Corps Palatia München

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Corps Palatia München
Wappen der Palatia seit 1813
Wappen Zirkel
Basisdaten
Gründung: 1813
Gründungsort: Landshut
Korporationsverband: Kösener Senioren-Convents-Verband
Farben: hochrot-königsblau-silberweiß mit silberner Perkussion und roter Mütze getragen

Füchse mit Fuchsenband in hochrot-königsblau.

Art des Bundes: Männerbund
Stellung zur Mensur: pflichtschlagend
Wahlspruch: „Fortuna virtutis comes!“ (lat. Das Glück begünstigt den Tapferen/den Tüchtigen)
Waffenspruch: „Ensis sit noster vindex!“ (lat. Das Schwert sei unser Rächer!)
Mitglieder insgesamt: 150
Website: www.palatia-muenchen.de

Das Corps Palatia München ist eine Studentenverbindung im Münchner Senioren-Convent. Das Corps ist Mitglied des Kösener Senioren-Convents-Verbands und steht zu Mensur und Couleur. Es vereint Studenten und Alumni der Münchener Hochschulen. Die Corpsmitglieder werden Münchener Pfälzer genannt.

Geschichte

Am 20. Juni 1813 wurde in Landshut an der damaligen Landesuniversität von Studenten aus der Oberpfalz das Corps Palatia gestiftet. Um ihre Herkunft zu kennzeichnen, wählten sie hochrot für Regensburg, die Hauptstadt der Oberpfalz, königsblau und silberweiß für Bayern als Farben. Nur in der NS-Zeit suspendiert, brachte Palatia bekannte Persönlichkeiten hervor, darunter Alois von Erhardt, Erster Bürgermeister von München, den München-Freisinger Erzbischof Gregor von Scherr und den bayerischen Staatsminister Karl von Schrenck von Notzing.

Im Jahr 2015 waren im Corps Palatia ca. 150 Mitglieder mit südafrikanischer, spanischer, russischer, tschechischer, amerikanischer, deutscher, bulgarischer, paraguayischer und österreichischer Staatsangehörigkeit.

Die Affäre um Lola Montez

1847 geriet die Palatia in den Skandal um Lola Montez, der Konkubine König Ludwigs I. von Bayern. Montez begann 1847 eine sexuelle Beziehung mit dem damaligen Pfälzer-Senior Peißner und konnte ihn sowie einige seiner Corpsbrüder dazu bringen, sich ihr als Leibgarde unter dem neuen Corps-Namen Alemannia anzuschließen. Als die Beteiligten deswegen aus der Palatia ausgeschlossen wurden, folgte die königliche Aufforderung, dies wieder rückgängig zu machen. Da die Palatia dies verweigerte und schließlich auch alle anderen Münchener Corps die Alemannia anfeindeten, kam es zu Unruhen in der Universität sowie zu Protesten der Münchner Bevölkerung. Unter anderem unterzeichnete Karl von Schrenck von Notzing, bayerischer Justizminister und Alter Herr der Palatia, ein Memorandum gegen Lola Montez und trat im Februar 1847 mit allen anderen Ministern aus dem Staatsdienst zurück.

Am 9. Februar 1848 verordnete Ludwig die sofortige Schließung der Universität München bis zum Wintersemester 1848/49 und befahl allen Studenten, die Stadt binnen drei Tagen zu verlassen. Am 10. Februar 1848 zogen Studenten und andere Bürger vor die Residenz und es kam zu Unruhen in der Stadt. Aufgrund des öffentlichen Drucks wurde die Universität am nächsten Tag wieder geöffnet und der König entschloss, seine Geliebte ins Exil zu schicken, die am 11. Februar in die Schweiz flüchtete. Die Unruhen im Umfeld der Märzrevolution weiteten sich bis zum Sturm auf das Münchener Zeughaus am 4. März 1848 aus. Am 16. März 1848 folgten erneute Unruhen, denn Montez war nach der Verbannung wieder nach München gekommen. Ludwig musste sie am 17. März per Fahndungsaufruf polizeilich suchen lassen. Schließlich musste König Ludwig I. am 20. März 1848 zugunsten seines Sohnes Maximilian II. abdanken.

Couleur und Zirkel

Pfälzerfuchs, gemalt von Willi Geiger (1927)

Palatia hat die Farben hochrot-königsblau-silberweiß mit silberner Perkussion. Dazu wird eine rote Mütze getragen. Die Füchse tragen ein Fuchsenband in hochrot-königsblau.

Ihr Zirkelspruch lautet: „Circulus fratrum Palatiae vivat“ (lat. Der Kreis der Pfälzer Brüder lebe) bzw. „Vivat, crescat, floreat“ (lat. Er lebe, wachse, gedeihe).

Der Wahlspruch lautet „Fortuna virtutis comes!“ (lat. Das Glück begünstigt den Tapferen/den Tüchtigen), der Waffenspruch „Ensis sit noster vindex!“ (lat. Das Schwert sei unser Rächer!).

Auswärtige Beziehungen

Palatia war bis 1880 ein Lebenscorps, hatte aber in den ersten Jahren einige Mehrbändermänner. Offiziell zugelassen wurden sie erst 1969. Als kreisfreies Corps unterhält Palatia Freundschaftsverhältnisse mit Saxonia Wien und Teutonia Graz. Nach 1990 entstand ein Vorstellungsverhältnis mit Visigothia Rostock, welches im Juli 2012 ebenfalls in ein Freundschaftsverhältnis aufgewertet wurde.

Corpshaus

BW
Das erste Haus des Corps Palatia München in der Reitmorstraße 28

Das heutige Corpshaus in der Königinstraße 49 wurde am 6. Dezember 1958 seiner Bestimmung übergeben. Es ersetzte das alte Corpshaus in der Reitmorstraße[1], welches von Eugen Drollinger erbaut und im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Auf dem 1948 erworbenen Grundstück wurde schon 1952 in einem ersten Bauabschnitt ein einstöckiges Gebäude mit Kneipe, Speise- und Conventzimmer, Paukkeller, Küche und Hausmeisterwohnung errichtet. Der viergeschossige Ausbau erfolgte von Frühjahr bis November 1958. Der Neubau umfasste auch zwei Etagen mit zehn Aktivenzimmern, womit Palatia eines der ersten Corps war, das einen eigenen Wohnbereich für Aktive realisierte.[2]

Mitglieder

In alphabetischer Reihenfolge

Träger der Klinggräff-Medaille

Mit der Klinggräff-Medaille des Stiftervereins Alter Corpsstudenten wurde ausgezeichnet:

  • Alexander Sollee (2012)

Literatur

In alphabetischer Reihenfolge

  • Bertrams, Kurt U.: Der Kartell-Convent und seine Verbindungen, Hilden 2009
  • Eduard Pohl'sche Buchdruck (Verlag): Bundes-Fest-Lieder zur 70jährigen Stiftungs-Feier des Corps Palatia zu Landshut den 23., 24. und 25. Juni 1883, Amberg 1883
  • Gladen, Paulgerhard (Hrsg.):Die Kösener und Weinheimer Corps, Hilden 2007
  • Horn, Oscar: Zur fünfzigjährigen Jubelfeier des Corps Palatia: Ein Gedenkbuch, München 1863, Vorschau in der Google-Buchsuche
  • J. F. Rietsch'sche Buchdruck (Verlag): Das siebenzigste Bundesfest des Corps "Palatia" Gefeiert zu Landshut in den Tagen des 23. bis 25. Juni 1883. (Ein Erinnerungsblatt), Landshut 1883
  • Keppler's Buchdruckerei (Verlag): Verzeichniss der Philister des Studenten-Corps Palatia von dessen Gründung zu Landshut am 20. Juni 1813 als Lebensverbindung bis zu dessen Umwandlung in ein Waffencorps zu München am 18. Mai 1877.Nebst Berichtungen zu dem Verzeichniss, Passau 1877
  • Kuhn, Joachim: Geschichte des Corps Palatia zu München. 1813 bis 1987, München 1987

Einzelnachweise

  1. E. H. Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 96.
  2. Corpshaus der Münchener Pfälzer. In: Deutsche Corpszeitung 60 (1959), S. 126-127.

Weblinks

Commons: Corps Palatia München – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 9′ 3,36″ N, 11° 35′ 5,23″ O