Bertold Klappert

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Bertold Klappert (* 21. Juli 1939 in Balige auf Sumatra) ist ein deutscher evangelischer Theologe.

Leben

Bertold Klappert wurde als Sohn eines christlichen Missionars auf Sumatra geboren. Von 1959 bis 1965 studierte als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes Evangelische Theologie, Philosophie und Religionsgeschichte in Wuppertal, Göttingen, Tübingen und Bonn. Von 1965 bis 1969 war er bei Walter Kreck Assistent an der Universität Bonn und 1968 bis 1970 Vorsitzender der Drogenarbeit Bonn. Er promovierte 1969/1970 an der Evangelischen Fakultät der Universität Bonn über die Christologie Karl Barths.

Klappert war anschließend von 1970 bis 1974 Assistent an der Universität Göttingen und habilitierte sich 1974 im Fachbereich Systematische Theologie über „Gesetz und Evangelium bei Martin Luther und Karl Barth“. Von 1974 bis 2004 war er Professor für Systematische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal. Von 1978 bis 1984 leitete Klappert den biblisch-sozialen Arbeitskreis der reformierten Gemeinde Wuppertal-Elberfeld-Ost.

Werk

Bertold Klappert ist als profunder Kenner und eigenständiger Interpret der Theologen der Bekennenden Kirche bekannt: allen voran Karl Barth, Dietrich Bonhoeffer und der weithin vergessene Versöhnungstheologe Hans Joachim Iwand. Er legt deren Erbe aber nie „orthodox“ aus, sondern versteht es kontextuell und bezieht es auf die eigene Gegenwart.

Er hat sich ähnlich wie Helmut Gollwitzer, Friedrich-Wilhelm Marquardt und Jürgen Moltmann auf die deutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre eingelassen und sein theologisches Wirken mit seinem hochschulpolitischen und gesellschaftskritischen Engagement eng verknüpft. Dabei hat er den Kontakt zu seiner eigenen Herkunft aus Pietismus, CVJM und der heutigen Vereinten Evangelischen Mission bewahrt und sein persönliches Christusbekenntnis mit seiner Entscheidung für einen demokratischen Sozialismus biblisch begründet miteinander verbunden. Er hat wertvolle Beiträge zum Verständnis der Barmer Theologischen Erklärung von 1934 ebenso wie zum Darmstädter Wort von 1947 geleistet und sich von dieser Tradition her für das Antirassismus- und Antimilitarismusprogramm des Ökumenischen Rats der Kirchen starkgemacht. In den 1980er Jahren bezog er wie sein Lehrer Hans-Joachim Kraus entschieden Stellung gegen den NATO-Doppelbeschluss und seine kirchliche Absegnung: Dieses „Nein ohne jedes Ja“ zur Einbeziehung von Massenvernichtungsmitteln in das Selbstverteidigungsarsenal des Rechtsstaats war für ihn keine rein politische, sondern eine Bekenntnisfrage.

Seine theologische Arbeit richtet sich zum einen stark auf die Vermittlung von Bibelexegese und Systematik – er hat für beide Fachdisziplinen einen Lehrstuhl –, zum anderen auf die Verhältnisbestimmung von Martin Luther und Johannes Calvin, aber auch anderen Theologen der Reformationszeit zu Karl Barth. Seine Dissertation trägt den programmatischen Titel Die Auferweckung des Gekreuzigten: Der „differenzierte Zusammenhang“ dieser beiden Grunddaten des urchristlichen Glaubens ist für ihn die bleibende Norm aller theologischen Entwürfe, von der her sie in einen fruchtbaren Dialog gebracht werden können. In dieser Arbeit hat Klappert die Entfaltung der Kreuzestheologie Barths im Gespräch mit Friedrich Gogarten, Rudolf Bultmann und anderen am menschlichen Existenzverständnis orientierten Theologen nachgezeichnet. Zudem hat er in dem kleinen Sammelband Diskussion um Kreuz und Auferstehung wichtige Aufsätze aus der theologischen Debatte von 1945 bis 1965 gesammelt, kommentiert und bietet damit für die Gemeindearbeit hilfreiche Orientierung. Er hat auch das Gespräch mit Gerd Lüdemann um dessen Verständnis der Auferstehung gesucht.

Sein vielleicht wichtigster Beitrag aber bestand in den intensiven Vorarbeiten zur „Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden“: Dies hat sich im rheinischen Synodalbeschluss von 1980 wegweisend für die gesamte EKD niedergeschlagen. „Kirche und Israel“ ist eins seiner theologischen Hauptthemengebiete; als Herausgeber der Schriften von Leo Baeck und Mitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit ist Klappert auch sonst äußerst engagiert in diesem Bereich. Er versteht sich als „Theologe nach Auschwitz“, vertritt aber im Unterschied zu US-amerikanischer Holocaust-Theologie keine Reinterpretation der ganzen Bibel von der Shoa her, sondern hält am Vorrang der Selbstoffenbarung Gottes in Israels biblischer Heilsgeschichte fest.

In jüngerer Zeit hat sich Klappert auch für den Trialog der drei Abrahamsreligionen Judentum, Christentum und Islam starkgemacht: wiederum aber nicht im Sinne eines gemeinsamen „Weltethos“ wie Hans Küng, sondern im Sinne einer Einheit aus verschiedener Identität, die in der biblischen Verheißungsgeschichte ihre unaufgebbaren Wurzeln findet.

Er ist seinen Studierenden als liebevoller Gastgeber und stets ansprechbarer, dialogbereiter Lehrer an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal vertraut und pflegt zugleich internationale Kontakte und Freundschaften zu jüdischen, islamischen, indischen, US-amerikanischen und buddhistischen Theologen.

Literatur

  • 2001: Aus der Umkehr leben (Mitautor)
  • 2000: Miterben der Verheißung
  • 1996 bis 2003: Leo Baeck Werke (Herausgeber; 6 Bände)
  • 1994: Versöhnung und Befreiung. Versuche, Karl Barth kontextuell zu verstehen
  • 1992: Jesusbekenntnis und Christusnachfolge (Mitautor)
  • 1989: Tut Um Gottes Willen Etwas Tapferes! Karl Immer Im Kirchenkampf (Mitautor)
  • 1988: Bekennende Kirche in ökumenischer Verantwortung
  • 1983: Schritte zum Frieden. Theologische Texte zu Frieden und Abrüstung (Mitherausgeber)
  • 1980: Umkehr und Erneuerung. Erläuterungen zum Synodalbeschluß der rheinischen Landessynode 1980. „Zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden“ (Herausgeber)
  • 1979: Recht auf Arbeit, Sinn der Arbeit (Mitautor)
  • 1976: Promissio und Bund. Gesetz und Evangelium bei Luther und Barth
  • 1974: Die Auferweckung des Gekreuzigten. Der Ansatz der Christologie Karl Barths im Zusammenhang der Christologie der Gegenwart
  • 1969: Das Ungewöhnliche – Wunder im Blick von Naturwissenschaft, Theologie und Gemeinde (Mitautor)
  • 1967: Diskussion um Kreuz und Auferstehung. Zur gegenwärtigen Auseinandersetzung in Theologie und Gemeinde (Herausgeber)

Weblinks