Cinemateca Portuguesa

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Die Cinemateca Portuguesa – Museu do Cinema, kurz Cinemateca, ist das staatliche Filmmuseum und Filminstitut des Portugiesischen Films mit Sitz in Lissabon.

Die Cinemateca Portuguesa in Lissabon

Geschichte

Die Cinemateca wurde 1948 gegründet, aufbauend auf dem zur Dokumentation gesammelten Filmbestand im Sekretariat für Propaganda des autoritären Estado Novo-Regimes von António de Oliveira Salazar. Ihr Leiter, der filminteressierte António Ferro, war früh bemüht, die Macht des bewegten Bildes für das Regime zu nutzen, und setzte sich daher für die Schaffung von Institutionen zur Filmförderung und zur Verbreitung des Kinos ein[1]. Nach der Nelkenrevolution verstärken sich die Aktivitäten der Cinemateca mit ihrer Demokratisierung und Verbreiterung des Aufgabenfeldes. Sie sieht sich heute als kulturelle und technische Dienstleisterin für die Interessen der Bürger an der Filmkunst[2].

Der Palácio Foz in Lissabon

Chronik

  • 1948: Schaffung der Cinemateca Nacional mit dem Gesetz Nr.2027, innerhalb des staatlichen „Secretariado Nacional de Informação“ SNI, des „Sekretariats für Information“ (das bis 1945 „Secretariado de Propaganda Nacional“, „Sekretariat für Propaganda“ hieß).[3]
  • 1954: Bau eines modernen neuen Archives für die Cinemateca Nacional.
  • 1956: Aufnahme in die FIAF – Fédération Internationale des Archives du Film, der Vereinigung bedeutender weltweiter Filmarchive.
  • 1958: Eröffnung der Bibliothek und Beginn der öffentlichen Veranstaltungen im Palácio Foz an der Avenida da Liberdade im Zentrum Lissabons.
  • 1971: Mit Gesetz Nr.7/71 wird das IPC – Instituto Português de Cinema geschaffen (heute Instituto do Cinema e do Audiovisual) und die Cinemateca darin eingegliedert. Ein Großteil der Cinemateca (vor allem Verwaltung) zieht in die Rua de S. Pedro de Alcântara, die Schatzräume und die Veranstaltungssäle verbleiben im Palácio Foz.
  • 1974: Mit der Nelkenrevolution endet die Diktatur in Portugal.
Film-Transportkarton
  • 1980:
    • Mit Gesetz Nr.59/80 Umbenennung in Cinemateca Portuguesa und Umstrukturierung. Sie verbleibt unter dem Dach des Kulturministeriums, erhält aber den Status einer eigenen Rechtsperson, mit eigenständiger Verwaltung, unabhängiger Finanzierungsstruktur und eigenem Besitz. Sie erwirbt das Gebäude in der Rua Barata Salgueiro, wo sie bis heute ihren Sitz hat.
    • Am 14. Juli nimmt sie die täglichen Filmvorführungen auf, die mit der jeweiligen Veröffentlichung eines historischen Originaltextes zum gezeigten Film begleitet werden.
    • Mit der Verordnung Nr.33/80 wird die Finanzierung der Cinemateca festgeschrieben.
    • Das IPC und das staatliche Fernsehen RTP setzen eine Arbeitsgruppe unter Beteiligung der Cinemateca ein, um ein nationales Archiv für bewegte Bilder zu gründen.
  • 1981: Im Januar Umzug in das neue Gebäude, in dem am 23. April eine Filmrolle sich entzündet und den Kinosaal abbrennt.
  • 1991: Auf einer Zusammenkunft in Lissabon beschließen die Vertreter der wichtigsten Kinematheken Europas das LUMIÈRE-Projekt. Im Rahmen des MEDIA-Programms der Europäischen Union organisiert und mit Sitz in Lissabon, ist es das erste EU-Projekt zur Erhaltung von Filmbeständen. Zeitgleich gründen die Kinematheken die Association des Cinémathèques de la Communauté Européenne (ACCE). Im Rahmen dieser Vereinigung der europäischen Filmarchive wird nach dem Auslaufen des LUMIERE-Projekts dessen Arbeit ab 1996 fortgesetzt, jetzt unter dem Namen Association des Cinémathèques Européennes (ACE) mit Einbeziehung auch des Europas jenseits der Grenzen der Europäischen Gemeinschaft.
  • 1996: Eröffnung des ausgelagerten und stark erweiterten ANIM, dem Technologie- und Filmkonservierungszentrum der Cinemateca, in einem neugebauten Gebäudekomplex außerhalb der Stadt.
  • 1997:
    • Mit Gesetz Nr. 165/97 vom 28 Juni wird der heutige Status und die Ausrichtung der Cinemateca Portuguesa-Museu do Cinema festgeschrieben.
    • Innerhalb ihres MEDIA-Programms schafft die EU das Projekt ARCHIMEDIA, zur qualifizierten Aus- und Weiterbildung durch Kinematheken, Kopierwerken und Universitäten. Die Cinemateca ist ab Beginn in ARCHIMEDIA integriert.
  • 2000: Während der portugiesischen EU-Ratspräsidentschaft versammeln sich die Sachverständigen der 15 EU-Mitgliedsstaaten in Sintra zum Thema „100 Jahre bewegte Bilder für die Zukunft bewahren“ (Original: „Estados Gerais do Património Cinematográfico Europeu : 100 anos de imagens a salvar para o futuro“), organisiert durch die Cinemateca.
Polyester-Filmrolle
  • 2003: Wiedereröffnung des Haupthauses nach Renovierungs- und Erweiterungsarbeiten. Die Cinemateca hat nun zwei Kinosäle, größere Räume für Bibliothek und Fotoarchiv, und neugeschaffene Museumsräume, dazu kam die Einrichtung von Gastronomie und eines Museumsladens (Livraria).
  • 2007: Eröffnung der Cinemateca Júnior im Palácio Foz für den Kinder- und Jugendfilm.
  • 2010: Einrichtung von 5 neuen Sicherheitsräumen für Filmarchiv und Sicherungskopien (Acetate und Polyester).

Direktion

Aktivitäten

Alte Filmdosen in der Cinemateca

Das Kulturministerium hat die Aufgaben der Cinemateca festgeschrieben und kontrolliert deren Erfüllung anhand eines jährlich erhobenen Status´. Die Aufgaben sind im Einzelnen[4]:

  1. Die Kenntnisse über die Filmgeschichte in der Öffentlichkeit verbreiten, mit Hilfe von Filmvorführungen, Ausstellungen, Veröffentlichungen, und einer öffentlichen Bibliothek zum Thema Film.
  2. Den archivierten Filmbestand erhalten und erweitern, sowohl qualitativ als auch quantitativ, einschließlich Forschung und Restauration. Fortlaufende Registrierung, Katalogisierung und Indexierung, sowohl des Filmbestandes als auch der Ausstellungsstücke und der Bestände an unbewegten Bildern (Fotos, Plakate).
  3. Struktur, Finanzierung und Zielsetzung einer zukünftigen Casa do Cinema do Porto ("Haus des Kinos in Porto") erarbeiten und ihre Einrichtung anschließend durchführen.
  4. Eine auskömmliche Haushaltsführung sicherstellen.

Mit dieser Maßgabe veranstaltet die Cinemateca Werkschauen und Ausstellungen, führt eine öffentliche Bibliothek, unterhält wissenschaftliche Forschungsprojekte und veröffentlicht thematische Literatur. Sie fördert mit den Aktivitäten der an Kinder und Jugendliche gerichteten Cinemateca Júnior im Palácio Foz die Allgemeinbildung, die Filmkenntnisse und ein zukünftiges Publikum[5]. In ihrem ausgelagerten technischen Komplex ANIM – Arquivo Nacional de Imagens em Movimento werden alle Arbeitsschritte von Sichtung über Bearbeitungen und Restauration bis Sicherungsüberspielungen und Lagerung vorgenommen. In der Cinemateca gibt es, zu Kartenpreisen unterhalb der marktüblichen Eintrittspreise, tägliche Filmvorführungen in zwei Sälen ("Sala Dr. Félix Ribeiro” mit 227 Plätzen und “Sala Luís de Pina" mit 47 Plätzen), einem kleinen Vorführraum mit wechselnder, fortlaufender Gratis-Filmvorführung, und Freiluftvorstellungen im Sommer auf der Terrasse des Hauses[6]. Zu allen Vorstellungen gibt es Begleittexte.

Finanzierung

Die staatliche Filmförderung ICA erhält die Einnahmen aus einer Abgabe auf Kinokarten und bestreitet daraus ihren Haushalt. Seit Verordnung Nr.33/80 von 1980 gehen 20 % dieser Einnahmen an die Cinemateca. In den 1990er Jahren wurde mit der Zulassung von Privatfernsehen die Finanzierung des ICA neu geordnet, eine zusätzliche Steuer von 4 % auf Fernseh-Werbeeinnahmen wurde zu Gunsten des ICA erhoben. Die Cinemateca war davon nur indirekt betroffen, doch neue Pläne der Regierung sehen nun eine Verbreiterung der ICA-Finanzierung vor, in dessen Rahmen sich auch die Finanzierung der Cinemateca ändert. So sollen vom Steuersatz von 4 % noch 3,2 % an das ICA und 0,8 % neu an die Cinemateca gehen[7].

Neben dieser Hauptfinanzierungsquelle werden ihre Einnahmen ergänzt durch einen Förderverein und Erlöse aus dem Verkauf der Eintrittskarten, der Gastronomie und des Museumsladens. 2010 betrug der offizielle Etat der Cinemateca 3.980.000 Euro[4].

Galerie

Weblinks

Commons: Cinemateca Portuguesa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://www.amordeperdicao.pt/especiais_solo.asp?artigoid=202
  2. http://cinemateca.pt/Cinemateca/Missao-e-Actividades/Visao-e-Valores.aspx
  3. http://cinemateca.pt/Cinemateca/Historia.aspx
  4. a b http://cinemateca.pt/CinematecaSite/media/Documentos/1_5_1_QUAR_2010.pdf
  5. http://cinemateca.pt/Cinemateca-Junior.aspx
  6. http://cinemateca.pt/Servicos/Exibicoes.aspx
  7. http://aeiou.expresso.pt/televisoes-devem-ter-que-aumentar-financiamento-ao-cinema=f702476

Koordinaten: 38° 43′ 15,3″ N, 9° 8′ 55,7″ W