Schmalspurbahn Saint-Just–Vaugneray

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stillgelegte Straßenbahn
Train de Vaugneray
Bild
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Haltestelle in Vaugneray-Bourg
Basisinformationen
Staat Frankreich
Stadt Lyon, Tassin-la-Demi-Lune, Francheville, Vaugneray
Eröffnung 1886 / 1906 (Betreiberwechsel)
Stilllegung 1954
Betreiber Compagnie Fouvière Ouest-Lyonnais / Omnibus et Tramways de Lyon
Infrastruktur
Streckenlänge 14,874 km
Spurweite 1000 mm (Meterspur)
Stromsystem 550 Volt =
Haltestellen 18
Betrieb
Linien 1

Die Bahn von Vaugneray (Tram) verband die Station Lyon Staint-Just mit Vaugneray. Der Linienbetrieb wurde am 19. April 1886 eröffnet und am 2. November 1954 wieder eingestellt. Sie wurde von der Gesellschaft Fouvière Ouest-Lyonnais betrieben und wechselte 1911 zur Omnibus et Tramways de Lyon (OTL).

Diese Linie war Teil eines Bahnnetzes, das die Ebene von West-Lyon mit Vaugneray und Mornant verband.

Die Anfänge

1872 hat Claude Bourget[1] zum ersten Mal einen Projektentwurf geliefert. Als Ingenieur hatte er mehrere Pläne für Bergbahnen in Lyon entworfen: die Standseilbahnen von Croix-Rousse, Saint-Just und Fourvière; ein Entwurf für eine Normalspurbahn, die Lyon mit Rive-de-Gier (Stadtteil von Madeleine an der Département-Grenze Rhône/Loire) via Sainte-Foy-lès-Lyon, Francheville, Chaponost, Brindas verbinden sollte. Für dieses Projekt fehlten jedoch die Finanzmittel und wurde abgelehnt.

1879 beantragte der Lyoner Ingenieur M. Devos die Konzession für eine Linie, die annähernd dem Projekt von 1872 entsprach. Die schon bestehende Gesellschaft Chemin de fer à crémaillère Saint-Jean - Saint-Just widersprach dem Vorschlag und schlug eine Verbindung (einspurig und metrisch) zwischen dem Bahnhof Saint-Just und Mornant mit einer Anschlussverbindung nach Vaugneray vor. Diesem Projekt stimmte der Conseil général du Rhône 1880 zu.

Das Projekt wurde 1882 als für allgemein notwendig erklärt. Die compagnie du chemin de fer de Fourvière et de l'Ouest lyonnais (FOL) erhielt die Betriebserlaubnis. Die Arbeiten begannen im April 1884 und endeten im Frühjahr 1886 in Vaugneray; der Anschluss nach Mornant wurde 1887 fertig.

Infrastruktur

Dieser Zug hatte eine eigene Fahrspur und fuhr eingleisig auf einem den Mitteln des ausgehenden 19. Jahrhunderts entsprechenden festen Untergrund.

Die eingleisige Strecke hatte starke Steigungen von 2 bis 25 ‰ und im letzten Anstieg nach Vaugneray 32 ‰, denn es galt einen Anstieg von 213,50 m in Étoile d'Alaï auf 411 m in Vaugneray-Bourg zu bewältigen. Die Kurven hatten einen Radius von mindestens 200 m. Auf der Strecke gab es 26 Bahnübergänge.

Ein wichtiges Bauwerk war das Viadukt von Alaï: Die Metallträger ruhten auf vier gemauerten Brückenpfeilern, die Brücke war 207 m lang und 28 m hoch, um den Fluss Charbonnières bei Francheville zu überqueren. Die Pfeiler wurden 17 m tief eingegraben und sind heute noch zu sehen.

Streckenführung

Die Strecke der Gesellschaft FOL verband die Stadtviertel Saint Just und Saint Jean mit einer Zahnradbahn.[2] Der Bahnhof Saint Just lag neben dem der Zahnradbahn, heute ein Nebengleis. Die Strecke folgte der Hügelkette Loyasse, führte dem Berghang Champvert entlang und erreichte schließlich den Halt von Massues. Die Trasse führte ständig bergab, um nach La Demi Lune, dem tiefsten Punkt der Strecke, zukommen. Auf dem Weg fuhr der Zug durch einen Tunnel und über drei Bücken. Eine kurze Nebenstrecke (genutzt zwischen 1900 und 1901) zweigte von der Linie zwischen Grange-Blanche und der Haltestelle Demi-Lune ab, um den Place de la Demi-Lune zu erreichen und eine Umsteigemöglichkeit zu den Straßenbahnlinien herzustellen. Eine zweite Strecke (zwei Kilometer lang und ab 1916 durch OTL elektrifiziert) zweigte im Bahnhof der FOL in Demi-Lune (La Pomme genannt) ab, um nach einer großen Kurve den Bahnhof Écully-la-Demi-Lune PLM [3] zu erreichen, wodurch vor allem das Verschicken und der Empfang von Fracht über das Schienennetz ermöglicht wurde. Das funktionierte von 1895 bis zum Juni 1935.

Die Strecke folgte dem Bachlauf der Charbonnières, den sie bei Alaï mit einem Viadukt überquerte. Der weitere Weg verlief im Graben von Bel Air und folgte dem Tal der Yzeron. Die Strecke führte das Tal hinauf bis zum Halt La Pillardière, der noch vorhanden ist. Danach ging es entlang dem linken Ufer der Yzeron, um in Craponne die Hochebene des Lyonnais zu erreichen. Nach dem Bahnhof durchquerte die Strecke die Hochebene, um nach Le Tupinier und Grézieu-la-Varenne zu gelangen.

Im Bahnhof von Le Tupinier lag die Abzweigung nach Mornant. Hinter Grézieu überquerte ein Viadukt aus Steinen eine Senke und führte zum Bahnhof von Vaugneray an den Ort, der Maison Blanche hieß, der Endstation von 1886 bis 1906.

Die Strecke wurde nach Vaugneray-Bourg verlängert und führte zunächst am Straßenrand entlang, wechselte in die Straßenmitte, ehe sie an der Endstation im Mittelpunkt von Vaugneray ankam. Da dieser Abschnitt eine Steigung bis zu 32 ‰ hatte, konnte hier nur der Motorwagen fahren.

Das Depot der Zahnradbahn befand sich auf dem Gelände des Bahnhofs von Lyon Saint-Just.

Stationen und Haltepunkte

Endstation in Vaugneray-Bourg
  • Saint-Just (französisch: Point kilométrique = PK 0,0)
  • Les Massues (Haltepunkt) (PK 1,77)
    • Place de la Demi-Lune (Abzweigung in Betrieb von 1900 bis 1901) (PK 3,00)
  • La Demi-Lune (Haltepunkt) (PK 2,733)
  • La Demi-Lune (Bahnhof) (PK 3,32)
  • Francheville – Haltepunkt von Alaï – (PK 4,47)
  • Francheville – Bahnhof von Étoile d'Alaï – (PK 4,91)
  • La Patelière (Haltepunkt – PK 6,72)
  • Craponne (Haltepunkt, PK 7,60)
  • Craponne – Zentrum (Bahnhof – PK 8,66)
  • Le Tupinier (Abzweigung nach Mornant – PK 9,84)
  • Grézieu-la-Varenne (PK 11,26)
  • La Chanconche (Haltepunkt – PK 12,55)
  • Vaugneray – Maison blanche (Endstation von 1886 bis 1906 – PK 13,50)
  • Vaugneray Bourg (Ortsmitte) (PK 14,9)

Elektrifizierung

Die Strecke wurde 1899 mit Gleichstrom von 550 V elektrifiziert, der in einem Werk in der Nähe des Depots Saint-Just mit Unterstützung eines weiteren Werks in Tupinier erzeugt wurde.[3]

Betrieb

Die Fahrpläne der Linie im Mai 1914

Fahrzeuge

Zur Eröffnung der Linie 1886 wurde folgende Fahrzeuge geliefert:

Der Firma in Fives wurde ein weiterer Auftrag erteilt, der 1895 zu folgender Lieferung führte:

  • zwei Tenderlokomotiven Fives Lille Typ 031T vom Hersteller Fives Lille

Um das Verkehrsaufkommen zu bewältigen, wurden zwei gebrauchte Maschinen mit den Nummern 15 und 16 bei Voies ferrées du Dauphiné gekauft. Dabei handelt es sich um 1893 gebaute Straßenbahnlokomotiven vom Typ 030T bicabine der Firma Blanc-Misseron.

Elektrische Fahrzeuge

Elektrischer Antrieb, um 1906
Fahrzeuge der FOL

Als der elektrische Antrieb eingeführt wurde, wurden folgende Fahrzeuge geliefert:

  • vier Triebwagen Buire, die von der Firma La Buire auf der Basis von Personenwagen gebaut wurden.
  • fünf Triebwagen mit Drehgestell Vierzon, hergestellt von der Firma Hanquet & Hautfort
Unterstützung durch die Gesellschaft Straßenbahn Lyon (OTL)

Nach dem Zusammenschluss von FOL und OTL stellte letztere folgendes Material in Dienst:

  • zehn Triebwagen NLT, Chemin de fer (deutsch: Eisenbahn) genannt. Dabei handelte es sich um Drehgestelllokomotiven, die auf die Norm von FOL umgestellt worden waren.
  • 1914 bestellte die OTL 26 Triebwagen in Belgien bei der Firma La Construction in Manage, Hainaut. Diese Triebwagen wurden Manage genannt und verkehrten 40 Jahre lang bis zur Einstellung der Strecke 1954.

Ende des Betriebs

Am 2. November 1954 wurde die Bahnstrecke stillgelegt und durch Busse (Renault Typ R 4211) der OTL (Linie 37) ersetzt.

Die Buslinie wurde am 28. Februar 1957 durch das Unternehmen Lafond mit Chausson-Bussen weiterbetrieben. 1974 erfolgte die Übernahme des Betriebs durch TCL, Linie Quai de la Pêcherie – Tassin – Craponne – Vaugneray. Ab 1976 wird die Strecke von der Linie 73 bedient.[4]

Relikte

Es gibt noch einige Überreste zu sehen, die von der Anstrengung zeugen, die nötig war, um einen Zugverkehr zu realisieren.

Bahntrasse
  • Der Bahnverlauf existiert noch als Fußweg zwischen Saint Just und La Demi Lune, wobei der Tunnel von Massues durchquert wird.
  • Pfeiler des Viadukts von Alaï sind noch sichtbar.
  • Die Trasse ist noch im Tal der Yzeron stromab bei Craponne zu sehen.
  • Zwischen Craponne und Vaugneray ist die Trasse noch zu sehen.
Gebäude
  • Der ehemalige Bahnhof von La Demi Lune wird als Lokal genutzt.
  • Der ehemalige Bahnhof von Vaugneray wird heute von der DDE genutzt. [5]

Projekte

Es gibt verschiedene Studien, die untersuchen, ob Teile der Infrastruktur für Bustrassen genutzt werden können, vor allem in dem Abschnitt zwischen Craponne und Vaugneray.[6][7]. Der Verkehrsverbund SYTRAL sieht eine schnelle Anbindung des Westens von Lyon durch zwei Linie vor: Gorge de Loup - Vaugneray und Gorge de Loup - Brindas, die ab 2013 einen Teil der alten Trasse der Bahn von Vaugneray verwenden wird.[8]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkung

  1. Claude Bourget war der Großvater des Schriftstellers Paul Bourget.
  2. Die Linie Zahnradbahn Saint-Jean–Saint-Just bestand von 1900 bis 1958 und wurde dann durch eine Standseilbahn ersetzt.
  3. a b Marc Daniel, Literaturangabe
  4. vgl. auf der Seite von FOL Saint-Just (nach der Seite Anciennes lignes "FOL")
  5. Es handelt sich um das Materialdepot der Verwaltung des Départements (vgl. fr)
  6. Georges Barriol: Busspur Vaugneray Lyon. 21. April 2007, abgerufen am 3. April 2011.
  7. Bericht über die Vorstellung und Information bezüglich der Überlegung, eine Verbindung zwischen Gorge de Loup (Lyon 9ème) und Vaugneray herzustellen. Conseil général du Rhône, 2004, abgerufen am 3. April 2011.
  8. Synthèse du Comité syndical du SYTRAL du jeudi 4 mars 2010. Abgerufen am 2. August 2015.