Benutzer:Risced/Hauskirche

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Definition der Hausgemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Hausgemeinde oder eine Hauskirche ist ein Gruppe von Christen, die sich frei und unabhängig von einer Konfession oder Denomination und ohne ein spezielles Kirchengebäude zum Gottesdienst versammelt. Die Gemeinschaft wird dabei wichtiger genommen als die gottesdienstliche Ordnung oder das religiöse Programm. Das Gemeindeleben geht über den Rahmen der gottesdienstlichen Veranstaltung hinaus und bezieht den Alltag der "Hausgenossen" ein.

Hausgemeinden werden auch als "einfache Gemeinden/ Kirchen" oder als organische Gemeinden/ Kirchen bezeichnet. Sie wollen ohne Priester, ohne Kanzel, ohne Kirchengebäude und ohne religiöse Zermonien in Einfachheit Gemeinde leben, und sich auf das konzentrieren, was sie als das Wesentliche im christlichen Glauben ansehen. Die Gemeinde wird dabei nicht als Organisation, sondern als Organismus verstanden, der durch Gott wächst. Der Vergleich mit der Familie oder der erweiterten Familie (oikos) wird dabei häufig gebraucht. In ihr sind weniger Strukturen, Kirchenordnungen und religiöse Rituale wichtig, als mehr die Bedürfnisse der Familie die sich zum Volk Gottes zugehörig weiß. Geistliche Eltern erziehen in ihr geistliche Söhne und Töchter, die selbst wieder fähig werden, ihre eigene Familie (oikos) zu gründen.

Hausgemeinden sehen ihr Vorbild in der Kirche des ersten Jahrhunderts, wie sie im Neuen Testament und in frühkirchlichen Schriften beschrieben wird. Das Gemeindeleben spielte sich damals größtenteils im privaten Umfeld und in den Häusern, bzw. Wohnungen der Gläubigen ab, Kirchengebäude und Gemeindeorganisationen gab es noch nicht. Sie fühlten sich mehr der persönlichen und inspirierten Leitung durch Gott und der Bibel verpflichtet, als einer Kirchenhierarchie mit ihren Dogmen und Glaubenslehren. Mit der Entwicklung der ersten Gemeinden zur institutionellen Kirche veränderte sich das grundlegend. Hauskirchenbewegungen gab es in der Kirchengeschichte bis heute immer wieder.


Geschichte der Hausgemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bedeutung der Häuser bei Jesus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

- Aussendung der Jünger "wo ihr in ein Haus kommt ...." (Mt.10.12-13 / Luk.10.5) - Im Haus von Maria, Martha und Lazarus (Mt.10.38-39) - Bei der Schwiegermutter des Petrus (Luk 4.38-39) - Salbung im Haus des Pharisäers Simon (Lk.7.36- 38) - Jesus will bei Zachäus ins Haus kommen (Luk.19.5-9) - das Haus des Hauptmann von Kapernaum (Joh.4.53)

Hausgemeinden in der Apostelgeschichte und in den Briefen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

- brachen zu Hause (Jerusalem) das Brot, nahmen Speise mit Jubel ... (Apg.2,46) - sie lehrten jeden Tag im Tempel und in den Häusern in Jerusalem .... (Apg.5,42) - Saulus ging überall in die Häuser und verwüstete die Gemeinde (Apg.8,3) - das Haus der Maria, der Mutter des Johannes Markus in Jerusalem (Apg.12,12) - Paulus im Haus des Judas und der Jünger in Damaskus (Apg.9,11-19) - Petrus bei Kornelius und seinem ganzen Haus in Cäsarea (Apg.10,25-48) - im Haus des Philippus in Cäsarea (Apg.21,11) - im Haus der Lydia in Philippi (Apg.16,15) - der Kerkermeister von Philippi in seinem Haus (Apg.16,31-34) - im Hause des gottesfürchtigen Titius Justus in Korinth (Apg.18,7) - Krispus und sein Haus in Korinth (Apg.18,8) - Paulus in Troas in einer Hausgemeinde (Apg.20,5-8) - das Haus des Stefanas in Korinth (1.Kor.1.16; 16,15) - die Hausgemeinde im Vorort Kenchräa am Hafen von Korinth (Röm.16.1) - die Gemeinde im Haus v. Priska und Aquila in Korinth (Röm.16.3-5/ 1.Kor.16.19) - Gajus und die Gemeinde in seinem Haus in Korinth (Röm.16,23) - die Hausgenossen der Chloe in Korinth (1.Kor.1.11) - die vom Haus des Aristobul in Rom (Röm.16,10) - die vom Haus des Narzissus, die im Herrn sind, in Rom (Röm.16.11) - Hermas und die Brüder bei ihnen in Rom (Röm.16,14) - Olympas und alle Heiligen bei ihnen in Rom (Röm.16,15) - die aus des Kaisers Haus in Rom (Phil.4,22) - Philemon und die Gemeinde in seinem Hause in Kolossä (Philemon.1,2) - Nympha und die Gemeinde in ihrem Hause in Laodicea (Kol.4,15) - Paulus hatte öffentlich und in den Häusern in Ephesus gelehrt (Apg.20,20) - das Haus des Onesiphorus in Ephesus (2.Tim.1,16-18/ 4,19) - Paulus in seinem eigenen Haus in Rom (Apg. 28,30-31)

Hausgemeinden in der Kirchengeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wenn wir den Wahrheitsgehalt der neutestamentlichen Schriften und die Geschichtsschreibung von Plinius nicht anzweifeln, dann können wir daraus ableiten, dass im ersten Jahrhundert in allen großen und bedeutenden Städten des römischen Reiches (Jerusalem, Rom, Ephesus, Korinth, Antiochien) die Hausgemeinde die vorherrschende Form der Kirche war. Auch über die ländlichen Gegenden lesen wir von der Existenz von vielen Hausgemeinden. Schon im zweiten Jahrhundert, nach dem Tod der Apostel Jesu setzte eine Veränderung ein. Da wo die Christen die Freiheit hatten, begannen sie eigens erworbene Privathäuser umzubauen, um sie auschließlich für gottesdienstliche Zwecke zu nutzen. Die Hauskirche von Dura Europos ist die älteste Gemeinde dieser Art und christliche Kirche überhaupt, deren ausgegrabene Ruine heute noch davon zeugt. Dadurch dass es bis ins dritte Jahrhunderte immer wieder Christenverfolgungen in unterschiedlicher Stärke gab, wurden diese ersten "Kirchengebäude" immer wieder geschlossen bzw. zerstört. Nach dem Toleranzedikt von Mailand (312 n.Chr.) endete die Christenverfolgung im Römischen Reich und die Christen konnten, ohne Repressalien zu befürchten, ungehindert Kirchen bauen. Kaiser Konstantin selbst förderte den Bau von prächtigen Kirchen (Basilika), unter anderem ließ er den Vorläufer des heutigen Petersdom in Rom errichten. Dadurch, dass die Katholische Kirche und die Orthodoxe Kirche entstand, geriet die Form der Hausgemeinde im römischen Reich mehr und mehr in Vergessenheit.

Anfang des vierten Jahrhunderts enstand, vermutlich durch christliche römische Legionäre, die in Britannien stationiert waren, die Iro- Schottische Kirche (siehe auch Keltische Kirche) innerhalb der die "Werte" der Hausgemeinde weiterlebten, bis sie im 12. Jahrhundert in die Katholische Kirche aufging. Auch die Nestorianer, die Anfang des vierten Jahrhunderts aus einer Kirchenspaltung hervorgingen breiteten sich bis ins 13 Jahrhundert, zunächst als Hauskirchenbewegung, bis nach China und Südindien aus. Später, im 12. und 13. Jahrhundert breiteten sich die Waldenser in ganz Westeuropa aus. Über sie gibt es Berichte, die zeigen, wie sie konsequent als Gemeinde ohne Priester und ohne Liturgien in den Häusern der Familien ihr Glaubensleben praktizierten. Das machte sie bald zu verhassten Gegnern der institutionlisierten Kirche. Im 15. und 16. Jahrhundert war es die Täuferbewegung, die an der Einfachheit und Urprünglichkeit christlicher Gemeinschaft in den Häusern festheilt, dafür wurden sie nicht nur von der Katholischen Kirche, sondern sogar von den Kirchen der Reformation bis auf den Tod verfolgt. Auch bei John Wesley und den Methodisten finden sich Ansätze typischen Hausgemeindelebens. Die in der damaligen Erweckung durch die unermüdliche Tätigkeit des Evangelisten und seiner Helfer Bekehrten fanden sich sogenannten "Klassen" ein, um in Privathäusern ihr Glaubenslebens zu vertiefen.

Hausgemeinden in unserer Zeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Europa gibt es nur wenige Hausgemeinden, andere Kirchen und Denominationen sind überall vorherrschend. Von einer europäischen oder deutschen Hauskirchenbewegung kann man nicht reden. Ein übergreifendes Konzept gibt es auch nicht, es besteht kein Interesse eine eigenständige Denomination zu schaffen, das würde dem Charakter der Hausgemeinden schaden. Es besteht aber in der Regel Interesse an Vernetzung und Zusammenarbeit von Christen aus Hausgemeinden über Denominationsgrenzen hinweg. Zentrale Internetauftritte für den deutschsprachigen Raum gibt es unter folgenden links: www.hauskirchen.de ; www.hauskirchen-forum.de ; www.hauskirche.de

In den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts entstanden am Rande der Charismatische Bewegung in England viele neue Hausgemeinden, die aber nach einigen Jahren wieder in konfessionelle Gemeindestrukturen aufgingen. Hier und da gab es in England und in Amerika neue Aufbrüche in diese Richtung. Aber erst Ende der Neunzigerjahre geschah, besonders in Amerika, eine neue Entwicklung durch Gründung von Hausgemeinden, der zur Zeit viele Millionen Christen angehören. In Gemeindeforschungsprojekten von George Barna wurden in den letzten Jahren überraschende Zahlen veröffentlicht.

Hauskirchenbewegungen heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Zeit weiß man von Hauskirchenbewegungen in China, in Indien, in Kambodscha, Vietnam, Bangladesh, Kuba und Brasilien. Die größte und älteste von ihnen ist sicherlich die Bewegung in China, zu der schätzungsweise 50 bis 80 Millionen Christen gehören. Auch die Hausgemeinden in Kuba sind zahlreich und befinden sich schon in der zweiten großen Ausbreitungswelle. Diese Bewegungen haben gemeinsam, dass sie mit unterschiedlicher Intensität immer noch verfolgt werden. Das hat mit zu ihrer starken Ausbreitung beigetragen.


Merkmale von Hausgemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1. Die Eigenständigkeit und das Losgelöstsein von herkömmlichen Gemeinden, Kirchen, Konfessionen und Denomnationen ist ein vorrangiges Kennzeichen von echten Hauskirchen.

2. Normalerweise gibt es keinen Pastor, Priester, Lehrer oder ähnliches in der Hauskirche. Es gibt keine Unterscheidung zwischen Laien und Klerus, man versucht das "allgemeine Priestertum" ganz praktisch umzusetzen. "Leiter" im weitesten Sinne sind vom Charakter wie Väter und Mütter. Von der Achtung ihnen gegenüber und der Autorität die ihnen eingeräumt wird, verhalten sie sich wie die Ältesten der Gemeinde.

3. Die einzelne Hausgemeinde wird als Familie bzw. Großfamilie verstanden. Ihre Strukturen und Beziehungen sind dieser ensprechend nachempfunden. Die Überschaubarkeit und das enge Beziehungsgeflecht wird sehr wichtig genommen - es wird als das pulsierende Leben im Leib Jesu angesehen.

4. Das charismatische Gemeindeleben einer Hauskirche soll 1.Kor.14,28 wiederspiegeln: "Was ist nun, Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine Sprache[nrede], hat eine Offenbarung, hat eine Auslegung; alles geschehe zur Erbauung." (nach der Elberfelder Übers.)Die Beteiligung aller mit ihren Gaben und Fähigkeiten am Gemeindeleben wird in der Hauskirche betont.

5. Besonders Ziel ist es intakte Beziehungen innerhalb der Hauskirche herzustellen. Einander lieben, einander annehmen, einander dienen, einander korrigieren, einander helfen, füreinander da sein und viele andere "Einanders", wie wir sie in der Bibel finden, stehen im Mittelpunkt der Gemeinschaft.

6. Die gegenseitige Vernetzung mit anderen Hauskirchen wird als Ideal für den Zusammenhalt vieler Hauskirchen in einem losen Verband angesehen. Dadurch soll auch eine Art Korrektur erfolgen und sicher gestellt werden, dass eine Hauskirche nicht in Isolation und Irrlehre abdriftet.

7. Mobile Dienste (Apostel, Propheten, Evanglisten, Lehrer) sollen idealerweise innerhalb der Netzwerke von Hauskirchen zirkulieren, um apostlische Lehre und prophetische Einsicht zu vermitteln und, wenn es nötig ist Korrektur und Ausrichtung zugeben.

8. Jüngerschaft soll in der Hausgemeinde groß geschrieben werden. Wichtiger als der Aufbau einer Gemeindeorganisation ist der Aufbau echter Jüngerschaftsbeziehungen, in denen erfahrene Gläubige durch ihr Vorbild "jüngere" Gläubige anleiten, ein Leben in Hingabe und Glaube an Christus zu führen.

9. Ohne Reproduktion keine echte Hauskirche, das ist die Devise der Hauskirchenbewegung. Durch schnelles Vervielfältigen der kleinen Hausgemeinden entsteht immer wieder eine neue "Frische". Der Heilige Geist kann immer wieder neu führen, die Gefahr der Tradition wird eingedämmt und das Wachstum der Gemeinde erfolgt weniger durch Addition, sondern mehr durch Multiplikation. Eine "Mutterhausgemeinde" kann in kürzester Zeit ein Kind (eine neue Hausgemeinde) zur Welt bringen.


Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dale, Felicity: Gesunder Start für Hauskirchen, GloryWorld-Medien, 2006, ISBN 3-936322-24-4
  • Dale, Tony & Felicity: Einfach(e) Kirche, GloryWorld-Medien, 2003, ISBN 3-936322-05-8
  • Simson, Wolfgang : Häuser, die die Welt verändern, C&P Verlag, 1999, ISBN 3-928093-12-6
  • Gehring, Roger: Hausgemeinde und Mission, 2000, ISBN 3-7655-9438-5
  • Fitts, Robert: Die Kirche im Haus – Eine Rückkehr zur Einfachheit, GloryWorld-Medien, 2002, ISBN 3-936322-00-7
  • Dowgiewicz, Mike & Sue: Zeiten der Wiederherstellung, GloryWorld-Medien, ISBN 3-936322-23-6
  • Schutty, Richard: Die erste Gemeinde - die frühe Kirche, Verlag T.A.U.B.E.(www.Taube-Lebensdienst.de), ISBN 3-936764-03-4

Kategorie:Kirchenwesen Kategorie:Christentum in China Kategorie:Freikirche