Britta Böhler

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Britta Böhler (2019)

Britta Böhler (* 17. Juli 1960 in Freiburg im Breisgau) ist eine niederländische Juristin, Autorin und Politikerin (GroenLinks) deutscher Herkunft.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jugend und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Britta Böhler stammt aus einem sozialdemokratisch und pazifistisch orientierten Elternhaus. Sie wuchs in Freiburg im Breisgau auf und besuchte dort das Goethe-Gymnasium. Prägend waren für sie die Strafprozesse gegen die Rote Armee Fraktion in den 1970ern, bei denen sie besonders der eloquente Rechtsanwalt Otto Schily beeindruckte.[1]

Sie studierte 1979 bis 1984 Rechtswissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und promovierte dort zum Dr. jur. Außerdem studierte Britta Böhler 1979 bis 1980 Wirtschaftswissenschaften und 1980 bis 1982 Politikwissenschaften an der Universität in Freiburg. Von 1985 bis 1989 leistete sie den Referendarsdienst in München ab.

Juristin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1989 war sie als Anwältin in Frankfurt am Main tätig, sie war hierbei noch wirtschaftsrechtlich ausgerichtet. 1991 zog sie in die Niederlande und wurde 1994 als Advokatin in Amsterdam vereidigt. 1995 wurde Britta Böhler Partnerin in der heutigen Kanzlei Böhler Franken Koppe Wijngaarden. Sie befasst sich vor allem mit strafrechtlichen Fällen.[2]

Sie versteht sich als politische Anwältin.[1] Bekannt wurde Britta Böhler durch ihre strafrechtlichen Mandate. So vertrat sie 1999 in zwei Verfahren Abdullah Öcalan vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR).[1][3] 2002 wurde sie Strafverteidigerin von Volkert van der Graaf wegen dessen Anschlag auf Pim Fortuyn.[4][5] Sie vertrat Margarita von Bourbon, die Tochter von Irene von Oranien-Nassau, in der Affäre um die angebliche Bespitzelung ihrer Mandantin durch das niederländische Königshaus. Dies sorgte im Königshaus für besonderes Aufsehen, da Böhler als Republikanerin gilt.[6][7]

Bei einer Anhörung im niederländischen Parlament am 10. Dezember 2003 legte sie dar, dass die Anti-Terror-Gesetzgebung der Niederlande ihrer Ansicht nach ein Schritt zum Gesinnungsstrafrecht sei.[8] Sie war auch die Anwältin der Islam-Kritikerin Ayaan Hirsi Ali bei ihrem Ausbürgerungsverfahren.[9]

Von 2012 bis 2017 war Böhler Professorin an der Universität von Amsterdam. Am 1. März 2019 wurde sie Professorin für das juristische Berufsleben und Berufsethik an der Universität Maastricht.[10]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Britta Böhler engagierte sich in Ämtern bei Greenpeace ab 1994 und leitete dessen niederländische Sektion von 2000 bis 2003.[11] Diese Position gab sie im Zusammenhang mit dem Strafprozess wegen der Tötung Pim Fortuyns auf.[4] Von 2007 bis 2011 war Böhler Abgeordnete in der Ersten Kammer der Generalstaaten, dem Oberhaus des niederländischen Parlaments. Sie war dort stellvertretende Fraktionsvorsitzende ihrer Partei GroenLinks.[11] Für diese Position musste Böhler ihren deutschen Pass abgeben.[12]

Autorin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihr erster Roman Der Brief des Zauberers über drei Tage im Leben von Thomas Mann, erschien im Februar 2014 bei Aufbau Verlag und im September 2013 auf niederländisch (De beslissing) bei Cossee Uitgeverij Amsterdam. Bis Ende 2015 war das Buch in acht Sprachen übersetzt worden.[13]

Unter dem Pseudonym Britta Bolt veröffentlichte sie zusammen mit Rodney Bolt eine Reihe von Kriminalromanen, die in Amsterdam spielen.[13]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Elisabeth Wehrmann, Des Teufels Advokatin, Die Zeit, Heft 18/1999.
  2. bfkw.nl: Böhler-Franken-Koppe-Wijngaarden – Britta Böhler (Memento vom 2. Juni 2010 im Internet Archive) (englisch)
  3. Ocalan lawyer says fair trial unlikely in Turkey, CNN vom 19. Februar 1999 (englisch)
  4. a b Kerstin Schweighöfer: Tod eines Exzentrikers, Focus, Heft Nr. 20/2002.
  5. Erich Wiedemann: Inquisitor mit Ärmelschonern. In: Der Spiegel. Nr. 3, 2003, S. 112 (online).
  6. Erich Wiedemann: Wir machen es ganz ohne Guillotine. In: Der Spiegel. Nr. 48, 2003, S. 148 (online).
  7. Helmut Hetzel, Anti-Monarchisten sägen an Beatrix' Thron, Die Welt vom 12. August 2003.
  8. Floriaan Went , Terrorismus und Radikalisierung in den Niederlanden, Heise-Online vom 9. März 2005.
  9. Marlise Simons, Critic of Islam Confronts Dutch Over Guards, New York Times vom 3. Oktober 2007. (englisch)
  10. Pressemitteilung der Universität Maastricht
  11. a b Eerste Kamer: Dr. B. Böhler (GroenLinks) (Memento vom 15. Juli 2009 im Internet Archive) (niederländisch)
  12. Aftrap voor Böhler (Memento des Originals vom 25. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eenvandaag.nl, EénVandag vom 12. Juni 2007 (niederländisch)
  13. a b Stephen Heyman, Britta Böhler, From the Courtroom to the Literary Life, The New York Times vom 17. Dezember 2015.