Berylliumfluorid

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Strukturformel
Polymeres Berylliumfluorid
Allgemeines
Name Berylliumfluorid
Andere Namen
  • Beryllium(II)-fluorid
  • Berylliumdifluorid
Summenformel BeF2
Kurzbeschreibung

farblose, glasartige Masse.[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 7787-49-7
Wikidata Q416310
Eigenschaften
Molare Masse 47,01 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,99 g·cm−3[2]

Schmelzpunkt

555 °C[2]

Löslichkeit

löslich in Wasser, wenig löslich in Alkoholen[3]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 350i​‐​330​‐​301​‐​372​‐​319​‐​335​‐​315​‐​317​‐​411
P: 260​‐​301+310​‐​305+351+338​‐​320​‐​405​‐​501[4]
MAK

aufgehoben, da karzinogen[2]

Toxikologische Daten

98 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[2]

Thermodynamische Eigenschaften
ΔHf0

−1026,8 kJ/mol[5]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Beryllium(II)-fluorid ist eine chemische Verbindung aus Beryllium und Fluor mit der Formel BeF2.

Gewinnung und Darstellung

Gewonnen werden kann Berylliumfluorid durch Thermolyse von Ammonium-tetrafluoridoberyllat(II) (einer Berylliumkomplexverbindung die durch Reaktion von Berylliumoxid (BeO) mit Ammoniumfluorid (NH4F) erhalten werden kann)[6][7] bei ~900 °C.

Eigenschaften

Berylliumfluorid hat stark kovalente Bindungsanteile, weshalb es kein Ionengitter ausbildet, sondern im Festkörper eine polymere Struktur besitzt, welche isotyp mit α-Quarz (< 430 °C) bzw. β-Cristobalit (> 516 °C) ist. Hierbei ist jeder Berylliumkern tetraedrisch von vier Fluorkernen umgeben. Dies ist ein Gegensatz zum isoelektronischen Kohlenstoffdioxid (CO2), steht jedoch im Einklang mit dem ebenfalls isoelektronischen Siliciumdioxid (SiO2). In der polymeren Struktur verbrückt jeder Fluorkern zwei Berylliumkerne. Hierbei wird auch Schrägbeziehung des Berylliums zum Aluminium deutlich, das ähnliches Verhalten zeigt.

Gasförmiges Berylliumfluorid liegt als lineares Monomer vor. Es bildet eine schwache π-Bindung vom Fluor zum Beryllium aus, um dessen Elektronenmangel zu kompensieren. Der Be-F-Abstand beträgt 143 pm.[8]

Monomeres Berylliumfluorid

Bei Berylliumfluorid handelt es sich wie bei allen Beryllium(II)-halogeniden um eine Lewis-Säure, sodass es mit Fluoriden Fluoroberyllate wie BeF42− bilden kann.

Hydrolyse

Im Gegensatz zu den anderen Berylliumhalogeniden, die in Wasser direkt in hydratisierte Berylliumionen und die entsprechenden Anionen dissoziieren, liegt der Hydrolyse von Berylliumfluorid ein komplexer Ablauf von Reaktionen zugrunde, beginnend mit einer Addukt-Bildung, gefolgt von einer Autoionisation.

Die wässrige Lösung reagiert wegen der Deprotonierung des Aquakomplexes letztlich sauer:

Verwendung

Berylliumfluorid dient als Ausgangsstoff zur Herstellung von reinem Beryllium, welches durch Reduktion mit Magnesium von Berylliumfluorid bei 1300 °C erhalten werden kann.[9]

Außerdem wird es zur Herstellung von Gläsern und in der Reaktortechnik verwendet.[10]

Sicherheitshinweise

Berylliumfluorid ist wie alle Berylliumverbindungen hochgiftig und wird als krebserregend eingestuft[2].

Einzelnachweise

  1. Georg Brauer: Handbuch der Präparativen Anorganischen Chemie, Band I, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1954, ISBN 3-432-02328-6, Seite 242.
  2. a b c d e f Eintrag zu Berylliumfluorid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA (JavaScript erforderlich).
  3. National Institute of Environmental Health Sciences, 13th Report on Carcinogens (RoC): Beryllium and Beryllium Compounds, abgerufen am 18. November 2014.
  4. Datenblatt Beryllium fluoride bei Alfa Aesar (Seite nicht mehr abrufbar).
  5. David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 90. Auflage. (Internet-Version: 2010), CRC Press / Taylor and Francis, Boca Raton FL, Standard Thermodynamic Properties of Chemical Substances, S. 5-6.
  6. Berylliumfluorid bei Webelements.
  7. G. Brauer (Hrsg.), Handbook of Preparative Inorganic Chemistry. 2. Auflage. vol. 1, Academic Press 1963, S. 231-232.
  8. A. F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 101. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 1995, ISBN 3-11-012641-9, S. 1108–1109.
  9. A. F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 102. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017770-1, S. 1216.
  10. Eintrag zu Beryllium-Verbindungen. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag