Christian Friedrich Nasse

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Christian Friedrich Nasse
Büste Nasses auf dem Bonner Friedhof, Bildhauer Bernhard Afinger, 1856.

Christian Friedrich Nasse (* 18. April 1778 in Bielefeld; † 18. April 1851 in Marburg) war ein deutscher Psychiater.

Leben

Nach kurzer kaufmännischer Ausbildung begann er 1796 sein Medizinstudium in Halle (Saale). Nach seiner Promotion ließ er sich in Bielefeld als praktischer Arzt nieder. Später übernahm er die Leitung des dortigen Armenhauses. 1814 verließ er Bielefeld und wurde 1815 Professor der Inneren Medicin in Halle, bevor er 1819 einem Ruf an die Bonner Universität folgte, wo er bis zu seinem Tod lehrte.

Er gehörte zur ersten Professorengeneration der Bonner Universität und war der erste deutsche Vertreter der Vivisektion. 1818 gründete er die Zeitschrift für psychische Ärzte, die später unter dem Titel Jahrbücher für Anthropologie weiter erschienen. Er engagierte sich stark für eine Psychiatriereform und gilt als erster deutscher Kliniker, der die Diagnostik am Krankenbett ausgeübt und in die Vorlesungen eingebracht hat.

Sein Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof in Bonn. Er war der Großvater des Historikers Carl von Noorden. Seine Söhne Karl Friedrich Werner Nasse und Otto Nasse wurden ebenfalls Mediziner.

Werke (Auswahl)

Als alleiniger Autor

  • Dissertatio De Neuritide – Specimen Inaugurale Medicum. Halle 1800.
  • Untersuchungen zur Lebensnaturlehre und Heilkunde. 1818.
  • Ueber das Verhältniß des Gehirns und Rückenmarks zur Belebung des übrigen Körpers. Halle 1818.
  • Leichenöffnungen - zur Diagnostik und pathologischen Anatomie. Bonn 1821.
  • Die Aufgabe der Anthropologie. 1823.
  • Von der Stellung der Aerzte im Staate. Leipzig 1823.
  • Das Medicinische Klinikum zu Bonn. Hölscher, Coblenz 1825. (36 Seiten)
  • Ueber den Begriff und die Methode der Physiologie. Leipzig 1826.
  • Ueber die richterliche Frage an den Arzt zur Beurtheilung psychischer Zustände. Leipzig 1826.
  • Versuch einer praktischen Eintheilung der Hautkrankheiten. 1834.
  • Anleitung zur Uebung angehender Aerzte in Krankheits-Beobachtung und Beurtheilung. 1834.
  • Handbuch der speziellen Therapie. 1838.
  • Die Isogenesis, ein Naturgesetz. Bonn 1844.
  • Die Behandlung der Gemüthskranken und Irren durch Nicht-Aerzte. Bonn 1844.
  • Aufruf zur thätigeren Sorgfalt für die Gesundheit der Fabrik-Arbeiter. Enke, Bonn 1845.
  • Zum Schutz der Handwerker in den Fabriken. Bonn 1846.
  • Verbrennung und Athmen, chemische Thätigkeit und organisches Leben. Bonn 1846.
  • Die Verhütung und Unterscheidung der Gemüths-Krankheiten. 1848.

Übersetzungen

  • Alexander Volta’s Schriften über Elektricität und Galvanismus aus dem Italiänischen und Französischen übersetzt von Dr. C.F. Nasse, Erster Band. Schimmelpfennig, Halle 1803. (270 Seiten)
  • Deutsch-Lateinisches Wörterbuch für Medicin-Studirende nach Celsus, Plinius und anderen von Leo Levie(Rotterdam) und C.F. Nasse. Marcus, Bonn 1833. (325 Seiten)

Werke im Autorenkollektiv

  • Carl Arnold Wilmans, Christian Friedrich Nasse: Bericht an die hiesigen Einwohner über die hiesige Armenkrankenverpflegungsanstalt. Küsters, Bielefeld 1810.
  • Carl Arnold Wilmans, Christian Friedrich Nasse: Fortgesetzter Bericht über die hiesige Krankenverpflegungsanstalt. Küsters, Bielefeld 1811.
  • Johann Franz Wenceslaus Krimer, Christian Friedrich Nasse: Untersuchungen über die nächste Ursache des Hustens: Mit Beziehung auf die Lehren vom Athemholen und vom Croup. Carl Cnobloch, Leipzig 1819.
  • Victor Collin, Franz Jacob Bourel, Christian Friedrich Nasse: Die Untersuchung der Brust zur Erkenntniss der Brustkrankheiten. Schmitz, Köln 1828.
  • Elias Regnault, F. A. Bourel, Christian Friedrich Nasse: Das gerichtliche Urtheil der Aerzte über zweifelhafte psychische Zustände insbesondere über die sogenannte Momomanie, juristisch-psychologisch beleuchtet. Pappers, Köln 1830.
  • Franz Carvela, Franz Xaver Melicher, Christian Friedrich Nasse: Beobachtungen über die Heilung der Rhachitis. Habicht, Bonn 1835.
  • Jonathan Osborne, Anton Soer, Christian Friedrich Nasse: Pathologie und Therapie der Wassersuchten. Knobloch, Leipzig 1840.
  • Valentin Hansen, Christian Friedrich Nasse: Die Salpetersäure innerlich gereicht als Heilmittel der Bright’schen Krankheit oder Albuminurie. Lintz, Trier 1843.
  • A. Mayer(Burgsteinfurt), Christian Friedrich Nasse: Die Krankheiten des Zwölffingerdarms: ein pathologischer Versuch. Bötticher, Düsseldorf 1844. (141 Seiten)

Periodika

  • Carl August von Eschenmayer (Tübingen), Dietrich Georg Kieser (Jena), Christian Friedrich Nasse, Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck (Bonn): Archiv für den Thierischen Magnetismus. Leipzig 1817–1824. (12 Bände)
  • Christian Friedrich Nasse: Zeitschrift für psychische Ärzte. Cnobloch, Leipzig 1818–1822.
  • Christian Friedrich Nasse: Zeitschrift für die Anthropologie. Cnobloch, Leipzig 1823–1826.
  • Christian Friedrich Nasse: Jahrbücher für Anthropologie und zur Pathologie und Therapie des Irrseyns. Cnobloch, Leipzig 1830-
  • Christian Friedrich Nasse, Hermann Nasse: Untersuchungen zur Physiologie und Pathologie. Habicht, Bonn 1835–1839.
  • Andreas Gottschalk, Christian Friedrich Nasse: Sammlung zur Kenntnis der Gehirn- und Rückenmarkskrankheiten, Erstes Heft. Hallberger, Stuttgart 1837. (232 Seiten, mit Beiträgen von George Kellie, Benjamin Collins Brodie und John Sims)
  • Andreas Gottschalk, Christian Friedrich Nasse: Sammlung zur Kenntnis der Gehirn- und Rückenmarkskrankheiten, Zweites Heft. Hallberger, Stuttgart 1838. (225 Seiten, mit Beiträgen von Philippe Hutin(Paris), M. Eager, M. Rufz und Jean Baptiste Hippolyte Dance(Paris))
  • Andreas Gottschalk, Christian Friedrich Nasse: Sammlung zur Kenntnis der Gehirn- und Rückenmarkskrankheiten, Drittes Heft. Hallberger, Stuttgart 1840. (241 Seiten, mit Beiträgen von Jean-Baptiste Cazauvieilh(Paris), Louis Francisque Lélut, Jean Baptiste Hippolyte Dance(Paris) und Richard Bright)

Ehrungen und Auszeichnungen

  • 1818: Mitglied der Leopoldina[1]
  • 1829: Geheimer Medizinalrat
  • 1833: Roter Adlerorden, 3. Klasse mit Schleife
  • 1850: Roter Adlerorden, 2. Klasse
  • 1850: Gründung der Nasse-Stiftung
  • 1869: Widmung der Nasse-Straße in Bonn[2]

Nach Nasse ist auch die Station Nasse (Hauptgebäude, Medizinische Klinik I, Bonn) benannt.

Literatur

  • Hermann Nasse: Nasse, Christian Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 265–270.
  • Heinrich Schipperges: Nasse, Christian Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 741 f. (Digitalisat).
  • Johann Friedrich Hermann Albers: Christian Friedrich Nasse - Nekrolog. Du-Mont, Köln 1851. (16 Seiten)
  • Werner von Noorden: Der Kliniker Christian Friedrich Nasse. Fischer, Jena 1929.
  • Werner von Noorden: Christian Friedrich Nasse - ein Vorkämpfer und Wegbereiter des deutschen Arzttums. Ebering, Berlin 1936.
  • Karl Schmiz: Die medizinische Fakultät der Universität Bonn 1818-1918. Webers, Bonn 1920. (103 Seiten)
  • Olga Sonntag: Villen am Bonner Rheinufer: 1819–1914, Bouvier Verlag, Bonn 1998, ISBN 3-416-02618-7, Band 2, Katalog (1), S. 20–23. (zugleich Dissertation Universität Bonn, 1994)

Weblinks

Commons: Christian Friedrich Nasse – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Mitgliedseintrag von Christian Friedrich Nasse bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 11. April 2015.
  2. Nassestrasse: Strassenkataster der Stadt Bonn.