BKK Gildemeister Seidensticker

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BKK Gildemeister Seidensticker
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Sozialversicherung Gesetzliche Krankenversicherung
Kassenart Betriebskrankenkasse
Rechtsform Körperschaft des öffentlichen Rechts
Gründung 1884
Sitz Bielefeld
Vorstand Frank Jessen
Aufsichtsbehörde Bundesversicherungssamt
Versicherte 181.881
Haushaltsvolumen 870 Mio.
Geschäftsstellen Bielefeld, Friedrichshafen
Mitarbeiter 370
Website www.bkkgs.de
ehemaliges Logo

Die BKK Gildemeister Seidensticker ist eine bundesweit geöffnete Betriebskrankenkasse. Als Krankenkasse ist sie eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Struktur

Hauptsitz der BKK Gildemeister Seidensticker ist Bielefeld-Brackwede. Daneben gibt es drei weitere Geschäftsstellen: Ein Kundencenter in Friedrichshafen am Bodensee, eine City-Geschäftsstelle am Jahnplatz in Bielefeld sowie ein Büro auf dem Gelände der DMG Mori Aktiengesellschaft (Gildemeister) in Bielefeld-Sennestadt.

Die Krankenkasse beschäftigt rund 370 Mitarbeiter, die über 230.000 Kunden betreuen.

Beitragssätze

Seit 1. Januar 2009 werden die Beitragssätze vom Gesetzgeber einheitlich vorgegeben. In den Jahren 2009 und 2010 ist die BKK Gildemeister Seidensticker ohne Zusatzbeitrag ausgekommen und kündigt an, bis 2014 keinen Kassenindividueller Zusatzbeitrag zu erheben.[1] Sie erhebt seit dem 1. Januar 2015 einen einkommensabhängigen Zusatzbeitrag in Höhe von 0,7 Prozent des beitragspflichtigen Einkommens, der zum 1. Januar 2016 auf überdurchschnittliche 1,2 Prozent steigt.[2]

Finanzen

Im Jahr 2008 betrug das Haushaltsvolumen der BKK Gildemeister Seidensticker rund 870 Millionen Euro [3].

Geschichte

1874: Die Entstehungsphase

Bereits im Januar 1874 wurde die Kranken- und Unterstützungskasse der Firma Gildemeister & Comp. ins Leben gerufen. Friedrich Gildemeister richtete die Kasse auf freiwilliger Basis ein und sicherte seine Angestellten gegen die wirtschaftlichen Folgen einer Erkrankung ab. Einen gesetzlichen Anspruch gab es zu dieser Zeit noch nicht, doch derartige Kassenmodelle hatten bei der Einführung der Gesetzlichen Krankenversicherung zehn Jahre später eine Vorbildfunktion.

1884: Gründung der BKK

Am 1. Dezember 1884 wurde die „Krankenkasse für die Fabrik der Firma Gildemeister & Comp.“ offiziell gegründet und von der Königlich-Preußischen Regierung in Minden genehmigt. Hieraus entwickelte sich die heutige BKK Gildemeister Seidensticker. Möglich wurde die Gründung der Kasse durch den Start der Gesetzlichen Krankenversicherung. Die Reform war ein Meilenstein in der Geschichte der Sozialversicherung in Deutschland. Die Arbeitgeber brachten ein Drittel, die Arbeiter zwei Drittel der Beiträge auf.

Ein Jahr nach der Gründung betrug die Mitgliederzahl der Fabrikkrankenkasse Gildemeister (bzw. die Zahl der Angestellten) genau 67. Um 1900 waren es schon 170 Mitglieder - kein Vergleich zur heutigen Gemeinschaft der Versicherten, doch die industrielle Entwicklung und die Firma Gildemeister standen noch am Anfang. Auch die Einwohnerzahl Bielefelds veränderte sich: Aus den etwa 30.000 Einwohnern wurden bis heute über 325.000.

1907: Der BKK Bundesverband entsteht

„Verband zur Wahrung der Interessen der deutschen Betriebskrankenkassen“ nannte sich der 1907 gegründete Vorläufer des BKK Bundesverbandes. Anlass der Initiative waren heftige politische Diskussionen. Sozialistische Bestrebungen stellten die Betriebskrankenkassen in Frage gestellt und forderten eine zentralistische Einheitsversicherung. Der Verband setzte sich für die Beibehaltung der Dezentralität und die damit verbundenen Vorteile der Versichertennähe ein.

1911: Der Sozialstaat wird Gesetz

Durch den Erlass der Reichsversicherungsordnung (RVO) am 19. Juli 1911 wurde die Sozialversicherungsgesetzgebung des Kaiserreiches vollendet:. Ein einheitliches Gesetzeswerk fasste in fast 2.000 Paragraphen die Kranken-, Unfall- und Rentenversicherungen zusammen und die Versicherungsträger wurden rechtsfähig in Form von Körperschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts. Die Sozialpolitik gehörte damit endgültig zu einem zentralen Aufgabenbereich des Staates. Die RVO blieb 75 Jahre lang die wichtigste Rechtsgrundlage für das Krankenversicherungsrecht. Einzelne Paragraphen, z. B. Leistungen bei Schwangerschaft und Mutterschaft, sind sogar noch heute geltendes Recht. Mit der RVO wurde auch die Bezeichnung „Betriebskrankenkasse“ (statt „Fabrikkrankenkasse“) offiziell eingeführt. Zugleich wurde die Mindestmitgliederzahl auf 150 Personen erhöht, eine Vorgabe, die von der Betriebskrankenkasse Gildemeister bereits erfüllt wurde.

1920: Ausweitung der Leistungen – die „Familienhilfe“

Von Beginn an zählten zu den Leistungen der Betriebskrankenkasse Gildemeister freie ärztliche Behandlung, freie Arznei, Brillen, Bruchbänder und Krankengeld. Bis 1920 waren jedoch ausschließlich die Beschäftigten der Firma Gildemeister über die Kasse versichert. Jetzt übernahm die BKK auch die Hälfte der ärztlichen Behandlungs- und Arzneimittelkosten für Familienangehörige.

1927–1932: Beständigkeit trotz Inflation und Wirtschaftskrise

Die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg, die Massenarbeitslosigkeit sowie die folgende Weltwirtschaftskrise ab 1929 boten ein schwieriges Umfeld. Gildemeister, und dadurch auch die BKK, überstanden die Zeit relativ gut. Im Jahr 1927 zählte die BKK 448 Mitglieder. Zwischen 1930 und 1932 wurden durch die Notverordnungen der Regierung die Leistungen Schritt für Schritt abgebaut und die Beiträge gesenkt. Das geschah jedoch nicht, um die Versicherten zu entlasten, sondern um die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung erhöhen zu können.

1951: Der erste hauptamtliche Mitarbeiter

Die Anforderungen an die Kasse stiegen mit den Mitgliederzahlen. Um die Betreuung der Mitglieder und die Verwaltung weiterhin gewährleisten zu können, wurde 1951 Günther Engler als erster hauptamtliche Mitarbeiter eingestellt. Als Geschäftsführer, Sachbearbeiter und Krankenbesucher war er zuständig für alle Fragen der betrieblichen Krankenversicherung und bezog ein eigenes Büro, das vertrauliche Gespräche erlaubte.

1953: Wiederherstellung der Selbstverwaltung

Das „Gesetz über die Selbstverwaltung in der Sozialversicherung“ vom 22. Februar 1951 ermöglichte die vollständige Wiederherstellung der Eigenverwaltung. Die Organe der Kasse bestanden fortan aus Vorstand und Vertreterversammlung, denen sowohl Versicherten- als auch Arbeitgebervertreter angehörten. Die Wahl des neuen Vorstands fand am 15. Juni 1953 statt. Der Vorsitz in den Organen wechselte jährlich zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern; eine Regelung, die sich bis heute bewährt.

1959: Das 75-jährige Jubiläum

Das Jubiläum wurde am 29. Oktober 1959 groß gefeiert. Das Datum wurde recht willkürlich festgelegt, da lediglich bekannt war, dass die Kasse im Jahre 1884 errichtet worden war. Bei der Zerstörung des Werkes 1944 gingen die meisten Unterlagen zur Gründung verloren. Erst viele Jahre später konnte im Archiv der Stadt Bielefeld das tatsächliche Gründungsdatum, der 1. Dezember, ausfindig gemacht werden.

Ab 1964: Gesetzesflut und Diskussion um Leistungen und Beiträge

Lohnfortzahlungsgesetz. Leistungsverbesserungsgesetz. Kostendämpfungsgesetz. Rehabilitationsgesetz. – Die Diskussionen um den Leistungsumfang und die damit verbundene Beitragshöhe sind so alt wie die Krankenkassen selber. Ende der 60er Jahre wurden die Sozialleistungen weiter ausgebaut. Die Krankenkassen wurden ab 1970 dazu verpflichtet, ihren Mitgliedern umfangreichere Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen zu finanzieren. Von dieser Leistungsverbesserung profitierten Kinder bis zum vierten, Frauen ab dem 30. und Männer ab dem 45. Lebensjahr. Die Reform der Krankenhausfinanzierung 1972 beschleunigte die Entwicklung zusätzlich. Die Ausgaben der Krankenkassen stiegen bis Mitte der 70er Jahre um 15 bis 20 % pro Jahr. Auch die BKK Gildemeister musste ihren Beitragssatz anheben. Ein Sparkurs sollte die Kosten im Gesundheitssektor begrenzen. Das Kostendämpfungsgesetz von 1977 war das erste Gesetz dieser neuen Zielrichtung. Die Flut gesetzgeberischer Maßnahmen trug dazu bei, dass sich die Verwaltungsaufgaben und damit die Zahl der BKK-Mitarbeiter stetig erhöhten.

1977: Umzug nach Bielefeld-Sennestadt

Ende 1974 hatte Gildemeister 2.200 Mitarbeiter. Das bereits 1961 angekaufte 300.000 m2 große Industriebaugelände in Bielefeld Sennestadt ermöglichte die Expansion des Unternehmens. Ein neues Sozialgebäude bot Raum für Personalabteilung, Betriebsrat, Werksarzt und die Betriebskrankenkasse. Das alte Werk Gildemeister am Hauptbahnhof musste der neuen städtebaulichen Entwicklung weichen.

1989–1996: Von der Strukturreform bis zur Wahlfreiheit

Der Mauerfall veränderte die Gesellschaft und durch die Entwicklung neuer medizinischer Verfahren stieg die Lebenserwartung. Das erforderte einen Wandel im Gesundheitswesen. Mit entsprechend vielen Gesetzesinitiativen musste sich auch die BKK Gildemeister und ihr damaliger Geschäftsführer, Wolfgang Diembeck, auseinandersetzen. Auf Wolfgang Diembeck folgte 1991 der Geschäftsführer und heutige Vorstand Frank Jessen. Die Gesetzesänderungen im Überblick:

  • 1989 wurde das Gesetz zur Strukturreform im Gesundheitswesen verabschiedet. Die gesetzlichen Grundlagen der Krankenversicherung wurden damit von der Reichsversicherungsordnung auf das Sozialgesetzbuch (SGB) übertragen.
  • 1994 startete der Risikostrukturausgleich (RSA), gleichzeitig wurde die Einführung des freien Wahlrechts innerhalb der Gesetzlichen Krankenversicherung geplant.
  • 1995 trat die Pflegeversicherung in Kraft.
  • 1996 begann die Wahlfreiheit unter den Gesetzlichen Krankenversicherungen.

1997: Fusion mit der BKK Seidensticker

Nach der Einführung der Wahlfreiheit schlossen sich viele Betriebskrankenkassen zusammen, um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein. Schon 1997 entstand die BKK Gildemeister Seidensticker. Die beiden Kassen traditionsreicher Bielefelder Unternehmen passten mit ihren gemeinsamen Grundsätzen, Werten und Ansprüchen perfekt zusammen.

2003: Umzug und Fusion mit der BKK Zeppelin

Zwei wichtige Ereignisse prägten das Jahr 2003 der BKK Gildemeister Seidensticker: Der Umzug vom Betriebsgelände der Gildemeister AG in die Winterstraße 49 in Bielefeld Brackwede und die Fusion mit der BKK Zeppelin. Mit der Luftschiffbau Zeppelin GmbH kam ein weiteres Traditionsunternehmen zum Verbund hinzu. Zeppelin wurde 1908 in Friedrichshafen gegründet, die Betriebskrankenkasse Zeppelin 1915. Zu dem Hauptsitz der Krankenkasse in Bielefeld-Brackwede kam ein weiteres Kunden-Center in Friedrichshafen am Bodensee mit 60 Mitarbeitern.

2005: Neue Besetzung des Verwaltungsrats

Erstmals wurde der Verwaltungsrat paritätisch aus 7 Arbeitgeber- und 7 Versichertenvertretern gebildet. Diese Zusammensetzung entspricht dem demokratischen Gesellschaftsverständnis der BKK Gildemeister Seidensticker und gewährleistet die direkte Orientierung an den Bedürfnissen der Kunden.

2006–2007: Zwei Eröffnungen und eine Spitzenleistung

Im Jahr 2006 wurde die City-Geschäftsstelle der BKK Gildemeister Seidensticker eingeweiht. Mitten in der Bielefelder Innenstadt, im Haus der Technik, ist sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Ein Jahr später wurde der „BKK GilSei Nordic Walking Park“ eröffnet. Der erste Nordic Walking Park in Ostwestfalen-Lippe wurde unter Mitwirkung der Deutschen Sporthochschule Köln entwickelt und bietet in drei Schwierigkeitsstufen Platz zum Joggen, Walken und Spazierengehen. Im gleichen Jahr erreichte die BKK Gildemeister Seidensticker mit einem Beitragssatz von nur 12,6 % den 3. Platz unter den Top-Ten der günstigsten Krankenkassen in ganz Deutschland.

2008: Neue Projekte. Neue Erfolge

Das von der BKK Gildemeister Seidensticker in Kooperation mit der Stadt Bielefeld durchgeführte Kindergartenprojekt „Florina Fit“ wurde für den Deutschen Präventionspreis nominiert. Zudem gewann die BKK Gildemeister Seidensticker mit der ersten Ausgabe ihres neuen Kundenmagazins den begehrten BCP-Award bei Europas größtem Wettbewerb für Publikumszeitschriften.

2009: Start des Gesundheitsfonds

Die BKK Gildemeister Seidensticker reagierte mit einer Erweiterung ihres Leistungsangebots, nach der Einführung des Gesundheitsfonds.[4]

2015: Kassenfusion

Am 1. Januar 2015 wurde die BKK BJB GmbH & Co. KG eingegliedert.

Auszeichnungen

2008 gewann die BKK Gildemeister Seidensticker mit der ersten Ausgabe ihres neuen Kundenmagazins, dem "Gesundheitsjournal", den BCP-Award in Gold bei Europas größtem Wettbewerb für Publikumszeitschriften. 2009 und 2010 folgte jeweils der BCP-Award in Silber. Das Magazin Focus Money (Ausgabe 49/2012) verlieh der BKK GILDEMEISTER SEIDENSTICKER die Auszeichnung "Deutschlands beste Krankenkasse" in den Kategorien "TOP Prämie" und "BESTE Finanzkraft".

Weblinks

Einzelnachweise

  1. [1] Kein Zusatzbeitrag bei der BKK Gildemeister Seidensticker. Abgerufen am 5. Dezember 2011.
  2. http://www.krankenkasseninfo.de/krankenkassen/liste/bkk-gildemeister-seidensticker/bkk-gildemeister-seidensticker-zusatzbeitrag.html
  3. [2] Gesundheitsjournal, Ausgabe 03/2009
  4. BKK Gildemeister Seidensticker, Festschrift zum 125-jährigen Jubiläum. Printausgabe 2009.

Koordinaten: 51° 58′ 42,6″ N, 8° 28′ 35,5″ O