Crotale

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Crotale

Allgemeine Angaben
Typ Flugabwehrrakete
Heimische Bezeichnung R.440
NATO-Bezeichnung Crotale
Herkunftsland Frankreich Frankreich
Hersteller Matra BAE Dynamics & Thomson-CSF
Entwicklung 1966
Indienststellung 1971
Einsatzzeit im Dienst
Technische Daten
Länge 2,89 m
Durchmesser 150 mm
Gefechtsgewicht 85 kg
Spannweite 540 mm
Antrieb Feststoff Raketentriebwerk
Geschwindigkeit Mach 2,3
Reichweite 0,5–12 km
Dienstgipfelhöhe 15–5000 m
Ausstattung
Lenkung Trägheitsnavigationsplattform
Zielortung SACLOS via Radar
Gefechtskopf 13,9 kg Splittergefechtskopf
Zünder Näherungs- und Aufschlagzünder
Waffenplattformen Anhänger oder Fahrzeug
Listen zum Thema

Crotale ist ein mobiles, allwetterfähiges Flugabwehrraketensystem aus französischer Produktion. Es dient zur Bekämpfung von tieffliegenden Flugzeugen und Hubschraubern.

Entwicklung

Die Entwicklung bei Matra BAE Dynamics und Thomson-CSF Airsys (heute Thales) begann 1966. Die ersten Systeme wurden 1971 ausgeliefert. Ursprünglich wurde das Crotale-System von Frankreich für Südafrika entwickelt, wo es den Namen Cactus trägt. Die Leistung des Systems überzeugte jedoch so, dass Frankreich das System sowohl für das Heer als auch für die Marine beschaffte. In den darauffolgenden Jahren wurde das System laufend modernisiert und der aktuellen Bedrohungslage angepasst.

Technik

Das Flugabwehrraketensystem besteht im Wesentlichen aus zwei Komponenten. Das Starter-Fahrzeug besitzt vier Raketenstarter; zwischen den Lafetten ist das Feuerleitradar montiert. Das zweite Fahrzeug trägt das Suchradar. Über ein einfaches Kabel kann das Überwachungsfahrzeug mit mehreren Starter-Fahrzeugen verbunden werden. Ab der Version R.480 kommt ein neuer, kompakter Waffenturm zum Einsatz. Dieser ist mit den Sensoreneinheiten, einem Überwachungsradar sowie 2×4-Startbehälter für die Lenkwaffen ausgerüstet.

Beim französischen Heer wurde das System zuerst auf einem 4×4-Radfahrzeug des Rüstungsherstellers Hotchkiss mit vier Startbehältern entwickelt. Um eine höhere Mobilität zu gewährleisten, entschied man, das System auf dem Chassis des französischen AMX-30-Kampfpanzers zu installieren und die Zahl der Startbehälter wurde auf sechs erhöht.

Bei der Marine wird das Raketensystem auf diversen Kampfschiffen eingesetzt. So haben z. B. die Fregatten der La-Fayette-Klasse am Heck über dem Hubschrauberflugdeck einen Crotale-Achtfach-Werfer.

Die Lenkwaffe wird von einem Feststoffraketenmotor angetrieben. Nach dem Start erreicht die Lenkwaffe innerhalb von 2,3 Sekunden ihre Höchstgeschwindigkeit von Mach 2,3. Die moderne VT-1-Lenkwaffe erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von Mach 3,5. Die Lenkwaffen werden mittels eines Radarleitstrahles an das Ziel herangeführt. Kommt das Flugziel in den Ansprechradius des Näherungszünders, wird der Splittergefechtskopf gezündet. Dieser hat einen effektiven Wirkungsradius von acht bis zehn Metern (je nach Zielgröße). Bei einem Direkttreffer wird der Sprengkopf durch den Aufschlagzünder ausgelöst.

Varianten

  • R.440 Crotale: Erste Serienversion, 1971 eingeführt.
  • R.460 Shahine: Version installiert auf dem Fahrgestell des AMX-30.
  • R.460 Cactus: Version der Shahine für den Einsatz in Wüstenregionen.
  • R.480 Crotale-NG: Version mit Hochgeschwindigkeits-Lenkwaffe. 1990 eingeführt. Reichweite 11 km
  • R.480NR Crotale-NG: Komplett modernisierte Version mit neuer VT-1-Hochgeschwindigkeits-Lenkwaffe.
  • Crotale Mk.3: Verbesserte Crotale-NG mit neuer Elektronik und neuer Shikra-3D-Radaranlage. Kann Marschflugkörper und Präzisionsbomben bekämpfen. 2008 eingeführt.
  • Crotale CN1: Marineversion für den Einsatz auf Schiffen.
  • Crotale CN2: Verbesserte Variante mit komplett neuer Radaranlage und Elektronik.
  • Crotale CN3: Variante der Crotale CN2 mit neuer VT-1-Hochgeschwindigkeits-Lenkwaffe.

Verbreitung

Ägyptische Crotale-Starterfahrzeuge
Südkoreanisches Chun-ma-System beim Start eines Lenkflugkörpers
  • Agypten Ägypten 12 Systeme mit 60 Lenkwaffen.
  • Bangladesch Bangladesch: Ulsan-Klasse und 053H-Klasse (chin. Jianghu-III-Klasse), FM-90N.
  • Bahrain Bahrain: 1 System mit 30 Lenkwaffen.
  • Chile Chile: 2 Systeme mit 375 Lenkwaffen.
  • China Volksrepublik Volksrepublik China: Lizenzproduktion und Reverse-Engineering von mehreren hundert Systemen unter der lokalen Bezeichnung HQ-7, FM-80 und FM-90.
  • Finnland Finnland: Crotale NG installiert auf einem Sisu-XA-181-Fahrzeug, Bezeichnung ItO 90. 21 Systeme.
  • Frankreich Frankreich: Crotale NG (zwölf Systeme) und Crotale, u. a. La-Fayette-Klasse.
  • Griechenland Griechenland: Crotale NG, 11 Systeme.
  • Iran Iran: Systeme in China erworben.
  • Libyen Libyen: 12 Systeme mit 216 Lenkwaffen.
  • Marokko Marokko: Cactus.
  • Oman Oman: Crotale NG, 2 Systeme mit 50 Lenkwaffen.
  • Pakistan Pakistan 12 Systeme mit 300 Lenkwaffen.
  • Philippinen Philippinen: Systeme nicht mehr im Einsatz.
  • Saudi-Arabien Saudi-Arabien: Shahine und Crotale NG, 22 Systeme mit 725 Lenkwaffen.
  • Sudafrika Südafrika: Cactus, 7 Systeme mit 200 Lenkwaffen.
  • Korea Sud Südkorea: Crotale NG, lokale Bezeichnung Chun-ma. 114 Systeme.
  • Vereinigte Arabische Emirate Vereinigte Arabische Emirate: 3 Systeme mit 210 Lenkwaffen.

Einsatz

Crotale kam bei der französischen Intervention im Tschad sowie während des Zweiten Golfkrieges zum Einsatz.

Literatur

  • Land-Based Air Defence Edition 2003, 2004, 2005 Jane's Verlag
  • Ian Hogg: Artillerie des 20. Jahrhunderts, Gondrom, Bindlach 2001, ISBN 3-8112-1878-6

Weblinks

Commons: Raketensystem Crotale – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien