Bodensee-Schiffsbetriebe

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Bodensee-Schiffsbetriebe

Logo der Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH
Rechtsform GmbH
Gründung 1824
Sitz Konstanz, Baden-Württemberg
Leitung Norbert Reuter
Mitarbeiterzahl 170 (2009)
Umsatz 12 Mio. Euro (Nov. 2009)[1]
Branche Reederei (Kurs-, Ausflugs-, Charter-, Eventschifffahrt)
Website bsb.de

Die Reederei Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH (BSB) ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stadtwerke Konstanz GmbH. Gesellschaftssitz ist Konstanz im Landkreis Konstanz in Baden-Württemberg. Das Unternehmen führt mit seiner Flotte den regelmäßigen Kursverkehr sowie Ausflugsfahrten auf dem gesamten Bodensee durch. Des Weiteren ist es Anbieter von Event- und Charterfahrten. 2009 beförderten die BSB mit 2,2 Millionen Passagieren genauso viele Personen wie im Vorjahr. Der Umsatz stieg um 9 Prozent auf rund 12 Millionen Euro, wobei ein Großteil durch den Geschäftsbereich Kurs- und Ausflugsfahrten[A 1], gefolgt von Geschäftsbereichen Bodensee-Fähre[A 2], sowie Charter und Event[A 3] erzielt wurden.[1]

Geschichte

Der eigentliche Begründer der Dampfschifffahrt auf dem Bodensee und damit auch der Bodensee-Schiffsbetriebe war der Konsul der Vereinigten Staaten von Amerika in Bordeaux, Edward Church. Nachdem dieser bereits im Mai 1823 auf dem Genfersee das erste Schweizer Dampfboot Guillaume Tell erbaut hatte, wurde er von dem aus Genf stammenden Konstanzer Bankier und Textilfabrikanten David Macaire d'Hoggner (1775–1845) dem Stuttgarter Verleger Freiherrn Johann Friedrich von Cotta vorgestellt. Cotta wiederum empfahl Church und dessen Vorschlag zur Aufnahme der Dampfschifffahrt auf dem Bodensee dem württembergischen König Wilhelm I. Davon angetan, beauftragte der König Church sofort mit dem Bau eines Dampfschiffes in Friedrichshafen. Hierfür wurde die Gründung der Friedrichshafener Dampfbootgesellschaft initiiert, an der König Wilhelm I einen 50-%-igen Anteil übernahm. Am 10. November 1824 machte das württembergische Schiff Wilhelm seine erste befriedigend verlaufene Probefahrt und wurde am 1. Dezember desselben Jahres als erstes Dampfschiff des Bodensees in den Liniendienst gestellt. Fortan übernahm es Personen- und Gütertransporte zwischen Friedrichshafen und Rorschach/Romanshorn. Die Dampfbootgesellschaft wurde 1854 in die Königlich Württembergische Staats-Eisenbahnen übernommen.

Ausgestattet mit einer entsprechenden Genehmigung des Grossherzogs von Baden, wurde am 12. Juli 1830 in Konstanz die Dampfschiffahrtsgesellschaft für den Bodensee und Rhein in Konstanz unter der Präsidentschaft David Macaire d'Hoggner gegründet. Am 30. November 1831 konnte das Unternehmen erfolgreich sein erstes Schiff, den Glattdeckdampfer Leopold, in Betrieb nehmen.[2] Im folgenden Jahr nahm das zweite Schiff, der Glattdeckdampfer Helvetia, seinen Dienst auf.[3] Nach 1854 (Württemberg) übernahmen die Staatseisenbahnen der Länder die Schifffahrt, Bayern und Baden folgten 1863. Bereits ab 1860 entstand die Ausflugsschifffahrt, die Motorschifffahrt begann 1920. 1920 wurde die Bodenseeschifffahrt der drei deutschen Länder der Deutschen Reichsbahn unterstellt. Im Zweiten Weltkrieg musste 1944 der Bodensee-Schiffsverkehr eingestellt werden. Nach Kriegsende wurde die Flotte durch französische Behörden 1945 beschlagnahmt, erst 1948 konnten sämtliche Kurse der Bodensee-Schifffahrt wieder aufgenommen werden. 1952 kam es zur Übernahme der Flotte durch die Deutsche Bundesbahn, nach 1994 Deutsche Bahn AG.

Im Jahr 1996 wurden die Bodensee-Schiffsbetriebe als Tochtergesellschaft „BSB GmbH“ aus der Deutschen Bahn AG ausgegliedert. Im Dezember 2002 wurden die BSB und die damit verbundenen Hafen- und Grundstücksflächen durch die Stadtwerke Konstanz GmbH erworben.[4] Sie firmieren seit dem 15. Mai 2003 als „Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH“, einer Tochtergesellschaft der Unternehmensgruppe der Stadtwerke Konstanz GmbH. Die BSB sind Mitglied der Vereinigten Schifffahrtsunternehmen für den Bodensee und Rhein (VSU), einem Verband der vier großen Schiffsbetriebe, der unter Leitung der BSB-Geschäftsführung die Fahrpläne und Tarife der Mitglieder koordiniert.

Gegenstand des Unternehmens ist die Beförderung von Personen und Gütern auf dem Bodensee und alle mit dem Schiffsbetrieb mittelbar oder unmittelbar verbundenen Geschäfte, wie zum Beispiel Dienstleistungen im Bereich Instandhaltung Wasserbau. Darunter fallen die Erneuerung von Molenbelägen, Instandhaltungsarbeiten im Hafenbecken oder das Rammen von Dalben. Des Weiteren erforderte die Übernahme der BSB die Gründung der Bodensee-Hafengesellschaft mbH (BHG), ebenfalls eine 100-prozentige Tochter der Stadtwerke Konstanz GmbH. Ihre Aufgabe ist die Verwaltung und Verwertung eigenen Grundbesitzes oder Wasserflächen.

Fähre Friedrichshafen-Romanshorn

BSB-Gebäude mit Zollabfertigung in Friedrichshafen, Seestraße 23

Gemeinsam mit der SBS Schifffahrt AG mit Sitz in Romanshorn betreiben die Bodensee-Schiffsbetriebe die ganzjährig im Stundentakt verkehrende Fährverbindung zwischen Friedrichshafen und Romanshorn. Die sogenannte „Bodensee-Fähre“ kann neben Kraftfahrzeugen auch von Fußgängern und Fahrradfahrern genutzt werden.

(Die Autofähre Konstanz–Meersburg gehört zwar zum Kerngeschäft der Stadtwerke Konstanz, wird von diesen aber unabhängig von den Bodensee-Schiffsbetrieben geführt.)

Kursschifffahrt

Die Weiße Flotte der Bodensee-Schiffsbetriebe verbindet von April bis Mitte Oktober die wichtigsten Seestädte und Ausflugsziele. Mit der Jungfernfahrt der Überlingen am 19. und 20. Juni 2010 wurde die BSB-Flotte innerhalb von vier Jahren um zwei neue Fahrgastschiffe erweitert. Ein weiteres Schiff der Reederei ist die 2006 in Dienst gestellte Lindau.

Flotte

Zur Flotte der Bodensee-Schiffsbetriebe gehören derzeit insgesamt 13 Motorschiffe, die ihre Heimathäfen in Konstanz, Friedrichshafen, Radolfzell, Uhldingen und Lindau haben, sowie zwei Motorfähren, die zwischen Romanshorn und Friedrichshafen verkehren:[5]

Motorschiffe

Die Motorschiffe Baden, Karlsruhe und Schwaben, die aus den Jahren 1935 und 1937 stammen, gelten nahezu als Oldtimer. In sie wurden in den letzten Jahren hohe Summen investiert um ihren klassischen Stil und Charme zu bewahren. Die in den frühen 1960er Jahren gebauten Motorschiffe Stuttgart und München wurden ebenfalls in den letzten Jahren innen und außen komplett renoviert. Dadurch erbringen sie einen technisch guten Betrieb sowie Komfort und Sicherheit für die Fahrgäste. Weitere Motorschiffe sind die Reichenau, Konstanz und Uhldingen. Die Schiffe, deren Renovationsbedarf und deren Unterhalts- und Kraftstoffkosten stark ansteigen, werden nach und nach durch neue komfortable Schiffe ersetzt, die im Unterhalt erheblich kostengünstiger sind. Die Graf Zeppelin stammt aus dem Jahr 1989. Die Königin Katharina wurde 1994 in Dienst gestellt. Im Juli 2006 hatten die Bodensee-Schiffsbetriebe das 500-Personen-Schiff Lindau in Betrieb genommen. Im Juni 2010 wurde ein weiterer Schiffsneubau Dienst gestellt: Das 700-Personen-Dreideckschiff Überlingen verstärkt seitdem die Weiße Flotte.

Name Länge Personen max. Innenplätze Baujahr
Baden 53,00 m 650 140 1935
Karlsruhe 56,30 m 900 300 1937
Schwaben 56,00 m 790 430 1937
Stuttgart 57,80 m 1.000 430 1960
Reichenau 34,60 m 250 90 1961
München 57,50 m 1.100 400 1962
Konstanz 57,00 m 700 300 1964
Uhldingen 30,50 m 300 160 1974
Graf Zeppelin 56,25 m 700 500 1989
Königin Katharina 52,60 m 500 180 1994
Lindau 45,90 m 500 210 2006
Überlingen 58,20 m 700 250 2009

Motorfähren

Die Motorfähren Friedrichshafen und Euregia werden auf der Fährverbindung zwischen Friedrichshafen und Romanshorn gemeinsam mit der Schweizerischen Bodensee-Schiffahrtsgesellschaft betrieben.

Name Länge Personen max. Innenplätze Baujahr
Friedrichshafen 55,50 m 500 120 1966
Euregia 60,00 m 700 260 1996

Werft

Die Bodensee-Schiffsbetriebe betreiben in Friedrichshafen eine eigene Werft, jedoch ohne Schiffsbau.[6] Die Werft befindet sich unmittelbar auf der anderen Seite des Fährbetriebs am Fähranlager Friedrichshafen–Romanshorn. Das Areal in bester exponierter Lage an der Promenade hat rund 40.000 Quadratmeter[7]. Hier werden vor allem nach der Saison auf dem See in der Winterzeit umfangreiche Reparatur- und Überholungsarbeiten an den Schiffen durch mehr als 30 Mitarbeiter vorgenommen,[8] wobei mit bis zu 40 Fremdfirmen zusammengearbeitet wird[6]. In den Sommermonaten sind es fünf oder sechs Mitarbeiter.[6]

Denkmalschutz

Vier Schiffe der Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH (BSB) sind am 4. Juni 2014 vertraglich „zum dauerhaften Erhalt der Schiffe“ als Kulturdenkmale eingestuft worden: Das ehemalige Arbeitsschiff Möve (ursprünglich ein „Lastensegler“, Baujahr 1877), die Motorschiffe Baden und Schwaben sowie das Arbeitsschiff Friedrichshafen.[9]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Bodensee-Schiffsbetriebe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Geschäftsbereich Kurs- und Ausflugsfahrten (2009): 9,2 Millionen Euro
  2. Geschäftsbereich Bodensee-Fähre (2009): 1,7 Millionen Euro
  3. Geschäftsbereich Charter und Event (2009): 1,1 Millionen Euro

Einzelnachweise

  1. a b Claudia Rindt: Weiße Flotte fährt Krise davon. In: Südkurier vom 19. November 2009
  2. Gert Zang: "Konstanz in der Grossherzoglichen Zeit", Band 4.1 aus der Reihe "Geschichte der Stadt Konstanz", Verlag Stadler, Konstanz 1994, S.52f., ISBN 3-7977-0301-5
  3. Vorarlberger Landesmuseum (Hrsg.): "Schifffahrt am Bodensee - Vom Einbaum zum Katamaran", Verlag Ernst Troll, Steißlingen 2005, S.14, ISBN 3-9809773-1-5
  4. Meldung DB AG geht von Bord. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 2/2003, ISSN 1421-2811, S. 81.
  5. Claudia Rindt: Tochter der Stadtwerke. In: Südkurier vom 19. November 2009
  6. a b c Volker Geiling: Stippvisite im Maschinenraum. In: Südkurier vom 1. Oktober 2010
  7. Fritjof Schultz-Friese/fsf: Die drei größten Bodensee-Reeder planen Großwerft für ihre Schiffe. In: Bodensee Woche vom 20. August 2009
  8. Volker Geiling: Gratis-Genuss am Bodensee. In: Südkurier vom 23. September 2010
  9. Presseinformation der BSB vom 4. Juni 2014: Schiffe als Kulturdenkmal. [1]

Koordinaten: 47° 39′ 36,7″ N, 9° 10′ 42″ O