1972 1977
9 Kurt Müller 1977 1983
10 Barthold C. Witte 1983 1991
11 Lothar Wittmann 1992 1995
12 Hans-Bodo Bertram 1995 1998
13 Albert Spiegel 1998 2002
14 Wilfried Grolig 2002 2007
15 Martin Kobler 2007 2010
16 Werner Wnendt seit 2010

Literatur

  • Die auswärtige Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland: Grundlagen, Ziele, Aufgaben; eine Titelsammlung, zgst. von Udo Rossbach, Stuttgart 1980
  • Hosseini, Bettina: Die auswärtige Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland gegenüber den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens von 1949–1963, Göttingen 1996
  • Saehrendt, Christian: Kunst als Botschafter einer künstlichen Nation. Studien zur Rolle der bildenden Kunst in der auswärtigen Kulturpolitik der DDR, Stuttgart 2009[3]
  • Schneider, Axel: Die auswärtige Sprachpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Eine Untersuchung zur Förderung der deutschen Sprache in Mittel- und Osteuropa, in der Sowjetunion und in der GUS 1982 bis 1995, Bamberg 2000
  • Schreiner, Patrick: Außenkulturpolitik. Internationale Beziehungen und kultureller Austausch, Bielefeld 2011 ISBN 978-3-8376-1647-7
  • Mumme, Martin: Strategien Auswärtiger Bewußtseinspolitik - Von der Macht der Ideen in der Politik. Eine kritische Analyse der deutschen auswärtigen Kulturpolitik und Vorschläge zu einer neuen Strategie, Würzburg : Königshausen & Neumann, 2007 ISBN 3-8260-3297-7

Einzelnachweise

  1. Karl Kraus, Sidonie Nádherny von Borutin (Freiin), Friedrich Pfäfflin: Briefe an Sidonie Nádherný von Borutin, 1913-1936, Volume 1
  2. Hartmut Lehmann, Otto Gerhard Oexle: [1]
  3. Reviews in German History 4/2011 by Jonathan Osmond; The American Historical Revue April/2010 by Benita Blessing: (in English): http://ahr.oxfordjournals.org/content/115/2/630.extract; Journal of Cold War Studies 3/2010 by Roger E. Kanet: Review (in English): http://muse.jhu.edu/login?auth=0&type=summary&url=/journals/journal_of_cold_war_studies/v012/12.3.kanet.pdf; Revue de L'art, 1/2010 by Mathilde Arnaux (French)

Siehe auch