Crocker V-Twin

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Crocker V-Twin
Crocker-Motor

Die Crocker V-Twin von 1936 bis 1940 war seinerzeit das leistungsstärkste Zweizylinder-Motorrad der Vereinigten Staaten.[1] Die Crocker gilt als die Duesenberg unter den amerikanischen Motorrädern.[2][3]

Entwicklung und Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Albert Crocker (1882–1961), seit 1913 Indian-Vertriebsleiter in Denver, entwickelte ab 1931 eigene Motorräder mit Indian-Motoren; 1933 konstruierte er auf der Basis des JAP-Einbaumotors einen OHV-Einzylinder-Motor mit 30,5 ci (~500 cm³) Hubraum. 1934 gründete Crocker in Los Angeles, Venice Boulevard, die Crocker Motorcycle Co., um die selbst entwickelten Motorräder zu vermarkten. Diese für Speedway-Rennen benutzten Maschinen waren recht erfolgreich.[4][5]

1936, kurz nach der Präsentation von Harley-Davidsons Knucklehead-Motor, stellte Crocker eine 61-ci-Maschine (~1000 cm³ Hubraum) mit Zweizylinder-V-Motor vor. Der OHV-Motor mit Trockensumpfschmierung und Batterie-Spulenzündung leistete bei einer Verdichtung von 7,5:1 für die damalige Zeit sensationelle 50 PS (36,8 kW) bei 5.800 min−1. Die 215 kg leichte Maschine mit 18-Zoll-Reifen und einem Radstand von 148,6 cm hatte ein Dreiganggetriebe und wurde für 550 US-Dollar zum Kauf angeboten.[1]

Crocker war als Motorradhersteller ein Pedant, der ähnlich wie der damalige englische Hersteller Brough Superior ein hohes Qualitätsniveau erreichte; nahezu alle Teile stellte Crocker selbst her. Durch die Einzelanfertigung konnte Crocker auch auf die Kundenwünsche nach Hubraumvergrößerung eingehen. Crocker konnte Motoren mit 68 ci (~1114 cm³) bis zuletzt 83,5 ci (~1370 cm³) liefern; kaum eine Crocker gleicht der anderen.[1] Crocker warb mit dem Versprechen, den vollen Kaufpreis zurückzuerstatten, falls ein Crocker-Fahrer auf freier Strecke jemals von Indian- oder Harley-Davidson-Motorrädern überholt werden sollte.[6][2] Das Exemplar von Otis Chandler soll bei einer Leistung von 55 PS (40,5 kW) eine Geschwindigkeit von 193 km/h erreicht haben. Sam Parriot[7] übertraf dies mit einer getunten Crocker und soll eine Höchstgeschwindigkeit von 223,7 km/h erzielt haben.[2]

Exemplare und heutiger Wert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über die Anzahl der hergestellten Motorräder gibt es unterschiedliche Angaben. Crocker selbst zählte 60 Exemplare,[1] sein Cheftechniker Paul A. Bigsby 64 Maschinen.[2][8] Nach den Motornummern zu urteilen, können es auch 300 Exemplare gewesen sein;[1] heute sollen noch 49 Crocker V-Twin existieren.[6]

Die Crocker V-Twin gilt heute als eines der teuersten und auch begehrtesten Modelle für US-amerikanische Sammler. Bereits 2006 wurde eine Crocker aus den Beständen von Steve McQueen für 276.500 US-Dollar verkauft. Im August 2012 wurden von drei Crocker der Baujahre 1937–1940 bei Bonhams eine für 291.000 sowie zwei für je 302.000 US-Dollar versteigert.[9]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Jerry Hatfield: Standard Catalog of American Motorcycles 1898–1981. Krause Publications 2006, ISBN 978-0-89689-949-0, S. 36–42
  2. a b c d Wolfgang Wiesner: Amerikanische Motorräder. Motorbuch Verlag Stuttgart, 2. Auflage 1992. ISBN 3-613-01362-2, S. 179–180
  3. cyrilhuze (abgerufen am 14. April 2013)
  4. Wiesner gibt 31 verkaufte Speedway-Maschinen an.
  5. sturgis.com Speedway-Crocker (abgerufen am 14. April 2013)
  6. a b Guggenheim Museum New York: The Art Of The Motorcycle. 2001, ISBN 0-8109-6912-2, S. 195
  7. Sam Parriot auf Crocker (abgerufen am 15. April 2013)
  8. Bigsby gründete später den amerikanischen Hersteller für Gitarren und Gitarrenzubehör Bigsby Guitars.
  9. bonhams.com 1937 Crocker V-Twin Engine no. 37-61-24 (abgerufen am 11. April 2013) → lot 334–336