Bram Stoker

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Bram Stoker (1906)

Abraham „Bram“ Stoker (* 8. November 1847 in Clontarf bei Dublin; † 20. April 1912 in London, England, Vereinigtes Königreich) war ein irischer Schriftsteller. Er wurde hauptsächlich durch seinen Roman Dracula bekannt.

Leben

Bram Stoker wurde als drittes von sieben Kindern in Marino Crescent (damals in Clontarf bei Dublin, heute Dublin-Fairview) geboren. Er war bis zu seinem siebten Lebensjahr krank und konnte alleine weder stehen noch gehen. Diese traumatische Erfahrung spiegelt sich in seiner literarischen Arbeit wider. Ewiger Schlaf und die Wiederauferstehung der Toten, das zentrale Thema von Dracula, waren deshalb von großer Bedeutung für ihn.

Nicht nur seine Krankheit war ein Rätsel, sondern auch seine Genesung war ein „Wunder“ für seine Ärzte.

Danach wurde er sogar Athlet und Fußballstar am Trinity College in Dublin, wo er von 1864 bis 1870 Geschichte, Literatur, Mathematik und Physik studierte. Anschließend wurde er Beamter bei der Dienstaufsichtsbehörde der Justizverwaltung in Dublin Castle (wo auch sein Vater tätig war), was ihn aber nicht zufriedenstellte. Stoker schrieb während dieser Zeit ein Handbuch für Vorsitzende bei Schnellgerichtsverfahren („magistrates' courts“ oder „petty courts“).

Er arbeitete gleichzeitig als Journalist und Theaterkritiker und schrieb Artikel für das Dublin University Magazine. Sein Interesse am Theater führte zu einer lebenslangen Freundschaft mit dem Schauspieler Henry Irving.

Stoker heiratete 1878 Florence Balcombe, eine Nachbarin aus Clontarf, die auch von Oscar Wilde umworben wurde. Er zog mit ihr nach Chelsea, einem Stadtteil der britischen Hauptstadt London, wo er als Manager von Irvings Lyceum Theatre arbeitete. Durch die Arbeit für Irving wurde er in die Londoner „High Society“ eingeführt, wo er unter anderem auf James McNeill Whistler und Sir Arthur Conan Doyle traf. Im Gefolge von Irving bereiste Stoker die Welt. Daneben besserte er als Buchautor sein Einkommen auf. Silvester 1879 wurde Sohn Irving Noel geboren.

Gemeinsame Urne Stokers und seines Sohnes im Golders Green Crematorium in London

Bram Stoker erlebte den großen Erfolg seines Romans Dracula nicht mehr. Er starb nach mehreren Schlaganfällen in finanziell bescheidenen Verhältnissen 1912 in London; einige Quellen nennen als Todesursache Überarbeitung. Stokers Leichnam wurde im Golders Green Crematorium eingeäschert, die gemeinsame Urne für ihn und seinen Sohn befindet sich noch heute dort. Sein Neffe Daniel Farson behauptete in einer Biographie, Stoker sei an Syphilis gestorben, wofür es aber keinen Beleg gibt.

Zu Ehren des Autors verleiht die Vereinigung der US-amerikanischen Horrorschriftsteller seit 1987 jährlich in verschiedenen Kategorien den Bram Stoker Award. Erhalten haben ihn unter anderem Stephen King, Clive Barker, Dean Koontz und Joyce Carol Oates.

Dracula

1890 traf Stoker den ungarischen Professor Arminius Vámbéry, der ihm von der Legende des rumänischen Fürsten Vlad III. Drăculea (Drakula) erzählte. Aus diesem Charakter entwickelte Stoker die Figur des Vampirs Dracula. Sieben Jahre arbeitete Stoker an diesem Vampirroman, bis er am 18. Mai 1897 veröffentlicht wurde.

Als Gründerväter des modernen Vampirmythos können John Polidori, Joseph Sheridan Le Fanu und Bram Stoker betrachtet werden. Während erstere das generelle Interesse an der Figur des Vampirs weckten, war es Bram Stoker, der das konkrete Bild des Vampirs prägte.

„Effektvoll ist Dracula vor allem wegen seiner Mischung aus naturalistischer Schilderung und bigotter Betuchlichkeit. Seine Figuren vergießen viele Tränen, sind aber in kritischen Situationen so hart wie James Bond.“

Jörg Drews, 2009.[1]

Werke

Datei:BramStoker.jpg
Bram Stoker

Romane

  • The Primrose Path (1875)
  • The Snake’s Pass (1890)
  • The Watter’s Mou’ (1895)
  • The Shoulder of Shasta (1895)
  • Dracula (1897), Archibald Constable and Company, Westminster
    • Erste vollständige deutsche Ausgabe: Hanser (Bibliotheca Dracula), München 1967 (übersetzt von Stasi Kull)
    • Übersetzung v. Karl B. Leder: Kossodo (Horror mundi), Genf und Hamburg 1967
  • Miss Betty (1898)
  • The Mystery of the Sea (1902)
  • The Jewel of Seven Stars (1903)
  • The Man (bzw. The Gates of Life) (1905)
  • Lady Athlyne (1908)
  • The Lady of the Shroud (1909)
  • The Lair of the White Worm (1911), Foulsham, London
    • später auch als The Garden of Evils publiziert
    • dt. Das Schloss der Schlange, Mohndruck, Gütersloh 1980
    • als Film Der Biss der Schlangenfrau (1988, Großbritannien)

Kurzgeschichten

  • Under the Sunset (1881), Märchen für Kinder
  • Snowbound: The Record of a Theatrical Touring Party (1908)
  • The Judge’s House
  • Dracula’s Guest and Other Weird Stories (1914), Routledge & Sons, London (acht Kurzgeschichten, posthum veröffentlicht von seiner Witwe Florence Stoker)
    • dt. Draculas Gast. Sechs Gruselgeschichten, Diogenes, Zürich 1968
    • auch Im Haus des Grafen Dracula. Erzählungen, Hanser, München 1974

Weitere Geschichten

  • Bridal of Dead (alternatives Ende zu The Jewel of Seven Stars)
  • Buried Treasures
  • The Chain of Destiny
  • The Crystal Cup
  • The Dualitists; or, The Death Doom of the Double Born
  • Lord Castleton Explains (Kapitel zehn von The Fate of Fenella)
  • The Gombeen Man (Kapitel drei von The Snake’s Pass)
  • In the Valley of the Shadow
  • The Man from Shorrox
  • Midnight Tales
  • The Red Stockade
  • The Seer (Kapitel eins und zwei von The Mystery of the Sea)

Sachliteratur

  • The Duties of Clerks of Petty Sessions in Ireland (1879)
  • A Glimpse of America (1886)
  • Personal Reminiscences of Henry Irving (1906)
  • Famous Impostors (1910)

Aktuelle deutsche Ausgaben (Auswahl)

Literatur

  • Barbara Belford: Bram Stoker. A Biography of the Author of „Dracula“, Alfred A. Knopf, New York 1996, ISBN 0-679-41832-6.
  • Jörg Drews: Bram Stoker In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Kindlers Literatur Lexikon 3., Völlig neu überarbeitete Auflage. 18 Bände. Metzler, Stuttgart / Weimar 2009, ISBN 978-3-476-04000-8, Bd. 15, S. 614-617.
  • Daniel Farson: The Man Who Wrote Dracula, The Life Story of Bram Stoker, New York, NY 1976.
  • Lisa Hopkins: Bram Stoker : a literary life, Basingstoke [u.a.] : Palgrave Macmillan, 2007, ISBN 978-1-4039-4647-8.
  • Uli Jung: Dracula: filmanalytische Studien zur Funktionalisierung eines Motivs der viktorianischen Populärliteratur (= Filmgeschichte international, Band 4). WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier 1997, ISBN 3-88476-259-1 (Dissertation Universität Trier 1997, 299 Seiten).
  • Elke Klemens: Dracula und "seine Töchter" : die Vampirin als Symbol im Wandel der Zeit (= Beziehungen Mannheimer Beiträge zur Sprach- und Literaturwissenschaft; Band 60), Narr, Tübingen 2004, ISBN 978-3-8233-6061-2 (Dissertation Universität Mannheim 2003, 324 Seiten).
  • Carol Margaret Davison (Hrsg.): Bram Stoker’s Dracula. Sucking Through the Century 1897–1997, Dundurn Press, Toronto 1997, ISBN 1-55002-279-2.
  • Paul Murray: From the shadow of Dracula : a life of Bram Stoker, Cape, London [u. a.] 2004, ISBN 0-224-04462-1.

Dokumentationen

  • Dracula lebt - Das Vermächtnis des Grafen, ZDF, 2011[2]

Weblinks

Commons: Bram Stoker – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Bram Stoker – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Jörg Drews: ‚‘Bram Stoker‘‘ In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): ‚‘Kindlers Literatur Lexikon‘‘ 3. Völlig neu überarbeitete Auflage. 18 Bde. Metzler, Stuttgart/Weimar 2009, ISBN 978-3-476-04000-8, Bd. 15, S. 614-617, hier 616.
  2. ZDF-Doku über Dracula: Dagegen ist Twilight ein Klacks. auf taz.de, abgerufen am 30. November 2012