Benutzer:Coffibone/Walddrehna

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Walddrehna
Gemeinde Heideblick
Koordinaten: 51° 47′ N, 13° 37′ OKoordinaten: 51° 46′ 38″ N, 13° 37′ 29″ O
Höhe: 120 m
Fläche: 14,46 km²
Einwohner: 671 (2010)
Bevölkerungsdichte: 46 Einwohner/km²
Eingemeindung: 26. Oktober 2003
Postleitzahl: 15926
Vorwahl: 035455
Blick vom Königsberg ins Luckauer Becken mit der Stadtsiluette Luckaus

Walddrehna ist der größte Ortsteil der Gemeinde Heideblick im südbrandenburgischen Landkreis Dahme-Spreewald. Der Ort befindet sich etwa 12 Kilometer südwestlich der Stadt Luckau an der Landesstraße 561. Das Dorf liegt direkt an der Berlin-Dresdener Eisenbahnlinie mit eigenem Haltepunkt. Die Regionalbahnlinie RE3 hält alle zwei Stunden im Ort.
Walddrehna liegt auf dem Hochplateau des Niederlausitzer Grenzwalls, der etwa 1 km nordöstlich des Dorfes um etwa 70 m steil in das Luckaer Becken abfällt. Das Dorf ist an allen Seiten von Kiefernwäldern umgeben. Westlich grenzt die Rochauer Heide an Walddrehna, die zu einem der größten geschlossenen Waldgebiete Brandenburgs zählt. Die höchsten Erhebungen sind der Mosesberg und der Grüne Berg mit 140,5 m sowie der Königsberg mit 139,8 m. Unweit des Königsbergs in den Gehrener Bergen liegt auf der Gemarkung Walddrehnas der größte Findling Südbrandenburgs, der Teufelsstein.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

erste urkundliche Erwähnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walddrehna wurde urkundlich erstmals im Jahre 1481 in einer Belehnungsurkunde als „Drenau“ erwähnt. In früheren Urkunden aus den Jahren 1446 und 1460 ist ein Michel von Drenow erwähnt. Ab dem 15. Jahrhundert bekam der Ort den Zusatz „Wendisch oder Windisch“, um eine Verwechslung mit dem nahe gelegenen „Deutsch“, später „Fürstlich“ - Drehna auszuschließen. Während der Arisierung 1937 wurde aus „Wendisch-Drehna“ Walddrehna.

Frühgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwei bronzezeitliche Urnengräber der Lausitzer Kultur zeugen von einer ersten Besiedelung in Walddrehna zwischen ca. 1400 – 500 v. Chr.. Etwa 700 Jahre später, ca. 200 n. Chr. lassen sich in Walddrehna Germanen nieder. Bei bauhistorischen Untersuchungen an der Dorfkirche in Walddrehna fielen Steine ungewöhnlicher Gestalt ins Auge. Bei diesen Steinen handelt es sich um sogenannte Schlackesteine die als Abfallprodukte bei der Herstellung von Eisen entstanden. Hierbei wurde der eisenhaltige Raseneisenstein im sogenannten Rennofen verhüttet. Germanische Rennöfen wurden bei archäologischen Grabungen in der Nähe von Waltersdorf (bei Luckau) gefunden. Durch die Vielzahl von Schlackeresten, die um Walddrehna gefunden wurden, lässt dies auf eine germanische Eisenverhüttung im Ort schließen. Die hier ansässigen Germanen zogen während der großen Völkerwanderung in das Gebiet des heutigen Thüringens ab. Das freigewordene Gebiet östlich der Elbe wurde vom slawischen Stamm der Lusitzi besetzt.

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte des Dorfes steht im engen Zusammenhang mit der deutschen Eroberung und Besiedelung der heutigen Niederlausitz. Auf dem „Grünen Berg“, zwischen Walddrehna und Gehren, ließ im 10. Jahrhundert Markgraf Gero I. die nach ihm benannte Burg Jarina errichten, nachdem er die Lusitzi, einen hier ansässigen slawischen Stamm, unterwarf. [1] 1010 wird die Burg im Zusammenhang mit den Polenfeldzügen Heinrichs II. in der Chronik des Thietmar von Merseburg erwähnt. Bei seinem 3. Feldzug gegen den Polenherzog Boleslaw Chobry, der die Machtstellung Heinrichs als gottunmittelbare Autorität nicht anerkennen wollte, versammelte er sein Heer in Belgern an der Elbe. Auf dem Weg in das Feindesland erkrankte Heinrich jedoch bei der Burg Jarina, die mittlerweile unter der Führung Markgraf Geros II stand, und nahm sein Krankenbett auf dieser Burg. Hier nahmen sie zwei Brüder aus der Burg Brandenburg an der Havel fest, welche den Böhmenkönig aufgesucht hatten, um gegen Heinrich II. zu opponieren. Als sie sich weigerten von ihrem Plan zu berichten, wurden sie auf einer nahegelegenen Anhöhe, wohl auf dem Grünen Berg, gehengt. Der Kaiser kehrte in Begleitung einiger Bischöfe ins Reich zurück. Die übrigen Kontingente verwüsteten das umliegende Gebiet, bevor sie ebenfalls den Heimzug antraten.
Nachdem das Gebiet zwischen Elbe und Neiße im 11./12.Jh. endgültig unterworfen war, begannen Siedler aus dem süd- und mitteldeutschen Raum in die noch weitgehend unbesiedelte Mark Lausitz abzuwandern und gründeten in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts das Straßendorf Walddrehna. [2] Einige Jahre später, im letzten Viertel des 12. Jh. wurde die romanische Feldsteinkirche als Rechtecksaal mit eingezogener halbrunder Apsis errichtet und zählt somit als Teil einer kleinen Kirchengruppe südlich von Luckau zu den ältesten Bauwerken Brandenburgs. Nach einem Brand im 15. Jh. wurde die Kirche im spätgotischen Stil wiederaufgebaut. Alle Fenster- und Türöffnungen wurden spitzbogig mit Formsteinarchivolten umgebaut. Auf den beiden Feldsteinrundpfeiler vor dem Westgiebel wurden hohe Spitzbogenarkaden aufgesetzt, auf denen ein achtseitiger Backsteinhelm ruht. [3] Das Dorf gehörte von alters her zur Herrschaft Sonnewalde und bestand bis ins 16. Jh. aus 7 Bauerngehöften, einer Schänke und einer Windmühle auf dem Grünen Berg. Wohl im ausgehenden 16. Jh. wurde von den Herren von Sonnewalde am östlichen Dorfrand ein gräfliches Jagdschloss als zweigeschossiger Fachwerkbau errichtet, welches später als Försterei genutzt wurde.
Im mittelalterlichen Dorf Walddrehna kreuzten sich zwei der bedeutendsten Handelsrouten der Niederlausitz. Die eine führte von Hamburg und Lüneburg nach Schlesien, Böhmen und Österreich, während die zweite, als Frankfurter Geleis bezeichnet, Leipzig und Mitteldeutschland mit Frankfurt/Oder und Ostpreußen verband und sich so zu Zeiten der Hanse zu einem der bedeutendsten Handelswege Mitteleuropas entwickeln konnte.[4] Im Laufe des 16./17. Jh. verlagerte sich der Wegeverlauf etwa 2 km nach Norden und entsprach nun der Bundesstraße 87. [5] Dieses hohe Verkehrsaufkommen war wahrscheinlich auch der Grund, warum das Dominikanerkloster Luckau um 1500 in Walddrehna einen Bettelsordensbezirk einrichtete. Franke, Ellen: Dominikanerkloster Luckau, in: Klosterbuch Brandenburg Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, Berlin 2007 Neben dem Handelsverkehr dienten die Handelsstraßen auch als bevorzugte Route für Pilger, da die nötige Infrastruktur vorhanden war. Der Handelsweg von Frankfurt/Oder nach Leipzig wurde somit zu einem der Hauptpilgerwege aus den östlichen deutschen Provinzen und Polen zum Grab des Heiligen Jakobus in Santiago de Compostela.

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der größte Einschnitt in der Geschichte Walddrehnas kam während des Dreißigjährigen Krieges im Winter der Jahre 1636/37. Die schwedischen Truppen hausten in der Niederlausitz auf das entsetzlichste und verwüsteten und verbrannten auch das Dorf Walddrehna. Alle Einwohner wurden entweder getötet oder hatten das Dorf verlassen. Nur die Kirche, die Försterei und die Schänke haben die Schrecken dieses Krieges überstanden. In der zweiten Hälfte des 17. Jh. errichtete der Graf Solms von Sonnewalde einen Gutsbezirk mit Gutshof, Schäferei und einer Ziegelei und beanspruchte damit gut 80 Prozent der Dorffläche. Mit der Zeit siedelten sich wieder Bauern im Dorf an, die 252 ha bewirtschaften konnten. Bis zur einsetzenden Industrialisierung gab es im Ort 7 Großgärtner, 9 Mittelgärtner, 6 Kleingärtner und 2 Häusler sowie die Gutspächter und deren Angestellte. [6]

Industrialisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fahne der Gewerkschaft für die Braunkohlenwerke Wendisch Drehna

Durch den Grafen Solms von Sonnenwalde wurde auf dem Gut in den Jahren 1833 bis 1836 eine Brennerei errichtet. 1854 wurde ebenfalls durch den Grafen eine der ersten Braunkohlengruben in der Niederlausitz eröffnet. Hierbei wurde die Kohle unter Tage gefördert und mittels einer Haspel zu Tage gefördert. 20 Jahre später wurde an gleicher Stelle die Grube "Franziska" bergbehördlich angemeldet. Der Abbau erfolgte in flachen, unterirdischen Schächten die bis 40 m hinab reichten. Ab 1877 wurde die Kohle mittels einer Pferdebahn zum Bahnhof Walddrehna transportiert und verladen. In den 7 Jahren des Betriebs der Grube wurden 20.000 Tonnen Kohle gefördert.
Die eigentliche Industrialisierung setzte mit der Inbetriebnahme der Bahnstation "Drähna" der Berlin-Dresdener-Eisenbahn im Jahr 1875 ein. Dies führte zur Ansiedelung von mehreren Fabriken wie einer Blumentopf und Tonwarenfabrik, einem Dampfsäge- und Hobelwerks, einer Dampfmühle und einer Konservenfabrik. Nach der Inbetriebnahme der Braunkohlengrube Barbarossa in der Nachbargemeinde Gehren wurde 1894 eine mit Dampfmaschine betriebene 3100 m lange Drahtseilbahn errichtet, welche die Kohle von Gehren zum Bahnhof Walddrehna transportierte. Später errichtete man südlich des Bahnhofs eine Preß-Kohlenfabrik (Brikettfabrik). 1899 wurde die Braunkohlenförderung im Förderraum Walddrehna infolge einer Insolvenz eingestellt.
Durch die Ansiedelung dieser Industriezweige in "Drähna" und den dadurch vorhandenen neuen Arbeitsplätze kam es zu einem sprunghaften Anstieg der Bevölkerung. Von 228 Einwohnern im Jahre 1840 stieg die Zahl bis zum Jahr 1900 auf 514. Dies führte zur Erweiterung des Dorfes. So wurde zum Beispiel die neu angelegte Straße vom Dorf zum südlich davon gelegenen Bahnhof bebaut. Auch die heutige Poststraße wurde in südlicher Richtung erweitert.

neuere Geschichte nach 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde das gesamte Dorf von der russischen Armee besetzt. Alle Dorfbewohner mussten ihre Höfe verlassen und wurden im Dorf Beesdau einquartiert. Nach der Rückkehr waren u.a. die Brennerei und der Kuhstall des Gutshofes abgebrannt.
Im Mai 1971 wurde das Eisenbahnbauregiment 2 "Erich Steinfurth" von Gehren (Heideblick) nach Walddrehna in eine neu errichteten Kaserne mit Anschluss an die Berlin-Dresdener-Eisenbahnlinie verlegt. Im gleichen Zuge wurden 4 Wohnblöcke, eine Oberschule mit Turnhalle und eine Kita in der Pilzheide errichtet. Nach der Wiedervereinigung wurde die Kaserne geschlossen. Die Oberschule wird als Grundschule und Kindertagesstätte weitergeführt. Am 26. Oktober 2003 erfolgte der Zusammenschluss von der Gemeinde Walddrehna mit den Ortsteilen Wehnsdorf, Schwarzenburg und Neusorgefeld mit der Gemeinde Heideblick. [7]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerentwicklung von Walddrehna seit 1840 [8]
Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1840 228 1946 727 1998 1156 2010 671
1890 395 1993 1278 1999 1066
1900 514 1994 1276 2000 1062
1910 605 1995 1317 2001 1089
1925 554 1996 1256 2002 1057
1933 586 1997 1213 2006 811


Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nordfassade Kirche Walddrehna

Die Dorfkirche Walddrehnas wurde als Feldsteinkirche wahrscheinlich im letzten Viertel des 12. Jh. errichtet und nach einem Brand im 15. Jh. spätgotisch wiederaufgebaut. Aus dieser Zeit stammt die nach drei Seiten offene Vorhalle des Turms, die die Kirche einmalig macht. Von der Innenausstatuung ist die sitzende Heiligenfigur des "Jacobus Major" aus dem 15. Jh. erwähnenswert.

Gutshaus Walddrehna, historische Aufnahme um 1900 vom Lindenplatz

Das Gutshaus wurde in der 2. Hälfte des 17. Jh. als einfacher eingeschossiger Putzbau mit Krüppelwalmdach errichtet. Neben der noch existierenden Scheune befanden sich auf dem Gutshof ein großer massiver Kuhstall, ein Pferdestall und eine Brennerei.

Bahnhof Walddrehna, Ansicht vom Bahnhofsvorplatz

Im Jahr 1875 wurde der Bahnhof Walddrehna eröffnet. Dieser wurde als 2 geschossiger Klinkerbau mit Fachwerkgüterschuppen errichtet und während der wechselvollen Geschichte mehrfach umgebaut. Zum Bahnhof gehören ein Toilettenhäuschen und ein Stallgebäude aus Klinker.

Natur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gehrener und Walddrehnaer Berge sind Teil des Niederlausitzer Landrückens und bilden hier den markantesten Abschnitt. Während der Saalekaltzeit im sog. Warthestadium schoben die Gletscher die Erd- und Geröllmassen bis in den Süden Brandenburgs. Hier lagerten sich diese Erdmassen nach dem Abtauen des Eises ab und bilden heute den Höhenzug des Flämings und südöstlich daran anschließend den Niederlausitzer Grenzwall.

Detail des Teufelsteins

Neben der landschaftsbildenden Überformung ist es auch den Gletschermassen Skandinaviens zu verdanken, dass ganz in der Nähe des Königsbergs der größte Findling Südbrandenburgs zu finden ist. Der sagenumwobene Teufelsstein hat einen Umfang von 12 Metern, misst in der Länge 4,5 m und in der Breite 2,5 m.


Fußnoten und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gebuhr, Ralf: Jarina und Liubusua – Kulturhistorische Studie zur Archäologie frühgeschichtlicher Burgen im Elbe-Elster-Raum. Studien zur Archäologie Europas, Band 6, Bonn 2007
  2. Higounet, Charles: Die deutsche Ostsiedlung im Mittelalter, Berlin 1986
  3. Krause, Thomas: Die Baugeschichte der Dorfkirche Walddrehna im regionalen Kontext, Diplomarbeit 2010, unveröffentliches Manuskript
  4. Aurig, Rainer: Möglichkeiten und Grenzen interdisziplinärer Altstraßenforschung – vorwiegend mit Beispielen aus der westlichen Niederlausitz, in: Im Schatten mächtiger Nachbarn – Politik, Wirtschaft und Kultur der Niederlausitz zwischen Böhmen, Sachsen und Brandenburg-Preußen, Berlin 2006
  5. Lehmann, Rudolf: Geschichte des Markgrafentum Niederlausitz. Der Schicksalsweg einer ostdeutschen Landschaft und ihrer Menschen. Dresden 1937
  6. Ortschronik Walddrehna, unveröffentlichtes Manusskript
  7. Ortschronik Walddrehna, unveröffentlichtes Manusskript
  8. Historisches Gemeindeverzeichnis 2005 für Brandenburg Online als PDF-Datei

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]