Corps Misnia Leipzig
Misnia hießen vier verschiedene Corps an der Universität Leipzig, die 1802, 1822, 1834 und 1942 gestiftet wurden. Der Name steht für die Stadt Meißen und die frühere Markgrafschaft Meißen.
Misnia I und II
Die erste Korporation mit dem Namen Misnia wurde Ostern 1802 von Studenten aus dem Königreich Sachsen in Leipzig gestiftet; sie hatte die Farben blau-rot-weiß ohne Perkussion und suspendierte Ende 1810. Sie stand wahrscheinlich im Zusammenhang mit Montania I.
Die zweite Misnia wurde am 3. April 1822 in Leipzig gestiftet; sie hatte die Farben grün-rot-gold mit goldener Perkussion und grüner Studentenmütze. Sie suspendierte schon am 27. Juli 1824.
Misnia III
Die dritte Misnia wurde am 8. November 1837 unter Aufnahme von ausgetretenen Leipziger Sachsen gestiftet. Sie hatte die Farben grün-weiß-rot mit silberner Perkussion. Der Wahlspruch war Hosti frontem, pectus amico! Am 26. Juni 1847 stiftete sie ihrerseits Guestphalia Leipzig und Thuringia III als Hilfscorps. Misnia beteiligte sich am 15. Juli 1848 an der Jenenser Senioren-Convents-Deputiertenversammlung.[1] 1853 nahm sie die Mitglieder der suspendierten Thuringia III auf.[1] Mit den Leipziger Corps Lusatia, Saxonia, Thuringia III und Guestphalia II bildete sie den Senioren-Convent zu Leipzig, in dem sie am 26. Mai 1855 in den Kösener SC-Verband kam.
Suspensionen
- 15. November 1864 bis Anfang des Sommersemesters 1865
- Ende Juni 1866 bis 13. Dezember 1867
- 31. Januar 1874 bis 17. Dezember 1874
- 4. Mai 1875 bis 29. Oktober 1876
- 31. Oktober 1882 bis 17. Oktober 1887
Das Corps suspendierte endgültig am 6. Juli 1893, als die Corpsburschen das von den Alten Herren für ihre Entschuldung gesammelte Geld (wohl 20.000 Goldmark) zweckentfremdet hatten – für den „berühmten“ Frühschoppen in Venedig.[2] Der Senior soll sich danach erschossen haben.[3] Nach einer anderen Version war die Veranlassung der Suspendierung ein in Monte Carlo abgehaltener Corpsburschen-Convent.[4] Die alten Meißner begingen 1912 das 75-jährige Stiftungsfest, schlossen aber eine Rekonstitution des aktiven Corps schon damals aus.[5] Mit Ernst Ziehm starb 1962 das letzte Mitglied der Misnia III.[6]
„...wie denn außerdem die Geschichte der Misnia hinlänglich lehrt, daß sich mit Hilfe des grünen Kreises allein in Leipzig ein Corps nicht dauernd zu halten vermag.“
Verhältnisse
Mit den Corps Bremensia und – je nach Quelle – Franconia Jena oder Guestphalia Heidelberg gründete Misnia III den grünen Kreis.
- Kartelle
- Saxonia Göttingen [A 1]
- Guestphalia Heidelberg
- Franconia Jena
- Suevia Tübingen
- Befreundete
- Bremensia
- Pomerania [8]
- Starkenburgia
Meißner
In alphabetischer Reihenfolge
- Karl Gustav Ackermann (1820–1901), Reichstagsabgeordneter
- Heinrich Albers-Schönberg (1865–1921), Deutschlands erster Röntgenarzt
- Heinrich Antoine-Feill (1855–1922), Rechtsanwalt und Mäzen in Hamburg
- Heinrich Bade (1823–1908), Bürgermeister von Schwerin
- Nikolaus von Baudissin (1838–1917), Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses
- Paul Blomeyer (1860–1918), Regierungspräsident in Stralsund
- Adolf von Braunbehrens (1819–1870), Regierungspräsident in Dessau
- Friedrich Braune, Kreisdirektor in Dessau
- Dietrich Carl von Carlowitz (1839–1890), Rittergutsbesitzer, Mitglied der II. Kammer des Sächsischen Landtags, MdR
- Oswald von Carlowitz (1859–1910), Rittergutsbesitzer, Kammerherr, Amtshauptmann der Amtshauptmannschaften Oschatz und Bautzen
- Otto von Cossel (1845–1915), Verwaltungsjurist
- Georg von Dannenberg (1858–1931), Jurist, Redakteur und Parlamentarier
- Karl von Dörnberg (1854–1891), Landrat, Diplomat
- Karl Eggers (Schriftsteller) (1826–1900), Lyriker
- Georg Curt von Einsiedel (1823–1887), sächsischer Beamter und Politiker
- Bernhard von Friesen (1825–1889), Rittergutsbesitzer, Landrat, Mitglied des Westfälischen Provinziallandtags
- Albrecht von Giseke (1822–1890), Staatsminister des Herzogtums Sachsen Meiningen
- Johannes Gobbin (1833–1893), Oberbürgermeister von Görlitz
- Oskar Göschen (1824–1900), Heraldiker
- Bernhard Grünler (1831–1891), Amtshauptmann des Amts Döbeln, Mitglied der Zweiten Kammer des Sächsischen Landtags
- Felix Freiherr von Gutschmid (1843–1905), Botschafter in Tokyo
- Bernhard Hartenstein (1840–1889), Kreisdirektor in Saarburg und Erstein, Polizei- und Kreisdirektor in Mülhausen
- Bernhard von Hausen (1835–1893), sächsischer Amts- und Kreishauptmann, Abgeordneter zur II. Kammer des Sächsischen Landtags
- Karl Heinrich (1822–1890), Jurist, Mitglied beider Kammern des Sächsischen Landtags, MdR
- Bernhard von Holleben genannt von Normann (1824–1897), General der Infanterie
- Karl Holsten (1825–1897), Theologe in Bern und Heidelberg
- Léonçe von Könneritz (1835–1890), Politiker, Finanzminister in Sachsen
- Richard von Könneritz (1828–1910), Diplomat und Politiker
- Franz Koppel-Ellfeld (1838–1920), Bühnenautor in Dresden
- Franz Krahmer (1851–1930), Landrat des Kreis Thorn, Regierungspräsident des Regierungsbezirk Posen
- Albin Le Maistre (1839–1929), Polizeipräsident in Dresden
- Wolf Hugo von Lindenau (1828–1900), Reichstagsabgeordneter
- Robert Lorenz (um 1872–1948) Rittergutsbesitzer, Landrat in Kosten
- Friedrich Matthaei (1865–1930), Gynäkologe in Hamburg
- Emil Robert Meinhold (1824–1880), sächsischer Politiker
- Georg von Metzsch-Reichenbach (1836–1927), Ministerpräsident Sachsens
- Gustav von Metzsch (1835–1900), Landtagsabgeordneter
- Otto Georg zu Münster-Langelage (1825–1893), Abgeordneter des Reichstags, Ehrenbürger von Leipzig
- Artur Odescalchi (1836–1924), ungarischer Fürst
- Georg von Platen-Hallermund (1858–1927), Rittergutsbesitzer, Klosterprobst des Klosters Preetz, Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Ludwig Emil Puttrich (1824–1908), Arbeiteranwalt, Sozialdemokrat, Mitglied der Zweiten Kammer des Sächsischen Landtags
- Hermann von Salza und Lichtenau (1829–1915), Mitglied des Reichstags des Norddeutschen Bundes
- Alexander von Stiegler (1857–1916), Majoratsherr
- Franz Susemihl (1826–1901), Klassischer Philologe in Greifswald
- Ulrich Thieme (1865–1922), Kunsthistoriker
- Friedrich Trinks (1844–1930), letzter Staatsminister des Herzogtums Sachsen-Meiningen
- Maximilian von Voß (1849–1911), Verwaltungsjurist, MdHdA
- Karl Heinrich Wäntig (1843–1917), Ministerialbeamter und Politiker in Sachsen
- Georg Heinrich Wahle (1854–1934), Bergrechtler in Freiberg
- Werner von Watzdorf (1836–1904), Finanzminister Sachsens
- Felix Wesener (1855–1930), Professor für Innere Medizin
- Felix Winterfeldt (um 1846–1885), Landrat in Pleß
- Max von Wurmb (um 1836–1886), Landrat in Lötzen und Bielefeld
- Ernst Ziehm (1867–1962), Oberverwaltungsgerichtspräsident in Danzig
Misnia IV
Siehe auch
Literatur
- Wilhelm Fabricius: Die Deutschen Corps. Eine historische Darstellung mit besonderer Berücksichtigung des Mensurwesens, Berlin 1898 (2. Aufl. 1926)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Paulgerhard Gladen: Die Kösener und Weinheimer Corps. Ihre Darstellung in Einzelchroniken. WJK-Verlag, Hilden 2007, ISBN 978-3-933892-24-9, S. 110
- ↑ Archiv Lusatia Leipzig
- ↑ Archiv Saxonia Göttingen
- ↑ v. Grote: Aus alter Zeit. In: Corps-Bericht der Guestphalia Halle 54 (Mai 1927), S. 24
- ↑ Academische Monatshefte 29 (1912/13), S. 92
- ↑ Dr. Ernst Ziehm †. In: Deutsche Corpszeitung 63 (1962), S. 206
- ↑ Georg Heine: Die Geschichte des Corps Saxonia Leipzig 1812–1912. Leipzig 1913 (Nachdruck 1982)
- ↑ G. G. Winkel: Kösener SC-Kalender. Taschenbuch für den deutschen Corpsstudenten, 26. Ausgabe. Roßberg´sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1920
Anmerkungen
- ↑ Misnia und Saxonia Göttingen hatten acht gemeinsame Corpsbrüder.