Avraham Stern

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Avraham Stern

Avraham Stern (hebräisch אברהם שטרן), alias Yair (* 23. Dezember 1907 in Suwałki; † 12. Februar 1942 in Tel Aviv), war der Gründer und Leiter einer zionistischen Kampforganisation, welche ab 1940 unter dem Namen Lechi bekannt und von der britischen Mandatsmacht als Stern Gang bezeichnet wurde.

Leben

1925 wanderte Stern nach Palästina aus, wo Großbritannien nach dem Zerfall des Osmanischen Reichs das Völkerbundsmandat für Palästina wahrnahm.

Er machte sein Abitur an einem hebräischen Gymnasium in Jerusalem und ging anschließend an die Hebräische Universität Jerusalem. Stern studierte Altphilologie. Er war aktives Mitglied des Irgun seit dessen Gründung 1931 und stellte zusammen mit David Raziel ein Handbuch über den Gebrauch des Revolvers zusammen. Bei der Aufspaltung des Irgun 1937 schloss sich Stern nicht der Haganah an, sondern wurde Mitglied des Irgun-Kommandos. Er reiste nach Europa, um Waffen zu kaufen und um mit polnischen Behörden Kontakte zur Organisation von Irgun-Instruktionskursen in Polen zu knüpfen. Im August 1939 wurde er zusammen mit den übrigen Mitgliedern des Irgun-Kommandos verhaftet und verbüßte eine Gefängnisstrafe bis Juni 1940. In dieser Zeit führte sein Widerstand gegen die Aufhebung anti-britischer Angriffe zu einer weiteren Aufspaltung des Irgun. Die Gruppe um Stern löste sich von der Haganah, als diese Großbritannien im Kampf gegen den Nationalsozialismus zu unterstützen begann. Stern weigerte sich mit dem Britischen Weltreich zusammenzuarbeiten und behauptete, dass nur der unausgesetzte Kampf gegen den britischen Imperialismus möglicherweise zu einem unabhängigen jüdischen Staat führen könnte und die jüdische Diaspora beenden könnte.

Am 17. Mai 1939 veröffentlichte die britische Regierung das Weißbuch von 1939 mit Vorschlägen für die künftige Palästina-Politik: In den kommenden fünf Jahren sollte die weitere jüdische Einwanderung nur in einem Ausmaß erfolgen, das die jüdische Bevölkerung auf etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung des Landes brächte, sofern die wirtschaftliche Lage dies zuließe. Das bedeutete nach der damaligen Situation eine Einwanderung von insgesamt etwa 75.000 Personen in den Jahren bis 1944. In jedem der fünf Jahre war eine Quote von 10.000 jüdischen Einwanderern sowie die Zulassung von zusätzlichen 25.000 Flüchtlingen vorgesehen, sofern der Hochkommissar die notwendigen wirtschaftlichen Vorbedingungen für erfüllt hielt. Nach Ablauf der fünf Jahre sollte eine neue jüdische Einwanderung zunächst nicht gestattet werden, sofern die Araber nicht ihre Zustimmung dazu gaben. Diese Beschränkungen förderten Sterns extreme anti-britische Überzeugungen. Seine Bewegung zog sektenhaft Einzelpersonen aus beiden Extremen der politischen Lager an, darunter Yitzhak Shamir.

Anschreiben vom 11. Januar 1941

Stern hegte Zweifel, dass die Alliierten den Zweiten Weltkrieg gewinnen würden, und nahm deshalb Kontakte mit dem faschistischen Italien und dem nationalsozialistischen Deutschland auf. Im Januar 1941 versuchte Stern eine Vereinbarung mit dem Deutschen Reich über den Deutschen Gesandten im Beirut. Im Libanon gab es 1937 erste Versuche einer Gründung Syriens und Unabhängigkeit gegenüber dem französischen Völkerbund Mandat, welches 1941 vom Vichy-Regime wahrgenommen wurde. Stern bot an eine aktive Rolle auf der Seite des Deutschen Reichs zu spielen, wenn im Gegenzug jüdische Flüchtlinge bei der Migration nach Palästina unterstützt würden. Ein weiteres Mal versuchte Stern Ende 1941 mit dem Deutschen Reich in Kontakt zu treten. Antworten des Deutschen Reichs sind nicht dokumentiert.

Stern wurde am 12. Februar 1942 durch britische Polizisten in Tel Aviv getötet. Nach seiner Verhaftung und Fesselung wurde Stern in seinem Appartement von hinten erschossen.[1]

Stern war auch Dichter. 1934 stellte er sein erstes Versbuch zur Veröffentlichung zusammen, er schrieb unter anderem Chajalim almonim („Anonyme Soldaten“), das später zu Lehis Hymne wurde. Sterns Vorbild war der polnische Romantiker Juliusz Słowacki, welcher über die Leiden der Polen während des langen Kampfes um die nationale Unabhängigkeit Polens schrieb.[2]

Sein poetisches Werk besteht aus 53 kurzen Gedichten und wurde von Moshe Hazani als Ausdruck des Erotischen des Todes wie Anerotischen der Frauen beschrieben.[3]

Auf Veranstaltungen zu Avraham Stern Erinnerungstag sollen jedes Jahr israelische Politiker und Regierungsvertreter anwesend sein. 1978 wurde eine israelische Briefmarke mit dem Porträt von Avraham Stern gedruckt. Sein Sohn Yair, geboren am 7. Juni 1942, knapp vier Monate nach der Ermordung seines Vaters, wurde Rundfunkjournalist, Fernsehkommentator und Leiter des israelischen Staatsfernsehens. 1981 wurde südlich von Qalqiliya eine Stadt auf den Namen Stadt Kochav Yair (Yairs Stern) nach Sterns Spitznamen benannt.

Literatur

  • Saul Zadka: Blood in Zion. London 1995.
  • David Charters: The British Army and Jewish Insurgency in Palestine, 1945–1947, London 1989.
  • Stern Gang. In: Ian F. W. Beckett: Encyclopedia of Guerilla Warfare. New York 2001, S. 224.
  • Joseph Heller: The Stern Gang. Ideology, Politics, and Terror, 1940-1949. Frank Cass, 1995, ISBN 0-7146-4558-3.
  • Kati Marton: A death in Jerusalem. Pantheon, 1994 ISBN 0-679-42083-5.
  • Arie Perliger, Leonhard Weinberg: Jewish Self-Defence and Terrorist Groups Prior to the Establishment of the State of Israel: Roots and Traditions. Routledge, 2003.
  • J. Bowyer Bell: Terror Out of Zion: Irgun Zvai Leumi, Lehi, and the Palestine Underground, 1929–1949. Avon, 1977, ISBN 0-380-39396-4
  • Zev Golan: Free Jerusalem: Heroes, Heroines and Rogues Who Created the State of Israel. Devora, 2003, ISBN 1-930143-54-0

Weblinks

Commons: Avraham Stern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ada Amichal Yevin: In purple: the life of Yair-Abraham Stern. Hadar Publishing House, Tel Aviv 1986, S. 290.
  2. Colin Shindler: Triumph of Military Zionism: Nationalism and the Origins of the Israeli Right. I. B. Tauris & Company, London 2005, S. 189.
  3. Moshe Hazani: Red carpet, white lilies: Love of death in the poetry of the Jewish underground leader Avraham Stern. In: Psychoanalytic Review, vol. 89, 2002, S. 1-48.